Houzzbesuch
Houzzbesuch: Ein Kölner Einfamilienhaus mit attraktiven Rundungen
Unkonventionell, aber zugänglich – mit seinem kühnen Äußeren hebt sich ein moderner Bau von seiner Vorstadt-Umgebung ab
Die Geschichte dieses Hausbaus begann mit einem kleinen Schock. Denn eigentlich hatten die Bauherren geplant, ihr gerade erst erworbenes Siedlungshaus aus den Fünfzigern liebevoll zu modernisieren. Als sie dann Martin Falke, den Architekten ihrer Wahl, durch das Gebäude führten, konnte der Experte ihnen angesichts des baulichen Zustands nur zum Abriss raten. Zum Glück skizzierte er gleich seine Vision eines modernen Neubaus. Das Ergebnis gibt den Bauherren heute allen Grund, ihre damalige Entscheidung nicht zu bereuen – im Gegenteil.
Die Bauherren hatten ein in die Jahre gekommenes Haus erworben und suchten nach einem Architekten, dem sie den Umbau anvertrauen konnten. Wie der Zufall es wollte, wurden sie gleich bei ihrem Nachbarn fündig. „Ich selbst wohnte nebenan und hatte drei Jahre zuvor mit dem Umbau meines Hauses einen internationalen Architekturpreis gewonnen. Für die junge Familie lag es also nah, bei ihrem zukünftigen Nachbarn zu klingeln und anzufragen, ob er für sie einen ähnlichen Umbau übernehmen könnte“, erinnert sich Martin Falke.
Doch nach der ersten Besichtigung des Hauses stand für den Architekten fest: Bei dem Siedlungshaus aus den Fünfzigerjahren lohnte sich ein Umbau nicht mehr – es musste abgerissen werden und einem Neubau weichen. Für die Eigentümer war seine ehrliche Einschätzung ein Schock. Schließlich hatten sie in der Hoffnung, das Haus umbauen zu können, einen recht hohen Kaufpreis gezahlt. Ihrem Architekten vertrauend, änderten sie ihre Pläne.
„Meine Bauherren wünschten sich ein Haus, das sich selbstbewusst aus dem Einerlei der eher spießigen Vorstadt-Idylle abhebt. In der ganzen Straße gab es nur Häuser mit Satteldach – also habe ich ein Haus mit Flachdach entworfen“, so der Architekt. In Übereinstimmung mit den Vorstellungen der Eigentümer wollte er einen bewussten Kontrast zur den umgebenden Siedlungshäusern aus den Fünfzigern schaffen. Ein solcher Kontrast war dem Architekten schon mit dem Umbau seines eigenen Hauses auf dem Nachbargrundstück gelungen.
Hier sollte ein ähnliches Konzept in einem Neubau verwirklicht werden, wodurch die beiden Häuser heute in einigen formalen Zügen miteinander korrespondieren. „Die abgerundeten Ecken der Fassade waren eine Idee meines Bauherrn. Sie lassen das Gebäude wie ein riesiges Designobjekt erscheinen. Nachbarn nennen es gerne ‚iPhone-Haus‘. Der Bau will ganz bewusst der Fremde in der Straße sein. Trotzdem sind die Bauherren gut in die Nachbarschaft integriert“, sagt Falke schmunzelnd.
Die Rundungen der Fassade sind gleichzeitig ein Mittel, sich vom klassischen Erscheinungsbild eines Hauses abzusetzen. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht sichtbar ist: Es handelt sich um ein Holzhaus. Die Entscheidung für das natürliche Baumaterial hatte eher pragmatische als gestalterische Gründe, wie Martin Falke berichtet.
„Denn das minimalistisch anmutende Haus sollte Fenster erhalten, die flächenbündig in der Fassade liegen. Die runden Ecken mussten präzise ausgebildet sein, da eine große Verglasung auf der Gartenseite dieser Rundung folgen sollte. Ein schwieriges Unterfangen, das Millimeterarbeit erforderte. Dies war nur durch eine exakte computergesteuerte Vorfertigung in einer Konstruktionshalle möglich. Der gesamte Rohbau, mit Ausnahme des Kellers, wurde durch die Holzbaufirma Fuchs in der Eifel realisiert und auf der Baustelle in wenigen Tagen errichtet“, erklärt der Architekt.
Lediglich der Keller und die massive Treppe, die ins Obergeschoss führt, wurden vom Rohbauer im Vorfeld aus Stahlbeton errichtet. Der Boden des Erdgeschosses wurde mit einem Sichtestrich ausgestattet. Hier wurde nicht, wie herkömmlich, eine Beschichtung auf einen gewöhnlichen Zementestrich aufgebracht, sondern der Estrich wurde roh in verschiedenen Schleifgängen veredelt. Diese Technik verleiht ihm einen einfachen Charakter, der gleichzeitig sehr edel wirkt.
Der Sichtestrich steht im Kontrast zu den Küchenfronten aus gebürsteter Eiche, dem Eichenboden in den Obergeschossen und den Massivholzstufen der Treppe. „Das Raumprogramm der Bauherren war eher klassischer Natur. Das Erdgeschoss wurde als offenes Raumgefüge gestaltet. Küchen-, Ess- und Wohnbereich teilen sich gemeinsam einen großzügigen Bereich, von dem das Gäste-WC und die Garderobe abgehen“, so Falke.
Runde Formen sind das Thema in diesem Gebäude. Die Treppe ins Obergeschoss sollte an einer Gebäudeecke liegen. Es lag also nah, die Treppe diesem Leitmotiv anzupassen und sie ebenfalls als rundes Element in die Ecke einzufügen. So wird sie zu einem skulpturalen Element, das durch das runde Treppenauge viel Licht ins Untergeschoss fallen lässt.
Treppenbauer und Treppenhersteller in Ihrer Nähe
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Ein großzügiges Fenster auf der Treppenseite wirkt hier als Tageslichtquelle. Das durchgehende Geländer sorgt für optische Einheitlichkeit und lässt den Eichenboden voll zur Geltung kommen.
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Im Obergeschoss sind die Kinderzimmer, ein Kinderbad, das Elternschlafzimmer mit separatem Bad und eine Ankleide untergebracht.
Ein besonderes Highlight stellt das Bad im Obergeschoss dar. „Der Charakter des Bades ist bestimmt durch die Tageslichtführung. Oberhalb der Badewanne wird der Raum durch ein großes Oberlicht mit Helligkeit versorgt. Ein Fensterschlitz in Augenhöhe bietet Ausblicke. Die Badewanne ist so konzipiert, dass sie wie ein Resonanzkörper fungiert. Sechs Akustikplatten und zwei Körperschallwandler sorgen für spürbaren Hörgenuss. Die Armaturen kamen direkt aus Italien, weil es sie in Deutschland noch nicht zu kaufen gab. Was sich da zu Wort gemeldet hat, war wohl das Designer-Herz, das in dem Bauherrn schlägt“, so Falke.
Stöbern Sie durch eine Auswahl an Badewannen
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Das Arbeitszimmer befindet sich im Staffelgeschoss, das mit einer großen, nach Westen ausgerichteten Dachterrasse ausgestattet wurde. Auch hier zeigt sich, dass der Mut zu ungewöhnlichen gestalterischen Lösungen sich auch in Sachen Wohnqualität niederschlagen kann.
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Was halten Sie von diesem modernen Einfamilienhaus? Welches Merkmal gefällt Ihnen am besten?
Hier wohnt: eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern
Auf: etwa 220 Quadratmetern
In: Köln-Rodenkirchen
Budget: etwa 700.000 Euro (brutto, inklusive Nebenkosten)
Experte: Martin Falke, falke architekten