Nicht nur für Jecken: Masken als Kunst- und Deko-Objekte
Für die einen sind sie ein Spaß, für die anderen rituelle Objekte mit tiefer Bedeutung: Die Welt der Masken ist vielfältig – und kompliziert
Ich könnte das ja nicht, mir Masken an die Wand hängen – ich würde mir angestarrt vorkommen. Obgleich ich, als Kunsthistorikerin, ihren kulturellen und künstlerischen Wert schätze. Einerseits gibt es großartige Karnevalsmasken – ob die „Larven“, die Holzmasken der alemannischen Fasnacht, oder venezianische Halbmasken. Doch Masken spielen auch in vielen anderen Ritualen und Traditionen der Welt eine Rolle. Betrachtet man sie als Kunstwerke oder Deko-Objekte, sollte man sich ihrer Bedeutung bewusst sein. Kommen Sie mit auf eine kleine Reise durch die Welt der Masken, von Afrika über Japan bis nach Papua-Neuguinea – und lernen Sie mögliche Fallstricke der Masken-Deko kennen.
Afrikanische Masken
Besonders beliebt als Deko-Objekt und auch bei Sammlern sind afrikanische Masken. Wobei schon dies eine unzulässige Verallgemeinerung ist – auf dem riesigen Kontinent gibt es schließlich eine unglaubliche kulturelle Vielfalt. Die meisten der Masken und Figuren gelten als Schutz gegen böse Kräfte und sind Bestandteile aufwändiger Riten, zu denen untrennbar auch Tanz und Kostüme gehören. Links zu sehen sind vermutlich Kifwebe-Masken der Luba (Kongo), typisch sind die grafischen Streifendekore.
Besonders beliebt als Deko-Objekt und auch bei Sammlern sind afrikanische Masken. Wobei schon dies eine unzulässige Verallgemeinerung ist – auf dem riesigen Kontinent gibt es schließlich eine unglaubliche kulturelle Vielfalt. Die meisten der Masken und Figuren gelten als Schutz gegen böse Kräfte und sind Bestandteile aufwändiger Riten, zu denen untrennbar auch Tanz und Kostüme gehören. Links zu sehen sind vermutlich Kifwebe-Masken der Luba (Kongo), typisch sind die grafischen Streifendekore.
Die Masken, die hier auf dem Regal ausgestellt sind, kauften die Bewohner auf Reisen in Kenia und Südafrika. Mittig auf dem Ständer ist jedoch vermutlich eine Mukudj-Maske der Punu aus Gabun, Westafrika, zu sehen. Mit ihrer kaolin-weißen Gesichtsfarbe und der duttartigen Haarform erinnern diese Masken zuweilen an japanische Theatermasken. Sie zeigen ein Schönheitsideal. Getragen werden sie traditionell bei aufwändigen Ritualtänzen mit bis zu drei Meter hohen Stelzen – um etwa die Heimkehr eines wichtigen Stammesmitglieds zu feiern, sein Andenken zu wahren oder andere für die Gemeinschaft wichtige Ereignisse zu begleiten.
Am Beispiel afrikanischer Masken lässt sich gut erläutern, welche Fallstricke es beim Erwerb von traditionellen Masken als Kunst- oder Deko-Objekte geben kann. Zum einen muss man unterscheiden lernen: Kauft man hier ein historisches Artefakt, ein aktuelles Werk eines einheimischen Kunsthandwerkers – oder eine billige Imitation aus dem Souvenir- oder Möbelladen, die lediglich typische Formen frei interpretiert (und im Zweifel in China gefertigt wurde)? Welcher Preis ist also gerechtfertigt – und welche Vorgehensweise?
Denn historische und kulturelle Artefakte dürfen oft nicht ohne weiteres aus dem Land ausgeführt werden, hier kann es am Zoll zu Beschlagnahmungen und Strafzahlungen kommen. Auch und gerade die Sammlungen ethnologischer Museen stehen heute übrigens nachträglich in der Kritik in puncto Ausfuhr – vielen wird vorgeworfen, den Großteil ihrer alten Ausstellungsstücke der Gier der Kolonialzeit zu verdanken, in der ohne Rücksicht Kulturgüter geraubt wurden. Viele Museen sind in diesem Punkt mit der Aufarbeitung ihrer Geschichte beschäftigt; die gleiche zweifelhafte Provenienz kann jedoch auch Objekte im privaten Kunsthandel betreffen – nicht nur solche aus Afrika.
Viele rituelle Objekte dürfen gar nicht verkauft werden – schön zeigt das eine Anekdote aus dem Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem: Ein Kurator wurde 2010 mit einer drei Meter hohen, bunten Stoffskulptur der nigerianischen Igbo „verheiratet“. Nur so durfte das Objekt ins Museum kommen – gegen einen Brautpreis und ein Ritual, bei dem unter anderem ein Hammel geschlachtet wurde.
Denn historische und kulturelle Artefakte dürfen oft nicht ohne weiteres aus dem Land ausgeführt werden, hier kann es am Zoll zu Beschlagnahmungen und Strafzahlungen kommen. Auch und gerade die Sammlungen ethnologischer Museen stehen heute übrigens nachträglich in der Kritik in puncto Ausfuhr – vielen wird vorgeworfen, den Großteil ihrer alten Ausstellungsstücke der Gier der Kolonialzeit zu verdanken, in der ohne Rücksicht Kulturgüter geraubt wurden. Viele Museen sind in diesem Punkt mit der Aufarbeitung ihrer Geschichte beschäftigt; die gleiche zweifelhafte Provenienz kann jedoch auch Objekte im privaten Kunsthandel betreffen – nicht nur solche aus Afrika.
Viele rituelle Objekte dürfen gar nicht verkauft werden – schön zeigt das eine Anekdote aus dem Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem: Ein Kurator wurde 2010 mit einer drei Meter hohen, bunten Stoffskulptur der nigerianischen Igbo „verheiratet“. Nur so durfte das Objekt ins Museum kommen – gegen einen Brautpreis und ein Ritual, bei dem unter anderem ein Hammel geschlachtet wurde.
Das alles heißt nicht, dass man generell Abstand nehmen muss von solchen traditionellen Kunstwerken. Man sollte jedoch beim Kauf Aufmerksamkeit und Behutsamkeit walten lassen, sich bei Experten informieren, die Provenienz klären und die Objekte mit dem nötigen Respekt behandeln – auch wenn sie für einen selbst keinerlei rituellen, sondern nur ästhetischen Wert haben.
Auch die Künstler der Moderne waren übrigens fasziniert von den Formen der sogenannten „primitiven Kunst“, die Ihnen durch die damals relativ neuen völkerkundlichen Museen zugänglich wurde. Picasso beschäftigte sich besonders in den Jahren 1907-9 viel mit schlichten, ausdrucksstarken Formen wie sie etwa die Dogon (Mali, Burkina Faso) fertigen; während Paul Gauguin (1848-1903) von der polynesischen Kunst fasziniert war. Anlass genug, uns noch etwas in der inspirierenden Welt der Masken umzuschauen …
Auch die Künstler der Moderne waren übrigens fasziniert von den Formen der sogenannten „primitiven Kunst“, die Ihnen durch die damals relativ neuen völkerkundlichen Museen zugänglich wurde. Picasso beschäftigte sich besonders in den Jahren 1907-9 viel mit schlichten, ausdrucksstarken Formen wie sie etwa die Dogon (Mali, Burkina Faso) fertigen; während Paul Gauguin (1848-1903) von der polynesischen Kunst fasziniert war. Anlass genug, uns noch etwas in der inspirierenden Welt der Masken umzuschauen …
Polynesische Masken
Langgezogen und aufwändig bemalt sind diese Masken, von den Bewohnern im polynesischen Raum gekauft. Auch auf Bali kann man in Souvenirläden häufig Masken in diesem farbenfrohen „Style“ finden. Echte polynesische Tiki-Masken stehen in der Regel für Ahnen, die in einigen Kulturen gleichbedeutend mit Götterfiguren sind.
Langgezogen und aufwändig bemalt sind diese Masken, von den Bewohnern im polynesischen Raum gekauft. Auch auf Bali kann man in Souvenirläden häufig Masken in diesem farbenfrohen „Style“ finden. Echte polynesische Tiki-Masken stehen in der Regel für Ahnen, die in einigen Kulturen gleichbedeutend mit Götterfiguren sind.
Masken aus Papua-Neuguinea
Gruselig schön ist diese Maske, die wohl aus Papua-Neuguinea stammt. Typisch dafür wären die ornamentale farbige Fassung und die Verzierung mit Stoßzähnen, Kauri-Muscheln und Kasuar-Federn (Kasuaren sind riesige Laufvögel, die in Neuguinea vorkommen). Diese Art von Masken steht in der Regel für einen Geist, der Lebensmittelvorräte beschützen soll – obwohl diese hier so unfreundlich aussieht, hat sie also eine positive Konnotation.
Gruselig schön ist diese Maske, die wohl aus Papua-Neuguinea stammt. Typisch dafür wären die ornamentale farbige Fassung und die Verzierung mit Stoßzähnen, Kauri-Muscheln und Kasuar-Federn (Kasuaren sind riesige Laufvögel, die in Neuguinea vorkommen). Diese Art von Masken steht in der Regel für einen Geist, der Lebensmittelvorräte beschützen soll – obwohl diese hier so unfreundlich aussieht, hat sie also eine positive Konnotation.
Emberá- Masken aus Panama
Die Emberá in Kolumbien und Panama gehören zu den noch weitgehend traditionell lebenden indigenen Völkern. Ihre bunten Flechtarbeiten aus eingefärbten Palmenfasern sind weithin bekannt und werden auch an Händler und Touristen verkauft – die in einigen Gebieten der Emberá jedoch nur nach Anmeldung und mit ausdrücklicher Erlaubnis zu Besuch kommen dürfen. Masken stellen meist Tiere des Regenwaldes dar.
Die Emberá in Kolumbien und Panama gehören zu den noch weitgehend traditionell lebenden indigenen Völkern. Ihre bunten Flechtarbeiten aus eingefärbten Palmenfasern sind weithin bekannt und werden auch an Händler und Touristen verkauft – die in einigen Gebieten der Emberá jedoch nur nach Anmeldung und mit ausdrücklicher Erlaubnis zu Besuch kommen dürfen. Masken stellen meist Tiere des Regenwaldes dar.
Vietnamesische Tét-Masken
Mondrund und lustig sind diese vietnamesischen Masken aus bemaltem Korbgeflecht, die im Zusammenhang mit der Feier zum Mondneujahr stehen, der Tết Nguyên Đán (kurz: Tét). Dies ist einer der wichtigsten Feiertage des Landes, der zugleich den Beginn des Mondjahres (nach dem chinesischen Mondkalender) und des Frühlings markiert. Nach unserem Kalender fällt dieses Fest in die Zeit zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar.
Mondrund und lustig sind diese vietnamesischen Masken aus bemaltem Korbgeflecht, die im Zusammenhang mit der Feier zum Mondneujahr stehen, der Tết Nguyên Đán (kurz: Tét). Dies ist einer der wichtigsten Feiertage des Landes, der zugleich den Beginn des Mondjahres (nach dem chinesischen Mondkalender) und des Frühlings markiert. Nach unserem Kalender fällt dieses Fest in die Zeit zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar.
Japanische Theatermasken
Das traditionelle japanische Theater (Nō und Kyōgen) ist streng choreografiert. Die Darsteller von Frauen, Göttern oder Ungeheuern tragen typisierte Masken, gefertigt aus leichtem Zypressenholz. Diese sind sehr aufwändig gearbeitet; der Gesichtsausdruck scheint sich zum Beispiel je nach Neigung des Kopfes zu ändern. Für jede der festgeschriebenen Rollen beziehungsweise Stimmungen im japanischen Theater gibt es einen bestimmten Maskentypus.
Das Prinzip typisierter Theatermasken kennen wir zum Beispiel auch aus der italienischen Commedia dell’ Arte.
Das traditionelle japanische Theater (Nō und Kyōgen) ist streng choreografiert. Die Darsteller von Frauen, Göttern oder Ungeheuern tragen typisierte Masken, gefertigt aus leichtem Zypressenholz. Diese sind sehr aufwändig gearbeitet; der Gesichtsausdruck scheint sich zum Beispiel je nach Neigung des Kopfes zu ändern. Für jede der festgeschriebenen Rollen beziehungsweise Stimmungen im japanischen Theater gibt es einen bestimmten Maskentypus.
Das Prinzip typisierter Theatermasken kennen wir zum Beispiel auch aus der italienischen Commedia dell’ Arte.
Moderne künstlerische Auseinandersetzungen mit Masken
Mit Stimmungen und Expressionen spielt auch dieses zeitgenössische Kunstwerk – eine Reihe weißer Keramikmasken (Künstler unbekannt). Masken üben eben einfach eine eigenartige Faszination aus – sie sind belebt und gleichzeitig unbelebt, stehen für Anwesenheit und Abwesenheit, sie verstecken, beschützen, beschwören. Und insofern steckt vielleicht immer mehr Mystisches in ihnen, als wir meinen. Überlegen Sie sich also gut, wer oder was Sie von der Wand anschauen soll!
Mit Stimmungen und Expressionen spielt auch dieses zeitgenössische Kunstwerk – eine Reihe weißer Keramikmasken (Künstler unbekannt). Masken üben eben einfach eine eigenartige Faszination aus – sie sind belebt und gleichzeitig unbelebt, stehen für Anwesenheit und Abwesenheit, sie verstecken, beschützen, beschwören. Und insofern steckt vielleicht immer mehr Mystisches in ihnen, als wir meinen. Überlegen Sie sich also gut, wer oder was Sie von der Wand anschauen soll!
Was halten Sie von Masken als Deko?
Einfach nur Spaß machen lustige Papier- oder Kunststoffmasken. Viele schlüpfen damit nicht nur zum Fasching in andere Rollen, sondern benutzen sie als Accessoire für Fotoshootings oder als coole Deko – was natürlich bedenkenlos getan werden kann; denn eine tiefere religiöse oder rituelle Bedeutung steht nicht dahinter. Hier zählt allein der Reiz eines Rollen- und Versteckspiels. Daneben gibt es hierzulande auch traditionelle, bedeutungsgeladene Fasnachtsmasken – wie eben die holzgeschnitzten „Larven“ – die oft über Generationen weitervererbt werden und teils sehr wertvoll sind.