Gebrauchte Architektur: 6 Tücken alter Fachwerkhäuser
Natürliche Materialien und kleinteilige Grundrisse sind Fluch und Segen zugleich bei alten Fachwerkhäusern
Pittoresk sehen alte Fachwerkhäuser aus, teils verwunschen. Wer sich schiefe Wände und altes Gebälk aneignet, bekommt einen durchaus großzügigen, meist ökologisch wertvollen Wohnraum. Davor steht aber immer eine Sanierung, die mit folgenden sechs Tücken aufwartet.
2. Schmale Treppen. Fachwerkhäuser sind oft mehrgeschossig. Die repräsentativen Räume liegen vornehmlich im Erdgeschoss, seltener in der ersten Etage. Alles darüber wurde mit schmalen Treppen erschlossen. Das entspricht nicht den modernen Wohnanforderungen. Bei einem alten Fachwerkhaus in Rheinland-Pfalz hat Architekt Daniel Morber eine zweiläufige Stahltreppe eingebaut. So sind die oberen Geschosse bequem zu erreichen.
3. Niedrige Zimmerhöhen. Die Menschen waren früher im Durchschnitt kleiner, die Wohnräume niedriger. Bei alten Fachwerkhäusern stellt sich daher immer auch die Frage, wie damit umgegangen werden soll. Bei einem Stadthaus in Ulm entschieden Architekt Roberto Carnevale und das Baupaar, die beiden ersten Obergeschosse mit ihren niedrigen Decken zu erhalten und ab dem dritten Obergeschoss die Etagen durch einen Luftraum zu verbinden.
4. Schmutz und Schädlinge. Das bei Fachwerk Wichtigste ist die Holzkonstruktion. Von ihrer Stabilität hängt ab, ob das Haus steht oder einfällt. Daher gilt den Balken auch die größte Aufmerksamkeit. Bei Sanierungen müssen sie von Schmutz gereinigt werden, auch um Schädlingsbefall und Feuchtigkeit zu erkennen. Morsche Balken und Böden, wie hier bei einem Projekt von a_2W, lassen sich häufig ersetzen, wenn sie nicht gerettet werden können.
5. Kleine Fenster. Wie bei den meisten alten Häusern sind auch bei Fachwerkhäusern die Fensterflächen recht begrenzt. Das liegt zum einen an den früher hohen Kosten für Glas, zum anderen am Wärmeschutz. Und auch das Fachwerk gab in aller Regel gewisse Größen vor. Häufig lässt sich nichts an der Fenstergröße ändern, zumal wenn es Denkmalschutzauflagen gibt.
Bei der Sanierung eines alten Fachwerkhauses bei Hanau konnte es Bastian Völler vom Büro für Architektur und Denkmalpflege daher durchaus als Glücksfall ansehen, dass die rückwärtige Giebelwand nicht mehr zu retten war. So konnten größere Fenster eingebaut werden, die sich unauffällig hinter der Fassadenverschalung verstecken.
Bei der Sanierung eines alten Fachwerkhauses bei Hanau konnte es Bastian Völler vom Büro für Architektur und Denkmalpflege daher durchaus als Glücksfall ansehen, dass die rückwärtige Giebelwand nicht mehr zu retten war. So konnten größere Fenster eingebaut werden, die sich unauffällig hinter der Fassadenverschalung verstecken.
6. Dämmung trifft Denkmalschutz. Mit ihren kleinen Fenstern und der oft lehmverputzten Ausfachung haben Fachwerkhäuser häufig eine gute Energiebilanz. Zumal, wenn die Wände mit Stroh ausgefacht sind. Dennoch lohnt es sich neben der Verbesserung der Fenster häufig auch, eine Dämmung anzubringen. Wenn dies aus Gründen des Denkmalschutzes außen nicht möglich ist, kann auch eine Innendämmung helfen. Beispielsweise als Dämmputz, wie es das Büro Gerken.Architekten+Ingenieure beim Umbau einer Wohnung in Ulm gemacht hat.
Und die Kleinteiligkeit? Die lässt sich bei Fachwerkhäusern aufbrechen. Teilweise können Wände ganz entfernt werden. Und wo dies aus statischen Gründen nicht möglich ist, bleibt nur die Holzkonstruktion stehen, die Ausfachungen werden herausgenommen. So hat es auch das Team von G2W Planung bei der Sanierung eines alten Fachwerkhauses mitten in Leonberg gemacht. Die vormals kleinen Räume wirken jetzt großzügig und luftig.
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