Unser Haus in Marokko: Familie renoviert ein verfallenes Riad
Dank regionaler Handwerkskunst und beharrlicher Projektplanung gelang es, die Seele des Hauses zu bewahren
Zehn Jahre nachdem Interior Designerin Karine Vaudaux zum ersten Mal die marokkanische Stadt Essaouira besucht hatte, kam sie 2014 ein zweites Mal dorthin – diesmal mit Familie. Vor allem die Medina, die historische Altstadt, hatte es ihr angetan: „Wir haben uns augenblicklich in diesen unglaublich authentischen Ort verliebt“, erzählt sie. Der Kontakt zu dem Immobilienmakler, der das Riad verkaufen wollte, kam über ihren Quad-Guide zustande, bei dem sie damals eine Tour gebucht hatte. „Noch während der Besichtigung erkannten wir das Potenzial des Hauses. Besonders gefiel uns, dass es nicht so groß ist, aber auch seine Lage am Ende einer Sackgasse in der Medina und natürlich die Dachterrasse mit Meeresblick.“
Vaudaux und ihre Familie, die aus dem französischen Aix-en-Provence stammen, waren von ihrer Entdeckung so begeistert, dass sie kurzerhand beschlossen, das Riad in ein Ferienhaus zu verwandeln. „Wir haben alles in Eigenregie gemacht und mit den marokkanischen Handwerkern direkt zusammengearbeitet. Das Abenteuer dauerte über ein Jahr und wir mussten ein bisschen Geduld aufbringen. Aber da es keine Deadline gab, haben wir uns nicht stressen lassen und viel Spaß an dem Projekt gehabt“, erzählt Vaudaux.
Vaudaux und ihre Familie, die aus dem französischen Aix-en-Provence stammen, waren von ihrer Entdeckung so begeistert, dass sie kurzerhand beschlossen, das Riad in ein Ferienhaus zu verwandeln. „Wir haben alles in Eigenregie gemacht und mit den marokkanischen Handwerkern direkt zusammengearbeitet. Das Abenteuer dauerte über ein Jahr und wir mussten ein bisschen Geduld aufbringen. Aber da es keine Deadline gab, haben wir uns nicht stressen lassen und viel Spaß an dem Projekt gehabt“, erzählt Vaudaux.
VORHER: Da vieles an dem Haus nicht vorhersehbar war, konnten die Eigentümer nicht all ihre Pläne umsetzen, was allerdings kein echtes Problem für sie war. „Ich mag es, dass das Haus ein paar Dinge selbst entschieden hat und somit manchmal die Oberhand behalten hat“, so Vaudaux. „Genau das lässt die Geschichte des Hauses durchscheinen, außerdem zwang es uns, unangenehme Überraschungen in etwas Positives zu verwandeln.“
Am Ende gelang es den Eigentümern, das Haus rundum zu erneuern. So hat es heute insgesamt zwölf Räume: fünf Schlafzimmer, zwei kleine Wohnbereiche, ein großes Wohnzimmer, zwei Badezimmer und zwei Küchen.
Am Ende gelang es den Eigentümern, das Haus rundum zu erneuern. So hat es heute insgesamt zwölf Räume: fünf Schlafzimmer, zwei kleine Wohnbereiche, ein großes Wohnzimmer, zwei Badezimmer und zwei Küchen.
NACHHER: Die erste Etage wird, wie es typisch ist für Häuser in der Medina, aufgrund der Feuchtigkeit nur selten genutzt. „Da es hier auch recht dunkel ist, halten wir uns eher in den oberen Etagen auf“, so Vaudaux. Trotzdem ist ein freundlicher Ort geworden, der natürlich auch genutzt werden kann.
Im Zuge der Renovierungsarbeiten gelang es den Handwerkern, die Zwischendecke zu entfernen. Auf diese Weise konnten pro Etage 40 Zentimeter an Höhe gewonnen werden. Und auch die Original-Balken aus dem Holz des Lebensbaums, ein hervorragendes Holz, das traditionell in Riads verwendet wurde, kamen so wieder zum Vorschein. Der gesamte Fußboden im Haus ist mit Zementfliesen verlegt worden.
Heute ist die erste Etage in eine große Küche, ein Esszimmer und zwei Wohnbereiche unterteilt. In einem der Wohnbereiche stehen jede Menge Secondhand-Möbel vom Flohmarkt Joutiya in Essaouira. „Mein Mann macht sich gern darüber lustig und sagt, dass es auf dem Flohmarkt nur alten Ramsch gibt, aber ich finde dort immer etwas Schönes“, sagt Vaudaux und lacht. Die zwei einfachen Stühle ließ sie mit mit handgefertigten Wolldecken polstern, und die Wände zieren ein Fries aus Hausschuhen. Letztere hat sie bei einem Händler gekauft, der heute Innenräume gestaltet.
Sehen Sie hier noch mehr tolle Vorher-Nachher Projekte
Im Zuge der Renovierungsarbeiten gelang es den Handwerkern, die Zwischendecke zu entfernen. Auf diese Weise konnten pro Etage 40 Zentimeter an Höhe gewonnen werden. Und auch die Original-Balken aus dem Holz des Lebensbaums, ein hervorragendes Holz, das traditionell in Riads verwendet wurde, kamen so wieder zum Vorschein. Der gesamte Fußboden im Haus ist mit Zementfliesen verlegt worden.
Heute ist die erste Etage in eine große Küche, ein Esszimmer und zwei Wohnbereiche unterteilt. In einem der Wohnbereiche stehen jede Menge Secondhand-Möbel vom Flohmarkt Joutiya in Essaouira. „Mein Mann macht sich gern darüber lustig und sagt, dass es auf dem Flohmarkt nur alten Ramsch gibt, aber ich finde dort immer etwas Schönes“, sagt Vaudaux und lacht. Die zwei einfachen Stühle ließ sie mit mit handgefertigten Wolldecken polstern, und die Wände zieren ein Fries aus Hausschuhen. Letztere hat sie bei einem Händler gekauft, der heute Innenräume gestaltet.
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Der Essbereich ist das Herzstück des Hauses, in das jede Menge Tageslicht vom Innenhof hineingelangt. Um den Esstisch herum hat Vaudaux Secondhand-Stühle aus glasfaserverstärktem Kunststoff gruppiert. „Ich fand sie bei einem Antiquitätenhändler in der Stadt. Er verkauft Möbel aus Häusern in Tanger, die in den Fünfziger- und Sechzigerjahren eingerichtet worden waren“, erzählt sie. Das Ensemble steht auf einem Boucherouite-Teppich, einem bunten Flickenteppich aus Wollresten. Dahinter befindet sich eine große Küche, die allerdings nur selten benutzt wird, da die Familie lieber die Küche in der obersten Etage nutzt.
Alle Etagen sind über eine Treppe miteinander verbunden, die von Handwerkern aus der Region nach traditioneller Art neu gebaut wurde. Sie ist mit denselben grauen Zementfliesen und Holzleisten verlegt worden wie der Fußboden. Für Beleuchtung sorgen die mit Glühbirnen bestückten Nischen in der Wand. Sie sind mit sogenannten Mashrabiyas (Holzgittern) abgedeckt, die ein Tischler maßgefertigt hat. „Mein Mann wollte sie unbedingt haben. Jede Mashrabiya ist ein Unikat und hat zwischen 30 und 40 Euro gekostet. Im Vergleich zum Rest des Hauses waren sie also ziemlich teuer“, so Vaudaux.
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In der zweiten Etage befinden sich die Kinderzimmer. Das Zimmer der jüngsten Tochter Lilou ist klein und ein echter Traum in Rosa. Nach altem Brauch wird laut Vaudaux die Breite des Zimmers von der Länge der Lebensbaum-Äste bestimmt, aus denen die Decke konstruiert wurde. Sie sind höchstens ein paar Meter lang.
Ausgangspunkt für die Gestaltung des Zimmers war die rosafarbene Wolldecke. Den unteren Teil der Wand und die Nische über dem Kopfende des Bettes hat die Interior Designerin farblich darauf abgestimmt, wie auch die Hängeleuchte aus Metall und Korb, die Licht ins Dunkel bringt.
Das Fenster mit Blick in den Hof ist mit einem maßgefertigten Innenfensterladen, sogenannten Shutters, versehen. „Solche Dinge verleihen dem Riad eine Seele, genau wie die weißen Wände, der graue Fußboden und die dunklen Türen“, so Vaudaux.
Ausgangspunkt für die Gestaltung des Zimmers war die rosafarbene Wolldecke. Den unteren Teil der Wand und die Nische über dem Kopfende des Bettes hat die Interior Designerin farblich darauf abgestimmt, wie auch die Hängeleuchte aus Metall und Korb, die Licht ins Dunkel bringt.
Das Fenster mit Blick in den Hof ist mit einem maßgefertigten Innenfensterladen, sogenannten Shutters, versehen. „Solche Dinge verleihen dem Riad eine Seele, genau wie die weißen Wände, der graue Fußboden und die dunklen Türen“, so Vaudaux.
In Jérémies Zimmer sind die Farben maskuliner. Die Wand am Kopfende des Bettes ist mit Tadelakt versehen, einem glänzenden und wasserabweisenden Kalkputz, der auf traditionelle Weise aufgetragen wurde. „Die Poren werden mit einem Stein so lange abgeschliffen, bis es glänzt. Auf diese Weise werden die unterschiedlichsten Nuancen erzeugt, was wunderschön aussieht.“ Die sechs per Hand geschnitzten Nischen schmücken geschmiedete und perforierte Leuchten aus Metall, die perfekt zu der mit Pailletten bestickten Hochzeitsdecke auf dem Bett, einer sogenannten Handira, passt. Die Kissen sind aus denselben Berber-Stoffen wie die Decke gefertigt.
Das große Wohnzimmer befindet sich in der dritten Etage und hält einige Überraschungen bereit. Dort, wo heute das Sofa steht, war früher ein anderes Zimmer. Die Eigentümer wünschten sich aber ein größeres Wohnzimmer und so wurde die entsprechende Wand herausgenommen. Die Liege hat Vaudaux mit einem alten Laken versehen, das sie auf einer Schnäppchenjagd in der Nähe von Aix-en-Provence gekauft hat. Für die Kissen ließ sie Bezüge aus indischen Stoffen anfertigen. Auch hier gehen alle Fenster in den Innenhof hinaus. Das Besondere an dem Raum ist der große Kamin aus Tadelakt. Die zwei Secondhand-Hocker laden zum Verweilen ein. Dank der imposanten Hängeleuchte aus Glas, die Vaudaux in Marrakesch gekauft hat, erstrahlt das Zimmer in einem wunderbar warmen Licht.
Gegenüber vom Wohnzimmer befindet sich das elterliche Schlafzimmer, für das ebenfalls zwei Zimmer zusammengelegt wurden. Auch hier ist der Fußboden mit den grauen Zementfliesen versehen, manche von ihnen schmückt ein Stern. Die Farben der Stern-Fliesen wurden an der hinteren Wand mit Tadelakt-Beschichtung wieder aufgenommen. Für die Tagesdecke mit Quasten wählte die Interior Designerin einen natürlichen Beigeton und die Hängeleuchte lackierte sie in derselben Farbe wie die silbernen Streifen der Tagesdecke. Die Farbe dafür kaufte sie in einem Karosseriegeschäft in Essaouira.
Am anderen Ende des Zimmers, rechts neben dem Bett (siehe vorheriges Foto) die Angabe verstehe ich nicht, haben die Eigentümer eine Arbeitsecke eingerichtet. Den Tisch hat Vaudaux selbst entworfen, dazu wählte sie einen Stuhl von Harry Bertoia und einen Boucherouite-Teppich. „Besonders gefällt mir die Leiter an der hinteren Wand – ich habe sie am Ende der Arbeiten von einem der Maurer zum Geburtstag geschenkt bekommen. Auf ihr finden sich alle möglichen Spuren der Farben, die in diesem Haus verwendet wurden“, erzählt die Eigentümerin.
Auf derselben Etage befindet sich das 15 Quadratmeter große Badezimmer mit Gewölbedecke, die ein echter Hingucker ist. Die großen Wandleuchten im Laternenstil sowie die kleinen Laternen, in die Kerzen gestellt werden und in Nischen um die Badewanne herum verteilt sind, verleihen dem Raum eine wohlig-warme Atmosphäre. Die zwei Waschschüsseln hat Vaudaux selbst entworfen und anschließend von Kunsthandwerkern aus Sari, einem Keramiker-Dorf nahe Essaouira, anfertigen lassen. Das Schwarz bildet hier einen wunderbaren Kontrast zu den unterschiedlichen Grautönen.
In der vierten Etage geht es von einem weiteren Schlafzimmer aus direkt auf die Terrasse. Hier befinden sich die zweite Küche und ein weiterer Essbereich. Die kleinen Fenster gehen auf die Straße hinaus – neben den Fenstern im Badezimmer (vorheriges Foto) sind es die einzigen im Haus, die nach außen gehen, denn alle anderen gehen in den Innenhof hinaus.
Die Küche in der vierten Etage ist halb innen und halb außen und wird von der kochfreudigen Familie am meisten genutzt. Der Herd ist maßgefertigt und originalgetreu nachgebaut – Vaudaux fand ihn in einem Schlossereifachgeschäft. „Er wird mit Gas betrieben“, erzählt sie. Die Arbeitsflächen sind mit Zellige-Fliesen versehen, typischen marokkanischen Mosaikfliesen, und das Keramikgeschirr ist aus Fez und Safi. „Besonders stolz bin ich auf die Körbe, die ich auf dem Markt, dem Souk, gekauft habe. Sie sind aus türkisfarbenem Plastik gefertigt, das gibt es nicht oft.“
Das Muster der Zementfliesen im Esszimmer hat Vaudaux gemeinsam mit ihrem Sohn entworfen. Auch die Bank hat sie selbst designt und anschließend in Marokko anfertigen lassen. Sowohl die Bank als auch der Tisch können je nach Anzahl der Personen auf die passende Größe gebracht werden. „Wir können je nach Belieben in der Sonne oder auch windgeschützt unter dem Dach sitzen“, so Vaudaux.
Von der sonnigen Dachterrasse aus hat man einen fantastischen Blick über die Dächer von Essaouira. „Wir können auch das Meer sehen und bei Wind sogar das Wellenrauschen hören. Gerade einmal drei Häuserreihen trennen uns vom Strand“, erzählt sie.
Heute genießt die Familie die gemeinsame Zeit in ihrem traumhaften Ferienhaus, und für Vaudaux ist es sogar zu einem Arbeitsplatz geworden. „Ich bringe bei unseren Aufenthalten nicht nur neue Möbel und andere Dinge hierher, die ich in der Gegend finde, sondern bereite hier auch gern meine Masterclasses und Workshops vor, die ich für Designer und Bloggerinnen veranstalte.“
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Heute genießt die Familie die gemeinsame Zeit in ihrem traumhaften Ferienhaus, und für Vaudaux ist es sogar zu einem Arbeitsplatz geworden. „Ich bringe bei unseren Aufenthalten nicht nur neue Möbel und andere Dinge hierher, die ich in der Gegend finde, sondern bereite hier auch gern meine Masterclasses und Workshops vor, die ich für Designer und Bloggerinnen veranstalte.“
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Auf einen Blick
Hier urlauben: Karine und Christian Vaudaux und ihre drei Kinder Lilou (12), Justin (19) und Jérémie (22)
In: der Medina von Essaouira, Marokko
Auf: etwa 200 Quadratmetern (vier Etagen mit jeweils 65 Quadratmetern)
Räume: insgesamt zwölf Räume (fünf Schlafzimmer, zwei kleine Wohnzimmer, ein großes Wohnzimmer, zwei Küchen, zwei Badezimmer)
Dauer der Umbauarbeiten: etwas über ein Jahr
Budget: etwa 200 000 Euro
Interior Design: Karine Vaudaux von CINK
VORHER: Das Riad war völlig heruntergekommen und musste von Grund auf erneuert werden, um wieder bewohnbar zu sein. Da es vorher noch nie renoviert worden war, sah die erste Etage wegen der starken Feuchtigkeit aus wie eine Lehmhöhle. Die zweite und dritte Etage waren in zwei Wohnungen unterteilt und auf der Dachterrasse standen wahllos Sonnenliegen herum. Das Paar ließ sich von der anstehenden Arbeit nicht abschrecken und beschloss, dem Haus neues Leben einzuhauchen und gleichzeitig dessen Seele zu bewahren.
Die Renovierung war kein leichtes Spiel und hielt jede Menge Überraschungen für die beiden bereit. So musste etwa in der ersten Etage die Wand zur Terrasse verstärkt werden, da sonst das gesamte Haus drohte, einzustürzen.
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