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msger68

Expertenmeinung zur Lichtplanung eines Laien

Vor 2 Monaten

Liebe Experten,


wir planen einen Neubau und versuchen uns gerade an der Lichtplanung um die notwendigen Auslässe im Rohbau möglichst zielgenau zu berücksichtigen.


Wir haben uns viele Gedanken gemacht, da wir aber Laien sind, wäre es top wenn ihr als Experten einmal drüber schauen könnt, ob wir irgendwo total daneben lieben... :-)


Anbei unsere Lichtplanung, ich freue mich auf Euer Feedback.


VG

M S







Hervorgehobene Antwort
  • PRO
    Vor 2 Monaten

    Hallo,


    Grundsätzlich unterscheide ich DREI Anforderungen von Licht


    1) Das gemütliche Orientierungs- oder Hintergrundlicht

    Wenn wir am Abend auf dem Sofa sitzen, sollte die Küche auch etwas Licht erhalten. Nicht, um zu zeigen, daß die Spüle noch vollsteht, sondern vielmehr, um nicht in ein großes dunkles „Loch“ zu schauen.

    Das Licht sollte auch im Flur weitergeführt werden als zurückhaltender Begleiter zum WC oder Bad oder Schlafraum. Entsprechend sollte man es auch vom Schlafraum aus einschalten können, um am frühen morgen den Weg in Bad und Küche zu finden, ohne gleich im Flutlicht zu stehen.

    Denn die primäre Aufgabe des Flures ist die Verbindung der Innenräume, und nicht das Begrüssen von Gästen.

    Flur und Allraum sind deshalb schon als Einheit zu betrachten.

    Vielleicht sogar auch das Treppenhaus als "vertikales Zimmer", und nicht als drei übereinanderliegende Räume. (Stufen und Oreintierungslciht der Ebenen)


    2) Das gezielte Licht

    Während das Hintergrundlicht nur eine Orientierung erlaubt, fehlt es noch an einzeln betonten Anwendungs- oder Raum-Bereichen. Im Allraum haben wir zB. Drei Raumbereiche: Wohnen, Essen und Kochen. Am Esstisch sollte das Licht über dem Tisch flexibel den einzelnen Anforderungen genügen. Sowohl für das lebendige Familientreffen, als auch das private Candlelightdinner. Ein Dimmer ist hier gut eingesetzt.

    Dennoch sollte rundherum die Wohnung sanft beleuchtet werden (Orientierungslicht).

    So ist der Bereich (Essen) betont, und dennoch die Wohnung rundherum wahrnehmbar.

    Gleiches gilt für den Wohnraum. Das Orientierungslicht ersetzt nicht das Licht, das den gesamten Bereich erhellt. Eine Tisch- oder Stehlampe eignet sich dafür allerdings zusätzlich perfekt. Insbesondere, da die Sitzgruppe als „Insel“ mitten in den Raum gesetzt ist, losgelöst von den Wänden.


    3) Die Tageslicht-Kompensation

    Ein Licht, was die Räume in helles Licht taucht, wenn es in der „dunklen Jahreszeit“ zu wenig Tageslicht von draussen gibt.

    Hier ist der Einsatz von Deckenlampen tatsächlich zielführender. Und das ist auch gleichzeitig der Grund dafür, daß wir diese Art Licht nur selten nutzen: es ist hell, und für gemütliche Tageszeiten einfach zu ungemütlich. Denn seine Aufgabe ist es, uns am Tag auch das Licht zu geben, was wir zum aktiven Leben in den Räumen benötigen.


    *****


    Bei der Lichtplanung geht es viel weniger um die Lampen, als um das Licht. Von wo kommt es, wohin leuchtet es, wie breit und hell verteilt es sich. Und dann geht es um den Menschen und sein Umfeld, und die Frage, was das Licht da bewirkt.

    Und um das Haus, seine Architektur, die Wege und Sichtachsen, und wie das natürliche Tageslicht einfällt.


    Also gehe ich immer in Gedanken einen Sommer- und einen Wintertag durch. Für jede Minute des Tages, und jeder Lichtanforderung, die sich daraus ergibt. Das erfordert Zeit, aber es ist wichtig, sich dese Zeit zu nehmen.


    Ich komme also am viel zu frühen Morgen noch etwas verschlafen die Treppe runter, werde vom Bewegungsmelder erfasst und stzehe im Flutlicht. Ob LED-Band (wo nicht angegeben ist, wo es verlaufen soll), oder ob asymetrisch verteilte Deckenlampen, es ist einfach nur hell. Die Wandlampen könnten zwar so beschaffen sein, daß es ein sanfteres Licht gibt, jedoch ist dann die Architektur "fleckig" und Willkürlich ausgeleuchtet. Es bezieht sich weder auf die Anforderung nach Licht, noch auf die Architektur. Es sind nur kleine Wandlampen irgendwo auf großen Wänden. Doch welches Licht machen diese? Wohin schient es? Was wird durch sie erhellt? Was bleibt im Dunkeln?

    Je nach Ausführung des Geländers zum Treppenahus bietet es sich möglicherweise viel eher an, das Licht von hier kommen zu lassen, und die Wand zum Wohnraum zu erhellen.


    Da kein sanftes Orientierungslicht im Flur gegeben ist, kann man sich nur entscheiden zwischen "dunkel" oder "zu hell". Selbiges gilt auch am gemütlichen Abend. Und das nicht erst auf dem Weg vom Sofa ins Bett oder OG, sondern schon vom einfachen Blick vom Sofa aus, der dank der Bewegungsmelder nur einen dunklen Flur (unheimlichen) Flur zeigt. Doch sobald man kurz das WC aufsucht: Flutlicht.


    Also erster Ansatz: Kein Bewegungsmelder und überlegen, wie ein Licht aussehen sollte, das den Weg am frühen Morgen und späten Abend mit sanftem Licht begleitet, bzw. schon auf uns wartet, um das "schwarze Dunkel" zu vermeiden.


    Das helle Licht dagegen, wenn es im Herbst am Nachmittag noch immer nicht richtig hell werden will, das haben SIe schon zweifach erreicht. Da sollte eigentlich wahlweise ein LED-Band, oder Einzelleuchten gewählt werden. Beides ist eine zu viel. Aber jedes für sich ist auch unglücklcih verteilt, wenn es um die aert der Ausleuchtung geht.


    Im Wohnraum die gleichen Fragen: welches Licht mache ich als erstes früh am Morgen an, wenn ich als erstes durch die Tür komme, und nur wissen will, wohin ich trete. Daß das zufällig auch das gleiche Licht sein wird, wenn ich am gemütlichen Abend nur einen der drei Funktionsbereiche nutze, damit die jeweils anderen, ungenutzten Bereiche zwar aufgehellt, aber nicht hell sind, kann bei der Findung der Lösung helfen.


    Welches Licht zB. machen Sie zusätzlich an, wenn sie am Esstisch sitzen, damit die Umgebung nicht zu dunkel ist? Die Wandlampen im Wohnraum machen nur ein helles Wohnzimmer, das einen quasi auffordert rüberzukommen, und das Licht in der Küche zeigt das hinterlassene Chaos vom Zubereiten des Essens, was gerade vor uns steht.


    Die Wandlampen sind als Hintergrundlicht im Wohnraum aus unglücklich, weil sie im TV spiegeln, und das Deckenlicht (warum über dem Couchtisch?) ist da kein Ersatz. Entweder zu hoch und damit zu hell, oder zu tief, also mitten in der Blickachse und im Durchgangsweg.


    In der Küche gibt es ein Arbeits- und ein Raumlicht. Dabei ist darauf zu achten, welches welche Aufgabe hat, und von wo aus es schaltbar ist. Über der insel ist wichtig zu unterscheiden, welche Aufgabe welches Lciht hat. Da ist mMn zu viel los bei Ihrer Planung.

    Was fehlt ist das Hintergrundlicht, wenn man die Küche als solche nicht nutzt, sondern nur den ersten Kaffee holt, oder nach dem Essen das Geschirr wegstellt.


    *****


    VOR DEM HAUS


    Auch im Eingangsbereich haben Sie zwei Lichtquellen (Decke & Wand), für die gleiche Aufgabe. Der BM dazu ist praktisch, aber um sich oder Gäste zu begrüssen wäre es doch schöner, das Licht wäre schon an, und kommt nicht erst, wenn man das Grundstück betritt.Oft ist da eine Teilung des Lichtes netter, und eine Steuerung über einen Dämmerungsschalter, der im Haus geschaltet werden kann (wenn es mal dunkel bleiben soll). Dann können Vorgarten und Zuwegung nett illuminiert werden, und optional zusätzlich der Eingang aufgehellt werden, wenn man es direkt benötigt.


    Auf dem Balkon haben Sie sich ein Licht gezaubert, das Sie vermutlich niemals nutzen werden. Es ist einfach an der falschen Stelle.


    In der Garage ist das Licht so platziert, daß die Fahrzeuge immer das Licht blockieren, so daß es zwischen Fahrzeugen und Garagenwand schatten gibt. Schaffen Sie sich lieber ein Licht, das ein schönes "Willkommen Zuhause" ist, kein (un)praktisches Kellerlicht.


    *****


    OBERGESCHOSS


    Die "Nebenräume könnten recht einfach optimiert werden, wenn man alls mit 5-adrigen Kabeln ausführt, und 2-3 Schalter an den Türen vorsieht. So kann man jederzeit eine Steckdose oder 1,2,3 Deckenauslässe getrennt schalten und definieren, was das Orientierung, welches das gerichtete, und welches das raumhelle Licht wird.


    Im Flur und Bad ist noch über das Orientierungslicht zB. für den nächtlichen WC-Gang nachzudenken. Aber auch als letzter Weg zwischen Sofa, Bad und Bett ist das ein wichtiges Licht.


    *****


    UNTERGESCHOSS


    Hausarbeit ist schon ansich nciht grad erfüllend, also betrachten Sie die Waschküche als Wohnraum, gestalten Sie ihn nicht nur praktish, osndern auch schön. Boden, Wände, und vor allem Licht sollten so sein, daß sie sich gerne hier aufhalten. Auch schon im Flur beginnend.

    Derzeit ist das Lciht im Raum so, daß sie sich selbst im Lciht stehen, wenn Sie vor den Maschinen sind, und der Heizungsraum bleibt unheimlich dunkel. Außerdem ist das Ausgussbecken so angesetzt, daß sich dort alles knubbelt, statt einen offenen Arbeitsraum zu ergeben. Da ist Potential drin.


    *****


    Ein paar meiner Beiträge hier bei Houzz zum Thema Licht

    Lichtplanung im Neubau

    Planung Einfamilienhaus

    Lichtplanung im Neubau


    und ein Beispiel, wie eine Lichtplanung ausschauen kann



    Die Nummern-Bezeichnungen der Schalter und Lichtquellen schafft auch Ordnung im Kopf, wenn ich bedenke, daß das wichtige Licht (Orientierung) immer oben geschaltet wird, darunter das Bereichslicht, und ganz unten dann die Tageslichtkompensation, dann hat man automatisch einen Überblick, was noch zu berücksichtigen ist.


    Das Beispiel ist natürlich (leider) nicht übertragbar, ist doch eine offene Treppe im Beispiel, andere Fensterteilungen und überhaupt alles anders, doch der Allraum mit den drei Funktonsbereichen und einem raumteilenden Kamin und ohne Wänden für Schalter vor den jeweiligen Bereichen ist zumindest ähnlich :-)


    *****


    Nehmen Sie am besten nochmal ALLE eingezeichneten Lichtquellen fort und beginnen Sie so, wie Sie das Haus nutzen. Beginnen Sie zB. in der Garage und betreten das Haus. Wo schalten Sie das Licht ein? welches Licht wird das sein? Dann gehen Sie durch zur Garderobe und stellen fest, daß es diese gar nicht gibt.

    Gehen Sie durch die Räume und schalten als erstes Licht ein. Ein wichtiger Gedanke, dann so sind Ihre Überlegungen nicht mehr "praktisch", sondern "emotional". Dann erst erfassen Sie den Raum und wie Sie in ihm leben werden.

    Es ist ein Unterschied, ob sie sich denken, daß Wandlampen gemütliches Licht abgeben, oder ob Sie in Gedanken von der Garage reinkommen, und auf eine kleine Wandlampe als einziger kleiner Lichtkegel auf der großen Wand stoßen, während der Durchgang zu Wohnraum/Küche dunkel ist.


    Wenn möglich, schauen Sie sich parallel zu Ihren "Wanderungen durch das Haus" die jeweiligen Perspektiven der Räume dazu an. Wie ist der Handlauf der TReppe gestaltet? Geht da Lciht durch? Was sehe ich, wenn ich in der Tür stehe und in den Raum blicke? Was ist weit weg, was ist mir ganz nah und versteckt den Bereich dahinter (Handläufe / Kamin /...).


    Dann stellen Sie auch fest, daß es Momente gibt, wo Sie durch den Flur huschen und KEIN Licht haben wollen (Bewegungsmelder), und daß Sie immer mit vollen Händen in der Kammer unterwegs sind, so daß hier doch ein BM perfekt wäre.


    Viele Ihrer Lichtquellen werden dann doch wieder auftauchen, aber hier und da mit Modifikationen, und auch neue Lichtquellen werden dazukommen.

    Und wenn Sie mal steckenbleiben und den roten Faden verlieren, rufen Sie gern an, dann plaudern wir ein wenig über Archtiektur und Beleuchtung.


    Grüße aus Wuppertal, Steffen Ganzer

    Kommentare (13)

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