Diese Zeitfresser beeinflussen Umbaudauer und -kosten
Wo ist die Zeit geblieben? Erfahren Sie, was die Zeit für Umbau/Bau/Renovierung beeinflusst – und verkürzen kann
Ein Umbau kostet – neben Geld – vor allem Zeit. Laut der aktuellen Houzz & Home Studie 2020 betrug die Bauphase für verschiedene Arten von Projekten im Durchschnitt zwischen 1,5 und 11 Monaten, die Planungsphase dauerte zwischen einem Monat und 15 Monaten. Dabei ist die Furcht vor zeitlich ausufernden Umbauten in den meisten Fällen unbegründet. Zumal eine gute Planung im Vorfeld die eigentliche Umbauzeit häufig enorm verkürzen kann. Wir zeigen, wo die Zeit bleibt.
- Ein Jahr für die Baugenehmigung
In Münster hat eine Familie ihr Wohnhaus mit einem neuen Anbau und Dachgauben erweitert. Dass dies nicht von heute auf morgen geschehen würde, war den Beteiligten bewusst. Für den neuen Anbau in Pfosten-Riegel-Bauweise und die Dachgauben brauchten die Handwerker neun Monate. Länger dauerte es, bis überhaupt mit den Baumaßnahmen begonnen werden konnte. Auf die Baugenehmigung mussten Bauherren und Architekt Martin Falke ein Jahr warten.
- In zwei Jahren vom Bahnhof zum Wohnhaus
In zwei Jahren verwandelten Stephanie Kloos und ihr Mann einen ehemaligen Bahnhof in ihr neues Zuhause. Nicht allein das Einreißen der Wände, das Dämmen, das Verlegen der neuen Installationen und Böden, das Verputzen der Wände dauerte hier. Es war vor allem aufwendig, alle notwendigen Genehmigungen zu besorgen, wie die Bauherrin berichtet: „Monatelang tingelte ich zwischen Ämtern, der Deutschen Netz AG und Deutschen Bundesbahn hin und her, um mir überall Genehmigungen einzuholen.“
Wie lange ein Umbau dauert, hängt auch vom Grundriss ab. In kleinen Räumen etwa können nicht mehrere Handwerker gleichzeitig zugange sein. Ebenso können verwinkelte Räume bei Einbauten selbst Profis vor große Herausforderungen stellen. Wenn etwa Aufmaße genommen werden, Schablonen erstellt oder Einbauten vor Ort zusätzlich angepasst werden müssen.
- Maßanfertigungen für ausgefallene Grundrisse
Kaum ein rechter Winkel, dazu Splitlevel. Bei einem Badumbau in Bochum griff Innenarchitektin Ilka Hilgemann von raumgespür zu ungewöhnlichen Mitteln. Die Handwerker nahmen viele Maße erst während der Bauzeit, für die Einfassung der Badewanne wurde sogar eine Schablone gefertigt. Dennoch oder gerade deswegen dauerte die Umbauzeit ungewöhnlich lange. Dafür passte aber auch alles perfekt.
- Mehr Licht in drei Wochen
Der Schlossdachstuhl war bereits saniert, als Nina Ruthe-Klein vom Designstudio Niruk ihn für sich und ihre Familie mietete. Doch die Lichtverhältnisse in den kleinen Räumen waren schlecht, wegen des Denkmalschutzes durften nicht mehr Fenster eingebaut und die vorhandenen auch nicht vergrößert werden. Den kleinteiligen Grundriss jedoch durfte die Designerin verändern. Kochen, Essen und Wohnen finden nun in einem einzigen großen Raum statt. Insgesamt haben die Maßnahmen drei Monate gedauert.
Je mehr Details zu beachten sind, umso aufwendiger wird nicht nur die Planung, sondern auch die spätere Umsetzung. Und beides kostet Zeit. Dennoch sollte gerade auf eine intensive Planungsphase nicht verzichtet werden. Schließlich hängt davon die Umsetzung ab und von der wiederum, ob die fertigen Räume den eigenen Vorstellungen entsprechen. Knifflige Details können da schon mal etwas länger dauern.
- Zwei Monate Planung, ein halbes Jahr Umsetzung
Über ein Ideenbuch auf Houzz haben Interior Designer Thomas Rodens von Handwerk mit Stil und sein Bauherr Impulse für den Umbau in Stuttgart gesammelt. Zwei Monate lang dauerte die Planung. Innerhalb eines halben Jahres war aus dem düsteren Erdgeschoss ein extravagantes Loft geworden.
- Küchenplanung und -einbau in sechs Monaten
Dass Denken Zeit kostet und handwerklich perfekt ausgeführte Details ebenfalls, zeigt diese Küche in Oberbayern. Auf wenig Fläche sollten Thalmeier Einrichtungen viel Stauraum und Arbeitsplatz schaffen, der immer aufgeräumt aussieht. Eine knifflige Aufgabe, die der Schreinereibetrieb innerhalb von sechs Monaten gelöst hat.
Teil der Planung sind auch die Arbeitsabläufe. In welcher Reihenfolge müssen die einzelnen Arbeiten erfolgen? Wenn viel Zeit zwischen den einzelnen Schritten liegt, dauert der Umbau länger. Können mehrere Gewerke parallel arbeiten, geht es schneller. Und immer die Frage: Sind die Handwerker auch genau zum richtigen Zeitpunkt verfügbar?
- Drei Wochen für eine neue Küche
Ohne die Planung hat der Einbau dieser neuen Küche in Münster nur drei Wochen gedauert – gerade so lange wie die Urlaubsreise der Bauherrenfamilie. Warum es so schnell ging? „Unsere Arbeitsabläufe sind sehr gut koordiniert, und wir arbeiten mit einem festen Kern von Handwerkern zusammen. Planung und Umsetzung kommen bei uns aus einer Hand“, so Gabi Didszun von der Raumfabrik, die bei diesem Projekt mit Irina Kolesnikow von der Tischlerei Schöpker zusammengearbeitet hat.
- Eine Woche für die neue Gästetoilette
Wenig Zeit räumten die Bauherren Stephanie Schubert und ihrem Team für den Umbau des Gästebades ein. Innerhalb von nur einer Woche war der dreieinhalb Quadratmeter kleine Raum fertig. So schnell ging es unter anderem, weil der Bestand gut war und die Fliesen daher nicht abgeschlagen werden mussten, sondern lediglich mit einer atmungsaktiven Spachtelmasse überputzt werden konnten.
Auch wenn ein Profi die Umbaumaßnahmen durchführt, bleibt meist noch Raum für Eigenleistung der Bauherren. Aber Vorsicht: Erstens sollten die Bauherren wissen, was sie tun. Und zweitens steigt unter Umständen der Zeitbedarf für den Umbau. Denn wer sich nur in seiner Freizeit mit handwerklichen Tätigkeiten beschäftigt, hat von vornherein begrenzt Zeit und braucht eventuell auch länger, weil Können und Routine fehlen.
- Eigenleistung an den Wochenenden
Mit Eigenleistung hat ein junges Paar die Kosten für den Umbau des Hauses aus den 1970er-Jahren etwas gedrückt. Allerdings hatte es nur an den Wochenenden Zeit, die von den Profis markierten Wände einzureißen. Gemeinsam mit den Experten der beauftragten Eichenhaus AG haben die Bauherren abgeschätzt, wie lange sie brauchen werden und den Zeitplan für die folgenden Arbeiten angepasst. Während etwa noch am Abriss einer Wand gearbeitet wurde, konnten die Handwerker in einem anderen Raum schon mit der Montage der Rollladenkästen beginnen.
Berichten Sie uns doch von Ihrem Umbau: Waren Sie im Zeitplan, sogar darunter oder wodurch kam es zu Verzögerungen?
Vor dem Umbauen steht bei größeren Projekten der Bauantrag. Das kann je nach Vorhaben durchaus einige Zeit beanspruchen. Noch komplexer wird es, wenn bei einer Umnutzung zusätzliche Genehmigungen erforderlich werden.