Vorher-Nachher: Eine Mini-Wohnung in Berlin mit Schlafstatt in der Höhe
Wie bringt man eine komplette Wohnung auf 21 Quadratmetern unter? Indem man nicht nur in die Fläche, sondern in die Höhe denkt
Wohnraum in Großstädten ist knapp. So knapp, dass es sich lohnt, auch auf 21 Quadratmetern eine komplette Wohnung einzurichten – mit Küche, Bad, Wohn- und Schlafraum. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Darum haben die Eigentümer eines Apartments in Berlin-Moabit eine auf kleine Wohnräume spezialisierte Architektin engagiert: Paola Bagna. Sie realisiert mit ihrem Architekturbüro „Spamroom“ Wohnträume auf kleinstem Raum. Sie sieht dies als Lösung aus der zunehmenden Wohnungsknappheit in vielen Metropolregionen.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine junge Studentin
In: Berlin-Moabit
Auf: 21 Quadratmetern
Architekten: Spamroom und John Paul Coss
Team: Inhouse Berlin, Noé Metal Design, PA-Tischlerei, Astrid Kaltenborn und Thomas Bandura
Projektjahr: 2015
Material: 70 Prozent neu, 30 Prozent recycelt
Fotos: Ringo Paulusch
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine junge Studentin
In: Berlin-Moabit
Auf: 21 Quadratmetern
Architekten: Spamroom und John Paul Coss
Team: Inhouse Berlin, Noé Metal Design, PA-Tischlerei, Astrid Kaltenborn und Thomas Bandura
Projektjahr: 2015
Material: 70 Prozent neu, 30 Prozent recycelt
Fotos: Ringo Paulusch
Das bedeutete auch, dass alle Tapeten von den Wänden gezogen und vor allem alle Fußbodenschichten bis auf den untersten Dielenboden entfernt wurden. Alles geschah mit äußerster Umsicht. Denn es konnten ja wiederverwertbare Materialien dabei sein.
Vom Teppichboden trennte Bagna sich. Das darunter verlegte Stäbchenparkett fand eine neue Bestimmung. Die Spanplatte und der Estrich darunter wanderten wiederum auf die Bauschuttdeponie. Die Dielen ganz unten schließlich wurden sorgfältig aufgearbeitet und wo nötig ergänzt.
Vom Teppichboden trennte Bagna sich. Das darunter verlegte Stäbchenparkett fand eine neue Bestimmung. Die Spanplatte und der Estrich darunter wanderten wiederum auf die Bauschuttdeponie. Die Dielen ganz unten schließlich wurden sorgfältig aufgearbeitet und wo nötig ergänzt.
Wie ein leeres Blatt Papier lag das Apartment nun da und wartete auf neue Ideen und Einfälle für die Raumnutzung. Bei 21 Quadratmetern ist kein Fleckchen zu verschenken, wie Bagna betont. Sie wollte daher neben der Grundfläche auch die Höhe des Raums nutzen. Doch dafür musste zuerst die alte Strohdecke weichen, die Risse hatte und nicht mehr zu retten war. Sie wurde durch eine gedämmte, mit Gipskartonplatten abgehängte Decke ersetzt. Zwischen Fußboden und Decke sind nun noch dreihunderteinundzwanzig Zentimeter Platz. Insgesamt also rund 67 Kubikmeter, die Bagna neu gestalten konnte.
Für den Innenausbau nach ihren Plänen hat Bagna die Spezialisten von Inhouse Berlin engagiert.
Für den Innenausbau nach ihren Plänen hat Bagna die Spezialisten von Inhouse Berlin engagiert.
In der Planung wurde Bagna von Architektenkollege John Paul Coss unterstützt. Sie entschieden sich, mit dem Bad zu beginnen. Es ist der zentrale Raum, um den sich die übrigen Wohnbereiche schmiegen.
Das Bad steht wie ein Kubus mitten im Raum. Eine Stahlstruktur, teilweise freitragend, mit einer minimalen Deckenhöhe.
Das Bad steht wie ein Kubus mitten im Raum. Eine Stahlstruktur, teilweise freitragend, mit einer minimalen Deckenhöhe.
Auf nur zwei Quadratmetern finden Regendusche, WC und Waschbecken mit großzügigem Unterschrank ein geordnetes Nebeneinander. Dennoch wirkt der mit großformatigen Keramikfliesen ausgelegte Raum nicht beengt.
Das liegt zum einen am Oberlicht und zum anderen an dem geschickt positionierten Spiegel. In ihm bricht sich das Tageslicht, aber auch das künstliche Licht aus den Deckenleuchten. Bei so viel Helligkeit kommen die Wandfliesen gut zur Geltung.
6 gute Gründe für ein Oberlicht in der Dusche >>>
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Die beigen Craqueléfliesen stammen von einem Händler für historische Baustoffe. Die neuen, dunkelblauen Jugendstilfliesen sind von Golem Kunst und Baukeramik. Mit ihnen hat Bagna dem Wunsch der Bauherren entsprochen, die Bauzeit des Hauses in die Gestaltung des Apartments mit einzubeziehen und einige Jugendstilelemente aufzunehmen.
Für die Badezimmertür kam das Stäbchenparkett zu neuem Leben. Die Holzverarbeiter Astrid Kaltenborn und Thomas Bandura, die sich auch um die Aufarbeitung der Holzböden gekümmert haben, haben es hierfür abgeschliffen und in die Vertikale gebracht. Zur Schiebetür umfunktioniert grenzt es nun das Bad zum Flur hin ab (rechts im Bild angeschnitten zu sehen).
Im Flur ist die Konstruktion der Badezimmerdecke sehr gut zu erkennen, die Noé Metal Design für Bagna errichtet haben und die sich über den Flur bis zur Wand erstreckt. Die acht Zentimeter starken Stahlträger bilden die Grundlage für den Schlafbereich, der sich über dem Bad befindet. Sie müssen stabil und tragfähig sein, aber auch relativ niedrig, um wertvolle Zentimeter zu gewinnen – für eine Empore.
Im Flur ist die Konstruktion der Badezimmerdecke sehr gut zu erkennen, die Noé Metal Design für Bagna errichtet haben und die sich über den Flur bis zur Wand erstreckt. Die acht Zentimeter starken Stahlträger bilden die Grundlage für den Schlafbereich, der sich über dem Bad befindet. Sie müssen stabil und tragfähig sein, aber auch relativ niedrig, um wertvolle Zentimeter zu gewinnen – für eine Empore.
Vom Flur aus ist schon die Treppe zu sehen, über die der Schlafraum zu erreichen ist. Sie wirkt, als sei sie aus Papier gefaltet. Tatsächlich ist die zweiundfünfzig Zentimeter breite Treppe aus fünf Millimeter dickem Stahl. Sie ist stabil in der Wand verankert.
Ebenfalls in der Wand verankert ist der deckenhohe Schrank. Er ist von der Treppe aus gut zu bedienen und bietet auf zwei Ebenen Stauraum für Kleidung. Die oberen Fächer sind bequem über einen Garderobenlift von Häfele zu erreichen.
Das unterste Schrankfach kann auch als Stufe für die Treppe dienen.
Die Deckenhöhe der Empore ist mit rund dreiundachtzig Zentimetern relativ gering, doch ausreichend für einen gemütlichen Schlafplatz. Stabile Unterlage ist eine neunzehn Millimeter starke, weiß beschichtete MDF-Platte. Sie liegt auf der Deckenkonstruktion des Bades auf. Die breite Umrandung, gebildet aus den oberen Abschlüssen der Küchenoberschränke, ist eine schöne Ablagefläche für Bücher oder Laptop – unterbrochen lediglich vom Badoberlicht.
Auch auf diese Ebene dringt das Tageslicht, das durch die beiden großen Fenster das gesamte Apartment erhellt.
Auch auf diese Ebene dringt das Tageslicht, das durch die beiden großen Fenster das gesamte Apartment erhellt.
Der Wohnraum ist der größte Bereich des gesamten Apartments. Hier kommt auch die Deckenhöhe voll zur Geltung. Die Hängeleuchte ist eine weitere Reminiszenz an den Jugendstil. Ein Designelement, wie es sich die Bauherren trotz der äußerst modernen Interpretation des Wohnraums wünschten.
Mit einem geschickten Kniff hat Bagna einen Arbeitsplatz direkt vor dem Fenster geschaffen: Sie hat einfach das Fensterbrett etwas größer entworfen. Die neue Bewohnerin hat nun einen eingebauten Fensterarbeitsplatz mit Blick in den Innenhof.
Mit einem geschickten Kniff hat Bagna einen Arbeitsplatz direkt vor dem Fenster geschaffen: Sie hat einfach das Fensterbrett etwas größer entworfen. Die neue Bewohnerin hat nun einen eingebauten Fensterarbeitsplatz mit Blick in den Innenhof.
Ansonsten ist kaum vorgegeben, wie der Raum durch einen Bewohner gestaltet werden soll. Die Schränke an der Außenseite des Bades bieten Stauraum. Sie ziehen sich ums Eck bis in die Küche.
Auf Wunsch der Bauherren ist die kleine Küche mit allen notwendigen Geräten ausgestattet, wie Bagna erzählt. Die Oberschränke hat sie knapp über der Deckenhöhe des Bades enden lassen – um eben Tageslicht bis auf die Schlafempore zu lenken.
Die maßgefertigten Einbauten stammen von den Experten der PA-Tischlerei. Sie haben für die Fronten achtzehn Millimeter starke Sperrholzplatten aus Seekiefer verwendet, wie Bagna berichtet.
Der weißliche Farbton rührt daher, dass das Holz gekalkt wurde. Dazu passt auch die Arbeitsplatte von Egger aus einer beschichteten Spanplatte.
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Die maßgefertigten Einbauten stammen von den Experten der PA-Tischlerei. Sie haben für die Fronten achtzehn Millimeter starke Sperrholzplatten aus Seekiefer verwendet, wie Bagna berichtet.
Der weißliche Farbton rührt daher, dass das Holz gekalkt wurde. Dazu passt auch die Arbeitsplatte von Egger aus einer beschichteten Spanplatte.
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Auch in der Küche hat Bagna dem Fensterbrett eine Verwendung zugeordnet: Hier sollen Pflanzen stehen, am besten Kräuter, die dann frisch beim Kochen verwendet werden können.
Wohnen auf kleinem Raum – mehr spannende Projekte im Magazin von Houzz >>>
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Die neuen Besitzer wollten wieder mehr Ausgeglichenheit. Die Räume mit den großen Fenstern hatten Potenzial, allerdings versteckt hinter Mauern und Einbauten. Also lies Bagna keinen Stein auf dem anderen, zumindest nicht im Innenraum. Sie entkernte das ganze Apartment, bis nur noch die Außenwände standen.