Bayern meets Japan: offenes Wohnen in Seenähe
Wie gut moderne Elemente und regionale Einflüsse zusammenpassen, beweist dieser Umbau eines 90er-Jahre Hauses
Raus aus der Stadt und rein in die Berge – als Anke und Gerhard Blöchl, beide ehemalige Spitzensportler, auf der Suche nach einem neuen Zuhause für sich und ihre Kinder waren, wünschten sie sich vor allem eines mit viel Platz und Freiräumen. Architekt Robert Maier half ihnen dabei, ein altes Bauernhaus in ihr Traumdomizil zu verwandeln.
Die Nordseite wurde im Rahmen den Umbauarbeiten geschlossen.
Ausgangssituation: Haus aus den Neunzigern
Eigentlich war Familie Blöchl auf der Suche nach einem Baugrundstück in der Nähe des Schliersees. Da sich keines finden ließ, das ihren Vorstellungen entsprach, entschieden sie sich für eins mit einem soliden Einfamilienhaus aus den Neunzigerjahren darauf. Robert Maier hatte bereits das Haus der Familie in München gestaltet. Deswegen betrauten die Blöchls ihn auch mit diesem Projekt.
Ausgangssituation: Haus aus den Neunzigern
Eigentlich war Familie Blöchl auf der Suche nach einem Baugrundstück in der Nähe des Schliersees. Da sich keines finden ließ, das ihren Vorstellungen entsprach, entschieden sie sich für eins mit einem soliden Einfamilienhaus aus den Neunzigerjahren darauf. Robert Maier hatte bereits das Haus der Familie in München gestaltet. Deswegen betrauten die Blöchls ihn auch mit diesem Projekt.
„Von der Substanz her war es in einem guten Zustand“, so Robert Maier. „Allerdings war die Aufteilung viel zu kleinteilig.“
Im offenen Erdgeschoss wird gekocht, gegessen und gemeinsam entspannt.
Die Kinderzimmer und das Elternschlafzimmer befinden sich im Obergeschoss.
Das Dachgeschoss beherbergt das Arbeitszimmer des Ehepaars.
1. Umbauziel: Offenes Wohnen
Um den Wunsch von Familie Blöchl nach einem offenen Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss zu erfüllen, wurden circa 60 Prozent der Trockenwände herausgenommen.
Um den Wunsch von Familie Blöchl nach einem offenen Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss zu erfüllen, wurden circa 60 Prozent der Trockenwände herausgenommen.
Die Schwierigkeit dabei: „Die Tragwände in dem Haus verspringen vollkommen wild. Fast jede Wand war hier eine tragende, was wirklich ungünstig für die Änderung des Grundrisses war“, erklärt Maier.
Der Experte schaffte mehr Freiheiten, indem er die Wände durch Stahlkonstruktionen ersetzte. Die Stützen wurden stellenweise versteckt, zum Teil aber auch bewusst offengelassen.
Schwarzer Stahl ist eines der Elemente, das sich im Haus immer wieder findet – neben Bronze, das sich zum Beispiel in den Leuchten im Erdgeschoss, aber auch in den Armaturen zeigt. „Mit Farben sind wir bei der Gestaltung sehr sparsam umgegangen“, so Maier. „Wir wollten es mit den Kiefernhölzern und dem sichtbaren Beton minimalistisch halten.“
Im Badezimmer im Obergeschoss findet sich die Kombination aus Schwarz und Bronze ebenfalls wieder.
2. Umbauziel: Regionales mit Modernem verbinden
„Die Baufamilie wünschte sich ein Gebäude, das sich der Region thematisch anpasst“, so der Experte. Voralpenländisches Bauen modern interpretiert – das war das Motto. Clean und stylish sollte das Interieur sein, „mit einer klaren und stringenten Formensprache“, wie Maier erklärt.
„Die Baufamilie wünschte sich ein Gebäude, das sich der Region thematisch anpasst“, so der Experte. Voralpenländisches Bauen modern interpretiert – das war das Motto. Clean und stylish sollte das Interieur sein, „mit einer klaren und stringenten Formensprache“, wie Maier erklärt.
Zur Inspiration schaute sich der Architekt alte landwirtschaftliche Bauten in der voralpenländischen Region an, die sich oft dadurch auszeichnen, dass das Obergeschoss über dem Erdgeschoss mit großen Öffnungen hervorragt. „Diese traditionelle Bauweise wollten wir neu interpretieren“, so der Architekt.
Die Südseite des Hauses vor dem Umbau
Ein oft verwendetes Ornament in den Voralpen: der laufende Hund – ein Dekor, das an sich überschlagende Wellen erinnert. „Den laufenden Hund haben wir aus dem Ortgang befreit und vertikal an der Fassade platziert“, erklärt Maier. „Durch ein geometrisches Muster haben wir die Parallelen des Dachs auf den Leistenvorhang übertragen.“
Der laufende Hund in der Nahaufnahme
Dunkler wird es durch die Leisten an der Südseite keinesfalls, betont der Experte. Immerhin seien sie zwanzig Zentimeter auseinander. „Der Leistenvorhang dient als Verschattung, aber auch als Lichtlenkung“, so Maier. „Wenn das Licht nicht im rechten Winkel auf die Fassade trifft, gibt es eine wunderschöne weiche Lichtreflektion von den Lamellen. Auch wenn kein direktes Licht reinscheint, ist die Beleuchtung sehr schön.“
Die Fenster dahinter lassen sich ganz normal öffnen. Auch der Balkon ist nach wie vor nutzbar. Das Geländer wurde nur durch die Lamellen ersetzt.
Der Leistenvorhang ist aus Lärche, einem besonders robusten Holz. „Mit der Zeit wird es einen leicht gräulichen Charakter bekommen“, so Maier, „aber die Fassade hat die gleiche Haltbarkeit wie eine aus Putz.“
Den Blöchls war es wichtig, Materialien aus der Region zu verwenden. Maier dazu: „Wir haben immer versucht, ökologische Aspekte mit dem Regionalen zu verbinden.“ So wurden die Böden und auch die Einbauschränke aus Kiefer gefertigt.
Im kleinen Bad im Erdgeschoss findet sich ebenfalls die Kombi aus Holz und Zement, die so charakteristisch für das Haus ist.
Ein spannender Kontrast zum Holz: die Arbeitsplatte aus Beton in der Küche und die Zementfliesen mit Ornamenten in einigen Teilen des Hauses.
3. Umbauziel: Platz zum Leben und Arbeiten
Ein wichtiger Grund für den Umzug: Die Familie wünschte sich mehr Platz. Den findet sie zum Beispiel im großzügigen Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss. Ein für deutsche Wohnhäuser ungewöhnliches Detail: Hier gibt es keinen klassischen Esstisch mit Stühlen, gesessen wird auf dem Boden.
„Anke ist Sportwissenschaftlerin und da beide Spitzensport betrieben haben, sind Ernährung und Gesundheit wichtige Themen“, erklärt Robert Maier. „Japanisches Sitzen auf dem Boden gilt als besonders gelenkschonend, dadurch bleibt man ein Leben lang beweglich.“
Ein wichtiger Grund für den Umzug: Die Familie wünschte sich mehr Platz. Den findet sie zum Beispiel im großzügigen Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss. Ein für deutsche Wohnhäuser ungewöhnliches Detail: Hier gibt es keinen klassischen Esstisch mit Stühlen, gesessen wird auf dem Boden.
„Anke ist Sportwissenschaftlerin und da beide Spitzensport betrieben haben, sind Ernährung und Gesundheit wichtige Themen“, erklärt Robert Maier. „Japanisches Sitzen auf dem Boden gilt als besonders gelenkschonend, dadurch bleibt man ein Leben lang beweglich.“
Auch wenn für das Ehepaar Bewegung nach wie vor eine große Rolle spielt, Profisportler sind beide nicht mehr. Mittlerweile haben sie eine Firma gegründet, die sich auf die Errichtung gestalterisch hochwertiger Gebäude fokussiert. Da Anke und Gerhard Blöchl in ihrer neuen Rolle als Unternehmer von zu Hause arbeiten, wünschten sie sich einen eigenen Arbeitsbereich.
Diesen schaffte der Architekt ihnen im Dachgeschoss – inklusive Blick auf den Schliersee. Dabei waren im Dach ursprünglich nur zwei kleine Schießscharten, sodass Robert Maier den Dachstuhl stark umarbeiten musste. „Wir wollten das Zimmer großflächig öffnen, weswegen wir den First in Tragrichtung verlängert haben“, erklärt Maier.
Rechts und links vom Dachfirst wurde dafür Flachstahl montiert, der von der einen zur anderen Seite durchgeht. Dadurch konnten drei Holzstützen entfernt und der Ausblick geöffnet werden.
Rechts und links vom Dachfirst wurde dafür Flachstahl montiert, der von der einen zur anderen Seite durchgeht. Dadurch konnten drei Holzstützen entfernt und der Ausblick geöffnet werden.
Hier wohnen: Anke und Gerhard Blöchl mit ihren zwei Kindern
Auf: 230,65 Quadratmetern Wohnfläche (hinzu kommen 108 Quadratmeter Nutzfläche in Keller und Garage)
In: der Gemeinde Schliersee in Bayern
Experte: Robert Maier Architekten