Deko-Ideen
Die Rocky Horror Puppen Show – Halloween in einem Gothic-Apartment
1500 Arbeitsstunden, ein Wald, böse Puppen und ein Giftlabor: In dieser Berliner Wohnung steigt zu Halloween die ultimative Gruselparty
Was entsteht, wenn sich ein Perfektionist mit Vorliebe für Gothic-Ästhetik vornimmt, eine Halloween-Party auszurichten? Die wahrscheinlich großartigste Schauer-Dekoration der Welt, ach was: ein ganzes Horror-Universum auf den 150 Quadratmetern seiner Berliner Wohnung.
Ein bescheidener kleiner Satz, ausgesprochen letztes Jahr. Die Worte standen in keinem Verhältnis zu dem, was sie danach auf die Beine stellten. Von der Party sprachen die Gäste noch monatelang. Deshalb sollte es dieses Jahr weitergehen. Am besten noch schrecklicher, gruseliger und morbider als beim ersten Mal.
Sagenhafte 1500 Arbeitsstunden steckten Marcus Kauth, seine Lebensgefährtinnen Stefanie Krause (links von ihm) und Elena Geiger (rechts) und seine Mutter Nadja Kauth (links außen) in die diesjährige Halloween-Dekoration. Schon Mitte August begannen sie mit den Vorbereitungen. Am Tag der Fotoaufnahmen waren alle vier müde – hatten sie doch, um rechtzeitig fertig zu werden, eine Nachtschicht eingelegt. Ein weiterer Helfer war Marcus Kauths Vater, Heiner Kauth.
Der Gruseltrip beginnt im Flur.
Zwei Themen prägen, in all ihren Aspekten, die Dekoration. Eines sind die Puppen. Nicht erst seit „Chucky, die Mörderpuppe“ über die Kinoleinwand kroch, wissen wir, wie gruselig vermeintlich harmloses Spielzeug sein kann. Kauth und seine fleißigen Helfer wissen es auch. „Ebay war gleichzeitig mein größter Feind und Freund“, erzählt Kauth. Alle seine Puppen fand er dort.
Eine weitere Fundgrube für die passende Deko war „der Antikhändler meines Vertrauens in Schildow“, wie Kauth ihn nennt.
Die Standuhr setzt sich aus einem hohen Schränkchen zusammen, das Kauth vorher schon besaß, und der Uhr, die er dazukaufte. Für Halloween hat er das Ensemble „leicht“ verändert und neu bestückt – es wurde zu einem Puppenhaus der anderen Art.
Die Standuhr setzt sich aus einem hohen Schränkchen zusammen, das Kauth vorher schon besaß, und der Uhr, die er dazukaufte. Für Halloween hat er das Ensemble „leicht“ verändert und neu bestückt – es wurde zu einem Puppenhaus der anderen Art.
Die Nägel waren nicht immer Teil der Uhr. Tim Burton hätte dieses Deko-Element nicht schauerlicher hinbekommen.
Schau mir in die Augen, Kleines.
Auch diesen Schaukasten hat Kauth eigens für Halloween zusammengestellt. Beleuchtet und mit Stacheldrahtnimbus versehen, hat ein Puppenkopf sein zweites Leben in der Welt der Untoten begonnen.
Bei der Blumendeko im Flur steckt der Teufel im Detail, und das ist absolut positiv gemeint.
Aus dem Flur gelangen wir in das Ess- und Klavierzimmer.
Hier etabliert sich das zweite Thema der Party: Alchemielabor.
Die Zutaten für seine Tinkturen und Tränke, für gefährliche Forschungsversuche und okkulte Experimente hat der „verrückte Professor“ Kauth überall in der Wohnung verteilt.
Die Gestaltung der Flaschen verschlang dann auch ein Großteil der 1500 Arbeitsstunden. Für die Etiketten verwendeten Kauth und seine Helferinnen Büttenpapier. Zuerst wurde es mit Tee eingefärbt, nach dem Trocknen gebügelt, durch den Drucker gejagt und beschriftet, dann nicht geschnitten, sondern auf die richtige Größe gerissen und schließlich an den entstandenen weißen Rändern mit einem Schwamm dunkel nachgetupft.
Die Zutaten für seine Tinkturen und Tränke, für gefährliche Forschungsversuche und okkulte Experimente hat der „verrückte Professor“ Kauth überall in der Wohnung verteilt.
Die Gestaltung der Flaschen verschlang dann auch ein Großteil der 1500 Arbeitsstunden. Für die Etiketten verwendeten Kauth und seine Helferinnen Büttenpapier. Zuerst wurde es mit Tee eingefärbt, nach dem Trocknen gebügelt, durch den Drucker gejagt und beschriftet, dann nicht geschnitten, sondern auf die richtige Größe gerissen und schließlich an den entstandenen weißen Rändern mit einem Schwamm dunkel nachgetupft.
Die Flaschen selbst wurden auch behandelt und auf alt getrimmt: „Wir haben einfach Holzleim in die Hände genommen und die Flaschen damit eingerieben. Danach haben wir matten Lack aufgetragen und als Staub Holzasche daraufgepudert.“
Selbstverständlich ist jede Flasche befüllt. „Wir haben im Wald dafür Grünzeug und Kräuter gesammelt“, erzählt Kauth. Insgesamt 220 fertige Ampullen, Flakons und Fläschchen sind so entstanden. Der helle Wahnsinn.
Selbstverständlich ist jede Flasche befüllt. „Wir haben im Wald dafür Grünzeug und Kräuter gesammelt“, erzählt Kauth. Insgesamt 220 fertige Ampullen, Flakons und Fläschchen sind so entstanden. Der helle Wahnsinn.
Glasdome zu finden, wie sie hier im Trio auf dem alten Klavier stehen, war eine Herausforderung, erzählt Kauth. Schließlich wurde er wieder auf Ebay fündig.
Dem Klavier gegenüber, versteckt neben der Tür zum Flur, finden wir es endlich: das eigentliche Alchemielabor inmitten schauriger Bilder und Accessoires.
Die Laborgläser kaufte Marcus Kauth wie so vieles über Ebay, in diesem Fall von einem Arzt aus Bayern, der sein Labor aufgelöst hatte. Die Bretter, auf denen der Versuchsaufbau steht, kommen aus einer verlassenen Kaserne, die Kauth entdeckte und zur Kulisse eines seiner Fotoshootings machte. In die Eisenstangen der Tragkonstruktion hat er eigenhändig Gewinde hineingefräst. „Hier hat auch mein Vater mitgeholfen. Er hat sich vor allem um Besorgungen gekümmert und mir damit eine Menge Arbeit abgenommen. Angefangen von Papier bis hin zu Gewindeschneidern“, sagt Kauth.
Die Bilder an der Wand neben dem Labor zeigen einmal mehr, wie akribisch die Wohnung umdekoriert wurde. Kauth hat sie eigens für die Party aufgehängt. Es sind Hologramme von „Haunted Memories“, die je nach Blickwinkel normale oder nicht ganz so normale historische Porträtfotos zeigen.
Neben antiken Puppen hat Marcus Kauth die Wohnung mit mehreren Zombiepuppen ausgestattet. Sie kommen aus besagtem Duisburger Knüllermarkt, in dem die Idee zur Halloweenparty entstand. Kauths Liebling ist dieser Horror-Buttler, der bedrohlich mit dem Kopf wackelt, während er den Gästen dubiose Serviervorschläge unterbreitet. Er reagiert auf Geräusche.
Die alten Rehknochen fand Kauth in Salzburg, wo er einige Zeit lebte, auf einem Trödelmarkt. Weitere Knochenfunde, diesmal vom Rind, verarbeitete er zu Reagenzglashaltern. Auch sie fand er auf einem Flohmarkt, wo sie unter einem Stand lagen. „Ich habe den Händler gefragt, was er dafür haben will. Der meinte: 10 Euro. Da habe ich natürlich zugeschlagen.“ Es handelt sich um alte Rinderknochen, die die Wolfshunde des Trödelhändlers zum Abnagen bekommen hatten. Zunächst verbuddelte er sie, grub sie dann aber wieder aus und entdeckte ein gewisses dekoratives Potential in ihnen, wie Kauth auch.
Ein Blick auf das schmale Ende des Raumes offenbart den eigentlichen Essbereich. Die Äste stecken übrigens nicht immer in der Wand. Normalerweise befinden sich an Stelle der Löcher die Aufhängungen für großformatige Bilder.
Diese Flaschen mitsamt morbider Etiketten waren schon Teil der ersten Halloween-Partydeko im vergangenen Jahr. Während unseres Fotoshootings beschloss Kauth: „Die müssen wir noch etwas staubiger kriegen und Spinnweben draufmachen.“
Fragwürdige Flaschen und chirurgische Instrumente türmen sich links neben dem Esstisch.
Das Grammophon in der Ecke rechts hinter dem Esstisch kaufte Kauth extra für die Party, bei seinem Antiquitätenhänder in Schildow. Nach dem Kurbeln ertönt darauf „Es war einmal ein Musikus“, 1932 von Friedrich Schwarz geschrieben.
Ein offener Durchgang führt vom Essbereich in das große Wohn- und Schlafzimmer – oder das, was es früher einmal war. Inzwischen wurde hier aufgeforstet. Das Laub ist selbstverständlich echt, genau wie die dicken Birkenzweige. Beides stammt aus dem Wald bei Hennigsdorf. Der Einsatztrupp fuhr mit dem Kombi hinaus, sammelte ein und brachte in insgesamt sieben Fuhren Biomasse zurück in die Wohnung. Mühevoll wurde alles getrocknet und gesäubert, damit das Apartment ungeziefer- und schimmelfrei bleibt.
Bewacht wird der Durchgang von einem Untoten.
Die dicken Äste, die hier wie Baumstämme wirken, hat Kauth mit Dreierwinkeln auf Holzplatten montiert und die Platten dann mit Laub bedeckt. Übrigens handelt es sich dabei um Bruchholz, das auf dem Waldboden lag.
Kein Lebewesen musste für diese Halloween-Deko sein Leben lassen, auch wenn es an manchen Stellen so aussehen mag.
Kein Lebewesen musste für diese Halloween-Deko sein Leben lassen, auch wenn es an manchen Stellen so aussehen mag.
„Den Fernseher in die Deko einzubinden, war gar nicht so leicht“, sagt Kauth. „Während der Party werden wir darauf Horrorfilme aus den Zwanzigern zeigen. Die besitze ich sowieso, die musste ich nicht besorgen.“
„Endlich konnte ich mal mein altes spanisches Kreuz zum Einsatz bringen“, sagt Kauth. Es ist gusseisern und stammt aus dem 19. Jahrhundert. Bevor die Halloween-Vorbereitungen begannen, fristete es hinterm Schrank ein Schattendasein.
Das Dreibein stammt aus dem Garten seiner Mutter. „Ob sie es wiederbekommt, weiß ich noch nicht“, sagt Kauth und lacht.
Das Dreibein stammt aus dem Garten seiner Mutter. „Ob sie es wiederbekommt, weiß ich noch nicht“, sagt Kauth und lacht.
„Von außen sieht es momentan so aus, als würde in der Wohnung ein Wald wachsen“, sagt Kauth. „Ich frage mich manchmal, was die Passanten glauben, was hier oben los ist.“
Eine Horde Fledermäuse hat sich auf der Wand ausgebreitet, unter dem Lüster und auf dem Schrank lauern schauerliche Zombies.
Das Beleuchtungskonzept ist ebenso ausgeklügelt wie der Rest. Die Lampen bekommen zum Fest der Feste grüne Leuchtmittel. Die „Living Dead Dolls“ von Mezco Toyz hinter dem Fernseher haben schon eine kontrastierende Beleuchtung in Rot erhalten. Im Flur wird das Licht ebenfalls rot sein.
25 erlesene Gäste werden am 31. Oktober in der Brunnenstraße in dieses morbide Zwielichtuniversum eintauchen. „Die Leute kommen aus ganz Deutschland. Aus dem Münsterland, aus Köln. Viel mehr haben gefragt, ob sie dabei sein dürfen, weil immer noch über die Party vom letzten Jahr geredet wird. Aber wir haben nur die engsten Freunde eingeladen“, sagt Kauth.
Auch diese Zombiepuppe lässt sich zum Leben erwecken. In Aktion wirkt es so, als würde sie von irgendetwas Unnatürlichem in die Erde gezogen.
Das Schlafzimmer wurde zur „Creepy Crypt” erklärt.
Die Maisstauden im Schlafzimmer brachten Kauths Eltern aus dem Münsterland mit. „Die Sense hatte ich noch.“ Wer kann schon einen solchen Satz sagen?
Zwar herrscht bei der Halloween-Party freie Kostümwahl, aber natürlich darf auch beim Dress der Gruselfaktor nicht fehlen. „Letztes Jahr gingen Elena und Stefanie als Zombie-Playboy-Bunnies, mit blutigen Hasenohren und blutigem Hasenschwänzchen“, sagt Kauth. „Ich war ein Zombie-Metaller. Wir hatten auch einen Werwolf, ein Zombieeinhorn und eine Zombienonne.“ Die Party ging bis 7:30 Uhr, und keiner geht davon aus, dass sie diesmal früher endet.
Es wird ein Snackbüffet und Cocktails in Reagenzgläsern geben. Die Gastgeber wollen farbig markierte Flaschen in die Deko stellen, aus denen sich die Gäste selbst bedienen können. Bevor es so weit ist, müssen die drei in ihrer selbstkreierten schaurig-schönen Deko leben – ein großer Spaß. Und eins steht jetzt schon fest: Die Halloween-Party wurde in dieser Wohnung zur Tradition erklärt.
Noch mehr Details der Grusel-Deko entdecken
Die Wohnung im Normalzustand: Gothic-Apartment in Berlin
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Die Wohnung im Normalzustand: Gothic-Apartment in Berlin
Hier feiern schauerlich: Marcus Kauth, Stefanie Krause und Elena Geiger
Mit: 25 Gästen
In: der Brunnenstraße in Berlin-Wedding
Auf: 150 Quadratmetern
Inmitten von: Horrorpuppen, Friedhofslaub und einem Alchimistenlabor
Die Idee wurde in einem Dekoladen geboren. Marcus Kauth, der als Webdesigner arbeitet und in seiner Freizeit Aktfotografie und Gothic-Mode macht, stand mit seinen beiden Lebensgefährtinnen im Knüllermarkt in Duisburg. Die drei schauten sich erst um, dann an und sagten schließlich: „Wollen wir nicht mal eine Halloween-Party machen?“