Vorher-Nachher: Von wandernden Küchen und mutigen Wänden
Altbau-Charme hat Tücken. Hier wurden sie mit Einfallsreichtum und geschickten Eingriffen in den Grundriss überwunden
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Aline van Hoorn
29. September 2023
Houzz Editorial Team
Eine klassische Berliner Altbauwohnung im vierten Stock. Schöne Holzdielen, hohe Decken, aber eine unglückliche Aufteilung und kein Gäste-WC. Das sollte sich ändern, wünschte sich das Ehepaar, welches die Wohnung lange Zeit vermietet hatte, doch nun selbst einziehen konnte. Nach mehreren Gesprächen mit diversen Expert:innen hatte am Ende Markus Altvater von The Inner House die entscheidenden Ideen und wurde mit dem Projekt betraut.
Auf einen Blick
Hier wohnt und arbeitet: ein Ehepaar
Auf: etwa 130 m²
In: Berlin-Schöneberg
Expertise von: Markus Altvater von The Inner House
Kosten: etwa 170.000 Euro (davon etwa 100.000 Euro reine Baukosten, 30.000 Euro für Tischlerarbeiten und etwa 20.000 Euro für die Küche)
Fotos: Manuel Strunz; © The Inner House
Hier wohnt und arbeitet: ein Ehepaar
Auf: etwa 130 m²
In: Berlin-Schöneberg
Expertise von: Markus Altvater von The Inner House
Kosten: etwa 170.000 Euro (davon etwa 100.000 Euro reine Baukosten, 30.000 Euro für Tischlerarbeiten und etwa 20.000 Euro für die Küche)
Fotos: Manuel Strunz; © The Inner House
Grundriss vorher
Altbau-Charme. So schön und beliebt er auch ist, der Berliner Altbau kann in Sachen Schnitt und Aufteilung schon mal einen Strich durch jede Rechnung machen. So auch in dieser Wohnung in Schöneberg. Bei 130 Quadratmetern und vier Zimmern gab es nur ein Bad – und das lag fast am Ende der Wohnung. Auch die Küche war ganz nach hinten verbannt worden.
Altbau-Charme. So schön und beliebt er auch ist, der Berliner Altbau kann in Sachen Schnitt und Aufteilung schon mal einen Strich durch jede Rechnung machen. So auch in dieser Wohnung in Schöneberg. Bei 130 Quadratmetern und vier Zimmern gab es nur ein Bad – und das lag fast am Ende der Wohnung. Auch die Küche war ganz nach hinten verbannt worden.
Grundriss nachher
Arbeitszimmer vorher
Da beide Bewohner viel von zu Hause aus arbeiten, sollte es zwei separate Arbeitszimmer geben. Das schmale Zimmer direkt am Eingang wurde so zu einem kleinen Heimbüro, welches dank der grauen Schlafcouch bei Bedarf zum Gästezimmer wird.
Die Wand zum Flur wurde mit reichlich Stauraum gedoppelt und so praktisch nutzbar (nicht im Bild; siehe Grundriss). Dieser neu geschaffene Stauraum-Schrank ersetzt Teile der Abstellkammer, die an anderer Stelle verkleinert werden musste. Zugunsten des geplanten Gäste-WCs wurde ein schmaler Streifen des Raumes abgetrennt.
Die Wand zum Flur wurde mit reichlich Stauraum gedoppelt und so praktisch nutzbar (nicht im Bild; siehe Grundriss). Dieser neu geschaffene Stauraum-Schrank ersetzt Teile der Abstellkammer, die an anderer Stelle verkleinert werden musste. Zugunsten des geplanten Gäste-WCs wurde ein schmaler Streifen des Raumes abgetrennt.
Ein Gäste-WC, wo nie eins sein konnte. Der Wunsch nach einem kleinen zweiten Bad war wohl die größte Herausforderung bei diesem Projekt. Bereits zuvor hatten andere Hausbewohner:innen ihrerseits versucht, ein zusätzliches Bad in ihren Wohnungen zu ermöglichen. Bis dato hieß es jedoch, dass dies schlicht nicht umzusetzen sei.
„Es gab am Eingang der Wohnung überhaupt keinen weiteren Strang für Wasser und Abwasser. Nach langer Suche, Rücksprache mit dem Schornsteinfeger und Genehmigung durch die Eigentümerversammlung konnten wir die Verlegung in einem alten Kaminschacht realisieren“, so der Experte. Endlich eine originelle Lösung für ein altes Problem.
„Es gab am Eingang der Wohnung überhaupt keinen weiteren Strang für Wasser und Abwasser. Nach langer Suche, Rücksprache mit dem Schornsteinfeger und Genehmigung durch die Eigentümerversammlung konnten wir die Verlegung in einem alten Kaminschacht realisieren“, so der Experte. Endlich eine originelle Lösung für ein altes Problem.
Blick von der Toilette zur Gästedusche. Waschbecken von Scarabeo
Einmal den Anschluss ermöglicht und den Raum gewonnen, sollte dieser auch gleich richtig in Szene gesetzt werden. Da es nun nicht länger nur ein einziges Bad gab, durfte das Gästebad-Design ein bisschen extravaganter werden.
Einmal den Anschluss ermöglicht und den Raum gewonnen, sollte dieser auch gleich richtig in Szene gesetzt werden. Da es nun nicht länger nur ein einziges Bad gab, durfte das Gästebad-Design ein bisschen extravaganter werden.
Blick von der kleinen Dusche zur Toilette. Tapete von Rifle Paper Co
Eine florale Pfauen-Tapete ziert die Wände. Zwischen den dunkelgrünen Riemchen-Fliesen sollte es rote Fugenmasse sein. Insgesamt zeichnet sich ein britischer Stil ab, mit gekonntem Mustermix.
Eine florale Pfauen-Tapete ziert die Wände. Zwischen den dunkelgrünen Riemchen-Fliesen sollte es rote Fugenmasse sein. Insgesamt zeichnet sich ein britischer Stil ab, mit gekonntem Mustermix.
Arbeitszimmer Nummer zwei. Der gegenüberliegende größere Raum wurde zum gewünschten zweiten Home-Office. Durch die offene Flügeltür ist die neue dunkelbraune Stauraum-Wand im Flur zu sehen.
Die alten Dielen konnten in der gesamten Wohnung aufgearbeitet und neu versiegelt werden. Diverse Vintage-Möbel brachten die Eigentümer mit.
Die alten Dielen konnten in der gesamten Wohnung aufgearbeitet und neu versiegelt werden. Diverse Vintage-Möbel brachten die Eigentümer mit.
Das Paar hatte sich schon im Vorfeld Gedanken gemacht, welche Farben ihnen gefallen könnten und diese herausgesucht. Auf dieser Grundlage erstellte der Experte das Farbkonzept für die ganze Wohnung.
„Das Ungewöhnliche bei diesem Projekt war, dass wir uns zur Farbauswahl bei Dunkelheit getroffen haben – die Wohnung war zu diesem Zeitpunkt auch nur spärlich beleuchtet. Ich bin mit den Kunden das Farbkonzept mit teils mutigen kräftigen Tönen Raum für Raum durchgegangen und sie haben die gesamte Vorauswahl komplett übernommen. Auf Nachfrage sind sie auch mit den gewagteren Farben noch heute sehr glücklich“, sagt Altvater.
„Das Ungewöhnliche bei diesem Projekt war, dass wir uns zur Farbauswahl bei Dunkelheit getroffen haben – die Wohnung war zu diesem Zeitpunkt auch nur spärlich beleuchtet. Ich bin mit den Kunden das Farbkonzept mit teils mutigen kräftigen Tönen Raum für Raum durchgegangen und sie haben die gesamte Vorauswahl komplett übernommen. Auf Nachfrage sind sie auch mit den gewagteren Farben noch heute sehr glücklich“, sagt Altvater.
Wanderküche. „Die Küche sollte vom hinteren Ende nach Möglichkeit mehr in die Mitte der Wohnung rücken, um sie zu einem zentralen gemeinsamen Ort zu machen“, erinnert sich der Experte. So wurde das sogenannte Berliner Zimmer, eigentlich ein Durchgangsraum mit nur einem Fenster, zur neuen Küche mit offenem Koch- und Essbereich auserkoren. Auch hier galt es Anschlüsse zu legen, wo eigentlich keine waren.
Funktional sollte die Küche sein, das Kochen mit mehreren Personen ermöglichen, und gemütlich und wohnlich wirken. Der Essbereich sollte genug Platz für sechs bis acht Personen bieten.
Die Deckenfarbe der Küche findet sich im angrenzenden Wohnzimmer an den Wänden wieder.
Bad vorher
„Im Zuge der Vergrößerung des Hauptbads haben wir nur noch einen kleinen Teil der Abstellkammer für Waschmaschine und Trockner übrig gelassen. Das haben wir mit dem zusätzlichen Stauraum an anderer Stelle kompensiert“, so Altvater. Das neue Badezimmer verfügt nun über eine Badewanne und eine großzügige Dusche. Das Grün der Wände greift den Farbton der Fliesen aus dem Gäste-Bad auf.
Armaturen von Duravit
Wo früher einmal die Küche war… Ist nun das Schlafzimmer. Gemütlich und vor allem ruhig zum Hof gelegen am Ende der Wohnung. Der lange Flur führt um die Ecke und lässt ausreichend Privatsphäre zu.
„Die Ankleide ist im Schlafzimmer mit wandhohen Einbauschränken integriert, die in Wandfarbe lackiert dennoch zurückhaltend wirken“, so der Experte. Der Schrank besteht aus drei Teilen und bietet damit besonders viel Stauraum, ohne zu wuchtig zu erscheinen.
Ehemalige Küche vorher, Blick zum Flur
Kein Wunder, dass das Paar sich hier nun richtig wohlfühlt. Doch nicht nur die beiden sind glücklich mit den neuen und teilweise sehr unkonventionellen Lösungen, wie der Wasserleitung im alten Kaminschacht. In der Hausgemeinschaft stieß diese Umsetzung nicht nur auf Anklang, sondern fand inzwischen längst Nachahmung. Endlich gab es einen Weg, die Tücken des Altbaus geschickt zu umgehen.
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Ansonsten, guter - auf Basis der Bauherrenvorgaben entwickelter - Grundriss und interessante Farbgestaltung. Lediglich der Grundriss im Bereich Schlafen - Hauptbad gefällt mir nicht - da wäre m.E mehr möglich gewesen. Z.B. Verzicht auf diese Regalnische, aufgreifen des schrägen Wandverlaufs und daraus resultierend mehr Stauraum in der Gangzone und ein interessanterer Grundriss f.d. Bad. Dort sind mir die weißen Fliesen zu "omnipräsent", und auch der hohe Duscheinstieg mit auffälliger Plattierung im Sockelbereich ist optisch nicht der "burner". Und ja, das geht auch im Altbau anders.
Dennoch - insgesamt ein gefälliges Ergebnis.
Der Boden in der Gästedusche würde mich stören, da die Fliesen im Muster nicht ineinander laufen. Ansonsten sehr schön gelöst.
Super, dass die Leitungen in den alten Kaminschacht gelegt werden konnten!