Der Jugendstil oder „Art Nouveau“ – die neue Kunst
Künstlerische Epoche und Avantgarde-Bewegung: Der Jugendstil war vielleicht der dekorativste Stil des 20. Jahrhunderts
Geschwungene Linien, florale Ornamente und Symmetrie: Der Jugendstil, auch bekannt als „Art Nouveau“ ist der vielleicht dekorativste Stil des 20. Jahrhunderts in Europa. So vielfältig wie seine Bezeichnungen waren auch die künstlerischen Strömungen, die wir heute dieser Epoche zuordnen. Gemeinsam hatten all diese Bewegungen eine Grundauffassung: dass endlich Schluss sein müsste mit dem Historismus, seiner überladenen und sinnlosen Ornamentik und seinem billig produzierten, aber Protz erzeugenden Zierrat.
Reverie Print, circa 1897, by Alphonse Mucha
Wie entstand der Stil?
Eines vorab: Beim Jugendstil handelt es sich um keine geschlossene Bewegung. Vielmehr vereinte sich im Jugendstil eine Reihe an künstlerischen Strömungen des „Fin de Siècle“ (von 1890 bis 1914). Kulturelle Unterschiede innerhalb der verschiedenen Länder Europas führten zu unterschiedlichsten stilistischen Ausprägungen des Jugendstils. „Der Unterschied zwischen Art Nouveau und Jugendstil ist in etwa so wie der Unterschied der Temperamente und Lebensstile“, sagt Pierre Brossard vom Münchner Auktionshaus Quittenbaum.
Allen künstlerischen Programmen gemein war jedoch die Abkehr vom Historismus. Während jener die Vergangenheit zelebrierte, wollte der Jugendstil durch die Verschmelzung von Kunst und Leben etwas Modernes schaffen. Kunst sollte zum Bestandteil des alltäglichen Lebens werden. Kennzeichnend ist, dass in der Epoche des Jugendstils erstmals Werbung durch Poster betrieben wurde, die Künstlern gestalteten, wie hier ein Plakat des Grafikers und Illustrators Alfons Mucha.
Gleichzeitig erwachte in Anbetracht der fortschreitenden Industrialisierung eine Natursehnsucht, die sich in der sogenannte Wandervogelbewegung von Schülern und Studenten der bürgerlichen Schicht in industrialisierten Städten niederschlug. Man wollte sich aus den strengen Regeln des schulischen und gesellschaftlichen Umfelds lösen und in freier Natur eine eigene Lebensart entwickeln.
Nicht ohne Grund vereinen sich daher im Jugendstil viele Ornamente und Muster, die der Natur entlehnt sind und somit die breite, gesellschaftliche Sehnsucht widerspiegeln.
Eines vorab: Beim Jugendstil handelt es sich um keine geschlossene Bewegung. Vielmehr vereinte sich im Jugendstil eine Reihe an künstlerischen Strömungen des „Fin de Siècle“ (von 1890 bis 1914). Kulturelle Unterschiede innerhalb der verschiedenen Länder Europas führten zu unterschiedlichsten stilistischen Ausprägungen des Jugendstils. „Der Unterschied zwischen Art Nouveau und Jugendstil ist in etwa so wie der Unterschied der Temperamente und Lebensstile“, sagt Pierre Brossard vom Münchner Auktionshaus Quittenbaum.
Allen künstlerischen Programmen gemein war jedoch die Abkehr vom Historismus. Während jener die Vergangenheit zelebrierte, wollte der Jugendstil durch die Verschmelzung von Kunst und Leben etwas Modernes schaffen. Kunst sollte zum Bestandteil des alltäglichen Lebens werden. Kennzeichnend ist, dass in der Epoche des Jugendstils erstmals Werbung durch Poster betrieben wurde, die Künstlern gestalteten, wie hier ein Plakat des Grafikers und Illustrators Alfons Mucha.
Gleichzeitig erwachte in Anbetracht der fortschreitenden Industrialisierung eine Natursehnsucht, die sich in der sogenannte Wandervogelbewegung von Schülern und Studenten der bürgerlichen Schicht in industrialisierten Städten niederschlug. Man wollte sich aus den strengen Regeln des schulischen und gesellschaftlichen Umfelds lösen und in freier Natur eine eigene Lebensart entwickeln.
Nicht ohne Grund vereinen sich daher im Jugendstil viele Ornamente und Muster, die der Natur entlehnt sind und somit die breite, gesellschaftliche Sehnsucht widerspiegeln.
Durch wen entstand dieser Stil?
Vor allem eine junge Künstleravantgarde beflügelte die Bewegung. Die wohl bekanntesten Vertreter des Jugendstils in Deutschland waren August Endell und Bernhard Pankok. Auf europäischer Ebene galt besonders Henry Clement van de Velde, ein belgisch-flämischer Architekt und Designer, als vielseitig, der Wiener Architekt Otto Wagner wiederum als Pionier. Ebenfalls prominente Vertreter des Jugendstils sind der belgische Architekt Viktor Horta, der französische Schmuck- und Glaskünstler René Lalique und der Architekt Antoni Gaudí. Letzterer entwarf die bis heute unvollendete Basilika in Barcelona, die im katalanischen Jugendstil oder auch Modernisme erbaut wurde.
Woran erkennt man diesen Stil?
Da der Jugendstil in jedem Land eine eigene Ausprägung besaß, gibt es Unterschiede zwischen Brüssel und Wien, Paris und Berlin. Aber: Die Architektur des Jugendstils soll immer funktional sein. Schon an der Fassade sollte sich ablesen lassen, wie ein Gebäude im Inneren organisiert war. Zudem wurden moderne Materialien wie Stahl, Glas und Eisen eingesetzt, in Kombination mit einer schwungvollen floralen Ornamentik. Florale, flächenhafte Ornamente finden sich auch in der Malerei, Kunst und dem Mobiliar des Jugendstils wieder. Typische Elemente hierbei waren Wasserpflanzen, Magnolien, Lilien und Tiere wie Pfauen oder Libellen.
Eine berühmte und markante Glaskonstruktion des deutschen Jugendstil kann man in Berlin bewundern: Die Hackeschen Höfe, einst entworfen von August Endell, gelten als eines der umfangreichsten Jugendstil-Ensemble in ganz Deutschland. In Paris sind es die Eingänge zur Metro, die uns häufig im Jugendstil empfangen. So entwarf Hector Guimard unter anderem den berühmten Eingang „Porte Dauphine” im 16. Arrondissement. Auch in Brüssel kann man Meisterwerke des Jugendstils entdecken, darunter das Privathaus des Architekten Victor Horta, erbaut zwischen 1898 und 1901, und heute ein Museum. Es ist weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten – im Bild das Treppenhaus.
Vor allem eine junge Künstleravantgarde beflügelte die Bewegung. Die wohl bekanntesten Vertreter des Jugendstils in Deutschland waren August Endell und Bernhard Pankok. Auf europäischer Ebene galt besonders Henry Clement van de Velde, ein belgisch-flämischer Architekt und Designer, als vielseitig, der Wiener Architekt Otto Wagner wiederum als Pionier. Ebenfalls prominente Vertreter des Jugendstils sind der belgische Architekt Viktor Horta, der französische Schmuck- und Glaskünstler René Lalique und der Architekt Antoni Gaudí. Letzterer entwarf die bis heute unvollendete Basilika in Barcelona, die im katalanischen Jugendstil oder auch Modernisme erbaut wurde.
Woran erkennt man diesen Stil?
Da der Jugendstil in jedem Land eine eigene Ausprägung besaß, gibt es Unterschiede zwischen Brüssel und Wien, Paris und Berlin. Aber: Die Architektur des Jugendstils soll immer funktional sein. Schon an der Fassade sollte sich ablesen lassen, wie ein Gebäude im Inneren organisiert war. Zudem wurden moderne Materialien wie Stahl, Glas und Eisen eingesetzt, in Kombination mit einer schwungvollen floralen Ornamentik. Florale, flächenhafte Ornamente finden sich auch in der Malerei, Kunst und dem Mobiliar des Jugendstils wieder. Typische Elemente hierbei waren Wasserpflanzen, Magnolien, Lilien und Tiere wie Pfauen oder Libellen.
Eine berühmte und markante Glaskonstruktion des deutschen Jugendstil kann man in Berlin bewundern: Die Hackeschen Höfe, einst entworfen von August Endell, gelten als eines der umfangreichsten Jugendstil-Ensemble in ganz Deutschland. In Paris sind es die Eingänge zur Metro, die uns häufig im Jugendstil empfangen. So entwarf Hector Guimard unter anderem den berühmten Eingang „Porte Dauphine” im 16. Arrondissement. Auch in Brüssel kann man Meisterwerke des Jugendstils entdecken, darunter das Privathaus des Architekten Victor Horta, erbaut zwischen 1898 und 1901, und heute ein Museum. Es ist weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten – im Bild das Treppenhaus.
Als besonders dekorativ galt die Glaskunst, wie im Bild zu sehen. Doch auch hier gibt es Unterschiede: „Grundsätzlich muss man zwischen zwei Richtungen unterscheiden“, betont Julia Blaha. „Erstens die französische florale Richtung der Glaskunst, in der Émile Gallé federführend ist. Zweitens die böhmische Richtung, die sich durch oxydierte Oberflächen und Glasaufschmelzungen auszeichnet.”
Weltberühmt sind aber auch die „Tiffany-Lampenschirme“ von Louis Comfort Tiffany. Er fertigte nicht nur Leuchten an, sondern auch Tür- und Fensterverglasungen, Standbilder, Weihnachtssterne oder Ostereier.
Weltberühmt sind aber auch die „Tiffany-Lampenschirme“ von Louis Comfort Tiffany. Er fertigte nicht nur Leuchten an, sondern auch Tür- und Fensterverglasungen, Standbilder, Weihnachtssterne oder Ostereier.
Welcher Stil löste den Jugendstil ab?„Die Ablösung des Jugendstils ist natürlich das Art déco“, sagt Pierre Brossard. „Allerdings geschah diese Ablösung nicht genau im Jahre 1925. Es gab Verschiebungen nach vorne und nach hinten. Bei Gallé gab es wiederum kein Art-Déco. Andere Glas-Manufakturen hatten schon 1915 Tendenzen zum Art-Déco.“
Mehr: Was ist eigentlich Art Déco >>>?
Insofern ist der Übergang vom Jugendstil zum Art déco fließend. Als 1907 der Deutsche Werkbund gegründet wurde, mit dem Vorhaben, Sachlichkeit, Schlichtheit und Gediegenheit in die Gestaltung zu bringen, schlossen sich ihm nach und nach immer mehr Künstler des Jugendstils an.
Als einer der wichtigsten Gegner des Jugendstil und entscheidender Wegbereiter moderner Architektur gilt Adolf Loos. In seiner Schrift „Ornament und Verbrechen” prangerte er Ornamente als unzeitgemäß und unwirtschaftlich an: „Ornament ist Arbeitskraft und dadurch vergeudete Gesundheit. So war es immer. Heute bedeutet es aber auch vergeudetes Material, und beides bedeutet vergeudetes Kapital.“ (Quelle: Adolf Loos „Ornament und Verbrechen“).
Mehr: Was ist eigentlich Art Déco >>>?
Insofern ist der Übergang vom Jugendstil zum Art déco fließend. Als 1907 der Deutsche Werkbund gegründet wurde, mit dem Vorhaben, Sachlichkeit, Schlichtheit und Gediegenheit in die Gestaltung zu bringen, schlossen sich ihm nach und nach immer mehr Künstler des Jugendstils an.
Als einer der wichtigsten Gegner des Jugendstil und entscheidender Wegbereiter moderner Architektur gilt Adolf Loos. In seiner Schrift „Ornament und Verbrechen” prangerte er Ornamente als unzeitgemäß und unwirtschaftlich an: „Ornament ist Arbeitskraft und dadurch vergeudete Gesundheit. So war es immer. Heute bedeutet es aber auch vergeudetes Material, und beides bedeutet vergeudetes Kapital.“ (Quelle: Adolf Loos „Ornament und Verbrechen“).
Wie gehen wir heute mit Jugendstil-Objekten um?
Tipp: Geradliniges Kontrastmobiliar
Der verspielte Jugendstil schafft einen besonderen Kontrast zu geradlinigem modernem Mobiliar. Lenkt zudem keine weitere Dekoration im Raum von den Jugendstil-Stücken ab, entfaltet sich die einst angestrebte Wirkung: Die Integration der Kunst ins alltäglichen Leben ist in diesem Gästebad gelungen.
Tipp: Geradliniges Kontrastmobiliar
Der verspielte Jugendstil schafft einen besonderen Kontrast zu geradlinigem modernem Mobiliar. Lenkt zudem keine weitere Dekoration im Raum von den Jugendstil-Stücken ab, entfaltet sich die einst angestrebte Wirkung: Die Integration der Kunst ins alltäglichen Leben ist in diesem Gästebad gelungen.
Tipp: Farbgebung aufgreifen
Die Kunstwerke aus der Epoche des Jugendstils sind oft sehr farbenfroh. Die im jeweiligen Werk enthaltenen Farbtöne lassen sich wunderbar durch Elemente im Raum farblich wieder aufgreifen. Dadurch entsteht etwas Ganzheitliches und Epochenübergreifendes.
Die Kunstwerke aus der Epoche des Jugendstils sind oft sehr farbenfroh. Die im jeweiligen Werk enthaltenen Farbtöne lassen sich wunderbar durch Elemente im Raum farblich wieder aufgreifen. Dadurch entsteht etwas Ganzheitliches und Epochenübergreifendes.
Tipp: Kleiner Einsatz, große Wirkung
Erst auf den zweiten Blick nimmt man die kleinen Jugendstil-Fenster mit ihren geometrischen Formen in diesem Raum wahr und doch verleihen sie ihm eine besondere Atmosphäre. Jugendstil kann für sich allein wirken und muss nicht in den Vordergrund gerückt werden. Ist der Raum ansonsten zurückhaltend und in hellen Farben gestaltet, wie hier auf dem Bild, fällt der Blick ohnehin früher oder später auf die Jugendstil-Elemente.
Zum Weiterlesen: Vom skandinavischen Stil zum Shabby-Chic, vom Biedermeier bis hin zum Bauhaus: Wir gehen Epochen und Stilen auf den Grund – in unserer Rubrik „Stilschule“ >>>
Erst auf den zweiten Blick nimmt man die kleinen Jugendstil-Fenster mit ihren geometrischen Formen in diesem Raum wahr und doch verleihen sie ihm eine besondere Atmosphäre. Jugendstil kann für sich allein wirken und muss nicht in den Vordergrund gerückt werden. Ist der Raum ansonsten zurückhaltend und in hellen Farben gestaltet, wie hier auf dem Bild, fällt der Blick ohnehin früher oder später auf die Jugendstil-Elemente.
Zum Weiterlesen: Vom skandinavischen Stil zum Shabby-Chic, vom Biedermeier bis hin zum Bauhaus: Wir gehen Epochen und Stilen auf den Grund – in unserer Rubrik „Stilschule“ >>>
Beim Jugendstil handelt es sich um eine Strömung, die sich um 1900 auf vielfältige Art und Weise in der Kunst und im Kunsthandwerk niederschlug. Seine Verbreitung fand der Jugendstil in ganz Europa; er trägt von Land zu Land einen anderen Namen. „Früher waren auch die Bezeichnungen Sezessionsstil (Stil der Wiener Sezession), Arte Modernista (Spanien), Modern Style (England), Stile floreale (Italien) und natürlich Art Nouveau (Frankreich) gebräuchlich“, erklärt Julia Blaha, Jugendstil-Expertin im renommierten österreichischen Auktionshaus Dorotheum. Der Begriff „Jugendstil“ geht übrigens auf ein Münchner Magazin namens „Jugend“ zurück.