20 Jahre unrenoviert: Ein dunkler Altbau wird flott via Skype
Viele Maßeinbauten, mutige Farben und neue Sichtachsen verhelfen einer Altbauwohnung zu mehr Funktion und Helligkeit
Tausende Kilometer und mehrere Zeitzonen lagen zwischen dem Baupaar und Boris Pizzeghello, als sie das erste Mal Kontakt aufnahmen. Das Paar war während des ersten Lockdowns in Südostasien gestrandet, aber nahm unbeirrt den Umbau ihrer neu erworbenen Eigentumswohnung in Angriff und plante den Umzug nach Berlin.
„Anfangs war es eine Herausforderung, alles über Skype zu besprechen“, erinnert sich der in Berlin ansässige Architekt. Doch die Chemie stimmte und das Paar ließ ihm viel Freiheit bei der Gestaltung ihres neuen Zuhauses.
„Anfangs war es eine Herausforderung, alles über Skype zu besprechen“, erinnert sich der in Berlin ansässige Architekt. Doch die Chemie stimmte und das Paar ließ ihm viel Freiheit bei der Gestaltung ihres neuen Zuhauses.
Eine von insgesamt vier cleveren Stauraumlösungen steht nun bereits im Eingangsbereich direkt gegenüber: Hinter einer Holzvertäfelung geht es in die neu geschaffene, zwei Meter tiefe Kammer, die der Architekt durch die Verkürzung des Flurs gewann. Mit unterschiedlichen Deckenhöhen, dunkelblauen Akzenten, die sich mit der weiß gestrichenen Decke abwechseln und der im hinteren Teil holzvertäfelten Decke gestaltete er den Eingang kontrastreich und lebendig.
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Vorher: In den 1990er-Jahren das letzte Mal renoviert, war nicht nur der Flur vor dem Umbau in keiner guten Verfassung. Stauraum gab es in der gesamten Wohnung nicht.
Ein kleines Stück vor dem blauen Torbogen geht es in die nun zum Flur hin offene Küche. Die Küchenwand zu entfernen, entpuppte sich als wirksames Mittel, mehr Tageslicht ins Innere der Wohnung zu bekommen – eines der Hauptanliegen des Architekten.
Doch nicht nur damit zog eine neue Großzügigkeit in die Altbauwohnung ein. Mit durchgängig grau gestrichenen Wänden wirken Küche und Flur zusammengehörig.
Doch nicht nur damit zog eine neue Großzügigkeit in die Altbauwohnung ein. Mit durchgängig grau gestrichenen Wänden wirken Küche und Flur zusammengehörig.
Vorher: Der schlauchartige Grundriss der Küche blieb zwar bestehen. Mit einem weiteren Wanddurchbruch gelang dem Architekten die direkte Anbindung der Küche an das Esszimmer. Die beidseitige Öffnung verwandelte die Küche in einen zentralen Raum.
„Das Blau war unsere Idee“, erzählt Pizzeghello stolz über das tiefe Dunkelblau der Küche, das sich an der Außenseite der Küchenwand fortsetzt.
In dem wechseln sich dunkelblaue Fenix-Oberflächen und Eichenholz ab. Die wohnliche Eleganz, die von der Farbkombination ausgeht, unterstreicht auch die Abwesenheit eines sichtbaren Spritzschutzes. Mit abwaschbarer Latexfarbe sind die beiden Wände trotzdem vor Verunreinigungen geschützt.
Der hohe Einbaukühlschrank (links im Bild) fällt erst auf den zweiten Blick ins Auge. Vom Eingangsbereich aus gesehen, wird er von dem Kaminumbau verdeckt. Ganz ohne Oberschränke erinnert die gegenüberliegende Küchenzeile eher an ein Sideboard als an ein funktionales Küchenmöbel – das es trotzdem ist.
Der hohe Einbaukühlschrank (links im Bild) fällt erst auf den zweiten Blick ins Auge. Vom Eingangsbereich aus gesehen, wird er von dem Kaminumbau verdeckt. Ganz ohne Oberschränke erinnert die gegenüberliegende Küchenzeile eher an ein Sideboard als an ein funktionales Küchenmöbel – das es trotzdem ist.
Nicht einsehbar, weil plan mit der Wand, entstand hinter der Holzverkleidung die zweite große Stauraumlösung: Ein Schrank mit zwei Türen, so scheint es, erwartet den Besucher hier. Allerdings verbirgt sich dieser nur hinter der rechten Tür, während es links in eine neu entstandene Kammer hinter dem Gäste-WC geht.
Die bis ins Detail maßgefertigte Küche stammt vom Tischler.
Die Wand zum Esszimmer ließ Pizzeghello in dem gleichen Blau streichen wie die Küchenmöbel. Ton in Ton wirkt die Sichtachse so besonders harmonisch und elegant.
Es ist die einzige Wand im Esszimmer, die dunkel gestrichen wurde. Die übrigen Wände sind weiß. Vor einer der weißen Wände fand der Experte auch Platz für die dritte und besonders geräumige Stauraumlösung.
Die maßgefertigte weiße Schrankwand fällt zwar optisch kaum auf, mit einer Länge von drei Metern und einer Deckenhöhe von mehr als drei Metern bietet sie aber viel Platz für die Besitztümer der Bewohner:innen. Die beiden mit Eichenholz ausgekleideten Fächer brechen das große Möbelstück etwas auf und bieten Platz für persönliche Objekte.
Vorher: Dunkel und abgekapselt vom Rest der Wohnung wirkte das typische Berliner Zimmer ungemütlich. Mit der Öffnung zur Küche gelangt nun mehr Tageslicht in den Raum.
Der Blick vom Eingangsbereich ins Esszimmer zeigt ein gelungenes Spiel mit Farb- und Materialkontrasten. Die 3,20 Meter hohen Decken wurden vereinzelt abgehängt und mit Einbaustrahlern versehen, sodass ein Rhythmus aus Licht und Schatten entstand, der die neue Lebendigkeit unterstreicht.
Vorher: Durch die zweite Tür im Berliner Zimmer gelangt man durch einen weiteren Flur erst in das Schlafzimmer und dann ins Badezimmer.
Die vierte Stauraumlösung, die der Architekt für das Paar entwarf, machte jedoch auch hier einige Umbaumaßnahmen notwendig. Durch die Versetzung der Badezimmerwände vergrößerte er das zuvor recht kleine Schlafzimmer. Zudem wandelte der Architekt auch einen Teil des alten Flurs in den nun vom Schlafzimmer aus begehbaren Kleiderschrank.
Die vierte Stauraumlösung, die der Architekt für das Paar entwarf, machte jedoch auch hier einige Umbaumaßnahmen notwendig. Durch die Versetzung der Badezimmerwände vergrößerte er das zuvor recht kleine Schlafzimmer. Zudem wandelte der Architekt auch einen Teil des alten Flurs in den nun vom Schlafzimmer aus begehbaren Kleiderschrank.
Mit freistehender Badewanne, ebenerdiger Dusche und Doppelwaschtisch bietet das direkt vom Schlafzimmer aus zu erreichende Bad viel Komfort auf weniger Raum.
Vorher: Den zuvor ungenutzten Platz im Bad beansprucht ein neuer begehbarer Kleiderschrank. Außerdem ermöglichte die Versetzung der linken Badezimmerwand einen zusätzliche Schrank im Schlafzimmer.
Rundum erneuert erstrahlt auch das Gästebad im neuen Glanz und mit neuen Maßen. Kürzer und dafür etwas breiter als vorher ist der kleine fensterlose Raum jetzt besser nutzbar. Dazu fand der Architekt eine sinnvolle Verwendung für den durch die Verkürzung entstandenen Raum: Als praktische Kammer (siehe weiter oben) ist er von der Küche aus zugänglich – hinter der holzverkleideten Schranktür.
Vorher: Der zuvor kaum genutzte Raum befand sich im alten WC gleich hinter der Toilette. Das Fenster ist nun ebenfalls Teil der neuen Küchenkammer.
Unverändert blieb der Grundriss des Wohnzimmers. Das befindet sich vis-à-vis von der Küche und profitiert damit auch von den Wanddurchbrüchen in Küche, Flur und Esszimmer – und einer neuen Großzügigkeit.
Vorher: von Apricot in Wischtechnik zu Graugrün. Das neue Farbkonzept aus Blau und grünlichen Tönen schafft eine ruhige und aufgeräumte Atmosphäre.
Hier wohnt: ein Paar
In: einer Dreizimmer-Altbauwohnung in Berlin-Prenzlauer Berg
Auf: 130 Quadratmetern
Expertise von: Architekt Boris Pizzeghello
Budget: insgesamt ca. 100.000 Euro, davon 15.000 Euro für die neue Küche
„Die Wohnung ist relativ groß und lang“, beschreibt der Architekt die Altbauwohnung, in der es hauptsächlich an Stauraum fehlte.