Houzzbesuch: Modernes Familienloft mit Rückzugsnischen in Berlin
Unterschiedliche Raumhöhen, Farbakzente und Vorhänge geben einer Familienwohnung in Berlin viel Struktur
Die Wohnanlage am Lokdepot in Berlin-Schöneberg, die vor einigen Jahren fertiggestellt wurde, hat mit ihren signalroten Fassaden Farbe ins Stadtbild gebracht. In der Wohnung, die sich eine junge Familie hier gekauft hat, findet sich dieses Rot wieder – aber auch andere Farben geben den Räumen Charakter. Durch unterschiedliche Raumhöhen entsteht eine abwechslungsreiche Struktur. Der offene Grundriss spielt mit den Ebenen; abgeschlossene Zimmer gibt es nur wenige. Um hier eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen und jedem Familienmitglied ausreichend Raum zu geben, beauftragte die Familie gleich nach dem Kauf die Expertinnen von Antonius Schimmelbusch Interior Design, ihr neues Heim zu gestalten.
Ein deckenhoher Kubus fängt den Blick im großen Eingangsbereich. Er trennt das Entree vom Wohnraum, verdeckt die Türen zu Bad und Kinderzimmer und lenkt den Blick auch von der Glasfront des Elternschlafzimmers ab. Zudem bietet er vielfältigen Stauraum. Zur Eingangstür hin ist die Garderobe untergebracht. Eine bequeme Bank lädt zum Wechseln der Schuhe ein. Gleich um die Ecke steht für jedes Familienmitglied ein Fach mit persönlichen Dokumenten wie Ausweis oder Impfpass bereit. Zum Essplatz hin ist Geschirr verstaut. Und auf der Seite, die zum Kinderzimmer weist, ist der Kleiderschrank der Kinder untergebracht.
Den Kubus hat ein Tischler nach Entwürfen von Antonius Schimmelbusch gefertigt. Die rostfarbenen Oberflächen hat die Familie selbst gestaltet – mithilfe eines besonderen Verfahrens: Dabei wird zunächst eine Farbe mit Eisenpartikeln aufgetragen, die mit einer speziellen Lösung überstrichen wird und anschließend Rost ansetzt. Der Anstrich kann mehrmals wiederholt werden, bis der gewünschte Effekt entstanden ist. Das Produkt auf Wasserbasis, das hier zur Anwendung kam, stammt von dem Hersteller Modern Options.
Mit einem Klapptritt vom Designhouse Stockholm sind auch die obersten Fächer einfach zu erreichen.
Den Kubus hat ein Tischler nach Entwürfen von Antonius Schimmelbusch gefertigt. Die rostfarbenen Oberflächen hat die Familie selbst gestaltet – mithilfe eines besonderen Verfahrens: Dabei wird zunächst eine Farbe mit Eisenpartikeln aufgetragen, die mit einer speziellen Lösung überstrichen wird und anschließend Rost ansetzt. Der Anstrich kann mehrmals wiederholt werden, bis der gewünschte Effekt entstanden ist. Das Produkt auf Wasserbasis, das hier zur Anwendung kam, stammt von dem Hersteller Modern Options.
Mit einem Klapptritt vom Designhouse Stockholm sind auch die obersten Fächer einfach zu erreichen.
„Mit Rot haben wir die Farbe des Gebäudes, aber auch der nahen Bahnanlagen aufgenommen. Es ist das Rot der Deutschen Bahn in unterschiedlichen Abstufungen“, erläutert Antonius. Auch der Outdoorteppich in Fliesenoptik auf dem Balkon, die Blumenkästen und der Schaukelstuhl bringen den Farbton ins Spiel. Im Sommer wird der Balkon zum Wohnraum, der Übergang von Innen nach Außen wird durchlässig.
Wohnanlage am Lokdepot in Berlin: Hier erfahren Sie mehr über die Baugeschichte und bekommen Einblick in eine Dachgeschosswohnung.
Wohnanlage am Lokdepot in Berlin: Hier erfahren Sie mehr über die Baugeschichte und bekommen Einblick in eine Dachgeschosswohnung.
In Abgrenzung dazu ist die Empore auf einer der Längsseiten des Esstischs in Blau gehalten. „Der Raum war als Rückzugsort für die Eltern und als Gästezimmer gedacht“, sagt Schimmelbusch. Ein blauer Baumwollvorhang gibt dem Raum die nötige Privatsphäre. Mittlerweile ist er vor allem zum Musikzimmer geworden, in dem der Vater und die Töchter gemeinsam auf ihren Instrumenten spielen.
Ein paar Stufen führen hinauf auf die Empore. Der Raum unter der Treppe ist klein, bietet aber viele Funktionen. Eine Leselampe macht ihn zur gemütlichen Schmökerecke. Doch auch als Kaufladen musste er schon herhalten, wie Antonius zu berichten weiß.
Das gemütliche Familienwohnzimmer liegt gleich neben dem Essplatz. Die Decke ist hier niedriger und gibt dem Raum durch ihren schwarzen Anstrich noch stärker die Atmosphäre von Geborgenheit. Besonders beliebt bei Bewohnern und Gästen ist die breite Fensterbank. „Bei Besprechungen zu den Entwürfen für die Wohnung saßen wir immer hier am Fenster. Es war klar, dass eine gemütliche Sitzgelegenheit her musste“, erzählt Schimmelbusch. Die lang gezogene Bank dient als Sofa und gleichzeitig als Aufbewahrungsmöglichkeit für Bastelzubehör. „Unsere Kunden wünschten sich eine praktische Wohnung, in der sich das Leben einfach organisieren lässt. Die Kinder basteln gerne. Jetzt können sie ihren Kram auch schnell wieder wegräumen“, fasst sie das Konzept zusammen.
Die Bastelarbeiten entstehen vor allem an dem Schreibtisch, der zwischen Wohnzimmerbereich und Küche an der Wand steht. Aktuelle Arbeiten können auf einem etwa zehn Zentimeter tiefen, schwarz gestrichenen Wandregal ausgestellt werden, wie die beiden Interior Designerinnen erläutern. Die Wand dahinter ist mit einer grafisch gemusterten Tapete von Sandberg Wallpaper tapeziert.
Auch bei der Gestaltung des Küchenbereichs standen die Alltagsaktivitäten der Bewohner im Mittelpunkt. Mit ihren zehn Hängeschränken ist die Küche nicht gerade klein. Die Vorderseite der Kücheninsel wurde mit blau meliertem Samt gepolstert. „Die Kinder und ihre Freunde lehnen sich hier gerne an, wenn sie auf dem Fußboden sitzen“, erzählt Antonius. Das Stäbchenparkett ist in der ganzen Wohnung verlegt. Die Kücheninsel hatten Antonius und Schimmelbusch vorgeschlagen, um dem offenen Grundriss mehr Struktur zu geben und den Küchenbereich deutlicher vom Wohnzimmerbereich abzugrenzen. Der rechte Pfeiler war bereits vorhanden, aus Gründen der Symmetrie haben sie den linken hinzugefügt und so die Kücheninsel eingerahmt. Die Arbeitsplatte ist aus weißem Marmor. Die blauen Fliesen von Golem geben der Ikea-Küche einen individuellen Touch.
Im Kinderzimmer durften die Mädchen die Farben mitbestimmen. „Wir haben auch hier Vorschläge gemacht, die einen Bezug zur Umgebung haben. Grün, die Lieblingsfarbe der Kinder, haben wir für die Wände ausgesucht. Die rosafarbenen Vorhänge um das Bett und die pinkfarbenen Stühle sind eine Variante der Rottöne, die das Haus dominieren“, erklärt Schimmelbusch.
Die Decke ist mit einer Tapete bedeckt, deren Punktmuster die Farbe der Wand aufnimmt.
Das Bett der Mädchen musste aus der alten Wohnung mit in die neue. Es ist ein Doppelstockbett, bei dem unter dem unteren Bett noch eine Matratze für Übernachtungsgäste verstaut werden kann. „Es war von Anfang an klar, dass dieses Bett wieder ins Kinderzimmer sollte. Es hat auch ein Seil, über das die Mädchen ins obere Bett klettern können“, so Antonius.
Noch bietet das Bett genügend Privatsphäre für jedes der Mädchen. Doch der offene Grundriss ist so angelegt, dass die Bewohner problemlos Wände einziehen können. Ein zweites Zimmer für die Kinder kann damit ohne großen Aufwand geschaffen werden.
Meins, deins, unsers! Doppel-Kinderzimmer, in denen Teilen Spaß macht
Noch bietet das Bett genügend Privatsphäre für jedes der Mädchen. Doch der offene Grundriss ist so angelegt, dass die Bewohner problemlos Wände einziehen können. Ein zweites Zimmer für die Kinder kann damit ohne großen Aufwand geschaffen werden.
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Das Elternschlafzimmer liegt gleich neben dem Eingang. Die hellen Buchenrahmen der gläsernen Trennwand wurden schwarz gestrichen. So sehen sie wie Industriefenster aus. Auch hier ist die Decke tapeziert, das Karomuster erinnert an die Fünfzigerjahre. Ein umlaufender grauer Vorhang bietet Sichtschutz an der zum Wohnraum hin verglasten Wand und auf der gegenüberliegenden Fensterseite mit dem zweiten Balkon der Wohnung. Der Vorhang läuft auch hinter dem Kopfende des Bettes entlang und trennt ihn auf diese Weise optisch von der Wand, die dahinter liegt und eine Tür zum begehbaren Kleiderschrank enthält. „Der Schlafraum ist wie ein kleines Schmuckkästchen“, findet Schimmelbusch. Die Nachttischleuchten und die Deckenleuchte stammen aus dem Fundus der Familie – wie alle Leuchten in der gesamten Wohnung. „Wir lieben es, bereits vorhandene Stücke auszusuchen und neu in Szene zu setzen. Ein wenig können wir uns da wie Kuratorinnen fühlen“, sagt Schimmelbusch.
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Hier wohnt: eine Familie mit zwei Kindern
Auf: 133 Quadratmetern
In: Berlin-Schöneberg
Besonderheit: Offener Wohnraum mit verschiedenen Raumhöhen und Ebenen
Experten: Antonius Schimmelbusch Interior
Fotos: Ragnar Schmuck
„Die Wohnung hat uns echt überrascht. Der Grundriss ist sehr raffiniert und bietet viele Möglichkeiten“, erinnert sich Melissa Antonius. Mit ihrer Partnerin Lena Schimmelbusch hat sie bei der Konzeption der Inneneinrichtung die Gewohnheiten und Bedürfnisse der Familie in den Vordergrund gestellt.
Der offene Grundriss sollte erhalten bleiben. Gleichzeitig waren Rückzugsorte und gemütliche Ecken erwünscht; Orte für Kinder und Orte für die Eltern.