Mit Zen und Verstand: Ein Bungalow und seine Bulthaup-Küche
Haus mit neuem Herzstück: Wie ein kanadischer Mid-Century-Bungalow durch seine japanische Bewohnerin zu einer Bulthaup-Küche kam
Was entsteht, wenn fernöstliche Schlichtheit und deutsche Funktionalität auf amerikanische Mid-Century-Architektur treffen? Eine interkulturelle Symbiose der besonderen Art. So geschehen, als die japanische Kalligraphie-Künstlerin Noriko Maeda die deutsche Architektin Antje Bulthaup bat, ihren Wohnsitz und besonders dessen Küche im kanadischen Waterloo umzugestalten. Bulthaup? Genau, die traditionsreiche deutsche Küchenmarke – Antje Bulthaup ist die Enkelin des Firmengründers und führte bis 2012 die Dependance des Familienunternehmens in Toronto. Die gefragte Raumlösung war für sie daher eine Art Kür. Mit dem entsprechenden Know-How gelang es ihr, dem Fünfzigerjahre-Bungalow ein neues Zentrum zu geben.
Die Kalligraphie-Künstlerin kam damals beruflich nach Kanada. Bis heute pendelt sie mit ihrer Familie zwischen Tokyo und Ontario. Als die Familie den transparenten Bau seinerzeit fand, erkannte Maedas damals zehnjährige Tochter blitzschnell eine seiner besten Eigenschaften: „Dieses Haus ist wunderbar, wir können hier von überall aus den Mond sehen.“
Als Maeda 2009 an Antje Bulthaup herantrat, erkannte auch sie das Potenzial des Gebäudes sofort. „Die Immobilie ist ein sehr offener und luftiger Bungalow, angelehnt an den Stil Frank Lloyd Wrights, aber aus den Fünfzigerjahren“, sagt die in Kanada lebende Architektin.
Als Maeda 2009 an Antje Bulthaup herantrat, erkannte auch sie das Potenzial des Gebäudes sofort. „Die Immobilie ist ein sehr offener und luftiger Bungalow, angelehnt an den Stil Frank Lloyd Wrights, aber aus den Fünfzigerjahren“, sagt die in Kanada lebende Architektin.
„Die Bauherren kamen zu mir, da sie die Marke Bulthaup kannten und ihre Tochter im Rahmen ihres Architekturstudiums bereits einige unserer Projekte gesehen hatte“, erzählt Antje Bulthaup.
Holz und große Glasfronten prägen den Innenraum. „Es handelt sich bei diesem Haus um eine Holzrahmenkonstruktion mit großflächiger Verglasung. Es herrscht ein starker Bezug zwischen innen und außen – zu einem landschaftlich wunderbar angelegten japanischen Garten, der das Gebäude großzügig umgibt“, erklärt Bulthaup. Ein Haus mit eigenem Charakter und alles andere als ein architektonisches Massenprodukt. Besonders die mittlerweile erwachsenen Töchter der Hausherrin beharrten stets darauf, die Philosophie des Baus zu bewahren und an seinem offenen Wohnkonzept festzuhalten. Umso größer war die Herausforderung für Antje Bulthaup.
Die Küche sollte als Verbindungsstück zwischen Arbeitsraum und Ess- und Wohnbereich entstehen. Und zwar an der engsten Stelle des Raumes.
„Mein Auftrag war es, die Küche in dem etwa 30 Quadratmeter großen Bereich so zu planen, dass sie eine klare und harmonische Verbindung zwischen den unterschiedlichen Zonen herstellt und gleichzeitig zum Zentrum für Koch-Events wird. Denn sie dient der Familie nicht nur als private Küche, sondern wird häufig auch für Präsentationen japanischer Kultur und zur Bewirtung von Gästen und Kunden benutzt “, so Bulthaup.
Aus dem offenen Essbereich lässt sich sehr gut das Treiben in der Küche beobachten. Trotzdem herrscht genug Abstand, um in Ruhe sein Essen genießen zu können. Das Raumkonzept des Bungalows kommt dem einer traditionellen japanischen Bauweise sehr nah. Die dezent gestaltete, sich homogen in den Raum einfügende Küche steht im vollkommenen Einklang mit dem, was man oft als Zen-Ambiente bezeichnet. Ausgeglichen und ruhig.
Bei aller Funktionalität wurde darauf geachtet, dass sowohl Oberflächen als auch Aufteilung zurückhaltend sind. „Die Küche von Bulthaup ist eine Komposition aus Kirschholzfurnier und Edelstahl mit Glas-Paneelen an der Wand. Die Hochschränke und die Displayregale sind in anthrazitfarbenem Aluminium ausgeführt. Der längliche und skulpturale Küchenblock dient hier als Wegweiser zwischen den beiden Bereichen und erfüllt gleichzeitig seine Aufgabe als Zentrum zur Zubereitung von Mahlzeiten“, sagt Bulthaup.
Tolle Bilder von Küchen entdecken
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Einbauten wie dieses Wandregal für Gläser werden zu smarten Sidekicks. „Die umliegenden unterschiedlichen Raumgrößen, ihre verschiedenen Funktionen, der Innen- und Außenraum wurden so miteinander verbunden, dass diese Bereiche jetzt fließend ineinander übergehen. Eine weitere Herausforderung war es, die Haustechnik so umzuplanen, dass sie mit der neuen Küche zusammenpasst“, so Bulthaup.
Beim Boden handelt es sich um einen neuen Belag aus Schiefer. Alle Einbauten wurden vom Schreiner gefertigt und mit Palisanderfurnier ausgeführt.
Beim Boden handelt es sich um einen neuen Belag aus Schiefer. Alle Einbauten wurden vom Schreiner gefertigt und mit Palisanderfurnier ausgeführt.
Wenn die Bauherrin neben ihrer künstlerischen Tätigkeit mal keine Kurse in japanischer Kochkunst gibt, speist sie mit ihren Lieben auf der anderen Seite der Küche. Dieser Bereich dient gleichzeitig als Puffer zwischen Studio und privatem Wohn- und Essbereich. Transparenz und Schlichtheit sind auch hier vorherrschend. Betrachtet man das Ergebnis dieses Projektes, steht wohl eines fest: Diese Symbiose ist mehr als gelungen.
Hier kocht: die japanische Künstlerin Noriko Maeda mit ihrem Mann
In: Waterloo, Kanada
Auf: etwa 30 Quadratmetern
Expertin: Antje Bulthaup Architekten, München
Diese Geschichte beginnt in der Nachkriegszeit, genauer: in den Fünfzigern. Architekt Sherman Wright (1907-1996) entwarf damals für sich und seine Familie einen Split-Level-Bungalow, den er kurze Zeit später, in der kanadischen Provinz Ontario südwestlich von Toronto, bauen ließ. 1993 wurde das organische Bauwerk dann zum Zuhause der japanischen Künstlerin Noriko Maeda, ihres Mannes und ihrer zwei Töchter.