Buchtipp: „Traumhäuser in den Alpen“
Gleichzeitig Zufluchtsphantasie und Realität: Dieses Architekturbuch zeigt, wie komfortabel und hochwertig Berghütten heute sein können
Eva Zimmermann
22. Januar 2016
Journalistin mit Architektur-Diplom und Vorliebe für weniger – und manchmal auch mehr.
Journalistin mit Architektur-Diplom und Vorliebe für weniger – und manchmal auch... Mehr
Dies ist nicht der erste Bildband mit Sehnsuchtsmotiv, aber ein gut kuratierter. Meist so fotografiert, als gäbe es drumherum weder Menschen noch Zivilisation, suggeriert das Buch die Existenz eines atemberaubend schönen, wilden Landes, in dem ganz unverhofft hier und da die geschmackvollsten Berghütten stehen. In Ausschnitten gibt es dieses Land – das Alpenland. Alexander Hosch, ein alter Hase des Architekturjournalismus, hat es im Auftrag von Callwey bereist. 30 „Traumhäuser in den Alpen“, modern, entworfen von so bedeutenden Architekten wie Peter Zumthor, können wir dank ihm nun bewundern.
Wenn Alexander Hosch im Vorwort aufzählt, welche berühmten Architekten, von Breuer bis Perriand, sich schon um den Bautypus der Berghütte verdient gemacht haben, ordnet er diesen in die Architekturgeschichte ein, bescheinigt der Berghütte aber auch, ein paar Sätze später, einen Aufstieg – den „Aufstieg der anspruchsvoll gestalteten Hütte“ (S. 7).
Im letzten Herbst erschienenen Buch gibt es 176 Abbildungen auf 292 Seiten, darunter auch Grundrisse zu jedem der 30 Projekte und häufig, der Lage am Hang Rechnung tragend, Schnitte. Der Stil reicht von traditionsbewussten bis hin zu avantgardistischen Projekten, die zwischen 2005 und 2015 entstanden sind. Die Auswahl wurde sorgfältig getroffen, wodurch das Blättern im Bildband zum Vergnügen wird. Und dass die Texte von einem Architekturkenner und Schreibenkönner stammen, merkt man an ihrem flüssig-erzählenden und fachkundig beschreibenden Stil.
Im letzten Herbst erschienenen Buch gibt es 176 Abbildungen auf 292 Seiten, darunter auch Grundrisse zu jedem der 30 Projekte und häufig, der Lage am Hang Rechnung tragend, Schnitte. Der Stil reicht von traditionsbewussten bis hin zu avantgardistischen Projekten, die zwischen 2005 und 2015 entstanden sind. Die Auswahl wurde sorgfältig getroffen, wodurch das Blättern im Bildband zum Vergnügen wird. Und dass die Texte von einem Architekturkenner und Schreibenkönner stammen, merkt man an ihrem flüssig-erzählenden und fachkundig beschreibenden Stil.
Einen Vorgeschmack auf die Fülle des Buches geben wir Ihnen mit einer Kurzvorstellung von drei spannenden Projekten.
Name: Casa a Sant’ Abbondio
Wo: Lago Maggiore, Tessin
Architekten: Markus Wespi, Jérome de Meuron, Luca Romeo
Baujahr: 2012
Einen „Sitzriesen“ nennt Hosch das Betonhaus, durch dessen Panoramafenster man einen Blick auf auf „Lago und Landschaft“ hat. 148 Quadratmeter wirken wie 250 – und das liegt an eben diesen Ausblicken.
Name: Casa a Sant’ Abbondio
Wo: Lago Maggiore, Tessin
Architekten: Markus Wespi, Jérome de Meuron, Luca Romeo
Baujahr: 2012
Einen „Sitzriesen“ nennt Hosch das Betonhaus, durch dessen Panoramafenster man einen Blick auf auf „Lago und Landschaft“ hat. 148 Quadratmeter wirken wie 250 – und das liegt an eben diesen Ausblicken.
Im Inneren gibt es viel Sichtbeton, auf dem die Abdrücke der Holzbretterschalung sichtbar geblieben sind. Drei Geschosse umfasst das Haus insgesamt. Im untersten befindet sich der Eingang, im dritten das abgebildete Wohn- und Esszimmer. Das Flachdach darüber ist zur Hälfte mit Lavendel begrünt, zur anderen Hälfte Dachterrasse.
Name: Haus Fontanella
Wo: Großes Walsertal, Vorarlberg
Architekt: Bernardo Bader
Baujahr: 2013
Die typische Architektur im Walsertal ist hölzern, und Bernado Baders Projekt ist es auch – auf moderne Weise. Auf 1024 Metern steht das Haus Fontanelle, den Arlberg-Gipfeln gegenüber. Mit sägerohem Fichtenholz auf Rahmen aus Kiefer ist der Holzelementbau verkleidet, das Untergeschoss ist massiv.
Wo: Großes Walsertal, Vorarlberg
Architekt: Bernardo Bader
Baujahr: 2013
Die typische Architektur im Walsertal ist hölzern, und Bernado Baders Projekt ist es auch – auf moderne Weise. Auf 1024 Metern steht das Haus Fontanelle, den Arlberg-Gipfeln gegenüber. Mit sägerohem Fichtenholz auf Rahmen aus Kiefer ist der Holzelementbau verkleidet, das Untergeschoss ist massiv.
Das Kiefernholz der Fassade stammt von den umliegenden Hängen. Böden, Decken und Einbauten des 177 Quadratmeter großen Hauses sind aus Tanne. Auch die meisten Möbel auf den drei Stockwerken sind aus Holz.
Name: Die Leishäuser
Wo: Vals, Graubünden
Architekt: Peter Zumthor
Baujahr: 2009 und 2015
Im Weiler Leis, der zur Gemeinde Vals gehört, in der sich auch die berühmte, von Peter Zumthor entworfene Therme befindet, hat der Architekturpoet drei Holzhütten (Oberhus, Unterhus und Türmlihus) gebaut, die von seiner eigenen Familie und Gästen genutzt werden. Die Konstruktion beschreibt er selbst wie folgt: „Die traditionelle Strickbauweise mit Holzbalken wurde mit der Konstruktionsart gegeneinander gesetzter Flächen der De-Stijl-Architekten verbunden. Es werden Räume mit Wandscheiben konstruiert, wie beim Spiel mit Kartenhäusern.“
Wo: Vals, Graubünden
Architekt: Peter Zumthor
Baujahr: 2009 und 2015
Im Weiler Leis, der zur Gemeinde Vals gehört, in der sich auch die berühmte, von Peter Zumthor entworfene Therme befindet, hat der Architekturpoet drei Holzhütten (Oberhus, Unterhus und Türmlihus) gebaut, die von seiner eigenen Familie und Gästen genutzt werden. Die Konstruktion beschreibt er selbst wie folgt: „Die traditionelle Strickbauweise mit Holzbalken wurde mit der Konstruktionsart gegeneinander gesetzter Flächen der De-Stijl-Architekten verbunden. Es werden Räume mit Wandscheiben konstruiert, wie beim Spiel mit Kartenhäusern.“
Der Architekt baute die drei Leishäuser nach einem Traumbild seiner Frau, die ihm folgende Kriterien nannte: Massivholz, Geborgenheit schenkend, intim, und tief im Berg liegend. „Die Balken wurden in der Werkstatt des Holzbaubetriebs von einem computergesteuerten Abbundautomaten auf die richtige Größe geschnitten und mit allen nötigen Nuten, Kämmen, Fälzen, Bohrungen und Aussparungen versehen“, so Zumthor. Drei Etagen hat er jeweils auf diese Weise konstruiert, innen gibt es Arvenholz und einen Ofen aus Tavetscherstein (eine Specksteinart).
Unterhus und Türmlihus können sogar gemietet werden, womit der Realitätscheck möglich wird. Denn so unwirklich schön die gezeigten Projekte scheinen, so real sind sie auch. Der Weg führt unweigerlich vom Buch auf in die Berge!
Alle Buchtipps auf Houzz >>>
Unterhus und Türmlihus können sogar gemietet werden, womit der Realitätscheck möglich wird. Denn so unwirklich schön die gezeigten Projekte scheinen, so real sind sie auch. Der Weg führt unweigerlich vom Buch auf in die Berge!
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Der Größenwahn der Pyramiden sah durch die schmal werdende,
gen Himmel strebende spitze Form nicht so erdrückend aus wie der kühle Klotz am
Alpenhimmel: Ein Abklatsch und Hohn für Steinmassive. Dort höhere Gebäude hinzustellen ist auch anmaßend
oder will man dem Berg Konkurrenz machen?
Ich finde, dass man die Umgebung nicht verletzen muss, wenn man sie
genießen will. Innen kann man sich immer austoben aber von außen soll auch der
Betrachter auf seine Kosten kommen. Zudem, wozu braucht man zusätzliche Kühle
in frostigen Alpen?