Houzzbesuch
Houzzbesuch: Zwei Häuser im Winkel für eine Familie bei Hamburg
Schlafhaus und Wohnhalle bilden einen Komplex, der sich zum Garten öffnet
Ein Holzhaus, nordisch-klassisch, reduzierte Architektur – so stellte sich eine vierköpfige Familie ihr neues Heim nördlich von Hamburg vor. Das Architekturbüro Reichwald Schultz griff die Idee auf und entwarf ein zweigeschossiges Wohnhaus. Allerdings machten die Profis noch einen zweiten Vorschlag: zwei eingeschossige Häuser, die im rechten Winkel aneinander stoßen. Die Bauherren überlegten nicht lange und entschieden sich für diese außergewöhnliche Alternative.
Die auf der Südseite gelegene Rasenfläche erinnert an einen kleinen Park. Um diesen Effekt zu erzielen, haben die Bauherren ihre Nachbarn in die Gartenplanung eingebunden. Zwei weitere Gärten stoßen zaunlos an das Grundstück und bilden so optisch einen Verbund.
Aus diesem Blickwinkel erscheint der Komplex wie aus zwei autarken Häusern zusammengeschoben.
Aus diesem Blickwinkel erscheint der Komplex wie aus zwei autarken Häusern zusammengeschoben.
Der Eingang liegt auf der zur Straße gewandten, fensterlosen Giebelseite. Die Tür ist mit der Lattung der Fassade verkleidet. „Wir haben die Vorvergrauung der Lärchenholzfassade vorgeschlagen, rein aus optischen Gründen“, sagt der Architekt. Der Anstrich verblasst mit der Zeit und das natürlich vergraute Holz kommt zum Vorschein.
Hinter der Haustür liegt ein kleines Entree mit Garderobe. Ein quadratisches Fenster mit den Seitenmaßen von 1,70 Meter gibt von außen den Blick auf Garderobe und Schlaf- und Bädertrakt frei.
Hinter der Haustür liegt ein kleines Entree mit Garderobe. Ein quadratisches Fenster mit den Seitenmaßen von 1,70 Meter gibt von außen den Blick auf Garderobe und Schlaf- und Bädertrakt frei.
Hier, wie fast im ganzen Haus, wählten die Bauherren Gussasphalt als Bodenbelag. Das anthrazitfarbene Material wurde mit weißen Steinen versetzt und bei einer Temperatur von 230 Grad auf den Heizestrich gegossen. Nach drei Stunden war der Boden begehbar. Die rund drei Zentimeter starke Schicht wurde anschließend abgeschliffen und versiegelt. „Gussasphalt ist ein fantastisches Material“, schwärmt Schultz. „Es ist robust, speichert Wärme sehr gut und lässt sich fugenlos verarbeiten.“
Die Wände des zwölf Meter langen Flurs sind mit naturbelassenen Seekieferplatten beplankt. „Der Flur war der dunkelste und damit schwierigste Raum des Hauses. Mit den vielen Türen, die hier abgehen, erscheint er wie aus Alice im Wunderland“, sagt der Architekt. Der Raum links ist mit Haustechnik und Teilen der Solarthermieanlage ausgestattet. Hauswirtschaftsraum und Bäder befinden sich ebenfalls auf dieser Seite. Gegenüber wurden zwei Kinder- und ein Gästezimmer untergebracht, geradeaus das Elternschlafzimmer, das sich 5,30 Meter hoch bis in den First erstreckt.
Sogar in der bodengleichen Dusche setzten die Architekten auf Gussasphalt. Die Wände sind im Spritzwasserbereich mit weißen Fliesen in grauer Fugenmasse verkleidet. „Wir haben ein Raster gewählt, bei dem wir fast keine Fliese schneiden mussten“, erklärt Peter-Karsten Schultz. Die Bäder wirken großzügig dank ihre Höhe von bis zu 3,90 Metern und den Spiegeln, die wie ein Band an der Wand neben den Fenstern verlaufen.
Auch in Kinder- und Gästezimmern macht die außergewöhnliche Höhe die nicht sonderlich großen Grundflächen wett. Verstärkt wird der Eindruck durch zusätzliche Galerien in den Zimmern. Auf diese jeweils rund sechs Quadratmeter großen Flächen passt ein Bett oder Schreibtisch. Tageslicht flutet durch ein Dachflächenfenster herein, das nach Süden weist. Die Treppen sind aus lackierten MDF-Platten. „Weiß ist nicht gleich weiß. Die Fußleisten, Türen und Fenster sind im Farbton RAL 9016 gestrichen wie auch die übrigen Einbauten. Die Wände haben wir bewusst davon abgesetzt. Zudem wirken die Gipskartonplatten durch den grauweißen Farbton als wären sie verputzt“, erklärt der Architekt. In den Schlafräumen und auf den Galerien sind Eichenholzdielen verlegt.
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Wer die Küche im zweiten Gebäudeteil betritt, stehe gleich am Küchenblock, sagt Schultz. Hier wird aber längst nicht nur das Essen zubereitet. Hier basteln die Kinder, hier werden Pläne geschmiedet, Geschichten erzählt und Partys gefeiert.
Die Schränke sind in die Wände des Holzrahmenbaus integriert, heben sich allerdings durch ihren schneeweißen Farbton ab. „Wir wollten die schöne Wohnhalle nicht mit einer Küchenzeile verbauen“, so der Architekt.
So wurde auch der Herd in eine Wandnische verlegt. Der Abzug geht nach unten. Oben ist Platz für Regalbretter. Die Wand hinter dem Herd sowie die Arbeitsflächen um den Herd und auf der Kücheninsel sind mit schimmernden runden Mosaikfliesen verkleidet. „Mit diesen Fliesen und der schwarzen Fugenmasse nehmen wir die Optik des Fußbodens auf“, erklärt Schultz.
Die Giebelwand der Wohnhalle hat keine Fenster. Tageslicht fällt durch ein Dachflächenfenster über dem Sofa sowie durch zwei versetzte Schiebetüren, die zum Garten und auf die Terrasse führen. Die Eisenstangen unter dem Dach haben eine konstruktive Funktion: Die Zuganker sorgen dafür, dass die Seitenwände des Holzrahmenbaus durch die Schubkräfte des Dachs nicht nach außen gedrückt werden. Die Elemente des Holzrahmenbaus wurden komplett vorgefertigt. Ausgestattet mit Holzdämmplatten und OSB-Beplankung wurden sie auf einer wasserundurchlässigen Betonbodenplatte mit doppelter Abdichtung montiert. „Wir haben uns für eine Holzeinblasdämmung entschieden und darauf geachtet, so wenig Folie wie möglich zu verwenden“, so der Architekt. „Mit Christian Stolz hatten wir für den Rohbau einen Holzbau-Spezialisten als Generalunternehmer, der die Qualität geliefert hat, die wir uns bei so einem Projekt vorstellen.“
Durch die Vorfertigung ging der Bau schnell voran. Das Projekt startete Ende August und schon im März des Folgejahres konnte die Familie ihr neues Heim beziehen.
IM ÜBERBLICK
Im Grundriss ist nicht nur die Raumaufteilung zu erkennen, sondern auch die Art des Bodenbelags. Die grauen Flächen sind mit Gussasphalt ausgegossen.
Spannende Projekte mit Holzfassaden
Haben auch Sie schon Erfahrungen mit Holzfassaden gemacht? Verraten Sie uns Ihre Tipps!
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Hier wohnt: eine vierköpfige Familie
Auf: 155 Quadratmetern
In: Ellerbek, nordwestlich von Hamburg
Besonderheit: trotz dichter Bebauung wirkt das Haus wie ein Ferienhaus in einer Streusiedlung
Experten: Architekturbüro Reichwald Schultz Hamburg
Fotos: Marcus Ebener
„Wir haben für das Haus die maximal auf dem Grundstück erlaubte Grundfläche ausgenutzt“, sagt Peter-Karsten Schultz, einer der beiden Architekten des Büros Reichwald Schultz. Besonders die Dachfläche schlägt bei den Kosten zu Buche. Durch die zwei Gebäudeteile entstand eine Fläche, die doppelt so groß ist wie bei einem zweigeschossigen Gebäude mit gleicher Wohnfläche.
„Das Haus ist niedriger als die anderen Häuser der Siedlung“, so Schultz. Die zwei mit sägerauem, vorvergrautem Lärchenholz verkleideten Gebäudeteile stehen im rechten Winkel zueinander. Wegen der Dacheindeckung aus dänischem Trapezblech wirkt vor allem der parallel zur Straße stehende Hausteil wie ein landwirtschaftliches Gebäude, ein Eindruck, der durch die drei kleinen Fenster noch verstärkt wird. Der andere mit großen Fenstern ausgestattete Hausteil erscheint dagegen wie ein nordisches Ferienhaus, das sich auf der Innenseite zum Garten öffnet.