Betonböden: Minimalistisch kühl oder edel wie Marmor?
Er wird als Boden immer beliebter: Beton. Was kann dieses Material, und was ist bei der Herstellung zu beachten? Einige Vor- und Nachteile
Friederike Hintze
6. September 2014
Hätten Sie’s gewusst? Bereits die alten Römer schätzten Beton als Baustoff und setzten ihn zum Beispiel beim Bau des Pantheons ein. Mittlerweile wird er längst nicht mehr nur als Konstruktionsmaterial verwendet, sondern hat sich auch im Interior etabliert. Der Grund: Das Material hat einen spröden Charme und stellt den krassen Gegenentwurf zu traditionellen Materialien wie beispielsweise Holz dar. So finden sich in Lofts und Wohnhäusern immer öfter (polierte) Betonböden. Von der ästhetischen Wirkung mal abgesehen hat Beton als Bodenbelag noch weitaus mehr Vorteile – aber auch Nachteile. Wir stellen beide Seiten vor und räumen gleichzeitig mit einigen Mythen über das Material auf.
Betonböden sollten unbedingt zu einer trockenen Jahreszeit gegossen werden. Der Belag braucht mindestens eine Woche, um komplett auszutrocknen. Aus statischen Gründen ist der Einsatz von Beton als Bodenbelag zudem nicht immer möglich.
Die besondere Maserung dieses Betonbodens kommt durch Färbezuschläge während der Anmischung zustande. Danach wurde er per Sägeschnitt in circa ein Meter breite Streifen zerteilt, versiegelt und gewachst.
Die besondere Maserung dieses Betonbodens kommt durch Färbezuschläge während der Anmischung zustande. Danach wurde er per Sägeschnitt in circa ein Meter breite Streifen zerteilt, versiegelt und gewachst.
Betonböden sind besonders widerstandsfähig, langlebig und lassen sich von extremen Temperaturschwankungen sowie Feuer kaum beeindrucken. Das gilt, solange der Baustoff materialgerecht verarbeitet wurde. Beton ist zwar extrem druckbeständig aber nicht zugfest. Soll heißen: Er muss mit Stahlmatten und -stäben durchzogen sein. Ansonsten kann der Belag reißen oder an schlecht verarbeiteten Stellen bröckeln.
Durch seine Langlebigkeit ist es sehr aufwändig, Betonböden wieder zu entfernen. Einen Betonboden durch ein anderes Material zu ersetzen, ist ein Mammutprojekt. Wer also seines betonierten Bodenbelags überdrüssig geworden ist, sollte eher darüber nachdenken, Holzdielen oder Fliesen darauf zu verlegen. Dabei unbedingt auf Schall- und Wärmedämmung achten!
Die Textur dieses Schlafzimmerbodens entstand, indem bei der Mischung natürliche Zuschläge von „Portland-Mix“ in Grau und Weiß zugegeben wurden. Danach wurde der Boden mit einem Diamantschleifer poliert und klar lackiert. Dadurch behält er, ohne viel Pflege zu benötigen, einen frischen Look.
Beton hat eine gute Ökobilanz und ist zu Betonsplit und Brechsand recyclebar. Die Wiederverwendung allerdings wird schwierig, wenn in den Beton Dämmstoffe, Bitumenbahnen oder künstliche Zuschläge eingearbeitet wurden. Am günstigsten ist die Herstellung, wenn man gar nichts beimischt – und auch für die Ökobilanz am besten. Lassen Sie sich in diesen Fragen von einem Experten beraten.
Beton ist nur dann schmutzabweisend, wenn er zuvor speziell behandelt wurde. Denn: Beton hat eine offenporige Struktur. Hier kann sich der Schmutz schnell festsetzen und der Boden sieht dann schmuddelig aus. Die Oberfläche lässt sich durch Ölen oder Wachsen versiegeln. Dadurch wird die natürliche Optik von Beton beibehalten, der Bodenbelag ist aber nur bedingt schmutzabweisend. Oftmals werden synthetische Beschichtungen genutzt, um Betonboden dauerhaft schmutzabweisend zu machen. Dann ist er tatsächlich sehr pflegeleicht und kann schnell gereinigt werden. Ein weiterer Vorteil: Polierter oder versiegelter Betonboden erinnert an feine Materialien wie Marmor. Der Nachteil: Der Betonboden büßt seine gute Ökobilanz ein.
Einer der großen Nachteile von Beton ist, dass er nicht „atmungsaktiv“ ist. Ein Qualitätskriterium für Baustoffe im Innenraum ist die sogenannte „Sorptionsfähigkeit“. Damit ist die Eigenschaft gemeint, Luftfeuchtigkeit aufzunehmen, sie zu binden und wieder abzugeben. Beton gilt als wenig sorptionsfähig. Er kann das Raumklima daher nicht ausgleichen, wodurch „Feuchtspitzen“ entstehen können. Das sind starke Erhöhungen der Luftfeuchtigkeit, die zum Beispiel in Bädern auftreten können.
Einer der großen Vorteile von Leichtbetonböden ist wiederum die Wärmedämmung; erreicht durch die Beimischung von Gesteinskörnungen mit hoher Porosität und geringer Dichte. Jedes Korn weist einen hohen Anteil an Luftporen auf. Diese Poren geben dem Betonboden seine extrem wärmedämmenden Eigenschaften. Wer also behauptet, Beton sei kühl, kann in dem Fall nur seine ästhetischen Eigenschaften meinen. Doch in Kombination mit Holz lässt sich auch der Eindruck von Kühle schnell aufheben…
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Danke für den schönen Artikel. Da bekommt man Lust auf Beton.
Und für den nachträglichen Betonlook an der Wand: http://www.houzz.de/ideabooks/56309432/list/6-techniken-fuer-waende-in-betonpotik
Das sieht wirklich anmutend aus! Hätte ich nicht gedacht! Aber das ist sicherlich auch Kostenaufwendig, oder?