Architektur
Buchtipp: Ja, wie wohnen wir denn? Häuser auf dem Siegertreppchen
Bei Callwey erschien jetzt der Begleitband zum Wettbewerb „Häuser des Jahres“. Er zeigt, wie 2014 gewohnt wird – und werden könnte!
Thomas Kröger, wer ist eigentlich Thomas Kröger? Ein rampenlichtversessener „Starchitect“ sicher nicht. Aber seine Projekte sind mittlerweile viel besprochen und oft angesehen. Und mehrfach preisgekrönt dazu. Zum vierten Mal hatte das Deutsche Architekturmuseum gemeinsam mit dem Informationszentrum Beton, dem Magazin „Baumeister“, der „Welt am Sonntag“ und dem Callwey-Verlag einen Wettbewerb um das schönste Einfamilienhaus des Jahres ausgerufen. Die Beteiligung war hoch, die Qualität vieler Projekte ebenso. Allen voran der nun erste Preis: Thomas Krögers „Werkhaus Schütze“ im brandenburgischen Gerswalde. Sehr jung sieht er aus, der Herr Kröger, aber er betreibt sein Büro schon seit 2001. Und mit der Siegesauszeichnung nicht genug: Ein zweites Projekt des Architekten, im nahegelegenen Pinnow, erhielt eine Auszeichnung. Eine Doppelauszeichnung also, die uns nur eins sagen dran: diesen Mann sollte man im Auge behalten.
Was ist es, das diese zwei Projekte so besonders macht, von der Jury als „richtungsweisend“ erkannt wird? Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, sieht eine Bewegung „weg vom selbstgerechten Luxusbungalow oder der Standardlösung der gehobenen weißen Kiste – hin zu einer sinnlichen und sinnfälligen Behausung voller Qualität, die trotzdem nicht teuer sein muss“. Und genau dies Attribute besitzen Krögers Entwürfe.
Sollen jetzt alle so bauen? Was macht sie aus, die Häuser des Jahres 2014? Wenn man der Argumentationslinie des illustren stellvertretenden Chefredakteurs der Welt-Gruppe, Ulf Poschardt, in der Einleitung zum Begleitband folgt, dann ist die Ästhetik heute das einzige Glaubensbekenntnis, auf das sich unser kapitalstarkes Bürgertum, vielleicht unsere gesamte Gesellschaft einigen kann. Eine Blütezeit für schöne Wohnprojekte also? Ja, wenn man nichts Extravagantes erwartet. Auffällig avantgardistisch ist nicht, was hier zusammengetragen wurde. Poschardt findet philosophische Gründe dafür: „Gerade die Arbeitsverdichtung, die Hektik der Termine, die wohl den Alltag der meisten Bauherren und ihrer Familien infiziert haben, benötigt jenen Moment der Ruhe und In-sich-Gekehrtheit, für die gute Architektur ein Gehäuse bauen muss.“
Fazit: Ästhetik ja, Standard, nein danke. Moderne ja, als in den Architekturkanon eingegangenes Credo der Einfachheit, der Schönheit durch Sinn – in der Konstruktion, in der Verwendung der Materialien, in der Konzentration auf das Wesentliche. Alles in allem haben die gezeigten Projekte etwas Fokussierendes: Auf das Heim, auf den Punkt.
Was ist es, das diese zwei Projekte so besonders macht, von der Jury als „richtungsweisend“ erkannt wird? Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, sieht eine Bewegung „weg vom selbstgerechten Luxusbungalow oder der Standardlösung der gehobenen weißen Kiste – hin zu einer sinnlichen und sinnfälligen Behausung voller Qualität, die trotzdem nicht teuer sein muss“. Und genau dies Attribute besitzen Krögers Entwürfe.
Sollen jetzt alle so bauen? Was macht sie aus, die Häuser des Jahres 2014? Wenn man der Argumentationslinie des illustren stellvertretenden Chefredakteurs der Welt-Gruppe, Ulf Poschardt, in der Einleitung zum Begleitband folgt, dann ist die Ästhetik heute das einzige Glaubensbekenntnis, auf das sich unser kapitalstarkes Bürgertum, vielleicht unsere gesamte Gesellschaft einigen kann. Eine Blütezeit für schöne Wohnprojekte also? Ja, wenn man nichts Extravagantes erwartet. Auffällig avantgardistisch ist nicht, was hier zusammengetragen wurde. Poschardt findet philosophische Gründe dafür: „Gerade die Arbeitsverdichtung, die Hektik der Termine, die wohl den Alltag der meisten Bauherren und ihrer Familien infiziert haben, benötigt jenen Moment der Ruhe und In-sich-Gekehrtheit, für die gute Architektur ein Gehäuse bauen muss.“
Fazit: Ästhetik ja, Standard, nein danke. Moderne ja, als in den Architekturkanon eingegangenes Credo der Einfachheit, der Schönheit durch Sinn – in der Konstruktion, in der Verwendung der Materialien, in der Konzentration auf das Wesentliche. Alles in allem haben die gezeigten Projekte etwas Fokussierendes: Auf das Heim, auf den Punkt.
„Häuser des Jahres“ von U. Poschardt / W. Bachmann
Der Begleitband zum Wettbewerb stellt auf 256 Seiten insgesamt 50 bemerkenswerte Projekte vor. Allen voran der erste Preis, dem vier Auszeichnungen und drei Anerkennungen folgen. Neben großen Farbabbildungen werden zu jedem Projekt Grundrisse und Schnitte gezeigt, die uns tiefere Einblicke ins Handwerk der Architekten ermöglichen und nicht selten besondere Qualitäten aufzeigen.
And the winner is… das „Werkhaus Schütze“ von Thomas Kröger. Für einen Tischler baute Kröger ehemalige Werkstätten der örtlichen LPG zum Wohn- und Werkstatthaus um. Wellblech verkleidet die gesamte Fassade und fügt so alte und neue Teile zusammen.
Dieser Raum, zwischen dem Wohnbereich und der Werkstatt des Hausherren, ist neu konstruiert und dient zur Ausstellung fertiger Stücke. Besonders prägend ist die Tragkonstruktion aus Nagelbrettbindern. Schön und gleichzeitig günstig, denn es handelt sich schlicht um miteinander vernagelte Holzbohlen, die durch ihre Verbindung aus Nägeln statisch hoch belastbar werden. Der Jury gefiel denn auch genau diese formal, konstruktiv und räumlich perfekt aufgehende Lösung.
Thomas Kröger, Klappe, die zweite. Mit einem anderen Projekt ganz in der Nähe des Werkhauses hat der Berliner Architekt einen weiteren Preis erhalten: Eine der insgesamt vier Auszeichnungen erhielt dieses Wohnhaus in Pinnow, das bei der Jury Assoziationen an die biblische Arche evozierte, und warum auch nicht: Durch die Aufständerung scheint es auf der Landschaft zu schwimmen. Als Ferienhaus ist es für vier bis acht Personen konzipiert.
Die verglaste Fassade kümmert sich ausgesprochen fürsorglich darum, dass man als Bewohner einen Blick auf die weite der Uckermark hat. Ein schwarze Bitumentschindeldeckung erzeugt die nötige grafische Schwere, um das Haus in der Heide festzupinnen und zum sicheren Fixpunkt in der Weite werden zu lassen. Die Konstruktion aus Mauerwerk ist mit Douglasie verkleidet.
Die verglaste Fassade kümmert sich ausgesprochen fürsorglich darum, dass man als Bewohner einen Blick auf die weite der Uckermark hat. Ein schwarze Bitumentschindeldeckung erzeugt die nötige grafische Schwere, um das Haus in der Heide festzupinnen und zum sicheren Fixpunkt in der Weite werden zu lassen. Die Konstruktion aus Mauerwerk ist mit Douglasie verkleidet.
Dieser Flur erstreckt sich im Erdgeschoss nahezu über die volle Länge des Hauses. Beim Baden oder Schlafen in den Kojen lassen sich Schiebetüren hervorziehen, die einzelne Bereiche abteilen. Der Boden besteht aus Gussasphalt.
Mit einer Anerkennung wurde auch dieses Doppelhaus in Genf bedacht. Im Grundriss sieht es wie ein gekapptes Parallelogramm aus; ungewöhnliche Symmetrien bestimmen so von Grund auf das gesamte Projekt. Wie ein Grenzstein, sagen die Architekten Valéry Clavien und Nicolas Rossier, sollte das Haus den Übergang vom Stadtraum zur Natur markieren. Gebaut wurde in gefärbtem Beton, mit Faserzementtafeln auf dem Dach. Loggien und fassadenbündige Fenster in Lärche bilden die Öffnungen.
In diesem Bad des Doppelhauses in Genf lässt sich nicht nur ein Wannenbad nehmen, sondern auch ein „Luftbad“. Als solches bezeichnen die Architekten jedenfalls den Gang auf die in Lärche ausgekleidete Loggia.
Brixen liegt im Eisacktal, Tirol, Italien. Und dieses Haus liegt dort in den Weinberg eines Jungbauern eingegraben. Die Architekten Gerd Bergmeister und Michaela Wolf erhielten dafür ebenfalls eine Anerkennung. Zu Recht, denn was da zweigeschossig in den Hang gebaut wurde, geht mit seiner Umgebung wunderbar zusammen. Die Terrassierung der Landschaft setzt sich im Haus fort, der Beton ist „rebschwarz“ pigmentiert.
Zum Thema: Alles Schwarzseher? Warum Architekten jetzt finstere Fassaden gestalten >>>
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Und Innen? Geht es nicht weniger cool weiter. Dieser Blick aus der Tiefe des Wohnzimmers wird von einer weiten Landschaft angezogen, die durch große Glasfronten zu sehen ist. Im Vordergrund ein Kamin, der, integriert in diesen steinernen Sitzblock, im Winter nicht für das richtige Ambiente sondern auch für warme Pobacken sorgt.
Nicht zu Unrecht bezeichnet Poschardt das Projekt von Bergmeisterwolf als urbanstes der ganzen Sammlung: „Im Inneren des Hauses, das eben auch irgendwie ein Hof sein kann, regiert ein kühner Minimalismus, den der selbstzufriedene Städter so wohl kaum im landwirtschaftlichen Milieu vermuten würde.“
Aber das ist es eben, das zeichnet vielleicht die gesamte Auswahl aus: Urbanität in Form einer urbanen Ästhetik, die jedoch überall sein kann, auch einem ländlichen Weinberg, in Auftrag gegeben von einem Jungbauern.
Und das führt uns zu den eigentlichen Stars dieses Wettbewerbs, den Bauherren, die sich an solche Projekte wagen, sich was trauen, das, von anderen gesehen, weiterwirkt. Kultur schafft. Baukultur, in der man, in einer beschleunigten Welt, zur Ruhe kommen kann.
Nicht zu Unrecht bezeichnet Poschardt das Projekt von Bergmeisterwolf als urbanstes der ganzen Sammlung: „Im Inneren des Hauses, das eben auch irgendwie ein Hof sein kann, regiert ein kühner Minimalismus, den der selbstzufriedene Städter so wohl kaum im landwirtschaftlichen Milieu vermuten würde.“
Aber das ist es eben, das zeichnet vielleicht die gesamte Auswahl aus: Urbanität in Form einer urbanen Ästhetik, die jedoch überall sein kann, auch einem ländlichen Weinberg, in Auftrag gegeben von einem Jungbauern.
Und das führt uns zu den eigentlichen Stars dieses Wettbewerbs, den Bauherren, die sich an solche Projekte wagen, sich was trauen, das, von anderen gesehen, weiterwirkt. Kultur schafft. Baukultur, in der man, in einer beschleunigten Welt, zur Ruhe kommen kann.