5 Trends in 3 Tagen: Tolle Design-Neuheiten aus Dänemark
Spielerisch verpackte das Designfestival „3 Days of Design“ in Kopenhagen Designtrends und Innovationen. Die Highlights
Inspirierende Konzepte aus den Bereichen Lifestyle, Beleuchtung, Möbel und Innenarchitektur: Während der „3 Days of Design“ waren Designtrends das beherrschende Thema auf Kopenhagens Straßen. Aufgrund der Pandemie fand das jährliche Designfestival in diesem Jahr schon vom 15. bis zum 17. Juni 2022 statt und nicht wie gewohnt im September, doch das tat dem Interesse keinen Abbruch. Im Gegenteil. Bei strahlendem Sonnenschein lockten Showrooms, Galerien, Museen und sogar Botschaften Designinteressierte an. Mehr als 200 Unternehmen und Organisationen zeigten Altbewährtes, aktuelle Trends und Zukunftsvisionen, die die Welt ein Stückchen besser machen sollen.
PK0 A und PK60 Stuhl und Couchtisch von Poul Kjærholm ausgestellt im Fritz Hansen Pavillon
1. Zeitlose Klassiker aus gebogenem Holz. Gutes Design ist zeitlos – so zeitlos, dass auf den diesjährigen „3 Days of Design“ auffällig viele Entwürfe aus den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu sehen waren. So präsentierte Hersteller Fritz Hansen, der in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen begeht, seine Klassiker und zwei Wiederauflagen im eigens errichteten Ausstellungspavillon im wunderschönen grünen Garten des Designmuseums.
Die Jubiläumskollektion aus Stuhl und Couchtisch von Poul Kjærholm (PK0 A und PK60) „kombinieren das absolut Beste aus unserer Geschichte mit exklusiven neuen Materialien“, so Fritz Hansen. Der Stuhl mehr Skulptur – und dabei ein wegweisendes Stück moderner Designgeschichte –, während der bisher unveröffentlichte PK60 von moderner Kunst inspiriert wurde und hochwertige Handwerkskunst und innovative Techniken in sich vereint.
1. Zeitlose Klassiker aus gebogenem Holz. Gutes Design ist zeitlos – so zeitlos, dass auf den diesjährigen „3 Days of Design“ auffällig viele Entwürfe aus den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu sehen waren. So präsentierte Hersteller Fritz Hansen, der in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen begeht, seine Klassiker und zwei Wiederauflagen im eigens errichteten Ausstellungspavillon im wunderschönen grünen Garten des Designmuseums.
Die Jubiläumskollektion aus Stuhl und Couchtisch von Poul Kjærholm (PK0 A und PK60) „kombinieren das absolut Beste aus unserer Geschichte mit exklusiven neuen Materialien“, so Fritz Hansen. Der Stuhl mehr Skulptur – und dabei ein wegweisendes Stück moderner Designgeschichte –, während der bisher unveröffentlichte PK60 von moderner Kunst inspiriert wurde und hochwertige Handwerkskunst und innovative Techniken in sich vereint.
Dazu passten auch die beiden „Neuvorstellungen“, die Carl Hansen & Søn in seinem zentral gelegenen Flagship Store zeigt: der luftige und stapelbare Stuhl Vega (VLA 26, oben) und die skulpturale Foyer-Serie (im Bild unten). Beide Möbel wurden ursprünglich exklusiv für Kopenhagener Gebäude, dem Vega und dem Radiohuset, entworfen und nun in Zusammenarbeit mit den Vilhelm Lauritzen Architects wiederbelebt.
Die Besinnung auf Design-Traditionen rückt auch Knud Erik Hansen, CEO von Carl Hansen & Søn in den Vordergrund: „Vilhelm Lauritzens Architektur und Design gehören zum dänischen Kulturerbe und verkörpern die dänische Auffassung von Funktionalismus. Wir bei Carl Hansen & Søn verfügen über ein umfassendes Portfolio an dänischen Design-Meisterwerken aus dem 20. Jahrhundert, in das sich Vilhelm Lauritzen mit seinem kompromisslosen Ansatz in Bezug auf Ästhetik und Handwerkskunst perfekt einfügt.“
Ebenfalls ein wiederbelebter Klassiker stammt von dem norwegischen Hersteller Fora Forms. Mit filigranen Füßen und einer Sitzschale aus Bugholz reiht sich der „City Stuhl“ in die 50er-Jahre Designs ein. Der vom weiblichen Körper inspirierte Stuhl gilt in Norwegen längst als Designklassiker und stammt von Øivind Iversen.
2. Zirkuläres Design statt „Nachhaltigkeit“. Den zweiten Trend, den Fritz Hansen mit seinem in Kooperation mit dem renommierten Architekturbüro Henning Larsen errichteten „Fritz Hansen Pavillon“ eindrucksvoll inszenierte, war zirkuläres Design, ein Begriff, der in diesen Tagen oft zu hören ist und den Terminus Nachhaltigkeit abzulösen scheint.
„Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums von Fritz Hansen wollen wir ein Raumerlebnis und zugleich einen nachhaltigen Ausstellungsrahmen für Möbelstücke schaffen. Einen vermittelnden Ort für die Designs von Fritz Hansen. Der aus Massivholz erbaute Pavillon ist von dem ihn umgebenden Garten inspiriert und schafft einen hybriden Raum mit fließenden Übergängen zwischen Innen und Außen“, sagt Eva Ravnborg, Market Director Denmark und Partnerin bei Henning Larsen über das durch und durch nachhaltige Gebäude. Dessen Design entstand im Einklang mit den Prinzipien einer zirkulären Wirtschaftsweise und ist im Wesentlichen so konzipiert, dass eine komplette Demontage möglich ist, und alle Materialien an anderer Stelle wiederverwendet werden können.
„Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums von Fritz Hansen wollen wir ein Raumerlebnis und zugleich einen nachhaltigen Ausstellungsrahmen für Möbelstücke schaffen. Einen vermittelnden Ort für die Designs von Fritz Hansen. Der aus Massivholz erbaute Pavillon ist von dem ihn umgebenden Garten inspiriert und schafft einen hybriden Raum mit fließenden Übergängen zwischen Innen und Außen“, sagt Eva Ravnborg, Market Director Denmark und Partnerin bei Henning Larsen über das durch und durch nachhaltige Gebäude. Dessen Design entstand im Einklang mit den Prinzipien einer zirkulären Wirtschaftsweise und ist im Wesentlichen so konzipiert, dass eine komplette Demontage möglich ist, und alle Materialien an anderer Stelle wiederverwendet werden können.
Überhaupt ist eigentlich zirkuläres Design das (!) Thema der „3 Days of Design“. Interessant ist das „Afterlife“ der Objekte, also das, was von dem Stuhl einmal übrig bleibt, wenn er seine Nutzungsdauer erfüllt hat. Was kann daraus Neues entstehen? Wie steht es um Recycling und Abfall-Management des Unternehmens? Antworten auf solche Fragen hat so gut wie jeder Hersteller parat – oder gleich in den Mittelpunkt seiner Kommunikation gesetzt.
Klar ist, dass die Aussage: „Es ist zeitlos, hält ewig und ist somit automatisch auch nachhaltig“, keinem mehr ausreicht, um die eigenen Produkte als nachhaltig zu bezeichnen. Ein neuer Begriff musste also her, um das bekannte Thema mit neuen Inhalten zu füllen.
Klar ist, dass die Aussage: „Es ist zeitlos, hält ewig und ist somit automatisch auch nachhaltig“, keinem mehr ausreicht, um die eigenen Produkte als nachhaltig zu bezeichnen. Ein neuer Begriff musste also her, um das bekannte Thema mit neuen Inhalten zu füllen.
Das wird auch auf den „Circular Furniture Days“, einer das Festival begleitenden Plattform für junges, nachhaltiges Design schnell klar.
Hier werden nicht nur technische Möglichkeiten detailliert erörtert, sondern auch aus Abfallstoffen hergestellte Produkte junger Designer und traditionsreicher Hersteller vorgestellt.
Hier werden nicht nur technische Möglichkeiten detailliert erörtert, sondern auch aus Abfallstoffen hergestellte Produkte junger Designer und traditionsreicher Hersteller vorgestellt.
Besonders innovatives Abfall-Management zeigt indes der Hersteller Mater in seinem Pop-up-Store. Mit einer Mischung aus Upcycling-Fasern aus Abfall wie Kaffeebohnen und Kunststoffabfällen der Industrie entstehen neben dem Børge Mogensen Conscious Stuhl (auf dem Podest ganz rechts) weitere Modelle der bestehenden Kollektion in nachhaltigen Materialversionen. Verarbeitet werden so alte Fangnetze, die zuvor aus den Meeren gefischt wurden, aber auch Kunststoff-Reststücke, die aus der Produktion von Toilettenspülungen stammen, sowie Plastikgebinde, mit denen die dänische Brauerei Carlsberg die Gastronomie beliefert. Dieses effiziente Upcycling von Industrieabfällen reduziert damit gleichzeitig die CO₂-Emissionen der Unternehmen, die den Abfall liefern.
3. Die Verbindung zur Natur und zum Selbst spüren. Ihre Naturverbundenheit unterstreichen viele Hersteller mit eindrucksvoller Blütenpracht in den teils aufwändig dekorierten Showrooms, einladenden Innenhöfen und Dachterrassen.
Die Frage „Warum fühlt sich ein Raum für mich genau richtig an?“ nimmt die Firma Muuto zum Anlass, tiefere Wirkung und Möglichkeiten von Design auf seiner Ausstellungsfläche zu erkunden. Fünf Schlüsselelemente – Licht, Farbe, Haptik, Natur und Form – stehen im Fokus, wenn es darum geht, sich in einer Umgebung wohler, konzentrierter und geerdeter zu fühlen.
Die Frage „Warum fühlt sich ein Raum für mich genau richtig an?“ nimmt die Firma Muuto zum Anlass, tiefere Wirkung und Möglichkeiten von Design auf seiner Ausstellungsfläche zu erkunden. Fünf Schlüsselelemente – Licht, Farbe, Haptik, Natur und Form – stehen im Fokus, wenn es darum geht, sich in einer Umgebung wohler, konzentrierter und geerdeter zu fühlen.
Eine innere Einkehr und die Anbindung zur Natur thematisiert auch Hersteller Verpan. „Inspired by Nature“ lädt eine verspielte Sitz- und Liegelandschaft zum Verweilen ein, umgeben von eindrucksvoller Blütenpracht und in der historischen Umgebung des Lindencrone Mansion. Dafür lässt Verpan das ursprüngliche Universum von Verner Panton wieder aufleben, das das Leben und die Farben feiert.
Die Farbpalette der Ausstellung basiert auf Pantons „Notes on Colour“ von 1997. Sie führt Besucher:innen durch die Farben des Tages, angefangen bei den warmen Gelb- und Orangetönen des Sonnenaufgangs und des Morgens, bis hin zu Pantons „Cloverleaf Sofa“ in Tageslichtgrün, dann zum 123-System in Rosé- und Burgundertönen, bevor es in der Abenddämmerung in verschiedenen, beruhigenden Blautönen (siehe Abbildung) endet.
Die Farbpalette der Ausstellung basiert auf Pantons „Notes on Colour“ von 1997. Sie führt Besucher:innen durch die Farben des Tages, angefangen bei den warmen Gelb- und Orangetönen des Sonnenaufgangs und des Morgens, bis hin zu Pantons „Cloverleaf Sofa“ in Tageslichtgrün, dann zum 123-System in Rosé- und Burgundertönen, bevor es in der Abenddämmerung in verschiedenen, beruhigenden Blautönen (siehe Abbildung) endet.
4. Farbe: die Ausnahmen und die Regel. Verpan war nicht die einzige Marke, die Freude an der Farbe fand. Obwohl farbenfrohe Exponate die Ausnahme waren auf einer Veranstaltung, die von eher zurückhaltenden, vor allem blauen Farben dominiert wurde.
Der Auftritt von Montana Furniture war besonders farbenfroh. Der Hersteller hatte das Motto „Remember to play“ wörtlich genommen und präsentierte sein modulares und multifunktionales Möbelsystem nicht nur gewohnt farbenfroh, sondern auch in fröhlich, verspielter Kinderzimmer-Atmosphäre. Mit Kästen auf Rollen wird das Spielzeug mobil, ein Kinderschreibtisch im knalligen Blau und dazu die beliebten Montana-Minis in einer farbenfrohen Zusammenstellung zur Puppenstube umfunktioniert – Montana überzeugt mit Einfallsreichtum und vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten für die bunt lackierten Elemente.
Der Auftritt von Montana Furniture war besonders farbenfroh. Der Hersteller hatte das Motto „Remember to play“ wörtlich genommen und präsentierte sein modulares und multifunktionales Möbelsystem nicht nur gewohnt farbenfroh, sondern auch in fröhlich, verspielter Kinderzimmer-Atmosphäre. Mit Kästen auf Rollen wird das Spielzeug mobil, ein Kinderschreibtisch im knalligen Blau und dazu die beliebten Montana-Minis in einer farbenfrohen Zusammenstellung zur Puppenstube umfunktioniert – Montana überzeugt mit Einfallsreichtum und vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten für die bunt lackierten Elemente.
Louis Poulsen präsentierte seine Leuchtenklassiker-Kollektion „PH“, entworfen von Poul Henningsen, mit blassrosa Schirmen aus mundgeblasenem italienischen Glas und Elementen aus gebürstetem Messing. Die „PH Pale Rose“-Serie ist damit eine gelungene Erweiterung der bestehenden Kollektion.
4. Lieblingsfarbe: Blau. Doch so viel Buntheit bleibt auf den „3 Days of Design“ eher die Ausnahme. Zwar gibt es Hersteller wie &tradition oder Hay, die ihre ohnehin vielfältige Farbpalette auch dieses Jahr um einige neue Farben erweitern. Ansonsten halten sich viele der Hersteller mit dem Einsatz von Farbe eher zurück – und das trotz der leuchtend orangefarbenen Veranstaltungsplakate, die überall in der Stadt zu finden. Den Hersteller Normann Copenhagen inspirierten sie, seinen Hauptsitz in der Kopenhagener Innenstadt gleich in „The Orange Edit“ zu verwandeln und die Farbe in allen Schattierungen zu feiern.
Stuhl „Ark“ von Ferm Living, auch als Kinderversion erhältlich
Stattdessen scheint die Lieblingsfarbe des Jahres 2022 ein leuchtendes Kornblumenblau zu sein – am liebsten, und so macht es Ferm Living in seinem Hauptsitz vor, in einer Kombination mit dezenten Sandtönen und viel Holz. Das wirkt sehr stimmig, in einem Land, wo das Meer und der Strand überall nah sind.
5. Alles in Eiche. Überhaupt: Holz. Kaum ein anderes Material findet sich so oft und in so variabler Ausführung auf dem Festival wie Eichenholz. Ob als massiver Tisch, furniertes Sideboard oder einer Neuinterpretation des klassischen Schulstuhls namens „KufenKarl“ (als Schaukelstuhl, Lounge Chair oder normaler Stuhl nach einem Design von Boris Berlin Design) – Eichenholz scheint in diesem Jahr ausser Konkurrenz.
Stattdessen scheint die Lieblingsfarbe des Jahres 2022 ein leuchtendes Kornblumenblau zu sein – am liebsten, und so macht es Ferm Living in seinem Hauptsitz vor, in einer Kombination mit dezenten Sandtönen und viel Holz. Das wirkt sehr stimmig, in einem Land, wo das Meer und der Strand überall nah sind.
5. Alles in Eiche. Überhaupt: Holz. Kaum ein anderes Material findet sich so oft und in so variabler Ausführung auf dem Festival wie Eichenholz. Ob als massiver Tisch, furniertes Sideboard oder einer Neuinterpretation des klassischen Schulstuhls namens „KufenKarl“ (als Schaukelstuhl, Lounge Chair oder normaler Stuhl nach einem Design von Boris Berlin Design) – Eichenholz scheint in diesem Jahr ausser Konkurrenz.
Auch Dänemarks meistverkaufter Stuhl, der „J39“, besteht größtenteils aus Eichenholz. Hersteller Fredericia legt ihn zu seinem 75. Geburtstag in der Originalversion mit einer Sitzfläche aus handgewebten Schilfgras wieder auf und präsentiert ihn mit vielen weiteren längst zu Designklassikern avancierten Objekten in seiner Zentrale über den Dächern Kopenhagens.
Für die Sitzfläche des „J39“ war lange Zeit Papierkordel verwendet worden. Doch mit der Rückkehr zu handgewebtem (und schnellwachsendem) Schilfgras ist der Folkestolen, den Børge Mogensen 1947 entwarf, damit nun auch in einer besonders nachhaltigen Variante erhältlich.
Es zählen also die inneren Werte und das von Dauer auf den diesjährigen „3 Days of Design“. Bleibt zu hoffen, dass das kein kurzlebiger Trend als Reaktion auf das aktuelle Weltgeschehen ist, sondern weitere Schritte sind zu einer noch nachhaltigeren, verantwortungsvollen Möbelbranche.
Für die Sitzfläche des „J39“ war lange Zeit Papierkordel verwendet worden. Doch mit der Rückkehr zu handgewebtem (und schnellwachsendem) Schilfgras ist der Folkestolen, den Børge Mogensen 1947 entwarf, damit nun auch in einer besonders nachhaltigen Variante erhältlich.
Es zählen also die inneren Werte und das von Dauer auf den diesjährigen „3 Days of Design“. Bleibt zu hoffen, dass das kein kurzlebiger Trend als Reaktion auf das aktuelle Weltgeschehen ist, sondern weitere Schritte sind zu einer noch nachhaltigeren, verantwortungsvollen Möbelbranche.
Wie spielerisch die aktuellen Trends der skandinavischen Möbelbranche wirklich sind und in welche Richtung sich dänisches Design entwickelt? Houzz war vor Ort und fand in diesen Punkten Einigkeit bei vielen Herstellern.