Houzzbesuch
Houzzbesuch: Edler Tropfen an der Mosel – die Villa Huesgen
Diese Jugendstilvilla ist Zeugnis einer langen Weinbau-Tradition – und überrascht mit speienden Löwen und Affen, die einen sitzen haben
Etwas zurückgesetzt an der malerischen Moselpromenade in Traben-Trarbach liegt es – das fast schon majestätisch anmutende, denkmalgeschützte Anwesen der Weinhändler-Familie Huesgen. Eingebettet in einen herrschaftlichen Garten, umgeben von prächtigen Bäumen, umflankt von hohen Weinbergen und mit einem Ausblick, der seinesgleichen sucht. Erbaut wurde es 1904 vom bedeutenden Berliner Jugendstil-Architekten Bruno Möhring, der neben der großbürgerlichen Villa Huesgen das idyllische Kleinstädtchen mit weiteren Bauten prägte.
Seit 1735 betreibt die traditionsbewusste Familie ihr Weingut an der Mosel. Bis heute leben hier drei Generationen unter einem Dach – auf 700 Quadratmetern, verteilt auf über 70 Zimmer. „Gott sei Dank gibt es Handys, man sucht sich hier ja ständig“, sagt Christine Huesgen, die Frau von Adolph Huesgen dem Achten, der gemeinsam mit ihr und seiner Schwester Ulrike den Weinhandel in neunter Generation weiterführt.
Seit 1735 betreibt die traditionsbewusste Familie ihr Weingut an der Mosel. Bis heute leben hier drei Generationen unter einem Dach – auf 700 Quadratmetern, verteilt auf über 70 Zimmer. „Gott sei Dank gibt es Handys, man sucht sich hier ja ständig“, sagt Christine Huesgen, die Frau von Adolph Huesgen dem Achten, der gemeinsam mit ihr und seiner Schwester Ulrike den Weinhandel in neunter Generation weiterführt.
Zur Blütezeit des Jugendstils erbaut, zeugt das Haus auch heute noch von zahlreichen Merkmalen der Epoche. Die Löwenmaske als Wasserspeier im Garten der Villa etwa stammt ursprünglich von der Weltausstellung in St. Louis aus dem Jahr 1904. Auch der vorgesetzte Mittelrisalit und die Verzierung aus getriebenem Eisengitterwerk sind Zeugnisse der Art Nouveau. „Der Bau soll über eine Million Goldmark gekostet haben“, erzählt Adolph Huesgen. Eine enorme Summe, auch für das damals schon erfolgreiche Familienunternehmen.
Auch das steile Mansardgiebeldach, das an den Seiten bogenförmig ausläuft, ist typisch für den Jugendstil. Es sind schier unendlich viele liebevolle Details, die das Aussehen des Hauses alleine von Außen prägen.
Nach einem glimpflich ausgegangen Dachstuhlbrand Ende der Siebziger Jahre wurden Teile des Daches originalgetreu wieder aufgebaut. „Wir haben damals lange nach den richtigen Farben für den Fassadenanstrich gesucht, um die Villa ganz wie zu Erbauungszeiten erstrahlen zu lassen. Wir wollen dieses Juwel schließlich im bestmöglichen Zustand an die nächsten Generationen weitergeben“, so Adolph Huesgen Junior. In Zuge der Renovierung wurde auch der schmuckvolle Fries unter dem Dachfirst wieder herausgearbeitet. „Früher lag im Dachgeschoss übrigens ein Theatersaal. Hier traf man sich mit Jagdfreunden, Weinliebhabern und Geschäftspartnern zu gepflegten Theaterabenden. Außerdem mussten zur Bauzeit der Villa vier Töchter unter die Haube gebracht werden – und wo fand man einen besseren Ehegatten als auf solchen Gesellschaften“, so der Junior.
Nach einem glimpflich ausgegangen Dachstuhlbrand Ende der Siebziger Jahre wurden Teile des Daches originalgetreu wieder aufgebaut. „Wir haben damals lange nach den richtigen Farben für den Fassadenanstrich gesucht, um die Villa ganz wie zu Erbauungszeiten erstrahlen zu lassen. Wir wollen dieses Juwel schließlich im bestmöglichen Zustand an die nächsten Generationen weitergeben“, so Adolph Huesgen Junior. In Zuge der Renovierung wurde auch der schmuckvolle Fries unter dem Dachfirst wieder herausgearbeitet. „Früher lag im Dachgeschoss übrigens ein Theatersaal. Hier traf man sich mit Jagdfreunden, Weinliebhabern und Geschäftspartnern zu gepflegten Theaterabenden. Außerdem mussten zur Bauzeit der Villa vier Töchter unter die Haube gebracht werden – und wo fand man einen besseren Ehegatten als auf solchen Gesellschaften“, so der Junior.
Betritt man das Anwesen durch die schmiedeeiserne Tür – auf der seit Generationen der Name „Adolph Huesgen“ prangt – gelangt man nach einem weniger pompösen Bedienstetenaufgang in die beeindruckende Eingangshalle. Das dunkle Holz, die ausgestopften Tiere und Geweihe an den Wänden und eine zehn Meter hohe Decke zeitigen ihre etwas einschüchternde Wirkung – aber auf imposante Weise. Die dunklen Materialien bezeugen die Geschichte der Villa Huesgen besonders authentisch. Man kann sich bildlich vorstellen, wie die Herrschaften vor hundert Jahren in ihren eleganten Kleidern die Treppe hinunterschritten.
Noch aus der Erbauungszeit stammen die holzverkleideten Heizungen auf dem Treppenpodest ebenso wie das buntverglaste Bogenfenster.
Noch aus der Erbauungszeit stammen die holzverkleideten Heizungen auf dem Treppenpodest ebenso wie das buntverglaste Bogenfenster.
In Öl verewigt reihen sich die Vorfahren der Huesgens in einer Ahnengalerie entlang des Treppenaufgangs aneinander. Darunter auch der 1949 verstorbene Erbauer Adolph Huesgen, der in der Gegend als „Moselbismarck“ bekannt ist. „Man munkelt nämlich, er sei zu jener Zeit mit Otto von Bismarck befreundet gewesen“, so Christine Huesgen.
Im ersten Stock befinden sich neben Schlafräumen auch das Arbeitszimmer. „Die florale Tapete an den Wänden ist zwar neu, aber in ihrer Art dem Jugendstil nachempfunden“, so Christine Huesgen. Beliebte Motive des Jugendstils waren vor allem der Pflanzen- oder Tierwelt entlehnt – bedingt unter anderem durch die Weiterentwicklung des Mikroskops, die die Natur aus neuen Perspektiven erschloss.
Bei den hohen Decken wirken selbst der massive Schreibtisch und die Schrankwand dahinter nicht zu wuchtig.
Bei den hohen Decken wirken selbst der massive Schreibtisch und die Schrankwand dahinter nicht zu wuchtig.
Der Bezug zum Wein ist in der Villa allgegenwärtig. So auch hier im Arbeitszimmer, wo an die blumige Tapetenwand Porzellan-Etiketten von alten Weinfässern gehängt wurden.
Über die lackierte Eichenholztreppe mit ornamentiertem Handlauf abwärts gelangen wir erneut in die Empfangshalle. Ein großflächiger Perser schützt den alten Boden aus sechseckigen Zementfliesen. Eine samtbezogene Sitzgruppe um den Kamin herum lässt den weiten Raum wohnlich erscheinen. „Hier sitzen wir tatsächlich im Winter oft mit der ganzen Familie um das Kaminfeuer herum“, erzählt Christine Huesgen. Hinter der doppelflügligen Buntglas-Tür liegt das Esszimmer der Villa.
Ein weiteres Kennzeichen der Art Nouveau sind gedeckte Farben. Senfgelb, Olive, Creme, Braun oder ein zartes Grün finden sich auch hier im Esszimmer wieder. Durch die großzügige Glasfront verschmilzt der Innenraum mit dem herrschaftlichen Garten. Den Außenraum als dekoratives Element in das Gesamtkunstwerk des Hauses einzubeziehen, ist ebenfalls typisch für die Jugendstil-Architektur.
Auch durch die mit Weinblattmotiven verzierten Lehnen der Esstischstühle wird der Bezug zum traditionsreichen Weingut an der Mosel hergestellt.
Wie die Fenster des Zimmers sind auch die Flügeltüren zum Wohnzimmer mit Buntglas geschmückt. Kleine Gemälde von Vorfahren hängen gleich daneben – und zeigen wieder einmal, wieviel Geschichte in diesen Wänden steckt.
Jagdtrophäen findet man überall in der Villa Huesgen. Repräsentativ in der Eingangshalle, aber auch in den privaten Gemächern – wie hier über einem alten Sideboard oder gleich unter einer beeindruckenden Stuckdecke. „Bis auf meinen Mann hatten alle Männer der Familie einen Jagdschein“, sagt Christine Huesgen.
Nicht immer lief der Weinanbau und -handel so gut wie heute. „In den Achtzigern hätten der Billigweinbau, der Glykolwein-Skandal und eine Erbteilung uns beinahe ruiniert“, erinnert sich Adolph Huesgen Junior. Durch den Erwerb neuer Weinberge Ende der neunziger Jahre nahm Adolph Huesgen Senior die Winzertradition der Familie wieder auf und führte den Betrieb aus der Krise.
So weit die Weinbautradition der Familie auch zurückreicht, so jung, frisch und innovativ wird das Weingut heute unter der Feder von Adolph Huesgen Junior geführt. Die Weine werden weltweit exportiert, aber auch auf angesagten Berliner Vernissagen ausgeschenkt. Durch seine internationalen Kontakte vermarktet Adolph Huesgen außerdem ein südafrikanisches und ein italienisches Weingut. „Aber auch schon früher wurde unser Wein in die ganze Welt exportiert – dank der günstigen Lage der Villa zwischen Bahnhof und Mosel waren gleich zwei Transportwege möglich“, erzählt Huesgen.
Aus den Privaträumen der Villa gelangt man über eine versteckte Treppe in die „Saufstube“. Auch von außen zugänglich, werden im Probierraum die Weine des Gutes in kleinen Runden verkostet.
So weit die Weinbautradition der Familie auch zurückreicht, so jung, frisch und innovativ wird das Weingut heute unter der Feder von Adolph Huesgen Junior geführt. Die Weine werden weltweit exportiert, aber auch auf angesagten Berliner Vernissagen ausgeschenkt. Durch seine internationalen Kontakte vermarktet Adolph Huesgen außerdem ein südafrikanisches und ein italienisches Weingut. „Aber auch schon früher wurde unser Wein in die ganze Welt exportiert – dank der günstigen Lage der Villa zwischen Bahnhof und Mosel waren gleich zwei Transportwege möglich“, erzählt Huesgen.
Aus den Privaträumen der Villa gelangt man über eine versteckte Treppe in die „Saufstube“. Auch von außen zugänglich, werden im Probierraum die Weine des Gutes in kleinen Runden verkostet.
Die lackierte Eichenvertäfelung und das antike Weinfass mit schmuckvollen Schnitzereien verleihen der „Saufstube“ einen urigen Charakter. Neben den neuesten Weinen finden sich hier auch Flaschen aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren – leider schon ausgetrunken.
Ein geschnitzter Affe rutscht hier am Pfosten des Treppengeländers herunter, als hätte er zu tief ins Rieslingglas geschaut. Inspiriert von der Redewendung „einen Affen sitzen haben“ passt das Tier ausgezeichnet zum Thema des Raumes. Dass die Familie Huesgen mit ihren Kunden und Freunden im „Saufstübchen“ seit Generation heiter zusammenkommt, glaubt man ihr hier aufs Wort und auf einen Blick.
Besonders begehrt ist der „König des Weißweins“ – der Riesling, der an der Mosel beste Anbaubedingungen erfährt. Die Weinberge der Familie Huesgen gehören dank Terrassenbau und einer Ausrichtung nach Südsüdwest zu den Spitzenlagen der Gegend. „Im Herbst kommen alle zusammen. Die ganze Familie, aber auch Freunde. Wir ernten die Trauben immer noch per Hand. Mittags versammeln wir uns dann um einen großen Tisch im Wingert – das ist ein Jahres-Highlight“, so Adolph Huesgen.
Wenn eine größere Gruppe zur Weinverkostung anrückt, lädt die Familie in den alten Weinkeller ein. Dort stehen neben alten und neuen Weinfässern auch die ersten Flaschen der Trarbacher Felsenquelle – dem einzigen Thermal-Quellwasser der Mosel. Den Betrieb hat Adolph Huesgen Junior erst dieses Jahr von einer Sektkellerei an der Mosel übernommen.
Auch an Events aus der Region beteiligt sich das alte Weingut. An den „Tagen der offenen Weinkeller“ öffnen die Huesgens jährlich Teile ihres Anwesens für die Öffentlichkeit. Neben ihren Weinen servieren sie dann kleine Häppchen, denn Gastfreundlichkeit wird hier ganz groß geschrieben.
Auch an Events aus der Region beteiligt sich das alte Weingut. An den „Tagen der offenen Weinkeller“ öffnen die Huesgens jährlich Teile ihres Anwesens für die Öffentlichkeit. Neben ihren Weinen servieren sie dann kleine Häppchen, denn Gastfreundlichkeit wird hier ganz groß geschrieben.
Trotz vieler Innovationen durch die neue Führung des Weinguts ist der Stammsitz der Familie, die Villa Huesgen, durch ihre Bauweise, Geschichte und Tradition bis heute so etwas wie das Markenzeichen des Weinguts geblieben. Und so zieht die herrschaftliche Residenz als Emblem auf den Etiketten ihrer Weine hinaus in die Welt – und zieht so bestimmt den einen oder anderen Weinliebhaber ins idyllische Moselstädtchen.
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Hier wohnen: drei Generationen der Familie Huesgen, mit Labrador Charly
In: Traben-Trarbach an der Mosel
Auf: 700 Quadratmetern (verteilt auf über 70 Zimmer), mit einem 4000 Quadratmeter großen Garten
Es sind Adolph Huesgen Junior und seine Frau Christine, die uns herzlich auf dem Anwesen begrüßen. Das Motto ihres traditionsreichen Weingutes Villa Huesgen, „made by happy people“, spürt man bei ihnen sofort. „Wein ist ein geselliges Gut. Als Winzer muss man ein Lebemensch sein und Leidenschaft zu dem, was man tut, ausstrahlen“, so Adolph Huesgen. Die beiden wohnen mit ihren zwei Töchtern und Labrador Charly in der umgebauten Weinkellerei auf demselben Grundstück. „Im Haupthaus lebt im Erdgeschoss mein Schwiegervater, in der Etage darüber meine Schwägerin, und im neu aufgearbeiteten Dachgeschoss wohnen Mieter. Man muss das auch aus wirtschaftlicher Sicht betrachten. Immense Heiz- und Instandhaltungskosten müssen schließlich finanziert werden“, so Christine Huesgen.