Architektur
Westafrikaner Francis Kéré gewinnt „Nobelpreis“ für Architektur
Was nachhaltiges, einfaches Bauen, Berlin und Christoph Schlingensief mit dem Pritzker-Preisträger 2022 zu tun haben
Diesen Preis bekommen nur die ganz Großen: Der Pritzker-Preis ging bereits an Branchengrößen wie Norman Foster, Frank Gehry, Tadao Ando und Zaha Hadid. Jetzt gehört Diébédo Francis Kéré (56) zu diesem exklusiven Kreis. Er wurde als erster Afrikaner mit dem renommierten Architekturpreis geehrt. Der Pritzker-Preis ist die bedeutendste Auszeichnung der Branche und in Architektenkreisen so hoch angesehen, wie der Nobelpreis unter Wissenschaftlern oder der Pulitzer-Preis für Journalisten. Gemeinhin wird er auch als „Architektur Oscar“ bezeichnet.
Schule in Gando, dem Heimatdorf von Kéré. Foto: Erik-Jan Ouwerkerk
„Ich bin in einer Gemeinde aufgewachsen, in der es keinen Kindergarten gab, sondern die Gemeinschaft deine Familie war“, sagt Kéré. „Jeder kümmerte sich um dich. Das ganze Dorf war dein Spielplatz. Meine Tage waren damit ausgefüllt, Lebensmittel und Wasser zu besorgen. Aber auch einfach zusammen zu sein, miteinander zu reden und gemeinsam Häuser zu bauen. Ich erinnere mich an den Raum, in dem meine Großmutter saß und bei wenig Licht Geschichten erzählte, während wir uns dicht aneinander drängten und ihre Stimme im Raum uns umgab und uns aufforderte, näherzukommen und einen sicheren Ort zu bilden. Das war mein erster Sinn für Architektur.“
1985 zog er mit einem Berufsstipendium für das Zimmererhandwerk nach Berlin. Tagsüber lernte er, wie man Dächer und Möbel baut. Abends besuchte er die Realschule. 1995 erhielt er ein Stipendium für das Architekturstudium an der Technischen Universität Berlin, das er 2004 mit einem Diplom abschloss. Im darauffolgenden Jahr gründete er sein Büro Kéré Architecture in Berlin.
Kéré war Gastprofessor an der Harvard University Graduate School of Design und der Yale School of Architecture und hat seit 2017 den Eröffnungslehrstuhl für Architekturdesign und Partizipation an der Technischen Universität München inne. Er ist Honorary Fellow des Royal Architectural Institute of Canada und des American Institute of Architects sowie Gründungsmitglied des Royal Institute of British Architects.
„Ich bin in einer Gemeinde aufgewachsen, in der es keinen Kindergarten gab, sondern die Gemeinschaft deine Familie war“, sagt Kéré. „Jeder kümmerte sich um dich. Das ganze Dorf war dein Spielplatz. Meine Tage waren damit ausgefüllt, Lebensmittel und Wasser zu besorgen. Aber auch einfach zusammen zu sein, miteinander zu reden und gemeinsam Häuser zu bauen. Ich erinnere mich an den Raum, in dem meine Großmutter saß und bei wenig Licht Geschichten erzählte, während wir uns dicht aneinander drängten und ihre Stimme im Raum uns umgab und uns aufforderte, näherzukommen und einen sicheren Ort zu bilden. Das war mein erster Sinn für Architektur.“
1985 zog er mit einem Berufsstipendium für das Zimmererhandwerk nach Berlin. Tagsüber lernte er, wie man Dächer und Möbel baut. Abends besuchte er die Realschule. 1995 erhielt er ein Stipendium für das Architekturstudium an der Technischen Universität Berlin, das er 2004 mit einem Diplom abschloss. Im darauffolgenden Jahr gründete er sein Büro Kéré Architecture in Berlin.
Kéré war Gastprofessor an der Harvard University Graduate School of Design und der Yale School of Architecture und hat seit 2017 den Eröffnungslehrstuhl für Architekturdesign und Partizipation an der Technischen Universität München inne. Er ist Honorary Fellow des Royal Architectural Institute of Canada und des American Institute of Architects sowie Gründungsmitglied des Royal Institute of British Architects.
Schule in Gando, Burkina Faso (2001). Foto mit freundlicher Genehmigung von Erik-Jan Ouwerkerk
Sein erstes Bauwerk verblüffte auf Anhieb. Er entwarf und plante es noch während seines Studiums in Berlin 2001: Eine Schule in seinem Heimatdorf Gando, die große Hitze mildert. Dafür sammelte Kéré 50.000 Dollar. Mithilfe von Gemeindemitgliedern wurde es hauptsächlich mit Ziegeln gebaut, gepresst aus regionalem rotem Lehm. Die Ziegel bilden eine Struktur, die die kühle Luft im Inneren hält, während die Wärme durch eine Ziegeldecke entweichen kann. Dadurch entsteht ein komfortabler Innenraum, ohne dass eine mechanische Klimaanlage erforderlich ist. Aus übrig gebliebenen Baumaterialien entstanden letztendlich Möbel für die Inneneinrichtung.
Kérés Bauwerk trug dazu bei, die Zahl der Schüler von 120 auf 700 zu erhöhen. Für das Projekt erhielt er 2004 den Aga Khan Award für Architektur. Und es gab den Anstoß für weitere Bauten von Kéré, darunter Unterkünfte für Lehrer und eine Bibliothek. Seitdem ist seine Karriere von nachhaltigen Strukturen geprägt, die vor Ort entstehen und Gemeinden stärken.
„Gute Architektur in Burkina Faso ist ein Klassenzimmer, in dem man sitzen kann, in dem das Licht gefiltert wird und so einfällt, wie man es über einer Tafel oder auf einem Schreibtisch nutzen möchte“, sagte Kéré. „Wie können wir die Hitze der Sonne mildern, aber das Licht zu unserem Vorteil nutzen? Die Schaffung von Klimabedingungen, die grundlegenden Komfort bieten, ermöglichen echtes Lehren, Lernen und Begeisterung.“
Lesen Sie auch: Töpfern war gestern – aus Lehm ganze Häuser bauen
Sein erstes Bauwerk verblüffte auf Anhieb. Er entwarf und plante es noch während seines Studiums in Berlin 2001: Eine Schule in seinem Heimatdorf Gando, die große Hitze mildert. Dafür sammelte Kéré 50.000 Dollar. Mithilfe von Gemeindemitgliedern wurde es hauptsächlich mit Ziegeln gebaut, gepresst aus regionalem rotem Lehm. Die Ziegel bilden eine Struktur, die die kühle Luft im Inneren hält, während die Wärme durch eine Ziegeldecke entweichen kann. Dadurch entsteht ein komfortabler Innenraum, ohne dass eine mechanische Klimaanlage erforderlich ist. Aus übrig gebliebenen Baumaterialien entstanden letztendlich Möbel für die Inneneinrichtung.
Kérés Bauwerk trug dazu bei, die Zahl der Schüler von 120 auf 700 zu erhöhen. Für das Projekt erhielt er 2004 den Aga Khan Award für Architektur. Und es gab den Anstoß für weitere Bauten von Kéré, darunter Unterkünfte für Lehrer und eine Bibliothek. Seitdem ist seine Karriere von nachhaltigen Strukturen geprägt, die vor Ort entstehen und Gemeinden stärken.
„Gute Architektur in Burkina Faso ist ein Klassenzimmer, in dem man sitzen kann, in dem das Licht gefiltert wird und so einfällt, wie man es über einer Tafel oder auf einem Schreibtisch nutzen möchte“, sagte Kéré. „Wie können wir die Hitze der Sonne mildern, aber das Licht zu unserem Vorteil nutzen? Die Schaffung von Klimabedingungen, die grundlegenden Komfort bieten, ermöglichen echtes Lehren, Lernen und Begeisterung.“
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Zehn modulare Einheiten mit den für Kéré typischen einheimischen Materialien und überstehenden Dächern bilden die chirurgische Klinik und das Gesundheitszentrum in Léo, Burkina Faso. Foto mit freundlicher Genehmigung von Francis Kéré
Kéré baute weitere Schulen, medizinische Einrichtungen und Gemeinschaftsräume in Burkina Faso, Kenia, Mosambik und Uganda. Seine Einrichtungen bieten Kindern eine akademische Ausbildung, Erwachsenen eine medizinische Behandlung und eine Berufsausbildung und tragen damit zur Stärkung der Gemeinschaften bei.
„Das gesamte Werk von Francis Kéré zeigt uns die Kraft der Materialität, die im Ort verwurzelt ist“, so die Jury des Pritzker-Preises in ihrer Begründung. Und weiter: „Sie sind mit dem Boden, auf dem sie stehen, und mit den Menschen, die in ihnen leben, verbunden. Sie haben eine Präsenz, die sich nicht verstellt, und eine anmutende Wirkung.“
Kéré baute weitere Schulen, medizinische Einrichtungen und Gemeinschaftsräume in Burkina Faso, Kenia, Mosambik und Uganda. Seine Einrichtungen bieten Kindern eine akademische Ausbildung, Erwachsenen eine medizinische Behandlung und eine Berufsausbildung und tragen damit zur Stärkung der Gemeinschaften bei.
„Das gesamte Werk von Francis Kéré zeigt uns die Kraft der Materialität, die im Ort verwurzelt ist“, so die Jury des Pritzker-Preises in ihrer Begründung. Und weiter: „Sie sind mit dem Boden, auf dem sie stehen, und mit den Menschen, die in ihnen leben, verbunden. Sie haben eine Präsenz, die sich nicht verstellt, und eine anmutende Wirkung.“
Im Februar 2010 wurde der Grundstein für das Operndorf Afrika gelegt. Es liegt ca. 30 Kilometer entfernt von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos. Rendering: Kéré Architecture
In Deutschland bekannt wurde Kéré unter anderem durch die Arbeit am „Operndorf Afrika“, welches von dem 2010 verstorbenen deutschen Regisseur und Künstler Christoph Schlingensief initiiert wurde. Schlingensief wollte keine Oper im eigentlichen Sinne schaffen, sondern einen Ort der Begegnung und des Austausches von Kulturen und Personen mit unterschiedlichen Horizonten.
Das derzeit noch nicht gebaute Opernhaus soll einmal im Zentrum einer Spirale stehen, umgeben von Gebäuden, die bereits realisiert wurden, darunter Künstlerateliers, Wohnungen, ein Gesundheitszentrum und eine Schule mit künstlerischem Schwerpunkt für 300 Kinder. Es gibt Auftritte von Künstlern, ein Artist-in-Residence-Programm, Workshops, ein Kinderfilmfestival. Und wenn genug Geld gespendet wurde, auch den realisierten Traum vom Opernhaus im Nirgendwo von Burkina Faso.
In Deutschland bekannt wurde Kéré unter anderem durch die Arbeit am „Operndorf Afrika“, welches von dem 2010 verstorbenen deutschen Regisseur und Künstler Christoph Schlingensief initiiert wurde. Schlingensief wollte keine Oper im eigentlichen Sinne schaffen, sondern einen Ort der Begegnung und des Austausches von Kulturen und Personen mit unterschiedlichen Horizonten.
Das derzeit noch nicht gebaute Opernhaus soll einmal im Zentrum einer Spirale stehen, umgeben von Gebäuden, die bereits realisiert wurden, darunter Künstlerateliers, Wohnungen, ein Gesundheitszentrum und eine Schule mit künstlerischem Schwerpunkt für 300 Kinder. Es gibt Auftritte von Künstlern, ein Artist-in-Residence-Programm, Workshops, ein Kinderfilmfestival. Und wenn genug Geld gespendet wurde, auch den realisierten Traum vom Opernhaus im Nirgendwo von Burkina Faso.
Mali National Park (2010) in Bamako. Foto mit freundlicher Genehmigung von Francis Kéré
Im Jahr 2010 sanierte Kéré acht bestehende Einrichtungen im Nationalpark von Mali, der sich zwischen dem Nationalmuseum von Mali und dem Präsidentenpalast befindet. Das Gebäude, das hier abgebildet ist, liegt auf einer natürlichen Felsformation und besteht aus einheimischem Stein. Das breite, frei stehende, überhängende Dach ermöglicht eine passive Kühlung.
„Kérés Werk erinnert uns daran, nach nachhaltigen Produktions- und Konsummustern zu suchen, während wir uns bemühen, angemessene Gebäude und Infrastrukturen für Milliarden von Bedürftigen bereitzustellen“, so die Pritzker-Preis-Jury. „Er wirft grundsätzliche Fragen nach der Bedeutung von Dauerhaftigkeit und Haltbarkeit von Bauwerken in einem Kontext ständiger technologischer Veränderungen sowie der Nutzung und Wiederverwendung von Strukturen auf. Gleichzeitig verbindet seine Entwicklung eines zeitgenössischen Humanismus einen tiefen Respekt für Geschichte, Tradition, Präzision, geschriebene und ungeschriebene Regeln.“
Im Jahr 2010 sanierte Kéré acht bestehende Einrichtungen im Nationalpark von Mali, der sich zwischen dem Nationalmuseum von Mali und dem Präsidentenpalast befindet. Das Gebäude, das hier abgebildet ist, liegt auf einer natürlichen Felsformation und besteht aus einheimischem Stein. Das breite, frei stehende, überhängende Dach ermöglicht eine passive Kühlung.
„Kérés Werk erinnert uns daran, nach nachhaltigen Produktions- und Konsummustern zu suchen, während wir uns bemühen, angemessene Gebäude und Infrastrukturen für Milliarden von Bedürftigen bereitzustellen“, so die Pritzker-Preis-Jury. „Er wirft grundsätzliche Fragen nach der Bedeutung von Dauerhaftigkeit und Haltbarkeit von Bauwerken in einem Kontext ständiger technologischer Veränderungen sowie der Nutzung und Wiederverwendung von Strukturen auf. Gleichzeitig verbindet seine Entwicklung eines zeitgenössischen Humanismus einen tiefen Respekt für Geschichte, Tradition, Präzision, geschriebene und ungeschriebene Regeln.“
Lycée Schorge Schule (2016) in Koudougou, Burkina Faso. Foto mit freundlicher Genehmigung von Francis Kéré
In der Lycée Schorge Schule umgeben neun modulare Gebäude einen zentralen Gemeinschaftsraum für Aufführungen, Feiern und Versammlungen. Vertikales Eukalyptusholz bildet einen Zaun und spendet Schatten für die Räume der Schüler und Lehrer. Ein freistehendes und überhängendes Wellblechdach mit Windtürmen, leitetet die Wärme aus dem Inneren der Gebäude.
„Kéré hat verstanden, dass ein scheinbar einfaches Ziel, nämlich den Kindern einen bequemen Schulbesuch zu ermöglichen, im Mittelpunkt seines architektonischen Projekts stehen muss“, so die Jury. „Nachhaltigkeit bedeutet für einen Großteil der Welt nicht so sehr die Vermeidung unerwünschter Energieverluste, sondern vielmehr unerwünschter Energiegewinne. Für zu viele Menschen in den Entwicklungsländern ist das Problem nicht die Kälte, sondern die extreme Hitze.“
„Als Antwort darauf entwickelte Kéré ein hochgradig performatives und ausdrucksstarkes architektonisches Vokabular. Doppeldächer, thermische Masse, Windtürme, indirekte Beleuchtung, Querlüftung und Schattenkammern anstelle von konventionellen Fenstern, Türen und Säulen sind nicht nur zu seinen Kernstrategien geworden, sondern haben sogar den Status einer gebauten Würde erlangt.“
In der Lycée Schorge Schule umgeben neun modulare Gebäude einen zentralen Gemeinschaftsraum für Aufführungen, Feiern und Versammlungen. Vertikales Eukalyptusholz bildet einen Zaun und spendet Schatten für die Räume der Schüler und Lehrer. Ein freistehendes und überhängendes Wellblechdach mit Windtürmen, leitetet die Wärme aus dem Inneren der Gebäude.
„Kéré hat verstanden, dass ein scheinbar einfaches Ziel, nämlich den Kindern einen bequemen Schulbesuch zu ermöglichen, im Mittelpunkt seines architektonischen Projekts stehen muss“, so die Jury. „Nachhaltigkeit bedeutet für einen Großteil der Welt nicht so sehr die Vermeidung unerwünschter Energieverluste, sondern vielmehr unerwünschter Energiegewinne. Für zu viele Menschen in den Entwicklungsländern ist das Problem nicht die Kälte, sondern die extreme Hitze.“
„Als Antwort darauf entwickelte Kéré ein hochgradig performatives und ausdrucksstarkes architektonisches Vokabular. Doppeldächer, thermische Masse, Windtürme, indirekte Beleuchtung, Querlüftung und Schattenkammern anstelle von konventionellen Fenstern, Türen und Säulen sind nicht nur zu seinen Kernstrategien geworden, sondern haben sogar den Status einer gebauten Würde erlangt.“
Burkina Institute of Technology, Phase I (2020) in Koudougou, Burkina Faso. Foto mit freundlicher Genehmigung von Francis Kéré
Das Burkina Institute of Technology ist eine Erweiterung des Campus des Lycée Schorge. Die Luft strömt durch den zentralen Innenhof und bietet den Studenten einen angenehmen Treffpunkt. Lehmwände, die vor Ort hergestellt wurden, tragen dazu bei, die Innenräume kühl zu halten. Eukalyptusstämme säumen die gewinkelten Wellblechdächer. Unterirdische Reservoirs sammeln Regenwasser, das zur Bewässerung der Mangoplantagen auf dem Grundstück verwendet wird.
„Seine kulturelle Sensibilität sorgt nicht nur für soziale und ökologische Gerechtigkeit, sondern leitet seinen gesamten Prozess in dem Bewusstsein, dass dies der Weg zur Legitimität eines Gebäudes in einer Gemeinschaft ist“, so die Jury. „Er weiß von innen heraus, dass es in der Architektur nicht um das Objekt, sondern um das Ziel geht sowie nicht um das Produkt, sondern um den Prozess.“
Das Burkina Institute of Technology ist eine Erweiterung des Campus des Lycée Schorge. Die Luft strömt durch den zentralen Innenhof und bietet den Studenten einen angenehmen Treffpunkt. Lehmwände, die vor Ort hergestellt wurden, tragen dazu bei, die Innenräume kühl zu halten. Eukalyptusstämme säumen die gewinkelten Wellblechdächer. Unterirdische Reservoirs sammeln Regenwasser, das zur Bewässerung der Mangoplantagen auf dem Grundstück verwendet wird.
„Seine kulturelle Sensibilität sorgt nicht nur für soziale und ökologische Gerechtigkeit, sondern leitet seinen gesamten Prozess in dem Bewusstsein, dass dies der Weg zur Legitimität eines Gebäudes in einer Gemeinschaft ist“, so die Jury. „Er weiß von innen heraus, dass es in der Architektur nicht um das Objekt, sondern um das Ziel geht sowie nicht um das Produkt, sondern um den Prozess.“
Xylem in Montana (2019). Foto mit freundlicher Genehmigung von Iwan Baan
Kéré hat auch Bauwerke außerhalb Afrikas errichtet, etwa in den Vereinigten Staaten. Xylem, hier abgebildet, ist ein Konzertraum im Tippet Rise Art Center in Montana, nördlich des Yellowstone National Park. Das Design wurde von Versammlungsräumen aus Holz und Stroh inspiriert, wie man sie in kleinen Dörfern in Burkina Faso findet.
Xylem besteht aus rohem, lokalem, nachhaltigem Kiefernholz, das in kreisförmigen Bündeln innerhalb einer modularen sechseckigen Stahlstruktur gruppiert ist. Durch die Lücken in den Baumstammbündeln fällt natürliches Licht.
Kéré hat auch Bauwerke außerhalb Afrikas errichtet, etwa in den Vereinigten Staaten. Xylem, hier abgebildet, ist ein Konzertraum im Tippet Rise Art Center in Montana, nördlich des Yellowstone National Park. Das Design wurde von Versammlungsräumen aus Holz und Stroh inspiriert, wie man sie in kleinen Dörfern in Burkina Faso findet.
Xylem besteht aus rohem, lokalem, nachhaltigem Kiefernholz, das in kreisförmigen Bündeln innerhalb einer modularen sechseckigen Stahlstruktur gruppiert ist. Durch die Lücken in den Baumstammbündeln fällt natürliches Licht.
Sarbalé Ke (2019) in Indio, Kalifornien, USA. Foto mit freundlicher Genehmigung von Iwan Baan
Für das Coachella Valley Music and Arts Festival 2019 in Indo entwarf Kéré temporäre Stahltürme, die von Baobab-Bäumen aus seiner Heimat inspiriert sind. Die rosafarbenen, orangefarbenen und blauen dreieckigen Holztafeln sollen die Farben von Sonnenauf- und -untergängen imitieren.
Für das Coachella Valley Music and Arts Festival 2019 in Indo entwarf Kéré temporäre Stahltürme, die von Baobab-Bäumen aus seiner Heimat inspiriert sind. Die rosafarbenen, orangefarbenen und blauen dreieckigen Holztafeln sollen die Farben von Sonnenauf- und -untergängen imitieren.
Serpentine Pavilion (2017) in London. Foto mit freundlicher Genehmigung von Iwan Baan
Der Serpentine Pavilion von Kéré ist ein temporärer Bau in den Londoner Kensington Gardens. Die zentrale, freistehende Struktur wurde von der Form eines Baumes inspiriert. Ein blaues Boubou-Kleidungsstück, das Kéré als Kind getragen hatte, inspirierte die indigoblauen Module, die die geschwungenen Außenwände bilden. Regenwasser läuft in der Mitte des Pavillons zusammen.
Der Serpentine Pavilion von Kéré ist ein temporärer Bau in den Londoner Kensington Gardens. Die zentrale, freistehende Struktur wurde von der Form eines Baumes inspiriert. Ein blaues Boubou-Kleidungsstück, das Kéré als Kind getragen hatte, inspirierte die indigoblauen Module, die die geschwungenen Außenwände bilden. Regenwasser läuft in der Mitte des Pavillons zusammen.
Nationalversammlung von Burkina Faso (in Arbeit) in Ouagadougou, Burkina Faso. Rendering mit freundlicher Genehmigung von Kéré Architecture
Das geplante Gebäude der burkinischen Nationalversammlung besteht aus einem abgestuften und vergitterten pyramidenförmigen Gebäude, das einen Versammlungssaal für 127 Personen beherbergen wird. Es soll das frühere Parlamentsgebäude ersetzen, das bei einem Aufstand im Jahr 2014 zerstört wurde.
Das geplante Gebäude der burkinischen Nationalversammlung besteht aus einem abgestuften und vergitterten pyramidenförmigen Gebäude, das einen Versammlungssaal für 127 Personen beherbergen wird. Es soll das frühere Parlamentsgebäude ersetzen, das bei einem Aufstand im Jahr 2014 zerstört wurde.
Die Nationalversammlung von Kéré in Benin befindet sich im Bau. Ihr Design ist von Palaverbäumen inspiriert, die in vielen afrikanischen Gemeinschaften als Versammlungsort dienen. Rendering mit freundlicher Genehmigung von Kéré Architecture
„Francis Kéré leistet Pionierarbeit im Bereich der Architektur, die nachhaltig für die Erde und ihre Bewohner ist. Und das in Ländern mit extremer Knappheit“, sagte Tom Pritzker, Vorsitzender der Hyatt Foundation, die den Preis sponsert. „Er ist gleichermaßen Architekt und Diener, der das Leben und die Erfahrungen unzähliger Bürger in einer Region der Welt verbessert, die manchmal vergessen wird. Durch Gebäude, die Schönheit, Bescheidenheit, Kühnheit und Erfindungsreichtum demonstrieren, und durch die Integrität seiner Architektur … hält Kéré die Mission dieses Preises anmutig aufrecht.“
Der Pritzker-Preis wird jedes Jahr an einen oder mehrere lebende Architekten für bedeutende Leistungen auf diesem Gebiet verliehen. Er wurde 1979 von der Familie Pritzker aus Chicago über ihre Hyatt Foundation gestiftet. Die Auszeichnung besteht aus 100.000 US-Dollar (ca. 90.500 Euro) und einer Bronzemedaille.
Was denken Sie über die architektonischen Ansätze von Francis Kéré? Bauen wir in Deutschland, zu aufwendig, zu verschwenderisch, zu kostenintensiv, zu wenig rücksichtsvoll? Schreiben Sie gerne Ihre Meinung in den Kommentaren.
„Francis Kéré leistet Pionierarbeit im Bereich der Architektur, die nachhaltig für die Erde und ihre Bewohner ist. Und das in Ländern mit extremer Knappheit“, sagte Tom Pritzker, Vorsitzender der Hyatt Foundation, die den Preis sponsert. „Er ist gleichermaßen Architekt und Diener, der das Leben und die Erfahrungen unzähliger Bürger in einer Region der Welt verbessert, die manchmal vergessen wird. Durch Gebäude, die Schönheit, Bescheidenheit, Kühnheit und Erfindungsreichtum demonstrieren, und durch die Integrität seiner Architektur … hält Kéré die Mission dieses Preises anmutig aufrecht.“
Der Pritzker-Preis wird jedes Jahr an einen oder mehrere lebende Architekten für bedeutende Leistungen auf diesem Gebiet verliehen. Er wurde 1979 von der Familie Pritzker aus Chicago über ihre Hyatt Foundation gestiftet. Die Auszeichnung besteht aus 100.000 US-Dollar (ca. 90.500 Euro) und einer Bronzemedaille.
Was denken Sie über die architektonischen Ansätze von Francis Kéré? Bauen wir in Deutschland, zu aufwendig, zu verschwenderisch, zu kostenintensiv, zu wenig rücksichtsvoll? Schreiben Sie gerne Ihre Meinung in den Kommentaren.
„Ich hoffe, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen, die Menschen zum Träumen und zum Risiko zu bewegen“, sagt Kéré bei der Bekanntgabe des Preises. „Nur weil man reich ist, sollte man kein Material verschwenden. Nicht weil man arm ist, sollte man nicht versuchen, Qualität zu schaffen. Jeder verdient Qualität, jeder verdient Luxus, jeder verdient Komfort. Wir sind miteinander verbunden. Und die Sorgen um das Klima, die Demokratie und die Knappheit gehen uns alle an.“
Kéré, der mit seinem zweiten Vornamen Francis gerufen wird, wurde 1965 in Burkina Faso geboren, einem der am wenigsten gebildeten und am meisten verarmten Länder der Welt, wie aus einer vom Pritzker-Preis-Komitee vorgelegten Biografie hervorgeht. In seinem Dorf Gando gab es weder sauberes Trinkwasser noch Strom oder Infrastruktur. Als Schuljunge saß Kéré in heißen, ungelüfteten Dorfklassenräumen. Er träumte davon, Schreiner zu werden. Denn er wollte eines Tages bessere und kühlere Gebäude bauen.