Kintsugi: Die japanische Kunst des Reparierens
Ihre Lieblingstasse ist kaputt? Kitten Sie die Scherben mit Kintsugi! Eine Anleitung zur japanischen Reparaturtechnik
Sie müssen nicht mehr länger die Wände hochgehen, wenn ihr Lieblingsgeschirr zerbrochen ist. Rettung naht aus Fernost! Aus Japan kommt eine Reparaturtechnik, die auch hierzulande immer mehr Anklang findet: Kintsugi. Dabei ist Kintsugi nicht nur eine DIY-Idee, sondern eine richtige Philosophie.
So sieht eine reparierte Tasse aus, deren abgebrochener Griff von Miho Fujita mit der Kintsugi-Technik wieder an dem Gefäß befestigt und mit Goldlack verfeinert wurde.
Die Kintsuki-Lacke
Beim traditionellen Kintsugi verwendet man hon-urushi („echten Lack“). Aber wir werden mit shin-urushi („neuem Lack“) arbeiten. Wo liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Lacken?
Hon-urushi ist das Harz des Lackbaums (Toxicodendron vernicifluum). Es hat einen elegant schimmernden Farbton und ist beständig gegen saure und alkalische Elemente. Solange es noch feucht ist, kann es jedoch starke allergische Reaktionen auslösen. Daher ist bei der Verarbeitung besondere Vorsicht geboten.
Die Kintsuki-Lacke
Beim traditionellen Kintsugi verwendet man hon-urushi („echten Lack“). Aber wir werden mit shin-urushi („neuem Lack“) arbeiten. Wo liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Lacken?
Hon-urushi ist das Harz des Lackbaums (Toxicodendron vernicifluum). Es hat einen elegant schimmernden Farbton und ist beständig gegen saure und alkalische Elemente. Solange es noch feucht ist, kann es jedoch starke allergische Reaktionen auslösen. Daher ist bei der Verarbeitung besondere Vorsicht geboten.
Eine praktische Alternative ist die synthetische Version shin-urushi. Es sieht genau so aus wie sein natürliches Vorbild, ist aber viel einfacher zu handhaben. Das Geschirr, das damit repariert wird, darf jedoch nur zu Dekorationszwecken verwendet werden und nicht mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Beide Lacke sind zwar sehr widerstandsfähig, aber sowohl für hon-urushi als auch für shin-urushi gilt: Schalen oder Teller, die damit nach der Kintsugi-Technik zusammengefügt werden, sollten nicht in den Ofen, in die Mikrowelle oder in die Spülmaschine gegeben werden. Auch Scheuermittel dürfen nicht verwendet werden.
Wichtig: Kintsugi-Reparatursets können Sie im Bastelbedarf kaufen oder online bestellen. Lesen Sie die Gebrauchsanleitung des Lacks, mit dem Sie arbeiten, gründlich durch. Befolgen Sie alle Vorsichtsmaßnahmen und lassen Sie keinen der Schritte aus, die in der Anweisung des jeweiligen Produkts festgehalten sind.
Wichtig: Kintsugi-Reparatursets können Sie im Bastelbedarf kaufen oder online bestellen. Lesen Sie die Gebrauchsanleitung des Lacks, mit dem Sie arbeiten, gründlich durch. Befolgen Sie alle Vorsichtsmaßnahmen und lassen Sie keinen der Schritte aus, die in der Anweisung des jeweiligen Produkts festgehalten sind.
Benötigtes Material für Kintsugi:
- Keramikkleber
- Zweikomponenten-Reparaturkitt auf Epoxidharz-Basis (die Aushärtungszeit liegt bei etwa 5 Minuten und variiert je nach Marke; durch Aufsprühen von Alkohol lässt sich die Verarbeitungsphase verlängern)
- Wasserfestes Schleifpapier (Körnung 400–1000 für den ersten Durchgang und Körnung 1500 oder höher für die Endbearbeitung)
- Shin-urushi-Lack
- Farbpulver oder Pigmente (hier: ein messingartiger Farbton)
- Spezielles Shin-urushi-Reinigungsmittel
- Shin-urushi-Verdünner
- Pipette
- Feiner Pinsel (am besten eignen sich Modellbaupinsel)
- Wasser
- Alufolie
Reparieren nach Kintsugi – so geht’s:
1. Untersuchen Sie das Objekt. Reinigen Sie den Gegenstand gründlich und prüfen Sie, in welchem Zustand sich die abgebrochenen Teile befinden. Achten Sie dabei auf Risse, die sich nur auf einer Seite der Keramik zeigen (im Kintsugi gibt es für solche Risse den Begriff nyu).
1. Untersuchen Sie das Objekt. Reinigen Sie den Gegenstand gründlich und prüfen Sie, in welchem Zustand sich die abgebrochenen Teile befinden. Achten Sie dabei auf Risse, die sich nur auf einer Seite der Keramik zeigen (im Kintsugi gibt es für solche Risse den Begriff nyu).
2. Kleben Sie die Teile zusammen. Überlegen Sie sich im Voraus, in welcher Reihenfolge Sie die Teile am besten befestigen. Tragen Sie dann gleichmäßig den Keramikkleber auf und fügen Sie die Teile zusammen. Achten Sie darauf, dass sie genau zusammenpassen und keine Lücken entstehen. „Die Teile haben die richtige Position, wenn sie genau zusammenpassen“, erklärt Kintsugi-Expertin Fujita. Die Oberfläche sollte so eben und glatt wie möglich sein. Stellen Sie das Objekt zur Seite, bis der Klebstoff getrocknet ist.
3. Füllen Sie die Lücken. Verkneten Sie die beiden Komponenten des Reparaturkitts, bis sie eine einheitliche Farbe haben. „Sind die Komponenten nicht gründlich miteinander vermischt, können Teile davon später abfallen. Deshalb ist es wichtig, sie lange genug zu kneten“, betont Fujita.
„Der Kitt wird in der Regel innerhalb von fünf Minuten hart. Aber überstürzen Sie trotzdem nichts. Wenn der Kitt zu hart geworden ist, nehmen Sie einfach neuen“, rät die Kunsthandwerkerin.
Arbeiten Sie den Kitt sorgfältig in alle Risse und Unebenheiten ein, bis die Keramikbberfläche einheitlich ist. Fangen Sie mit der größten Vertiefung an und arbeiten Sie sich zu den Rändern vor. „Es kommt darauf an, dass Sie die Lücken gründlich mit dem Kitt füllen. Dadurch müssen Sie später nicht nur weniger abschleifen, sondern erhalten auch eine schönere Oberfläche.“
4. Bessern Sie das nyu aus. Mit nyu bezeichnet man im Kintsugi kleinste Risse in der Oberfläche. Manchmal ist es schwierig, sie überhaupt zu erkennen – halten Sie deshalb das Objekt ins Licht. Tragen Sie mit dem Pinsel etwas shin-urushi auf die Risse auf, bis der Lack eingezogen ist. Lassen Sie das Objekt 15 Minuten trocknen. Sobald es trocken ist, tränken Sie ein Papiertuch in Shin-urushi-Reinigungsmittel und entfernen Sie überschüssigen Lack von der Oberfläche.
5. Schleifen Sie die gekitteten Stellen ab. Stellen Sie zunächst sicher, ob der Kitt tatsächlich getrocknet ist. Um das festzustellen, können Sie einen Fingernagel leicht in eine der gekitteten Stellen drücken. Hinterlässt er keine Spur, ist der Kitt trocken.
Eine andere Methode besteht darin, das Keramikgefäß vorsichtig mit einem Fingerknöchel abzuklopfen. Klingen die verkitteten Stellen genauso wie der Rest des Objekts, können Sie sicher sein, dass der Kitt trocken ist.
Feuchten Sie ein Stück Schleifpapier an und schmirgeln Sie damit behutsam die gekitteten Stellen ab. Wählen Sie ein Schleifpapier, das für das Material geeignet ist. Weicheres Material erfordert feineres Schleifpapier (je höher die Körnungsangabe, desto feiner ist es). Steingut oder unglasiertes Porzellan sind in der Regel weicher als glasiertes Porzellan. Für das Gefäß, das hier zu sehen ist, wurde Schleifpapier der Körnung 400 verwendet.
Eine andere Methode besteht darin, das Keramikgefäß vorsichtig mit einem Fingerknöchel abzuklopfen. Klingen die verkitteten Stellen genauso wie der Rest des Objekts, können Sie sicher sein, dass der Kitt trocken ist.
Feuchten Sie ein Stück Schleifpapier an und schmirgeln Sie damit behutsam die gekitteten Stellen ab. Wählen Sie ein Schleifpapier, das für das Material geeignet ist. Weicheres Material erfordert feineres Schleifpapier (je höher die Körnungsangabe, desto feiner ist es). Steingut oder unglasiertes Porzellan sind in der Regel weicher als glasiertes Porzellan. Für das Gefäß, das hier zu sehen ist, wurde Schleifpapier der Körnung 400 verwendet.
Während Sie die Stellen abschleifen, prüfen Sie mit Ihren Fingern, ob die Oberflächen glatt genug sind. Ist das der Fall, wechseln Sie für das Finish zu feinerem, ebenfalls angefeuchtetem Schleifpapier. Verwenden Sie dafür Schleifpapier der Körnung 1500 oder höher. Der abgebildete Becher wurde mit Schleifpapier der Körnung 2000 bearbeitet. Schleifen Sie alle Kittstellen sorgfältig ab, damit keine Fingerabdrücke mehr zu sehen sind.
6. Tragen Sie die „Landschaft“ (keshiki) auf. Mischen Sie auf einem Stück Alufolie shin-urushi, Farbpulver (hier: messingfarben) und Verdünner im Verhältnis 1:1:1. Zuerst vermischen Sie shin-urushi und Farbpulver. Anschließend tropfen Sie mit einer Pipette den Verdünner in die Mischung ein, während Sie weiterrühren. Die Mischung hat dann genau das richtige Verhältnis, wenn ein kleiner Strich, den Sie mit dem Pinsel hineinzeichnen, sofort wieder verschwindet.
Sobald der Lack fertig ist, streichen Sie ihn auf die reparierten Stellen. Fujita empfiehlt, ihn in dicken Schichten aufzutragen und Verdickungen zu erzeugen, um die Textur zu variieren.
Eine Verdickung erzeugen Sie, indem Sie den Pinsel länger an eine Stelle halten. Sie können auch mit einem zurecht geschnitzten Weinkorken kleine Punkte auf das Objekt stempeln. Nehmen Sie wieder etwas Reinigungsmittel mit einem Papiertuch oder einem Wattestäbchen auf und entfernen Sie damit überschüssigen Lack von der Keramikoberfläche.
Ist der Lack überall aufgetragen, lassen Sie das Gefäß ungefähr zwei Tage trocknen. Spülen Sie es vorsichtig, bevor Sie es benutzen.
Kintsugi ist nicht nur eine Reparaturtechnik, sondern erzeugt eine eigene Ästhetik, die in dem ursprünglichen Objekt nicht vorhanden war. Mittlerweile bedienen sich Interiorprofis der typischen Kintsugi-Ästhetik für die Innenraumgestaltung, wie im Beispiel von Peruri Design Company.
Fujita (im Bild) fasst zusammen, was Kintsugi so reizvoll macht: „Sie verleihen einem Gegenstand Ihre persönliche Note. Dadurch verbinden Sie sich mit dem Objekt, und es wird für Sie zu etwas ganz Besonderem. Werfen Sie Teller und Tassen, die Sie täglich benutzt haben, nicht einfach weg. Bereichern Sie die Gegenstände lieber mit ihrer eigenen Geschichte.“
Fujita (im Bild) fasst zusammen, was Kintsugi so reizvoll macht: „Sie verleihen einem Gegenstand Ihre persönliche Note. Dadurch verbinden Sie sich mit dem Objekt, und es wird für Sie zu etwas ganz Besonderem. Werfen Sie Teller und Tassen, die Sie täglich benutzt haben, nicht einfach weg. Bereichern Sie die Gegenstände lieber mit ihrer eigenen Geschichte.“
Kintsugi wurde für japanisches Geschirr entwickelt, lässt sich aber ohne Probleme auch mit unserem westlichen Geschirr umsetzen. Die Kunsthandwerkerin weist noch einmal darauf hin, im Umgang mit den Lacken Vorsicht walten zu lassen. „Aber davon abgesehen: Genießen Sie es einfach!“
Der Kintsugi-Workshop fand in der Tokioter Galerie Suginami Uminoie statt, die dem Produktdesigner Shunsuke Umiyama gehört. Die Räume befinden sich in einem 60 Jahre alten Haus im traditionell japanischen Stil, das er selbst renoviert hat. Im Obergeschoss verkauft er seine Produkte und stellt Räume für Workshops von Künstlern und Kunsthandwerkern zur Verfügung.
Kennen Sie die Kunst des Kintsugi bereits und haben Ihre Lieblingsstücke damit repariert? Dann berichten Sie gerne von ihren Erfahrungen in den Kommentaren.
Der Kintsugi-Workshop fand in der Tokioter Galerie Suginami Uminoie statt, die dem Produktdesigner Shunsuke Umiyama gehört. Die Räume befinden sich in einem 60 Jahre alten Haus im traditionell japanischen Stil, das er selbst renoviert hat. Im Obergeschoss verkauft er seine Produkte und stellt Räume für Workshops von Künstlern und Kunsthandwerkern zur Verfügung.
Kennen Sie die Kunst des Kintsugi bereits und haben Ihre Lieblingsstücke damit repariert? Dann berichten Sie gerne von ihren Erfahrungen in den Kommentaren.
Das Kintsugi (wörtlich „Reparieren mit Gold“) ist eine traditionelle japanische Technik. Dabei werden zerbrochene Keramik-Tassen und -Teller mithilfe eines speziellen Lacks wieder zusammengefügt und mit Gold oder Silber veredelt.
In Japan geht die Tradition der Lackreparatur bis in die Jōmon-Zeit zurück, die etwa 300 v. Chr. endete. In der Muromachi-Ära (14. und 15. Jahrhundert) wurde dieser Brauch zu einer wahren Kunstform, die gleichzeitig mit der Einführung der Teezeremonie entstand.
Die Reparaturspuren entlang der Bruchlinien werden keshiki („Landschaft“) genannt. Indem das Kintsugi diese neu entstehenden Formen betont, verleiht es dem Objekt einen eigenständigen Wert und eine neue Eleganz. Diese traditionelle Methode verbindet nicht nur Bruchstücke miteinander. Die Kintsugi-Kunst umfasst auch die Schaffung neuer keshikis und stellt die verloren gegangene Harmonie wieder her. Wir haben die Kintsugi-Künstlerin Miho Fujita bei einem ihrer Workshops besucht und geben Ihnen eine Anleitung in die japanische Kunst der Geschirr-Reparatur.