Designikonen: Rowac – die neue Lust an Chemnitzer Industriemöbeln
Einst als Fabrikmobiliar gedacht, sind Hocker von Rowac heute Sammlerstücke. Was Wunder: Schon das Bauhaus nutzte sie!
Beim Gedanken an revolutionäre Stahlmöbel fallen den meisten wohl Entwürfe von Mart Stam, Mies van der Rohe und Marcel Breuer aus der Zeit von 1925-1931 ein. Dabei hat der eine oder andere dieser Herren vielleicht beim Entwurf auf Rowac-Industriemöbeln gesessen. Denn mit Schemeln aus deren Produktion waren die Bauhaus-Lehrräumen und Werkstätten in Dessau ausgestattet.
1888 gegründet, ging 1905 in der Metallwerkfabrik Robert Wagner Chemnitz der erste Werkstatthocker vom Band, und die Großproduktion stabiler Metall-Sitzgelegenheiten begann. Die dort seriell produzierten Stücke waren als „gesundheitsmäßige Arbeitssitze“ für Werkstätten und Betriebe gestaltet. Heute lässt ihr funktionaler Look die Herzen aller Freunde einer Einrichtung im Industrial Style höherschlagen.
1888 gegründet, ging 1905 in der Metallwerkfabrik Robert Wagner Chemnitz der erste Werkstatthocker vom Band, und die Großproduktion stabiler Metall-Sitzgelegenheiten begann. Die dort seriell produzierten Stücke waren als „gesundheitsmäßige Arbeitssitze“ für Werkstätten und Betriebe gestaltet. Heute lässt ihr funktionaler Look die Herzen aller Freunde einer Einrichtung im Industrial Style höherschlagen.
„Model I“: Dreibeiniger Stahlschemel
Mit der Idee, einen „gesundheitsmäßigen Arbeitssitz“ zu schaffen, ging bei Rowac 1905 der erste Werkstatthocker in Produktion: Der Schemel mit runder Sitzplatte und dreibeinigem Untergestell aus Stahl wurde in acht Sitzhöhen, zwischen 40-75 Zentimetern angeboten. Die Variante mit Spindel war außerdem drehbar.
In den 1920er-Jahren fand das „Modell I“ weite Verbreitung in Betrieben. Sein schlichtes Design war so funktional und ansprechend, dass Architekt Max Taut das von ihm entworfene Verwaltungsgebäude des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit den Hockern ausstattete. Architekt und Bauhausgründer Walter Gropius holte einen doppelten Klassensatz in das eben fertiggestellte Dessauer Bauhaus, genauer in die Lehrräume des Brückentraktes und in die Werkstätten.
Mit der Idee, einen „gesundheitsmäßigen Arbeitssitz“ zu schaffen, ging bei Rowac 1905 der erste Werkstatthocker in Produktion: Der Schemel mit runder Sitzplatte und dreibeinigem Untergestell aus Stahl wurde in acht Sitzhöhen, zwischen 40-75 Zentimetern angeboten. Die Variante mit Spindel war außerdem drehbar.
In den 1920er-Jahren fand das „Modell I“ weite Verbreitung in Betrieben. Sein schlichtes Design war so funktional und ansprechend, dass Architekt Max Taut das von ihm entworfene Verwaltungsgebäude des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit den Hockern ausstattete. Architekt und Bauhausgründer Walter Gropius holte einen doppelten Klassensatz in das eben fertiggestellte Dessauer Bauhaus, genauer in die Lehrräume des Brückentraktes und in die Werkstätten.
Was den ersten Rowac-Schemel so populär machte, war die Untergestellkonstruktion aus Stahlblech, für die das Unternehmen auch zwei Patente erhielt. Zum einen war das Blech für die Beine rund gebogen, um die Arbeitskleidung nicht zu beschädigen (die Schemelfüße waren so geformt, dass die plane Auflagefläche den Fußboden schonte und den Stuhl am Umkippen hinderte). Zum anderen war das Untergestell so entwickelt worden, dass es vor Ort montiert und damit platzsparend – als Flatpack, wie man heute sagen würde – versandt werden konnte. Diese flexible Variante wurde jedoch bald durch eine genietete ersetzt.
„Model II“: Vierbeiniger Stahlschemel
Eng verwandt mit dem dreibeinigen Rundhocker ist das „Modell II“, der vierbeinige Schemel mit rechteckiger Sitzfläche. Auch hier weist das Untergestell die typischen U-förmig gebogenen Beine auf, die nach unten hin konisch zulaufen und für eine noch größere Stabilität durch Querstreben miteinander verbunden sind.
Eng verwandt mit dem dreibeinigen Rundhocker ist das „Modell II“, der vierbeinige Schemel mit rechteckiger Sitzfläche. Auch hier weist das Untergestell die typischen U-förmig gebogenen Beine auf, die nach unten hin konisch zulaufen und für eine noch größere Stabilität durch Querstreben miteinander verbunden sind.
vintage industrial chairs
„Model XI“: fester Stahlstuhl
Den Schemeln folgte eine Reihe Stahlstühle, die ebenfalls in verschiedenen Höhen und Ausführungen erhältlich waren – fest, dreh- und verstellbar oder federnd.
Das „Model XI“ übernimmt das vierbeinige Untergestell des Schemels II. Lediglich die vorderste Querstrebe wurde höher gesetzt, um darauf die Füße abstützen zu können.
Den Schemeln folgte eine Reihe Stahlstühle, die ebenfalls in verschiedenen Höhen und Ausführungen erhältlich waren – fest, dreh- und verstellbar oder federnd.
Das „Model XI“ übernimmt das vierbeinige Untergestell des Schemels II. Lediglich die vorderste Querstrebe wurde höher gesetzt, um darauf die Füße abstützen zu können.
ROWAC Architektenstuhl
„Model XII“: drehbarer Stahlstuhl
Dieselbe reduziert gestaltete Lehne und Sitzfläche aus Holz wie das „Model XI“ haben auch die anderen Stühle der Firma. Mart Stams Stahlrohrklassiker „S43“, 1931 entworfen für Thonet, erinnert übrigens stark an diese Form, die womöglich eine Vorbildfunktion hatte. Denn die Entwürfe aus dem Hause Rowac entsprachen dem funktionalistischen Gestaltungsideal der Moderne, dessen Mantra lautete: Zweckmäßigkeit bestimmt die Form.
Dieselbe reduziert gestaltete Lehne und Sitzfläche aus Holz wie das „Model XI“ haben auch die anderen Stühle der Firma. Mart Stams Stahlrohrklassiker „S43“, 1931 entworfen für Thonet, erinnert übrigens stark an diese Form, die womöglich eine Vorbildfunktion hatte. Denn die Entwürfe aus dem Hause Rowac entsprachen dem funktionalistischen Gestaltungsideal der Moderne, dessen Mantra lautete: Zweckmäßigkeit bestimmt die Form.
Rowac Werkstattschrank
Weitere Industriemöbel von Rowac
Neben Hockern und Stühlen ergänzten Stahltische und Schränke das Sortiment des Chemnitzer Produzenten, auch Flaschen- und Spulenkästen sowie mechanische Fensterverschlüsse stellte man her. Die hüfthohen Werkzeugschränke waren besonders gefragt – egal ob mit Türverkleidung aus Holz oder Lochblech, mit einer großen Fronttür oder drei kleineren.
Neben Hockern und Stühlen ergänzten Stahltische und Schränke das Sortiment des Chemnitzer Produzenten, auch Flaschen- und Spulenkästen sowie mechanische Fensterverschlüsse stellte man her. Die hüfthohen Werkzeugschränke waren besonders gefragt – egal ob mit Türverkleidung aus Holz oder Lochblech, mit einer großen Fronttür oder drei kleineren.
Woran erkennt man Rowac-Möbel?
Alle Rowac-Produkte zierte das in den Stahl eingeprägte Logo: ein Kreis mit dem in Großbuchstaben geschriebenen Firmenkürzel Rowac. Dabei sind die Oberlängen des zentrisch platzierten „W” auffällig bis zum Kreis verlängert.
Doch dieses Emblem verschwand, als sich nach dem Zweiten Weltkrieg die politischen Verhältnisse änderten. Mit der Unternehmensverstaatlichung in der DDR wurde Rowac in die Firme Bemefa (Betriebseinrichtungen und Metallwarenfabrik) umgewandelt, die heute noch in Altchemnitz sitzt. Nur rollen dort nun statt Schemel und Werkzeugschrank Traversenbänke und konventionelle Büromöbel vom Produktionsband.
Alle Rowac-Produkte zierte das in den Stahl eingeprägte Logo: ein Kreis mit dem in Großbuchstaben geschriebenen Firmenkürzel Rowac. Dabei sind die Oberlängen des zentrisch platzierten „W” auffällig bis zum Kreis verlängert.
Doch dieses Emblem verschwand, als sich nach dem Zweiten Weltkrieg die politischen Verhältnisse änderten. Mit der Unternehmensverstaatlichung in der DDR wurde Rowac in die Firme Bemefa (Betriebseinrichtungen und Metallwarenfabrik) umgewandelt, die heute noch in Altchemnitz sitzt. Nur rollen dort nun statt Schemel und Werkzeugschrank Traversenbänke und konventionelle Büromöbel vom Produktionsband.
Alte Möbel – neuer Hype
Obwohl die Firma so nicht mehr existiert, ist der Name Rowac heute wieder sehr bekannt. Denn mit der neuen Lust auf einen rauen, funktionalen Wohnstil sind die einstigen Fabrikmöbel nun in Wohnungen und Häuser eingezogen. Mehr noch: Die drei- und vierbeinigen Schemel, der drehbare Architektenstuhl und die Werkzeugschränke haben längst den Status von Kultobjekten erreicht.
Da sie, bis auf die Wiederauflage des Klapphockers durch die Leipziger Firma Goldstein & Co., längst nicht mehr produziert werden, sind Rowac-Originale begehrte Raritäten. Bei exzellentem Zustand werden die Objekte bei Auktionen und in Vintagemöbel-Läden gar mit vierstelligen Beträgen gehandelt – um dann beim glücklichen Neubesitzer einen besonderen Platz in loftigen Küchen im Werkstattstil oder in Wohnzimmern mit Industrial-Note zu bekommen.
Entdecken Sie noch mehr Möbelklassiker im Magazin
Obwohl die Firma so nicht mehr existiert, ist der Name Rowac heute wieder sehr bekannt. Denn mit der neuen Lust auf einen rauen, funktionalen Wohnstil sind die einstigen Fabrikmöbel nun in Wohnungen und Häuser eingezogen. Mehr noch: Die drei- und vierbeinigen Schemel, der drehbare Architektenstuhl und die Werkzeugschränke haben längst den Status von Kultobjekten erreicht.
Da sie, bis auf die Wiederauflage des Klapphockers durch die Leipziger Firma Goldstein & Co., längst nicht mehr produziert werden, sind Rowac-Originale begehrte Raritäten. Bei exzellentem Zustand werden die Objekte bei Auktionen und in Vintagemöbel-Läden gar mit vierstelligen Beträgen gehandelt – um dann beim glücklichen Neubesitzer einen besonderen Platz in loftigen Küchen im Werkstattstil oder in Wohnzimmern mit Industrial-Note zu bekommen.
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Als Mitte des 19. Jahrhunderts durch Fortschritte in der Maschinentechnik die Herstellung von Alltagsgütern industriell wurde, veränderte sich auch die Möbelproduktion grundlegend. Parallel wuchs der Bedarf an Fabrikausstattungen, und so begann Robert Wagner damals seine Eisenwarenproduktion in Chemnitz.
Seine Produkte sollten in erster Linie funktional sein und den Anforderungen einer Werkstattumgebung entsprechen. Ein Stuhl oder Schemel musste also stabil, möglichst ewig haltbar und dazu preiswert herzustellen sein. Die Tische, Stühle, Schränke und Kleinobjekte waren auf das Nötigste reduziert, hergestellt mit entsprechend zweckmäßigen und hochwertigen Materialien. Die Firma Rowac war, zumindest in Deutschland, eine der ersten, die Industriemöbel seriell herstellte. Man warb damit, dass diese Betriebseinrichtung Ordnung, Arbeitsfreude und Produktion zugleich steigere.