Einrichtungstipps
Wände aus Papier: Japanische Shoji für moderne Wohnräume
Japanische Papierwände können vielseitig eingesetzt werden. Und ihre bedachte, aufwändige Fertigung kann geradezu meditative Qualität haben…
Traditionell bilden Shoji Trennwände in japanischen Häusern. Mit dem Trend zum offenen Wohnen werden sie auch in Deutschland als Raumteiler immer beliebter. Und das nicht nur in asiatisch angehauchten Interiors.
Die mit Papier bespannten Holzrahmen und das unaufdringliche Holzleistenraster bringen Ruhe und Leichtigkeit in einen Raum. „Das Papier lädt zum Anfassen ein. Dadurch erhalten Shoji eine sinnliche Grundqualität. Das leichte Material zeigt sich auch in der leichten Bewegbarkeit“, erzählt der Shojibauer Matthias Sinios vom japanophilen Interior-Studio Saroshi. Wir haben mit dem Hamburger über seine Leidenschaft für Shoji-Wände und deren Einsatzmöglichkeiten gesprochen.
Die mit Papier bespannten Holzrahmen und das unaufdringliche Holzleistenraster bringen Ruhe und Leichtigkeit in einen Raum. „Das Papier lädt zum Anfassen ein. Dadurch erhalten Shoji eine sinnliche Grundqualität. Das leichte Material zeigt sich auch in der leichten Bewegbarkeit“, erzählt der Shojibauer Matthias Sinios vom japanophilen Interior-Studio Saroshi. Wir haben mit dem Hamburger über seine Leidenschaft für Shoji-Wände und deren Einsatzmöglichkeiten gesprochen.
Sinios beschäftigt sich seit mehr als dreißig Jahren mit dem Bau von Shoji, nachdem er in der Berliner Architektengruppe „Die Zukunftswerkstatt“ Anfang der Achtzigerjahre zum ersten Mal mit dem aus Japan stammenden Wandtypus in Berührung kam.
Damals sah er mit Leinenstoff bespannte Dachlatten, die ein Fabrikloft unterteilten. Der gelernte Tischler war davon fasziniert und baute fortan Shoji. „Es waren deutsche Shoji“, schmunzelt er über seine ersten Werke. „Sehr robust und mit einer komplizierten Bauweise.“
Damals sah er mit Leinenstoff bespannte Dachlatten, die ein Fabrikloft unterteilten. Der gelernte Tischler war davon fasziniert und baute fortan Shoji. „Es waren deutsche Shoji“, schmunzelt er über seine ersten Werke. „Sehr robust und mit einer komplizierten Bauweise.“
Noch heute nimmt Matthias Sinios die japanische Tradition als Orientierung und setzt deren gestalterischen Grundgedanken je nach Einsatzbereich unterschiedlich um. „Wir haben Shoji schon vor die unterschiedlichsten Möbel gestellt, auch vor Rüschensessel und Plüschsofas“, erzählt Sinios. Sie eignen sich durch ihre zurückhaltende, lineare Bauweise für jeden Raum.
Leisten mit Charakter
Wichtig im Shojibau ist vor allem das Holz. „In Japan, wo seit dem siebzehnten Jahrhundert Shoji gebaut werden, wird das beste Holz für dieses Handwerk angebaut. Bei uns gibt es diese Tradition nicht“, bedauert Sinios.
Heimische Hölzer sind wegen ihrer vielen Verästelungen ungeeignet. Daher importiert er Zeder oder Hemlocktanne aus den USA. „Aber mittlerweile gibt es auch Versuche mit der Schwarzwälder Weißtanne. Ein schönes Holz, nur ziemlich weich“, sagt der Experte.
Wichtig im Shojibau ist vor allem das Holz. „In Japan, wo seit dem siebzehnten Jahrhundert Shoji gebaut werden, wird das beste Holz für dieses Handwerk angebaut. Bei uns gibt es diese Tradition nicht“, bedauert Sinios.
Heimische Hölzer sind wegen ihrer vielen Verästelungen ungeeignet. Daher importiert er Zeder oder Hemlocktanne aus den USA. „Aber mittlerweile gibt es auch Versuche mit der Schwarzwälder Weißtanne. Ein schönes Holz, nur ziemlich weich“, sagt der Experte.
„Man muss die Leisten ruhen lassen“, erläutert der begeisterte Shojibauer. „Ich beobachte das Holz über mehrere Wochen, lasse es leben, um zu sehen, welchen Charakter die einzelne Leiste hat und an welcher Stelle des Shoji sie am besten zum Einsatz kommt.“
Eine fast meditative Arbeit, auf jeden Fall eine, die viel Fingerspitzengefühl erfordert. Denn die Leisten müssen genau passen und sollten sich nicht verziehen. Wer schon mal mit Holz gearbeitet hat, weiß, wie krumm selbst akkurat gesägte Latten werden können. „Das Material ist unerbittlich in der Fertigung, sehr ehrlich – und genau darum finde ich diese Arbeit so schön“, schwärmt Sinios. Das Holz wird je nach aktueller Mode gebeizt, lackiert, gebürstet oder geweißt – letzteres ist derzeit sehr beliebt.
Eine fast meditative Arbeit, auf jeden Fall eine, die viel Fingerspitzengefühl erfordert. Denn die Leisten müssen genau passen und sollten sich nicht verziehen. Wer schon mal mit Holz gearbeitet hat, weiß, wie krumm selbst akkurat gesägte Latten werden können. „Das Material ist unerbittlich in der Fertigung, sehr ehrlich – und genau darum finde ich diese Arbeit so schön“, schwärmt Sinios. Das Holz wird je nach aktueller Mode gebeizt, lackiert, gebürstet oder geweißt – letzteres ist derzeit sehr beliebt.
Gefühl für Material und Technik
In den letzten zwanzig Jahren hat Matthias Sinios sein System kontinuierlich verfeinert. Es ist leichter geworden, japanischer. Dennoch möchte er nicht sagen, dass er japanische Shoji baut.
In Japan haben Shoji eine große Tradition. Die lange Ausbildung zum Shojibauer trägt dem Rechnung. In Deutschland gibt es Schreiner und Tischler wie Sinios, die lokale Varianten nach hiesigen Herstellungsmethoden bauen. Sie brauchen vor allem Fingerspitzengefühl, Genauigkeit und Ausdauer. „Shoji sind leicht und stabil, funktional und optisch ansprechend. Diese gegensätzliche Mischung macht die Kunst so anziehend“, so Sinios.
In den letzten zwanzig Jahren hat Matthias Sinios sein System kontinuierlich verfeinert. Es ist leichter geworden, japanischer. Dennoch möchte er nicht sagen, dass er japanische Shoji baut.
In Japan haben Shoji eine große Tradition. Die lange Ausbildung zum Shojibauer trägt dem Rechnung. In Deutschland gibt es Schreiner und Tischler wie Sinios, die lokale Varianten nach hiesigen Herstellungsmethoden bauen. Sie brauchen vor allem Fingerspitzengefühl, Genauigkeit und Ausdauer. „Shoji sind leicht und stabil, funktional und optisch ansprechend. Diese gegensätzliche Mischung macht die Kunst so anziehend“, so Sinios.
Er selbst hatte einfach Lust, Papier als Material zu verwenden und zu zeigen, was damit im Wohnbereich möglich ist. Entgegen der vor allem in Deutschland noch verbreiteten Meinung, dass Masse, Preis und Funktionalität eine Einheit bilden, geht es im Innenausbau auch leichter – in jeder Hinsicht.
Zur Bespannung verwendet der Experte ganz klassisch Washi. Dieses japanische Papier aus Pflanzenfasern wie Maulbeerbaum, Hanf, Mitsumata (ein Seidenbastgewächs) und Gampi (eine Strauchart) ist sehr stabil. Meist wird es weiß belassen. „In den Achtzigerjahren wurde buntes Papier mehr nachgefragt. Da haben wir auch Shoji à la Mondrian gebaut“, erinnert sich Sinios.
Zur Bespannung verwendet der Experte ganz klassisch Washi. Dieses japanische Papier aus Pflanzenfasern wie Maulbeerbaum, Hanf, Mitsumata (ein Seidenbastgewächs) und Gampi (eine Strauchart) ist sehr stabil. Meist wird es weiß belassen. „In den Achtzigerjahren wurde buntes Papier mehr nachgefragt. Da haben wir auch Shoji à la Mondrian gebaut“, erinnert sich Sinios.
Pflege und Reinigung von Shoji
Washi ist dichter als gewebter Stoff, wodurch sich auch Staub weniger leicht ablagert. Womit gleich die Frage nach der Pflege von Shoji beantwortet werden kann: Sie müssen nicht, wie in Japan üblich, jedes Jahr neu bespannt werden. Das tut man dort traditionell zum Jahreswechsel, um böse Geister zu vertreiben.
„Im Grunde ist es mit Shoji wie mit jeder Wand. Manche Leute streichen alle drei Jahre, andere erst nach zwanzig. Shoji nach fünf Jahren zu erneuern, ist in Ordnung. Nach fünfundzwanzig Jahren aber auch“, erläutert der Experte.
Einzelne Felder können ausgebessert werden, wenn beim Gebrauch ein Loch eingerissen wurde. Hier zeigt sich, wie nachhaltig Shoji sind. Denn das Papier wird nur im beschädigten Feld entfernt, mit Stärkekleister wird neues Papier eingeklebt. Auch die Rollen, auf denen die Schiebeelemente laufen, können bei Verschleiß einzeln ausgewechselt werden.
Washi ist dichter als gewebter Stoff, wodurch sich auch Staub weniger leicht ablagert. Womit gleich die Frage nach der Pflege von Shoji beantwortet werden kann: Sie müssen nicht, wie in Japan üblich, jedes Jahr neu bespannt werden. Das tut man dort traditionell zum Jahreswechsel, um böse Geister zu vertreiben.
„Im Grunde ist es mit Shoji wie mit jeder Wand. Manche Leute streichen alle drei Jahre, andere erst nach zwanzig. Shoji nach fünf Jahren zu erneuern, ist in Ordnung. Nach fünfundzwanzig Jahren aber auch“, erläutert der Experte.
Einzelne Felder können ausgebessert werden, wenn beim Gebrauch ein Loch eingerissen wurde. Hier zeigt sich, wie nachhaltig Shoji sind. Denn das Papier wird nur im beschädigten Feld entfernt, mit Stärkekleister wird neues Papier eingeklebt. Auch die Rollen, auf denen die Schiebeelemente laufen, können bei Verschleiß einzeln ausgewechselt werden.
Einsatzbereiche für Shoji
Traditionell dienen Shoji als Sicht- und Sonnenschutz. In Japan ist das Licht intensiver als in Deutschland. Daher werden Shoji im japanischen Hausbau auch genutzt, um allzu grelles Licht aus den Wohnräumen fernzuhalten und ein weicheres Licht zu erzeugen. Zudem zeichnet sich die japanische Ästhetik durch eine besondere Zuneigung zum Halbdunkel und zum Schatten aus.
Traditionell dienen Shoji als Sicht- und Sonnenschutz. In Japan ist das Licht intensiver als in Deutschland. Daher werden Shoji im japanischen Hausbau auch genutzt, um allzu grelles Licht aus den Wohnräumen fernzuhalten und ein weicheres Licht zu erzeugen. Zudem zeichnet sich die japanische Ästhetik durch eine besondere Zuneigung zum Halbdunkel und zum Schatten aus.
„In Deutschland werden Shoji weniger als Sichtschutz in Fenster eingesetzt. Rund achtzig Prozent der Shoji hier sind Schranktüren“, so der Experte. Obwohl sie in Handarbeit hergestellt werden, sind sie günstiger als die vergleichsweise schweren Glasschiebetüren.
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Hierzulande laufen die Schiebeelemente meist nur über Rollen an Deckenschienen und nicht, wie traditionelle Shoji, in Holzschienen an Decke und Boden. Gerade in den Anfängen des Shojibaus in Deutschland stellte dies ein Problem dar, wie Sinios berichtet. Denn die gängigen Beschläge sind für schwere Türen etwa aus Glas oder Holz gemacht und nicht für die leichten, papierbespannten Shoji-Schiebetüren geeignet.
Durch ihre Funktion als Schranktüren sind Shoji stark beansprucht. Doch eine Shoji-Wand ist stabiler, als viele meinen. „Das Papier ist sehr fest und den alltäglichen Belastungen gewachsen“, erklärt der Shojibauer, der sein Washi-Papier direkt aus Japan importiert.
Durch ihre Funktion als Schranktüren sind Shoji stark beansprucht. Doch eine Shoji-Wand ist stabiler, als viele meinen. „Das Papier ist sehr fest und den alltäglichen Belastungen gewachsen“, erklärt der Shojibauer, der sein Washi-Papier direkt aus Japan importiert.
„In Japan sagt man, Shoji haben Augen, andere Wände haben Ohren“, zitiert Matthias Sinios. Zwar dringen Geräusche durch die dünnen Papierwände noch besser als durch Holz oder Stein. Doch mit dem Spruch ist etwas anderes gemeint: Das Shoji-Papier lässt Schattenspiele zu, bei jeder Tageszeit.
Auch in kleinen Räumen eignen sich die unaufdringlichen Shoji als Raumteiler. Wer sich an der Geräuschkulisse nicht stört, kann damit das Bad vom Schlafzimmer abtrennen. Aber auch ganze Lofts lassen sich so in variable Einheiten gliedern. Wer keine Shoji-Wand haben möchte: Es gibt auch Shoji-Lampen mit dem typischen Holzraster.
„Wir hatten mal einen Auftrag, bei dem wir ein auf Stelzen gebautes Haus mit Shoji ausgestattet haben. Eine lange Treppe führte in einen großen Raum, der durch die Shoji in bis zu sechs kleinere Räume unterteilt werden konnte“, erzählt Sinios.
Sein Traum ist es aber immer noch, einmal ein traditionelles japanisches Haus zu bauen – beständig und doch immer im Wandel begriffen.
Haben Sie Erfahrungen mit Shoji im Interior? Oder haben Sie sogar Shoji in Ihren Innenräumen? Zeigen Sie sie gerne in den Kommentaren.
„Wir hatten mal einen Auftrag, bei dem wir ein auf Stelzen gebautes Haus mit Shoji ausgestattet haben. Eine lange Treppe führte in einen großen Raum, der durch die Shoji in bis zu sechs kleinere Räume unterteilt werden konnte“, erzählt Sinios.
Sein Traum ist es aber immer noch, einmal ein traditionelles japanisches Haus zu bauen – beständig und doch immer im Wandel begriffen.
Haben Sie Erfahrungen mit Shoji im Interior? Oder haben Sie sogar Shoji in Ihren Innenräumen? Zeigen Sie sie gerne in den Kommentaren.
„In japanischen Tempeln umrahmen die sehr grafischen Shoji Ausblicke auf die Natur. Die beweglichen Wände können immer wieder einen neuen Ausschnitt auf die Landschaft preisgeben. Der Blick wird gelenkt, auf das Wesentliche konzentriert“, erläutert Matthias Sinios.