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hokon

Einfach mal die Zeit nehmen und lesen.

hokon
vor 6 Jahren
zuletzt bearbeitet:vor 6 Jahren

Eigentlich wollte ich nur die Unternehmensbeschreibung für mein houzz Profil überarbeiten.
Herausgekommen ist ein Rückblick auf die letzten 17 Jahre und was mich beruflich bewegt und erfüllt.
Es tut richtig gut, dass einfach mal rauszulassen.

Zum 17ten Jahrestag hokon, oder man könnte es auch :

Wie man eine Gründungsidee konsequent „über den Haufen wirft“ und sein berufliches Glück bei genau dem Gegenteil davon findet.

nennen.

Gegründet habe ich hokon am 14.12.2000 mit dem Ziel eine hoch automatisierte Produktion aufzubauen und nach Anzahl der gebauten Treppen zu den Top 3 in Europa zu gehören.
Schön war nicht wichtig, Hauptsache hohe Stückzahlen.

Mit einer in der Holzindustrie bekannten Unternehmensberatung wurde in wochenlanger Arbeit ein ganz exakter Businessplan für die geschäftlichen Ziele der nächsten zehn Jahre erstellt.
Ganz genau : was, wann, wo, Investition in Technik, Anzahl der Mitarbeiter, inkl. komplett neuer Produktion auf der grünen Wiese.

Diese Ziele wurden vom ersten Tag mit aller Konsequenz verfolgt und die ersten Ziele hatten sich schneller und erfolgreicher entwickelt als geplant. Die Zahl der Mitarbeiter stieg und es wurde bereits regelmäßig in zwei Schichten produziert. Mit der Zahl an Aufträgen und Mitarbeitern stieg aber auch die Anzahl an -unnötigen- Problemen und im gleichen Maße schwand meine Motivation.

Ich hatte den Kontakt zu meinen Kunden verloren und Mitarbeiter hatten in meinem Namen zwar für die Firma wirtschaftlich richtige, jedoch für unsere Kunden schlechte Entscheidungen getroffen.

Aus dieser Erfahrung und einer damit total verlorengegangen Motivation für meinen eigentlich so wunderschönen Job, habe ich meinen Plan nach ca. zwei Jahren gestoppt, einige Mitarbeiter entlassen um danach eine gute Arbeit und einen guten Service zu liefern. Aber quasi ohne einen richtigen Plan wie sich die Firma entwickeln soll, die nächsten Jahre weitergearbeitet.

Die Freude an moderner Technik ging nicht verloren und so habe ich all die Jahre immer viel in sehr gute Maschinen, Software und Werkzeuge investiert.

Wir haben eine erste kleine Ausstellung (27m2) eröffnet und was an Aufträgen kam wurde einfach schnell und ordentlich erledigt.

Im Laufe der Zeit wurde unser Ruf besser und die Firma dadurch dann doch langsam wieder etwas größer, die Ausstellung wuchs auf 72m2 und noch einmal auf den heutigen Standort mit 145m2.

Aber die Mehrzahl der Jobs und vor allem aber die Mehrzahl der Kunden machten wieder keinen wirklichen Spaß. Obwohl wir eine wirklich gute Arbeit abgeliefert haben, gab es besonders von einem Bauträger - wie sollte es anders sein, mein mit Abstand größter Kunde – immer nur Druck, Druck und wieder Druck.

Die Unfähigkeit der Geschäftsführung dieses Bauträgers in Menschenführung und Organisation der Baustellen war eigentlich unerträglich, aber wenigstens wurde meistens pünktlich bezahlt.
Als Dank das wir in den Jahren sehr viel Eigeninitiative und Organisation entwickelt haben, um deren Defizite auszugleichen, wurden die Preise gedrückt und es gab noch dumme Sprüche.
Aber was macht man mit einem Kunden, der min 40% Umsatz ausmacht ?
Man lügt sich selber vor, dass es bestimmt bald alles besser wird, oder man manche Dinge halt nicht ändern kann, bla bla bla …

Ich habe versucht andere große Kunden zu gewinnen, damit dieser Kunde nicht mehr so einen großen Anteil hat und leichter, bzw. weniger schmerzhaft ersetzt werden kann. Aber dann heißt es wieder größer werden - was so demotiviert - und besser sind die anderen großen Kunden ja auch nicht. Was für eine „bescheidene“ Situation.

So einen Kunden, bzw. eine ganze Kundengruppe einfach so zu verlieren muss man sich auch mehr als gut überlegen, dass kann schließlich die Existenz kosten.

Wir haben zwar schon immer öfters auch sehr schöne Treppen gebaut, aber in unserer Ausstellung standen die schönen Treppen neben den billigen Bauträgertreppen. Die exklusiven Kunden kamen nicht so richtig zu uns, weil mit billigen Treppen in der Ausstellung ist man halt kein exklusiverer Partner und hat bei diesen Kunden gefühlt weniger Know-how. Die Kunden mit den billigen Treppen hatten Sorge, wir würden Sie nicht richtig bedienen, weil sie keine exklusiven Kunden sind und haben dann eher über einen niedrigen Preis gekauft.

Keiner war zufrieden.

Dann rief über eine Empfehlung Georg Stiens an und ich bin zu Ihm nach Kaufungen gefahren!
Ab diesem Tag hat sich so viel positiv geändert.

Als ich auf den Hof gefahren kam und den sehr schönen aber auch gewaltigen Rohbau gesehen habe dachte ich : „das ist endlich eine Chance mal eine richtig schöne und außergewöhnliche Treppe zu bauen.“

Herr Stiens kommt rein, begrüßt mich freundlich und fragt mich ob ich Ihm für sein Haus eine schöne Treppe bauen kann.

Aus einer Eingebung heraus sage ich : „Nein“ und zähle erst mal auf, was an seinen Wänden und Treppenlöchern alles Mist ist und warum die Treppe so niemals schön werden kann.

Er wurde sehr still … (ich denke : „oh Gott, was habe ich Trottel denn jetzt gemacht?“)

Nach einer gefühlten Ewigkeit sagt er nur :“Sie haben den Auftrag!“

Ich : „Wie? Ist das ein Scherz? Wir haben doch noch gar nichts besprochen!“

Er : „Sie sind der vierte Treppenbauer der zur Baustelle kommt , die Anderen haben erzählt wie toll alles ist und wird. Sie sind der Erste der ehrlich und direkt sagt das es so nicht geht und so Jemanden brauche ich hier.“

Wie die Baustelle dann verlief war einfach nur unglaublich. Mir kam eine Idee nach der anderen, wir haben dazu ständig telefoniert - auch mitten in der Nacht, oder über WhatsApp geschrieben - irgendwann meinte er dann nur : „Machen Sie was Sie wollen, Sie haben eh einen viel besseren Geschmack als ich. Sie haben völlig freie Hand in der Gestaltung und auch im Budget.“

Unglaublich !

Über die ganze Geschichte und Entwicklung zu diesem unglaublichen Auftrag habe ich auch für Georg ein Buch über die Geschichte seiner Treppe gemacht, wen es interessiert, kann es sich bei Ihm, oder mir mal ansehen.

Kurz, dieser Auftrag hat in mir eine so unglaubliche Motivation ausgelöst und gezeigt das es auch anders geht.

Ich werde Dir lieber Georg für Dein Vertrauen, die Freiheiten und damit einhergegangenen Veränderungen immer dankbar sein!

Und was sich alles verändert hat.

Als erstes habe mich von dem großen Bauträger und gleich noch 30% der anderen „egal wie es aussieht, Hauptsache billig“ Kunden verabschiedet.
Fast 70% Umsatzverlust tun zwar wirtschaftlich weh, aber mir war klar, dass es zu meinem beruflichen Glück ein schwerer, aber notwendiger Schritt ist. Nur habe ich dieses mal keine Mitarbeiter entlassen, nicht einmal Kurzarbeit angemeldet, damit ja alle bleiben.

Es sind nämlich verdammt gute Mitarbeiter, jeder zieht voll mit und kann sich mit seiner Arbeit und der Firma voll identifizieren. Außerdem sind sie mir alle ans Herz gewachsen.

Wenn Sie jetzt denken „so ein Spinner“ haben Sie aus Ihrer Sicht vermutlich recht, aber ich hätte die Alternative nicht mehr lange ausgehalten und die Freude an meinem so wunderbaren Job endgültig verloren. Dann lieber pleite!

Als nächstes bin ich durch eine Empfehlung zu Familie Seifert von der Agentur an der Ruhr gekommen und wollte eigentlich nur mal einen Flyer von Georg`s Treppe machen lassen.

Herausgekommenen ist eine komplette Neugestaltung meines Firmenauftritts. Ein neues Logo, schon zwei tolle Broschüren, Visitenkarten, bis hin zu den Schildern auf den Mustertreppen in unserer Ausstellung. Alles einfach super schön und es geht in Zukunft auch noch weiter. Die neue Homepage ist fast fertig, die Ausstellung bekommt noch neue Schilder uvm…

Dann haben wir die ganzen billigen „Etagenüberwindungshilfen“ aus der Ausstellung geschmissen und durch außergewöhnliche Treppen ersetzt, haben wunderschönen Parkettboden, Türen und Möbel eingebaut.
Es ist so schön geworden! Jetzt wird gerade das Büro renoviert, danach noch der Aufenthaltsraum und auch noch mehr in der Werkstatt.

Immer öfter kamen dann die Menschen als Kunden wie man sie sich wünscht. Menschen die es schön haben möchten, die es wertschätzen wenn man ein gute Arbeit abliefert und auch bereit sind für diese sehr gute Arbeit auch sehr gut zu bezahlen – das ist natürlich auch nicht unwichtig, nur von schönen Bildern und glücklichen Kunden kann ich die Firma auch nicht am Leben halten.

DANN habe ich houzz für mich entdeckt ! Wow !

Die aktiven Mitglieder, lauter Gleichgesinnte, liebenswerte Menschen die es schön haben möchten, denen ein gutes Ergebnis wichtiger ist als „alles egal Hauptsache billig“.
Menschen denen eine ehrliche Ansage mehr bedeutet als hohles Verkäufergeschwafel, die sogar aktiv danach suchen.

Experten, die wirkliche Experten sind und Ihren Job in Ihrem Bereich mit genauso viel Herzblut machen und lieben wie ich.
Auch die Mitarbeiter von houzz, voll motiviert und mit Leidenschaft dabei.

Bleibt Alle so wie Ihr seid.

Mit vielen Menschen bin ich über houzz in dieser Zeit zusammengekommen und durfte mit ihnen an ihrem Traum von einem schönen Zuhause teilhaben und meinen eigenen Teil dazu beitragen.

Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, zu sehen, wie glücklich diese Menschen in ihrem schönen neuen Zuhause sind und zu wissen, dass man daran beteiligt war.

Ich bin inkl. Ausbildungszeit nun seit 22 Jahren Schreiner und halt seit 17 Jahren selbständig,
aber 2017 war beruflich mit weitem Abstand das schönste Jahr von allen.

Ich musste nicht einen Tag arbeiten, sondern durfte jeden Tag tun, was mich glücklich macht und mich mit tiefer Zufriedenheit erfüllt.

Dafür möchte ich jedem danken, der daran beteiligt war.

Ich nenne jetzt weder Namen, noch Gruppen, jeder Einzelne wird wissen, dass er gemeint ist und jeder war ein wichtiger Teil davon.

Auf ein hoffentlich gemeinsames Jahr 2018,

Vielen, vielen Dank !

Jörn Brenscheidt

Kommentare (33)

Deutschland
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