„Antik“ und „Vintage“ – wo liegt eigentlich der Unterschied?
Alte Möbel werden oft in diese beiden Kategorien unterteilt. Doch wo hört das Antike auf und wo fängt Vintage an? Eine Begriffsklärung
Alte Möbel haben ihren ganz eigenen Reiz. Man sieht ihnen das Leben an, das sie hinter sich haben, Spuren der Zeit und der Besitzerhände. Sie haben über die Jahre eine Patina bekommen. Jedes Stück ist ganz individuell beseelt. Ob „antik“ oder „vintage“, beide Kategorien bezeichnen Zeitabschnitte der Vergangenheit. Doch was ist was? Wo fängt Vintage an, wo greift die Bezeichnung des Antiken nicht mehr? Eine Annäherung.
Fast 200 Jahre (von 1570 bis 1770) fassen wir heute unter dem Begriff des Barock zusammen. Die Hochkommode mit passendem Spiegel ist mit ihrer geschwungenen Front ein typisches Stück dafür. Der Begriff des Antiken trifft auf barocke Stücke wohl am ehesten zu. Spezifischere Stilrichtungen wie Louis Quatorze fallen auch darunter.
Dieser Biedermeier-Sekretär ist in der Zeit zwischen 1815 und 1848 entstanden. Heute empfinden viele die Stilrichtung wieder als sehr modern, moderner als die geschichtlich weniger weit entfernte Gründerzeit. Der Rückzug ins Privatleben und eine Besinnung auf die Familie ließen damals schlichte und gemütliche Interieurs entstehen.
Der organische und stark ornamental geprägte Jugendstil entwickelte sich als Gegenbewegung zum Historismus in der Wendezeit zwischen 19. und 20. Jahrhundert. Die Kaminkonsole ist ein Beispiel dieses Stils und im weitesten Sinne antik.
Was sind Vintage-Möbel? Was wir landläufig als Vintagemobiliar bezeichnen, entstand meist in der Zeit der Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahre. Es handelt sich um Objekte, die im Geist der Moderne gestaltet wurden. Holzmöbel ebenso wie erste Kunststofffabrikate.
In dieser Sitzgruppe trifft ein barocker Stuhl auf den ovalen „Tulip"-Tisch von Eero Saarinen (1957) und einen Vintagestuhl mit geschwungenem Holzrahmen mit unbekannter Urheberschaft.
In dieser Sitzgruppe trifft ein barocker Stuhl auf den ovalen „Tulip"-Tisch von Eero Saarinen (1957) und einen Vintagestuhl mit geschwungenem Holzrahmen mit unbekannter Urheberschaft.
Auch Designerstühle, die heute noch in Produktion sind, können Vintage sein. Den „Plastic Sidechair” der Eames’ (1950) gibt es sowohl als Vintage-Exemplar – in der Anfangszeit wurden die Sitzschalen aus Fiberglas hergestellt – als auch als neues Produkt mit einer Sitzschale aus Polypropylen (Vitra).
Vintage – das können Entwürfe namhafter Designer ebenso wie solche von unbekannten Gestaltern sein. Was zählt, ist eine gesteigerte Aufmerksamkeit für gutes, meist etwas exzentrisches Design. Und eben die Patina. Leder, Stoffbezügen und Holz sieht man mit der Zeit Gebrauchsspuren an. Genau das macht für viele einen Teil des Reizes aus.
Benötigen Sie Profis für Ihr Inneneinrichtung-Projekt?
Lassen Sie Houzz die besten Expert*innen für Sie finden
Lassen Sie Houzz die besten Expert*innen für Sie finden
Heute wieder so beliebt wie zur Entstehungszeit sind Sideboards aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren, insbesondere wenn sie aus dem skandinavischen Raum stammen. Der schlanke Korpus auf schmalen Füßen macht sie zu einem begehrten Einrichtungselement, das durch Eleganz und nicht durch Masse besticht.
Das oben abgebildete Buffet ist der Gründerzeit (etwa seit 1850 bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs) zuzuordnen. Einem Stil, der sich durch den historisierenden Mix verschiedener vorausgegangener Epochen auszeichnete.