Designklassiker: Lohnt es sich, eine Replik zu kaufen?
Zu jedem teuren Designklassiker findet sich eine günstige Replik. Doch der Unterschied zum Original kann gewaltig sein
Ein Sessel für 5000 Euro? Nicht jeder Designbegeisterte ist bereit oder in der Lage, so hohe Summen in ein Möbelstück zu investieren – auch dann nicht, wenn es sich um einen richtigen Klassiker wie den „LC 2“ von Le Corbusier handelt. Zumal man bei der Suche im Netz ohnehin innerhalb kürzester Zeit auf Repliken stößt, die für einen Bruchteil des Originalpreises zu haben sind. Aber wie kommt dieser enorme Preisunterschied zustande? Warum ist ein Original so viel teurer als eine Replik? Und macht man sich mit dem Kauf eines vermeintlichen Schnäppchens eigentlich strafbar? Wir fragen Wilfried Lembert, Geschäftsführer von minimum einrichten.
Doch im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet man auch Nachbauten und Re-Editionen, die der Designer selbst oder seine Erben lizenziert haben, als Originale. Diese in Deutschland zur Produktion notwendige Lizenzierung und damit das Urheberrecht werden mit der Herstellung oder dem Verkauf einer Replik verletzt. Zum Verwechseln ähnlich und doch mit wesentlichen Unterschieden – oft heißt es in den Produktbeschreibungen dann „inspiriert von …“, um den designinteressierten Kaufinteressenten mit dem Namen eines berühmten Designers zu ködern und ihm vorzugaukeln, er könne hier einen „echten“ Designklassiker zum Schnäppchenpreis erwerben – oder zumindest ein gleichwertiges Stück, nur eben zu einem besseren Preis.
Worin unterscheiden sich Originale von Repliken?
Doch es ist nicht nur der Preis, durch den sich das Original von der Replik unterscheidet. So werden die bis ins letzte Detail durchdachten Gestaltungsmerkmale bei einer Replik nicht 1:1 übernommen, sondern nur imitiert. Arbeitsschritte, die beim Original in Handarbeit ausgeführt werden und deshalb besonders kostspielig sind, werden teilweise komplett weggelassen – zugunsten des Preises. „Bei besonders billig gemachten Kopien wird häufig auch an den Materialien gespart. Oder die Konstruktion wird vereinfacht, weil das die Produktionskosten senkt“, erklärt Lembert.
Doch es ist nicht nur der Preis, durch den sich das Original von der Replik unterscheidet. So werden die bis ins letzte Detail durchdachten Gestaltungsmerkmale bei einer Replik nicht 1:1 übernommen, sondern nur imitiert. Arbeitsschritte, die beim Original in Handarbeit ausgeführt werden und deshalb besonders kostspielig sind, werden teilweise komplett weggelassen – zugunsten des Preises. „Bei besonders billig gemachten Kopien wird häufig auch an den Materialien gespart. Oder die Konstruktion wird vereinfacht, weil das die Produktionskosten senkt“, erklärt Lembert.
An dem Sessel „LC 2“ macht der Experte deutlich, wie das in der Praxis aussieht. Le Corbusier und seine Ko-Designer haben bei ihrem Entwurf von 1928 großen Wert auf Konstruktionsdetails gelegt. Der Hersteller Cassina führt seit 1964 die Produktionslizenz für das Möbelstück. Das Unternehmen verpflichtete sich, es exakt nach den Vorgaben der LC-Foundation zu fertigen. „Zum Beispiel musste in das um die Ecke gezogene Stahlrohr eine Hülse eingeschweisst werden, um das an dieser Stelle dünnere Material zu stabilisieren. Das kostet natürlich Geld, ist aber von außen nicht sichtbar, deshalb würde das kein Kopist machen“, erklärt Lembert.
Sichtbar und fühlbar ist dagegen die eingravierte Signatur des Designers. Samt Hersteller-Logo und Seriennummer befindet sie sich beim Original an der Unterseite des oberen Stahlrohrs auf Höhe der Armlehne. Ein weiteres, nicht auf den ersten Blick sichtbares Detail: ein in die harte Sitz-Unterkonstruktion eingearbeiteter Keil, der verhindert, dass das besonders weiche Sitzkissen nach vorne herausrutscht: „Schon das wäre für eine billige Replik zu teuer in der Herstellung“, ergänzt Lembert.
„Konstruktionsdetails wie diese, hochwertige Materialien und vor allem die Herstellung in Europa von Handwerkern zu vernünftigen Konditionen“ führen nach Ansicht des Experten zu den deutlichen Preisunterschieden zwischen Original und Replik.
Die Investition in Originale ist für ihn selbstverständlich. Nüchtern betrachtet lasse sich außerdem eine einfache Rechnung aufmachen, so Lembert: „Diese Möbel sind Kulturgut und für die Ewigkeit gemacht, um sie an die nächste Generation weiterzugeben. Außerdem sind sie extrem wertbeständig. In der Vergangenheit hat sich zum Beispiel der Wert eines Lounge Chairs etwa alle 12 bis 14 Jahre verdoppelt. Originale sind also auch eine gute Geldanlage.“
Die Investition in Originale ist für ihn selbstverständlich. Nüchtern betrachtet lasse sich außerdem eine einfache Rechnung aufmachen, so Lembert: „Diese Möbel sind Kulturgut und für die Ewigkeit gemacht, um sie an die nächste Generation weiterzugeben. Außerdem sind sie extrem wertbeständig. In der Vergangenheit hat sich zum Beispiel der Wert eines Lounge Chairs etwa alle 12 bis 14 Jahre verdoppelt. Originale sind also auch eine gute Geldanlage.“
Wer trotzdem zu einer Replik greift, sollte wissen, worauf er sich einlässt. Zwar macht man sich als Privatperson durch den Kauf einer Kopie nicht strafbar, doch der gewerbliche Handel damit ist in Deutschland gesetzlich verboten. Und so kann es vorkommen, dass Lieferungen mit Waren, die offensichtlich gegen deutsches Marken- oder Urheberrecht verstoßen, vom Zoll beschlagnahmt und vernichtet werden. Rechtlich belangt werden in einem solchen Fall meist nur die Händler oder die beauftragten Spediteure.
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Ein Original gibt es streng genommen nur einmal. In unserem Beispiel wäre das der erste LC2, den Le Corbusier gemeinsam mit Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand 1928 entwarf und fertigen ließ. „Davon ausgehend sind alle weiteren Stücke Nachbauten des Originals, und wer es extrem eng sieht, könnte schon hier von Repliken sprechen“, so Wilfried Lembert.