Houzzbesuch
Manufakturbesuch: Die Neuerfindung der Eichenholztafel in der Eifel
Weg von Sperrholz-Einerlei und Großhandel, dachte sich ein Schreinermeister – und baut nun ganz große Designertische mit Pfiff
Wir befinden uns im Jahre 2016. Ganz Deutschland ist von den Römern, äh, Möbelgroßhändlern dominiert… Ganz Deutschland? Nein! Es gibt viele kleine, gallische Dörfer, die das Handwerk neu erfinden und dem Sperrholz-Einerlei Besonderes entgegensetzen. Eines von ihnen befindet sich in Bitburg in der Eifel. Hier hört eine mittelständische Schreinerei nicht auf, ausgefallene Massivholztische in Manufaktur herzustellen. Belfakto heißt die Marke, Schreinermeister Willi Notte ist ihr Schöpfer. Mit seinem 15-köpfigen Team hat er sich vor vier Jahren bewusst dazu entschieden, hochwertige Tische aus heimischer Eiche zu bauen. Mit Erfolg.
Der Entwurfsansatz von Belfakto
Nach einer eingehenden Marktanalyse beschloss Willi Notte (im Bild), sich auf Tische zu konzentrieren. Nicht etwa Auftragsarbeiten sorgten hier, wie so oft, für die Initialzündung, die Entscheidung war eine sehr bewusste. Die Linie entwickelte Notte dann am Reißbrett, alle Entwürfe stammen von ihm:
„Ich versuche, wenn ich Möbel entwerfe, mich von Konventionen zu befreien und die Aufgabe, die gerade gestellt ist, präzise zu klären. Es gibt keine gestalterische Frage, auf die es noch keine Antwort gibt. Weil das so ist, sehe ich meine eigentliche Aufgabe in der Suche nach der richtigen Kombinatorik der Fragestellung“, sagt Notte. „Was man beim Entwurf eines Tisches nicht in Frage stellen kann, ist die Tischplatte. Die könnte im Prinzip in der Luft schweben. Davon gehe ich aus und versuche dann, in irgendeiner Form, die Kraft nach unten zu bringen.“
Nach einer eingehenden Marktanalyse beschloss Willi Notte (im Bild), sich auf Tische zu konzentrieren. Nicht etwa Auftragsarbeiten sorgten hier, wie so oft, für die Initialzündung, die Entscheidung war eine sehr bewusste. Die Linie entwickelte Notte dann am Reißbrett, alle Entwürfe stammen von ihm:
„Ich versuche, wenn ich Möbel entwerfe, mich von Konventionen zu befreien und die Aufgabe, die gerade gestellt ist, präzise zu klären. Es gibt keine gestalterische Frage, auf die es noch keine Antwort gibt. Weil das so ist, sehe ich meine eigentliche Aufgabe in der Suche nach der richtigen Kombinatorik der Fragestellung“, sagt Notte. „Was man beim Entwurf eines Tisches nicht in Frage stellen kann, ist die Tischplatte. Die könnte im Prinzip in der Luft schweben. Davon gehe ich aus und versuche dann, in irgendeiner Form, die Kraft nach unten zu bringen.“
XENIA
Die Belfakto-Tische wollen also Sehgewohnheiten infrage stellen, wollen beim Betrachter ein gewisses Befremden erzielen. Nach anfänglichen Fremdheitsgefühlen wird die Zuneigung zum Objekt oft umso größer. Der erste Entwurf beweist es. Tisch „Xenia“, mit dem Belfakto seinen ersten Auftritt auf der Kölner Möbelmesse hatte, gewann nach dem Launch prompt den Interior Design Award 2013. Für das Gestell werden zwei Holzteile durchgehend, ohne Holzüberplattung, ineinandergesteckt. Der Tisch kommt völlig ohne Metallbeschläge aus. Es gibt ihn nicht nur in Eiche, wie hier abgebildet, sondern auch in Nussbaum.
Holz aus der Region
Verbaut wird zu etwa 80 Prozent Eichenholz aus der Eifel. Notte hat gute Kontakte zum örtlichen Waldbauernverein. „Jedes Jahr, wenn eingeschlagen wird, suche ich mir das schönste Holz vor Ort aus“, sagt er. Danach werden die Stämme im Sägewerk Herbert Hoffmann im Örtchen Sefferweich zu Bohlen geschnitten und in die Tischlerei gebracht. „Ich schau’ mir jede Bohle genau an. Hochwertige Teile aus der Mitte verwenden wir für die Tischplatte, Seitenbereiche eher für das Gestell“, so Notte.
Neben heimischer Eiche kommt auch Amerikanischer Nussbaum zum Einsatz. Den Grund für diesen Import kennen viele nicht: Wer die typisch rote Färbung von Nussbaum wolle, könne mit europäischem Holz wenig anfangen, denn das sei fast weiß, sagt Notte, und habe außerdem einen hohen Splintholzanteil.
Abschließend werden viele der Tische geölt, manchmal setzt Belfakto auch einen Rohholz-Effektlack ein.
Verbaut wird zu etwa 80 Prozent Eichenholz aus der Eifel. Notte hat gute Kontakte zum örtlichen Waldbauernverein. „Jedes Jahr, wenn eingeschlagen wird, suche ich mir das schönste Holz vor Ort aus“, sagt er. Danach werden die Stämme im Sägewerk Herbert Hoffmann im Örtchen Sefferweich zu Bohlen geschnitten und in die Tischlerei gebracht. „Ich schau’ mir jede Bohle genau an. Hochwertige Teile aus der Mitte verwenden wir für die Tischplatte, Seitenbereiche eher für das Gestell“, so Notte.
Neben heimischer Eiche kommt auch Amerikanischer Nussbaum zum Einsatz. Den Grund für diesen Import kennen viele nicht: Wer die typisch rote Färbung von Nussbaum wolle, könne mit europäischem Holz wenig anfangen, denn das sei fast weiß, sagt Notte, und habe außerdem einen hohen Splintholzanteil.
Abschließend werden viele der Tische geölt, manchmal setzt Belfakto auch einen Rohholz-Effektlack ein.
Das Team von Belfakto
Insgesamt 15 Mitarbeiter helfen bei der Entstehung der ausgefallenen Möbel. „Mit allen Hilfsarbeitern, der Sekretärin, einem studierten Holztechniker, sechs Gesellen, fünf bis sechs Azubis und natürlich meinem Sohn, der gerade seine Meisterprüfung macht“, sagt Willi Notte. Hier steht sein Sohn Florian an der Kreissäge.
Insgesamt 15 Mitarbeiter helfen bei der Entstehung der ausgefallenen Möbel. „Mit allen Hilfsarbeitern, der Sekretärin, einem studierten Holztechniker, sechs Gesellen, fünf bis sechs Azubis und natürlich meinem Sohn, der gerade seine Meisterprüfung macht“, sagt Willi Notte. Hier steht sein Sohn Florian an der Kreissäge.
ARANEA
Groß wie ein Hinkelstein
„Die Leute kaufen bei uns große Tische, das hat der Markt so reguliert“, erzählt Notte. „Die Tische sind groß konzipiert, wenn man die kleiner macht, sind sie nicht mehr so hübsch. Es ist ja auch so: Jeder, der einen großen Tisch bauen kann, kann auch einen kleinen bauen.“ Umgekehrt gelingt dies nicht. „Sie brauchen für diese Dimensionen eine große Presse und verschiedene andere Teile.“
Dreieinhalb Meter Länge sind keine Seltenheit. Inzwischen gibt es 13 Tischmodelle im Hause Belfakto, unter anderem den „Aranea“, der schon durch den Namen sein spinnenartiges Wesen verrät. Die Beine haben aus statischen Gründen einen Stahlkern, alle anderen Verbindungen wurden ohne Schrauben realisiert.
„Die Leute kaufen bei uns große Tische, das hat der Markt so reguliert“, erzählt Notte. „Die Tische sind groß konzipiert, wenn man die kleiner macht, sind sie nicht mehr so hübsch. Es ist ja auch so: Jeder, der einen großen Tisch bauen kann, kann auch einen kleinen bauen.“ Umgekehrt gelingt dies nicht. „Sie brauchen für diese Dimensionen eine große Presse und verschiedene andere Teile.“
Dreieinhalb Meter Länge sind keine Seltenheit. Inzwischen gibt es 13 Tischmodelle im Hause Belfakto, unter anderem den „Aranea“, der schon durch den Namen sein spinnenartiges Wesen verrät. Die Beine haben aus statischen Gründen einen Stahlkern, alle anderen Verbindungen wurden ohne Schrauben realisiert.
VIVIAN
Leichtfüßigkeit war für Willi Notte das entscheidende Motiv, als er „Vivian” entwarf, hier mit passenden Bänken. Für die Form des Gestells ließ er sich vom Spitzentanz beim Ballett inspirieren.
VITOX
Nicht nur in der Größe und Länge sind die Tische variabel, auch die Platten gibt es in unterschiedlicher Form. Den Tisch „Vitox“ kann man mit sieben Plattenformen bestellen, von oktogonal bis oval.
TRIOLA
Beim Modell „Triola“ weist der Name auf die schön komponierten Füße aus je drei in Bezug zueinander stehenden Komponenten hin. Ein Dreiklang also, mit dem es gelingt, der Massivholzkonstruktion viel Leichtigkeit zu geben.
TRIOLA
„Triola“ ist der jüngste Preisträger, der Tisch wurde mit dem German Design Award 2016 ausgezeichnet.
CHORUM
Minimalistischer Barock, ja geht denn sowas? Mit dem Tisch „Chorum“ schon. Denn während die Platte eine simple Scheibe ist, schwingen darunter Massivholzbögen kreisförmig um das statische Zentrum aus.
CHORUM
Wer sind die Kunden?
„Wir verkaufen in Deutschland fast ausschließlich an Endkunden. Nicht, weil wir das so wollen, sondern weil Einkaufsverbände den Zugang zum Markt versperren. Sie organisieren Verbandsmessen und üben so Druck auf Produzenten und Händler aus. Da kommt man fast nicht rein. Deshalb verkaufen wir viel ins Ausland. Wir haben Kunden in Israel, im Libanon, in der Dominikanischen Republik, aktuell in Holland. Auch Geschäfte in Berlin vertreiben unsere Tische, zum Beispiel das Stilwerk, aber eben nur ganz wenige. Wenn uns jemand aus Berlin anruft, können wir ihn dorthin schicken, um sich die Originale anzuschauen“, erzählt Willi Notte.
„Wir verkaufen in Deutschland fast ausschließlich an Endkunden. Nicht, weil wir das so wollen, sondern weil Einkaufsverbände den Zugang zum Markt versperren. Sie organisieren Verbandsmessen und üben so Druck auf Produzenten und Händler aus. Da kommt man fast nicht rein. Deshalb verkaufen wir viel ins Ausland. Wir haben Kunden in Israel, im Libanon, in der Dominikanischen Republik, aktuell in Holland. Auch Geschäfte in Berlin vertreiben unsere Tische, zum Beispiel das Stilwerk, aber eben nur ganz wenige. Wenn uns jemand aus Berlin anruft, können wir ihn dorthin schicken, um sich die Originale anzuschauen“, erzählt Willi Notte.
Heute macht die Tischproduktion ein Viertel des Gesamtumsatzes der Schreinerei aus. 80 Stück bauen Belfakto im Jahr. Einen Couchtisch bekommt man für 1.200 Euro, ab 3.200 Euro gibt es auch schon größere Modelle. Tische von 3 bis 3,5 Metern Länge kosten zwischen 6.000 und 7.000 Euro, können aber, wenn sie aus Nussbaum sind, auch 14.000 Euro kosten.
„Wir bauen auch Tische, die acht Meter lang sind oder noch länger“, sagt Notte. „Dann liegt der Preis aber eher bei 25.000 Euro.“ Käufer gibt es jedenfalls genug. Sie schätzen die Pfiffigkeit und das Können, mit denen Belfakto diese Tafeln baut – und das ganz ohne Zaubertrank.
Massivholz-Möbel in Manufaktur: 5 heimische Hersteller
„Wir bauen auch Tische, die acht Meter lang sind oder noch länger“, sagt Notte. „Dann liegt der Preis aber eher bei 25.000 Euro.“ Käufer gibt es jedenfalls genug. Sie schätzen die Pfiffigkeit und das Können, mit denen Belfakto diese Tafeln baut – und das ganz ohne Zaubertrank.
Massivholz-Möbel in Manufaktur: 5 heimische Hersteller
Willi Nottes Schreinerbetrieb ist ein typisches Familienunternehmen. Sein Vater Toni Notte gründete es in den Fünfzigerjahren, seit 1990 leitet Willi Notte den Betrieb. „Ich bin in dem Metier großgeworden, habe nach dem Abi meine Ausbildung und dann den Meister gemacht. Wir sind eine klassische Schreinerei mit rustikaler Massivholzgeschichte, wie alle solche Handwerksbetriebe“, erzählt er. Auch sein Sohn Florian ist Schreiner geworden, arbeitet bei Belfakto und macht zur Zeit die Meisterprüfung.
Obwohl sein Betrieb gut lief, machte sich in den letzten Jahren bei Notte eine gewisse Unzufriedenheit breit. „Der Markt hat sich für Schreinerbetriebe sehr verändert. Inzwischen ist er in den Händen von Einkaufsverbänden und es gibt wenig kreativen Spielraum, kaum noch Massivholz. Da habe ich mich gefragt: Was kannst du machen? Ich wollte gerne zeigen, was wir handwerklich können“, erzählt Notte. 2012, nach zweijähriger Vorbereitungszeit, startete Belfakto, pünktlich zur Kölner Möbelmesse. „Der Tisch ist unser Thema. An ihm wollen wir zeigen, wie deutsche Handwerkstradition fortgeführt wird.“