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shelovesnyc

Malerarbeiten - Reklamation

Barbara N
vor 5 Jahren

Liebe Community,

eine Frage in die Runde was man bei folgendem Fall am besten tun sollte, sicherlich gibt es einige, die ähnliche Probleme hatten.

Der Malerbetrieb, der vom Bauträger beauftragt wurde (es handelt sich hier um eine ETW in einem Neubau), hat sehr unsachgemäß gearbeitet. Trotz Hinweis, dass meine Bodenleisten schmal sind und man daher bitte bis zum Boden das Malervlies tapezieren möge und eben auch bis zum Boden streichen muss, wurde ignoriert.

Außerdem wurde über Rosetten von Wasseruhren tapeziert, Schalter wurden, statt abzumontieren, ‚umpinselt‘, … die Mängelliste ist lang. In der Bauleistung war Raufaser weiß gestrichen inkludiert, Malervlies

mit ausgesuchter Farbe kostet mich knapp 3.000,00 für ca. 50 qm on top.

Bis jetzt habe ich noch keine Rückmeldung von der Bauleitung wie der Schaden behoben werden soll. Ich bin absoluter Laie würde aber annehmen, dass man das Malervlies entfernen und neu verkleben muss, oder wie sehen das die Fachleute hier? Parkett liegt bereits, was das Ganze nicht einfacher macht …

Danke im Voraus für die Hilfe, meine Vorfreude auf den Einzug in 4 1/2 Wochen ist erheblich getrübt.

Liebe Grüße

Barbara




Hervorgehobene Antwort
  • PRO
    Raumagentur ArteFakt
    vor 5 Jahren

    50 qm Grundfläche oder 50 qm Wandfläche?

    Bei 50 qm Wandfläche wäre es ein Mehrpreis von 60,- /qm, und das wäre definitiv eine bessere Arbeit wert. Da sollte mindestens eine Q3-Spachtelung, Bekleben mit Malervlies und Endanstrich in Wunschfarbton berücksichtigt sein.

    Bei 50 qm Wohnfläche sind es vermutlich 120 qm Wandfläche, was einen Mehrpreis von 25,- /qm bedeuten würde, was das Ergebnis auch zeigt: Statt Raufaser nur Vlies verwenden und im Wunschfarbton streichen. Keine Verbesserung des Untergrundes, keine Versiegelungsarbeiten.

    Was ist also "unsachgemäße Arbeit" und ein berechtigter Mangel, und was ist nur die Differenz zwischen Wunsch und angebotener Leistung?

    *****

    Idealerweise wird erst die Wand vorbereitet, dann der Boden inkl. Sockelleisten gelegt, und die Elektroeinsätze eingesetzt, bevor die Versiegelung der Sockel und Türrahmen und der Endanstrich erfolgen. Im Anschluß werden die Abdeckungen von Elektro- und Sanitärinstallationen montiert.

    Hier wurden nun die Malerarbeiten nach den Elektrikern und vor dem Bodenleger durchgeführt.

    Jetzt gilt es zu schauen, was vertraglich vereinbart wurde, und was nach DIN bzw. "anerkanntem Stand der Technik" annehmbar ist, und was überhaupt angeboten wurde. Manches liegt dabei in hinnehmbaren Toleranzbereichen, anderes definitiv nicht.

    Es ist zB. nicht üblich, daß bei einer solchen eher aufwendigen Wandbearbeitung Schaltermaterial und andere Abdeckungen vor Bearbeitung nicht entfernt werden. Und wenn zB. wenn durch Pinselschlag zu erkennen ist, daß hier nur um die Abdeckungen herum gestrichen wurde oder der Untergrund partiell sichtbar ist, ist das auch kritisch zu betrachten. Für den Einsatz von Vliestapete ist eigentlich eine Wandglätte von Q4 erforderlich. Eine Wandglätte unter Q3 ist nicht üblich. Die Toleranzen in der Definition dieser Qualitätsstufen sind fliessend.

    *****

    Haben Sie schon Zahlungen der Mehrleistung geleistet, oder ist diese Summe als probates Druckmittel noch offen?

    Es ist ratsam, sich mit dem Bauleiter zu verständigen und offen nach Lösungen zu fragen, bevor man mit Forderungen auftritt. Wichtig: sachlich bleiben! Nicht alles ist zu tolerieren, aber nicht alles ist auch ein Mangel, nur weil man es sich anders vorgestellt hat.

    Erst wenn das nicht fruchten sollte, ist sehr schnell eine (berechtigte) Mängelaufstellung mit Fristsetzung einzureichen, um weitere zeitliche Verzögerungen zu vermeiden. Was ein berechtigter Mangel ist, kann zB. ein Bausachverständiger feststellen.

    Nur ganz grob und ohne rechtlich bindende Aussagekraft:

    Es gilt dann (schriftlich) eine angemessene Frist für die Behebung der definierten Mängel zu setzen, und ggfls. eine Nachfrist, wenn bis zum Fristtermin die Reklamation gar nicht oder nur unzureichend behoben wurde.

    Erst im Anschluß darf man in den meisten Fällen selbst tätig werden, und die Mängel anderweitig beheben lassen und die entstandenen Kosten dem Vorgewerk in Rechnung stellen bzw. in Abzug bringen. Das kostet leider alles Zeit.

    *****

    Mir drängt sich auch die Frage auf, welche Qualität für den Untergrund ursprünglich Angeboten war (Q2, Q3, Q4?), welche Qualität in dem Aufpreis enthalten ist, und wie der Putz letztlich ausgeführt wurde.

    Auf dem letzten Foto ist auf der linken Wand erkennbar, daß sich vom Putz die Struktur durchdrückt. So wie es aussieht, ist hier eher die Qualitätsstufe Q2 umgesetzt worden, für schwere strukturierte Tapeten (zB. Raufaser) geeignet.

    Der Riss über der Türzarge kann auch dadurch entstehen, daß Trockenbauwände nicht sachgemäß ausgeführt wurden oder notwendige Gewebestreifen nicht eingelegt wurden. Hier hätte nicht der Maler, sondern der Trockenbauer nachzubessern und die Kosten der Folgeschäden zu tragen, sofern ein Ausführungsfehler vorliegt.

    Da aber Ihr Auftraggeber ein Einzelunternehmen ist, ist das glücklicherweise nicht Ihre Thema.

    *****

    Zu Ihrer (Teil-) Beruhigung: eine Vliestapete ist auch partiell korrigierbar. Sei es in partiellem Austausch der Tapete (zB. einem Streifen zu den Sockelleisten), oder durch Beispachteln offener Fugen oder kleinerer Flächen. (wie zB. oberhalb der Türzarge) Die nachgearbeiteten Flächen werden dann noch einmal geschliffen. Ebenso können sichtbare Pinselstriche zB. um die Schalter herum beigeschliffen werden. Größere Bereiche mit sichtbaren Putzschlieren unterhalb der Tapete können aber nur bedingt durch Schliff korrigiert werden, hier ist wohl ein Austausch ggfls einzelner Bahnen notwendig.

    Die Farbe kann je nach Qualität und Rollenwerkzeug auch partiell nachgearbeitet werden, ohne daß es sichtbar ist. Sollte die Farbqualität oder der Farbton aber eine partielle Korrektur nicht zulassen, dann ist die gesamte Fläche erneut zu streichen.

    Vorteil bei Ihnen: die Fugen zu den Sockelleisten können dann gleich mit versiegelt und gestrichen werden.

    *****

    Ich drücke Ihnen die Daumen, daß Sie Ihre momentane Enttäuschung über den Zwischenstand für die Verhandlungen zurückhalten können und in einem sachlichen Gespräch (nicht Mailaustausch!) mit dem Bauleiter in diesem einen Partner und keinen Gegner finden und sehen, und daß sie zusammen die Kuh vom Eis holen und Ihnen ein schönes Zuhause zaubern werden.

    Kommentare (9)

    • Bettina Volk
      vor 5 Jahren
      Tolle Antwort, Raumagentur Artefakt
    • Barbara N
      Ursprünglicher Verfasser
      vor 5 Jahren

      Guten Morgen ArteFakt,

      ganz herzlichen Dank für den ausführlichen und hilfreichen Kommentar, freut mich wirklich sehr.

      Ich versuche mit dem Ganzen sachlich umzugehen, auch wenn das nicht so ganz einfach ist. Es handelte sich am Montag um die Bauabnahme meiner Wohnung und die Mängel wurden, in Beisein eines Sachverständigen, vom Bauleiter aufgenommen. Es gibt eine Frist bis zur Schlüsselübergabe am 26.09.18. Die sollte wirklich ausreichen, um alle Mängel zu beseitigen.

      Den Aufpreis von 3.000,00 € habe ich an den Bauträger noch nicht gezahlt. Insgesamt handelt es sich um eine Grundfläche von 55qm mit Gipsputz verspachtelt (ohne Angabe von Q3/Q4) und Malervlies verarbeitet.

      Für mich ist es leider, beruflich bedingt, nicht einfach, alles persönlich tagsüber mit dem Bauleiter zu besprechen, deshalb muss ich auf Mails ausweichen. Wie sich der Malerbetrieb zu allem am Dienstag geäußert hat, dazu machte der Bauleiter gestern am Telefon nur vage Andeutungen und meinte nur, die Mängel wären jetzt schon teilweise beseitigt. Ich werde morgen die Gelegenheit haben zu sehen, was der Maler bereits korrigiert hat.

      Nochmals vielen Dank, es beruhigt mich jetzt zu wissen, dass man durchaus diese Mängel ausbessern kann und nicht alles nochmals entfernen muss.

      Viele Grüße

      Barbara

    • Barbara N
      Ursprünglicher Verfasser
      vor 5 Jahren

      So sehen momentan die "Ausbesserungen" aus, hier nur zwei kleine aktuelle Beispiele ... ohne Worte

    • PRO
      Raumagentur ArteFakt
      vor 5 Jahren

      Das sieht aber echt böse aus. Scheint ein Betrieb zu sein, der auch Malerarbeiten anbietet, aber keinen ausgebildeten Maler beschäftigt...

      Aber denken Sie daran: Ihr Ansprechpartner ist der Auftragnehmer, also das Bauunternehmen. Der muss sich entsprechend mit den Handwerkern auseinandersetzen, nicht Sie, denn dafür bezahlen Sie ihn auch.

      Zahlen Sie bis zur mängelfreien Abnahme nichts. Einbehalten darf man zwar eigentlich nur einen Teil, der hoch genug ist, die Mängel zu beseitigen aber auch hoch genug ist, um der ausführenden Firma einen Anreiz zu geben, die Mängel auch zu beseitigen, aber hier ist es so, daß Sie mit der Grundsumme bereits einen Teil gezahlt haben (Raufaser weiß), und Sie werden einige Einschränkungen haben, wenn zum Übergabetermin die angebotenen Arbeiten nicht fertiggestellt sein werden. Das sind zwei gute Gründe, nicht einmal eine (weitere) Anzahlung zu leisten. Hauptsache, Sie kommen mit den übrigen Zahlungen deshalb nicht in Verzug.

      Legen Sie das für die Mehrleistungen vorgesehene Geld ggfls. auf ein eigenes Konto / Sparbuch, um nachzuweisen, daß Sie willens und in der Lage sind, den Betrag zu zahlen, sobald die Leistung auch erbracht wurde. Im Streitfall gibt das ordentlich Pluspunkte und in der Verhandlung ist das ein gutes Argument in Ihrer Hand.

      Es ist schade, daß die Qualität des Untergrundes nichtnäher bestimmt war. Die ganzen Pickel und Putz-Schlieren unter der Tapete sind echt schlimm. Bei dem MEHR-Preis von 3K sollte Marktüblich eigentlich mindestens! ein Q3-Q4 als Untergrund erbracht werden - sprechen Sie das doch mal beim Bauleiter an...

      Marktüblich ist (nach dem Wandbau in GK, Fugen gespachtelt, bzw. Putzauftrag auf Mauerwerk):

      • ~2,50 - 4,- / qm Abdeckarbeiten (Boden) - netto-

      • ~1,60 / qm Tiefengrund auf die Wände auftragen -netto-

      • ~4,50 / lfm Ecklschutzschiene einbringen -netto-

      • ~10-20,- / qm Feinspachtel, 2-lagig mit Zwischen- und Endschliff (Q3-4) -netto-

      • ~8-12,- / qm Malervlies -netto-

      • zzgl. Versiegelungen zu Sockelleisten und Türzargen

      • 6,50,- / qm Endanstrich, farbig hell nach Vorgabe (hier sollte ein einfacher Anstrich genügen!)

      Mit MwSt. sind das dann im Mittel 40,- / qm + Fugen und Bodenschutz

      Oder anders ausgedrückt: für 60,- / qm Mehrpreis dürfen Sie ganz anderes verlangen! (Gehen Sie davon aus, daß der Grundpreis für Raufaser und Anstrich in weiß bei ca. 5-15,-/qm liegt, je nach Qualität der Raufaser und Farbe. )


      Barbara N hat Raumagentur ArteFakt gedankt
    • Barbara N
      Ursprünglicher Verfasser
      vor 5 Jahren

      Lieber Steffen, vielen Dank für die ausführliche Info und den Tipp den Betrag separat zu parken.

      Lt. heutiger Aussage vom Bauleiter hat der Maler eine Frist bis zum 07.09.18. Aber ich mache mir da keine Hoffnungen, dass das am Freitag nur annähernd so aussieht, dass ich das abnehmen würde. Flickwerk reicht bei den Mängeln eben nicht aus, das wird nicht professioneller aussehen.


      Ich werde mich keinesfalls direkt mit der Firma auseinandersetzen, dass ist Aufgabe des Bauträgers, und ich kommuniziere ausschließlich mit ihm und das mittlerweile auch nur noch schriftlich per Mail.

      Es ist einfach nur schade, dass heutzutage volle Auftragsbücher Priorität haben und die handwerkliche Qualität auf der Strecke, zumindest bei vielen großen Firma ist das leider so.

      Fühle mich gerade etwas über den Tisch gezogen ...

    • PRO
      Raumagentur ArteFakt
      vor 5 Jahren

      Liebe Barbara,

      schade ist es, in der Tat. Gut, daß Sie im Bauleiter einen Verbündeten haben, der der ausführenden Firma bereits eine Frist gesetzt hat. Das macht er vermutlich nicht, damit bis dahin alles Top ist, das macht er, weil er nach Ablauf der Frist die rechtliche Handhabe hat, eine andere Firma zu beauftragen, die dann eine entsprechende Leistung liefert, und deren Kosten er dem bisher beauftragten dann abziehen kann. So kommen alle zu dem, was sie erreichen wollen.

      Derzeit ist es wirklich enorm schwierig gute und zuverlässige Fachfirmen zu finden. Für Betriebe, für Bauträger, für Planer und Endkunden gleichermaßen. Das hat also nichts mit der Größe eines Betriebes zu tun. Je dringender der Bedarf ist, umso mehr sind solche "Überraschungspakete" wie mit diesem Malerbetrieb leider vorprogrammiert.

      Sie haben durch den Rückhalt des Geldes alle Trümpfe in der Hand, und wie es scheint auch einen fähigen Bauleiter. Also eigentlich kein Grund, sich über den Tisch gezogen zu fühlen, es wird ja alles getan, damit Sie auch das bekommen, was Sie sich vorstellen und beauftragt haben. Sehen Sie diese positive zusätzliche Energie, wenn Sie an Ihr neues Zuhause denken, sie überlagert den negativen Beigeschmack.

      Es ist traurig zu sehen, mit welcher Wertvorstellung manche Firmen Ihren Job ausführen, aber umso erfreulicher, wie schnell Ihr Auftragnehmer (hier: der Bauleiter) darauf reagiert, um doch alles zu einem guten Ende zu bringen.

      Barbara N hat Raumagentur ArteFakt gedankt
    • Barbara N
      Ursprünglicher Verfasser
      vor 5 Jahren

      Ich hoffe sehr, dass Sie Recht behalten und vielen Dank für die aufmunternden Worte, die kann ich zurzeit sehr gut gebrauchen ;0)

    • PRO
      British Stoves
      vor 5 Jahren

      ...ergänzend würde ich noch gerne über die Nagellöcher in den Fußleisten/Abdeckleisten sprechen, normalerweise werden diese mit Wachskit zugemacht. Über die Qualität der ausgeführten Arbeiten ist ja schon alles gesagt. Die gezeigten Bilder sehen eigentlich so aus als ob noch "renoviert" werden muß.


      Grüße

      BS

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