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Kalkputz "Baumarkt" vs. "Kreidezeit"

Daniel Najock
vor 5 Jahren

Moin zusammen.

Wie schon in einem [anderen[(https://www.houzz.de/forum/was-am-parkett-macht-es-zu-einem-oekobaustoff-oder-eben-nicht-dsvw-vd~5530167) Thread geht es auch bei diesem Thema um Öko vs. Baumarkt. Nur ist in diesem Fall der Unterschied noch krasser. Es geht um Kalkputz. Der kostet beim "Baumarkt" (Marke Quick-Mix) 10 €, im Ökoladen (Marke "Kreidezeit") 60 €. Wie kommt diese doch sehr hohe Differenz zustande? Letztlich geht es bei mir darum, dass wir Wände mit bestehendem Putz (Siedlungshaus, BJ 1935, vermutlich Kalk-Zementputz) mit einer max. 5 mm Kalk-Putzschicht überziehen wollen. Ggf. statt Putz mit einer Kalkglätte - das könnte reichen. Schlussbeschichtung wahrscheinlich eine Lehm-Silikat-Farbe. Nun interessiert es mich, worin sich Baumarkt und Ökoladen beim Putz unterscheiden. Um es mal kulinarisch auszudrücken: Den Unterschied zwischen einer Bio-Möhre und einer Aldi-Möhre schmecke ich. Aber die Bio-Möhre kostet nicht das 6-fache.

MfG/Daniel

Kommentare (4)

  • Peter Schippmann
    vor 4 Jahren
    Zuletzt geändert: vor 4 Jahren

    Hallo Daniel,

    noch keine Antwort, auf die Gefahr das es sich erledigt haben könnte...gehe ich mal nicht ein? ;-)

    Und schreibe Dir meine Gedanken dazu:

    Kalk - Gebrannter Kalk, der gelöscht werden muss, Lagern und erst dann zum Verarbeiten sich anbietet wird durch seine Besonderheit und Qualität, der Lagerzeit besonderst gehandelt...preislich sehr Unterschiedlich.

    Das Material ist sehr günstig das Knowhow ist das teure....

    Die Marktalleinstellung des Produktes, macht den Preis...daher kommt das!

    Ein Haus aus 1935, hat wahrscheinlich echten Kalkputz, auch ohne Zementkalk. Dadurch habt Ihr, die beste Voraussetzung für einen mineralischen, offenporigen, dampfdurchlässiger, Wandschichten-aufbau. (sehr Gut +++) ..ohne Tapeten am besten, mit Tapeten gegen null....



    Kalkanstriche findet man seit den Römern im Bauwerken, auch der Kalkputz ist seitdem verbreitet. (Sumpfkalk-Milch innen und außen, abgetönt mit Farb-Pigmenten /Erdfarben)

    Hier ist nur zu beachten, das die Schichten, sich von hart (untergrund) in Richtung, weich/weicher aufbauen.

    Das bedeutet, streicht man auf einen weichen Untergrund, einen harte Farbe (aushärtenden) verbindet die sich nicht richtig mit dem Untergrund, "schmeißt es diesen Anstrich runter"....ein absplatzen entsteht.

    Änderung/Ergänzung:

    ...Kalkstein ist ein Naturmaterial. Durch den brannt, Brennvorgang mit einem günstigen Brennstoff (Gelbesäcke, Abfall) wird es Betriebswirtschaftlich lohnend. Es gibt sicher auch Kalkbrenner die auf Holz/Kohle, usw. zurückgreifen.

    Wo findet man den gebrannten Kalk?

    ..in jedem Zementwerk "ist es von nöten", weil es ein Zusatz des Zement ist.

    Es gibt auch abgefüllten Kalk in Säcken, dabei gibt es aber verschiedene Qualitäten 80%, 70%, nur 100% ohne Zusätze ist der Natürliche - die restlichen Prozent sind Zusätze (Gips, Asche, Kreide) ein eintrag dieser Zusätze verändert die Qualität zum negativen - auch ökologisch.

    -Trumpfkalk ist kein Sumpfkalk

    -Zementkalk ist kein Sumpfkalk/Kalk sondern eher Zement

    Das Thema geht munter in die Baustoffkunde von Kalk zum Zement geht es fließend - sind verwandt

    Wie man hier schon rausliest, ist Kalk weniger ökologisch, eher ökonomisch der Baustoff der Kalk hat aber eigenschaften die im "Wohnen" sinn machen.

    Ich habe leider nur analoge Bilder von den genialen Sumpfkalk bestrichenen Wänden

    Was ich versichern kann und versuche zu beschreiben,

    ist das brillante weiß, kristallin schimmern, giltzern, blendent...

    Es reinigt in seiner reinsten Form (100%Kalk) früher wurden die Stallungen damit "geweißelt" - hier wirkt die sehr basische Kalkmilch desinfizierend.

    Die starke basische Kalkmilch kann auch die Augen verätzen, die haut der Hände in schichten ablösen, oder Farben bleichen, stoffe angreifen oder deren Poren öffnen.

    Kalk ist auch das Pigment für Binderfarbe (weiß) und wird gebunden mit "Leim" auf Harnstoffbasis. Gemisch und Gemenge, altes wissen wird durch vergessen wieder etwas Wert, es kann als "Neues" Wissen verkauft werden.

    ZITAT: "Gif me Kalk, sonst läuft hier nix"


    Gruß Peter

  • PRO
    Silberwand Alexander Seelherr
    vor 4 Jahren

    Hallo Daniel, eine gute Frage. Du fragst, warum dasselbe Produkt industriell hergestellt ein sechstel von einem Produkt der Firma Kreidezeit kostet. Oder anders: Aus wieviel "Bio" kann Kalk eigentlich bestehen? Was macht das Produkt teuer? Eine einfache Antwort ist bei diesem Thema nicht zu erwarten. Da ist der Gute Rat teuer. Ich versuche mal, die mir bekannten Faktoren darzustellen, die den Preisunterschied meinem Ermessen nach ausmachen.


    Als erstes ist klar zu nennen: Quantität versus Qualität: Ein Massenprodukt drückt den Preis per Gesetz von Angebot und Nachfrage. Die Baumärkte mit ihrem Direktverkauf bekommen die Konditionen eines Grosshändlers. Automatisierungsgrad und begünstigter Zugriff auf Rohstoffe spielen eine große Rolle. Für die Warenversorgung von Baumärkten wäre Kreidezeit zu klein, sie wollen vermutlich auch nicht derart wachsen, zumindest nicht in diese Richtung. Dazu kommt ausserdem, dass in der Firmenphilosophie von Keimzeit ökologische Kriterien, Nachhaltigkeit, Gewissenhaftigkeit und soziale Gerechtigkeit, aber auch kontinuierliche Produktentwicklung und Qualitätskontrolle eine bedeutende Rolle einnehmen. Sie produzieren bspw. nicht deshalb im Ausland, um etwa Umweltauflagen oder auch arbeitsrechtlich Sicherheitsvorgaben zu umgehen oder skrupellos 'human capital' auszubeuten. Gut so. Fair Trade. Kostet halt.


    Energie ist ebenfalls ein bedeutender Teuerungsfaktor. Wer Ökostrom zum Heizen bevorzugt, muss diesen ideologischen Faktor an den Verbraucher weiterreichen.


    Jetzt kommt jedoch der Knackpunkt für Dich und Dein Bauvorhaben: du musst abwägen, in deiner Entscheidungsfindung, ob Du bereit bist, den erhöhten Preis zu akzeptieren, wenn es um deine Gesundheit geht.


    In der Baustoffverordnung ist gesetzlich ein Freiraum geschaffen worden, der die Deklaration von diversen Zusatzstoffen und Füllstoffen im Putz nicht zwingend erforderlich macht. Bis fünf Prozent der Zusatzstoffe im Putz können vom Hersteller daher als elegante Abfallentsorgung und Giftbeseitigung genutzt werden. Problematische Industrieabfälle, abgelaufene Pharmaprodukte und geschreddertes Altmaterial, teilweise leicht radioaktive Stoffe (wie beim Tunnelbau Calais-Dover bekannt wurde) und: hier eher weniger problematisch enthalten viele Kalkputzmischungen diverse Partikel aus Mikroplastik etc.; diese Stoffe insgesamt machen dein Haus zum unerfreulichen Endlager und drücken den Preis des Grundproduktes noch einmal erheblich. Drum suche, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was besseres findet. Die Wahl des gewünschten Putzmaterials ist sicher einen Gedanken mehr Wert, als nur auf den Preis zu schauen: damit du auch morgen noch kraftvoll auf den Putz hauen kannst...


    Keep smiling.

    Viele Grüsse, Alexander

  • Daniel Najock
    Ursprünglicher Verfasser
    vor 4 Jahren

    Danke für die Antworten. Letztlich konnte ich mir die Menge Putz, die ich benötigt habe, nicht auf Ökobasis leisten. Die Baustelle lebt quasi von der Hand in den Mund ... und das noch über Jahre. Es sei denn, ich werde zwischendurch noch reich. Nun ist es Kalkin (bzw. Klima KP) von Baumit geworden. In der Hoffnung, dass die Österreicher auch auf dem industriellen Sektor ein besseres Grundverständnis von Ökologie haben und nun nicht zuviel Atommüll in meiner Wand gelagert ist. Abgesehen davon: Würde ich das Gebäude noch mal sanieren, hätte ich dieses Thema betreffend einiges ziemlich anders gemacht. Nun ist es dafür aber zu spät. Trotzdem: Danke für die Antworten.

  • Peter Schippmann
    vor 4 Jahren
    Zuletzt geändert: vor 4 Jahren

    Ein Speißfaß (90 Liter) voll mit Sumpfkalk Putz, habe ich immer da, es sumpft über die Jahre hinweg unter Wasser. (Fertige Mischung Kasein, Sumpfkalk, Sand)

    Frisch auf-gemischt im Zwangsmischer (Mischmaschine), mit etwas Kasein (Quark) und je nach Einsatzzweck, auch mit etwas Zement, für einen Unterputz auf dem Ziegel und los geht es...

    So einfach kann es sein!

    Die Kosten sind sicher überschaubar von Kalk, aber man muss ja alles im Blick behalten!

    Frohes Schaffen noch....

    Gruß Peter S.

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