Stühle aus Käse & viel Farbe: Trends von der Mailänder Möbelmesse
Minimalismus ist out, Bauhaus allgegenwärtig und Nachhaltigkeit angekommen – die Highlights vom Salone del Mobile 2019
Die Mailänder Möbelmesse ist DAS Branchenevent der Interiordesign-Szene. Die Ausgabe 2019 präsentierte unzählige Neuinterpretationen des aktuellen Design-Zeitgeistes und gab einen Vorgeschmack auf die Veränderungen der Möbelindustrie. Zwei wesentliche Strömungen revolutionieren die Branche: Zum einen werden umweltfreundliche Materialien und nachhaltige Produktionsprozesse wichtiger wie auch sichtbarer und zum anderen, getreu dem Bauhaus-Lehrsatz „form follows function“, stehen neben der Optik vor allem die (Multi-)Funktionen von Möbeln im Fokus. Die Houzz-Redakteure haben aus der großen Vielfalt – über 2400 Aussteller aus 43 Ländern zeigten ihre Neuheiten – die wichtigsten Trends gefiltert.
Von links: Sessel „Egg“, „Swan“ und „Pot“ von Fritz Hansen
Innerhalb dieser Farbkategorien haben sich einzelne Farbtöne herauskristallisiert, was man bei den Neuheiten des dänischen Brands Fritz Hansen deutlich sehen kann. „Nachtblau und Senfgelb sind unsere Farben für dieses Jahr“, sagt dazu Kalina Kalarus, European Marketing Coordinator bei Fritz Hansen. „Wir haben sie sowohl für neue Produkte als auch für Wiederauflagen von Modellen aus der Vergangenheit verwendet.“
Innerhalb dieser Farbkategorien haben sich einzelne Farbtöne herauskristallisiert, was man bei den Neuheiten des dänischen Brands Fritz Hansen deutlich sehen kann. „Nachtblau und Senfgelb sind unsere Farben für dieses Jahr“, sagt dazu Kalina Kalarus, European Marketing Coordinator bei Fritz Hansen. „Wir haben sie sowohl für neue Produkte als auch für Wiederauflagen von Modellen aus der Vergangenheit verwendet.“
Bett: „Lovy Bed“ von Sergio Bicego für Bonaldo
Stuhl „Oslo“ von Anderssen & Voll für Muuto
Sofa „Taiki“ von Chiara Andreatti für Lema
Garderobe „Parentesi“ von Fabrice Berrux für Bonaldo
Dazu gesellen sich warme, erdige Farben von Ocker über Orange-Rot bis hin zu dunklem Rotbraun. Dies ist Teil eines größeren Trends hin zu wärmeren, gemütlicheren und mehr einladenden Innenräumen, welche kühle Interieurs mit neutralen Farben verdrängen. Solche hatten zuletzt über viele Jahre dominiert.
Dazu gesellen sich warme, erdige Farben von Ocker über Orange-Rot bis hin zu dunklem Rotbraun. Dies ist Teil eines größeren Trends hin zu wärmeren, gemütlicheren und mehr einladenden Innenräumen, welche kühle Interieurs mit neutralen Farben verdrängen. Solche hatten zuletzt über viele Jahre dominiert.
Wandsystem „LT40“ von David Lopez Quincoces für Lema
Sofa „Binario“ von Pinuccio Borgonovo für Flou
„Forest Green und Pinselstriche in Kürbisorange – das sind die Farben, die unsere Kollektion 2019 ausmachen“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung von Flou.
„Forest Green und Pinselstriche in Kürbisorange – das sind die Farben, die unsere Kollektion 2019 ausmachen“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung von Flou.
Sessel „Venus“ von Emmanuel Gallina für Porada
Die Besinnung zur Natur ist mit ein Grund dafür, dass Grün im Interieur so präsent ist. Der Einfluss des Natürlichen zog sich wie ein roter Faden durch die Mailänder Messeneuheiten und zeigte sich in Farben, Mustern sowie in nachhaltigen Materialien.
Die Besinnung zur Natur ist mit ein Grund dafür, dass Grün im Interieur so präsent ist. Der Einfluss des Natürlichen zog sich wie ein roter Faden durch die Mailänder Messeneuheiten und zeigte sich in Farben, Mustern sowie in nachhaltigen Materialien.
Stuhl „S Chair Brocade“ von Tom Dixon für Cappellini
3. Blumenmuster
Ebenfalls von der Natur inspiriert sind die vielen Blumenmuster auf neutralem oder mehrfarbigem Hintergrund. Blumen sind übrigens nicht bloß aktuell im Trend, sondern ein Dauerbrenner.
3. Blumenmuster
Ebenfalls von der Natur inspiriert sind die vielen Blumenmuster auf neutralem oder mehrfarbigem Hintergrund. Blumen sind übrigens nicht bloß aktuell im Trend, sondern ein Dauerbrenner.
Sofa „Josh“ von Edward Van Vliet für Moroso. Foto: Alessandro Paderni
Designer Edward Van Vliet erklärt, warum er sich von allen verfügbaren Gestaltungsmöglichkeiten bei den Polstern des „Josh“-Sofas für Blumen entschieden hat: „Die Stärke eines Blumenmusters liegt darin, dass es viele Farbfacetten zeigt und jedes monotone Möbelstück aufwertet.“
Designer Edward Van Vliet erklärt, warum er sich von allen verfügbaren Gestaltungsmöglichkeiten bei den Polstern des „Josh“-Sofas für Blumen entschieden hat: „Die Stärke eines Blumenmusters liegt darin, dass es viele Farbfacetten zeigt und jedes monotone Möbelstück aufwertet.“
Paravent „Mood“ von Lievore Altherr für Arper
4. Multifunktionalität
Ein weiterer Aspekt, der den Bauhaus-Geist des diesjährigen Salone zeigt, sind multifunktionale Wohngegenstände. Trennwände werden mobil, unterteilen Räume dort, wo es sinnvoll ist, und dienen zudem als Schallschutz. Ebenfalls gesehen: Möbel, die Lampen überflüssig machen, da sie selbst zur Lichtquelle werden, und somit die Gesamtzahl an Möbeln im Raum reduzieren.
4. Multifunktionalität
Ein weiterer Aspekt, der den Bauhaus-Geist des diesjährigen Salone zeigt, sind multifunktionale Wohngegenstände. Trennwände werden mobil, unterteilen Räume dort, wo es sinnvoll ist, und dienen zudem als Schallschutz. Ebenfalls gesehen: Möbel, die Lampen überflüssig machen, da sie selbst zur Lichtquelle werden, und somit die Gesamtzahl an Möbeln im Raum reduzieren.
Raumteiler „Swing“ von Ron Gilad für Magis
Bücherregal „Sailor“ von David Lopez Quincoces für Living Divani
5. Systemmöbel
Passend zum Multifunktionstrend sind die präsentierten modularen Möbel. Insbesondere Regale zeigen sich mit austauschbaren Elementen wie Regalböden, Schubladen und Fronten variabel. Auch Sitzmöglichkeiten lassen sich durch Hinzufügen oder Entfernen eines Elements verkleinern oder erweitern.
5. Systemmöbel
Passend zum Multifunktionstrend sind die präsentierten modularen Möbel. Insbesondere Regale zeigen sich mit austauschbaren Elementen wie Regalböden, Schubladen und Fronten variabel. Auch Sitzmöglichkeiten lassen sich durch Hinzufügen oder Entfernen eines Elements verkleinern oder erweitern.
Bücherregal „Syil“ von Gallotti & Radice
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„The Playful Living“-Projekt
6. Ein bewusster Ansatz
Nachhaltigkeit ist längst kein Werbespruch mehr, sondern Realität. Drei Beispiele im Rahmen des Designfestivals, das in Mailand parallel zum Salone stattfindet, haben uns überzeugt:
1. Das „The Playful Living“- Projekt. Es handelt sich um eine 150 Quadratmeter große Wohnung, die für einen veränderten Lebensstil konzipiert wurde. Ausgestattet mit multifunktionalen Möbeln, umweltfreundlichen Materialien (beispielsweise Stoffen aus recyceltem Kunststoff und FSC-zertifiziertem Holz) sowie ansprechenden Farben. „The Playful Living“ wurde in Zusammenarbeit mit CILAB entwickelt, dem Forschungslabor der Mailänder Polytechnischen Universität. Projektleiterin Marta Meda sagt: „Es ist ein Zuhause für die ganze Familie mit flexiblen Wohnräumen, in denen man mit kleinen Kindern leben und arbeiten kann. Vorrangig wurden natürliche Materialien verwendet. Außerdem haben wir Luftreiniger eingebaut, um die Luftqualität und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.“
6. Ein bewusster Ansatz
Nachhaltigkeit ist längst kein Werbespruch mehr, sondern Realität. Drei Beispiele im Rahmen des Designfestivals, das in Mailand parallel zum Salone stattfindet, haben uns überzeugt:
1. Das „The Playful Living“- Projekt. Es handelt sich um eine 150 Quadratmeter große Wohnung, die für einen veränderten Lebensstil konzipiert wurde. Ausgestattet mit multifunktionalen Möbeln, umweltfreundlichen Materialien (beispielsweise Stoffen aus recyceltem Kunststoff und FSC-zertifiziertem Holz) sowie ansprechenden Farben. „The Playful Living“ wurde in Zusammenarbeit mit CILAB entwickelt, dem Forschungslabor der Mailänder Polytechnischen Universität. Projektleiterin Marta Meda sagt: „Es ist ein Zuhause für die ganze Familie mit flexiblen Wohnräumen, in denen man mit kleinen Kindern leben und arbeiten kann. Vorrangig wurden natürliche Materialien verwendet. Außerdem haben wir Luftreiniger eingebaut, um die Luftqualität und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.“
Handgearbeiteter Sessel „Scandia Nett“ von Fjordfiesta. Foto: Trine Hisdal
Ein zweites Beispiel in punkto Nachhaltigkeit: die Produktschau „Join“ des skandinavischen Designteams Norwegian Presence, das 21 nachhaltige Projekte norwegischer Designer und Künstler vorstellte. Jannike Kråvik und Alessandro D’Orazio, Kuratoren der Ausstellung, über nachhaltiges Design: „Was ist wichtig beim Gestalten neuer Produkte? Neben der Ästhetik sollte das Objekt in Bezug auf Materialität und Haltbarkeit hochwertig sein.“ Die von ihnen ausgewählten Gegenstände sollten etwas zurückgeben – etwa durch Langlebigkeit, eine gute Abbaubarkeit oder ein nachhaltiges Produktionsverfahren.
Ein zweites Beispiel in punkto Nachhaltigkeit: die Produktschau „Join“ des skandinavischen Designteams Norwegian Presence, das 21 nachhaltige Projekte norwegischer Designer und Künstler vorstellte. Jannike Kråvik und Alessandro D’Orazio, Kuratoren der Ausstellung, über nachhaltiges Design: „Was ist wichtig beim Gestalten neuer Produkte? Neben der Ästhetik sollte das Objekt in Bezug auf Materialität und Haltbarkeit hochwertig sein.“ Die von ihnen ausgewählten Gegenstände sollten etwas zurückgeben – etwa durch Langlebigkeit, eine gute Abbaubarkeit oder ein nachhaltiges Produktionsverfahren.
Stuhl „Halo“ von Studio Philipp Hainke
Beispiel Nummer drei ist der Stuhl „Halo“, den Philipp Hainke für sein Forschungsprojekt Organico entwickelt hat. Der Sitz ist aus Hanf und Kasein hergestellt. Kasein ist ein Milchprotein, das zur Käseherstellung verwendet wird. „Halo“ gewann den zweiten Preis beim „Salone Satellite Awards“, der herausragende Arbeiten junger Designer auszeichnet.
Beispiel Nummer drei ist der Stuhl „Halo“, den Philipp Hainke für sein Forschungsprojekt Organico entwickelt hat. Der Sitz ist aus Hanf und Kasein hergestellt. Kasein ist ein Milchprotein, das zur Käseherstellung verwendet wird. „Halo“ gewann den zweiten Preis beim „Salone Satellite Awards“, der herausragende Arbeiten junger Designer auszeichnet.
Aufbewahrungsmöbel „Componibile“ aus Bioplastik von Anna Castelli Ferrieri für Kartell
7. Bioplastic auf dem Vormarsch
Zu den besonders bemerkenswerten nachhaltigen Materialien, die in diesem Jahr Thema waren, gehören Biokunststoffe oder Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Einige große Marke haben diese im Sortiment. Kartell hat den Biokunststoff von Bio-On in einer zu 100 Prozent aus natürlichen Materialien hergestellten Version seiner „Componibile“-Container verwendet. Der Biokunststoff wird von Bakterien gebildet, ist biologisch abbaubar und wird auch bereits für Lebensmittelverpackungen verwendet.
7. Bioplastic auf dem Vormarsch
Zu den besonders bemerkenswerten nachhaltigen Materialien, die in diesem Jahr Thema waren, gehören Biokunststoffe oder Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Einige große Marke haben diese im Sortiment. Kartell hat den Biokunststoff von Bio-On in einer zu 100 Prozent aus natürlichen Materialien hergestellten Version seiner „Componibile“-Container verwendet. Der Biokunststoff wird von Bakterien gebildet, ist biologisch abbaubar und wird auch bereits für Lebensmittelverpackungen verwendet.
Tisch „Smalto“ von Edward Barber und Jay Osgerby für Knoll
8. Neue Oberflächen
Besonderes Augenmerk wurde auf innovative Oberflächen gelegt. Wir entdeckten emaillierten Stahl auf Knolls „Smalto“-Tisch und bei „XGlass“-Dekor von Lago auf Glas gedruckte Holz-, Marmor- oder Stoffmuster. Zudem wurden Materialien in Möbeln verwendet, die normalerweise im Innenausbau üblich sind, darunter Betonstrukturen auf Tischen und Steinzeug sowie Harze in Bücherregalen.
8. Neue Oberflächen
Besonderes Augenmerk wurde auf innovative Oberflächen gelegt. Wir entdeckten emaillierten Stahl auf Knolls „Smalto“-Tisch und bei „XGlass“-Dekor von Lago auf Glas gedruckte Holz-, Marmor- oder Stoffmuster. Zudem wurden Materialien in Möbeln verwendet, die normalerweise im Innenausbau üblich sind, darunter Betonstrukturen auf Tischen und Steinzeug sowie Harze in Bücherregalen.
Schränke „Home Couture“ mit Türen aus XGlass von Lago
Hängeleuchte „Trypta“ mit schalldämpfenden Elementen von Stephen Burks für Luceplan
9. Beleuchtungskonzepte 2.0
Alle zwei Jahre findet parallel zum Salone del Mobile die Lichtmesse Euroluce statt. Und hier war in diesem Jahr zu erkennen: Auch die Beleuchtung dient nicht mehr nur als reiner Lichtspender, sondern wird als Quelle des Komforts präsentiert. So sahen wir Leuchten, die den Schall dämpfen, und intelligente Leuchten, bei denen die Lichttemperatur – von warm (soll beruhigend wirken) bis kühl (erhöht die Konzentrationsfähigkeit) – per App geregelt werden kann. Ebenso neu sind „Human Centric Lightning Systeme“, die Tageszeit, geografisch bedingte Faktoren sowie individuelle Bedürfnisse und Präferenzen der Bewohner berücksichtigen.
Fazit
Der Salone del Mobile 2019 lässt sich vielleicht mit den Worten des dänischen Designers Johannes Torpe zusammenfassen: „Trends in der Designindustrie, wie die in der Modebranche, ändern sich von Saison zu Saison. Aber ich denke, wenn es um Möbel geht, sollten wir uns für das Einfache entscheiden. Meine persönliche Meinung ist, dass die Form sich an den Anforderungen an Qualität und Haltbarkeit orientieren sollte.“
Welche Highlights haben Sie für sich in der Auswahl entdeckt? Wie finden Sie es, dass auch die Möbelbranche (endlich) mehr nachhaltige Produkte zeigt?
9. Beleuchtungskonzepte 2.0
Alle zwei Jahre findet parallel zum Salone del Mobile die Lichtmesse Euroluce statt. Und hier war in diesem Jahr zu erkennen: Auch die Beleuchtung dient nicht mehr nur als reiner Lichtspender, sondern wird als Quelle des Komforts präsentiert. So sahen wir Leuchten, die den Schall dämpfen, und intelligente Leuchten, bei denen die Lichttemperatur – von warm (soll beruhigend wirken) bis kühl (erhöht die Konzentrationsfähigkeit) – per App geregelt werden kann. Ebenso neu sind „Human Centric Lightning Systeme“, die Tageszeit, geografisch bedingte Faktoren sowie individuelle Bedürfnisse und Präferenzen der Bewohner berücksichtigen.
Fazit
Der Salone del Mobile 2019 lässt sich vielleicht mit den Worten des dänischen Designers Johannes Torpe zusammenfassen: „Trends in der Designindustrie, wie die in der Modebranche, ändern sich von Saison zu Saison. Aber ich denke, wenn es um Möbel geht, sollten wir uns für das Einfache entscheiden. Meine persönliche Meinung ist, dass die Form sich an den Anforderungen an Qualität und Haltbarkeit orientieren sollte.“
Welche Highlights haben Sie für sich in der Auswahl entdeckt? Wie finden Sie es, dass auch die Möbelbranche (endlich) mehr nachhaltige Produkte zeigt?
1. Adé Monotonie! Hallo Farbe und Geometrie
Gedämpfte Stimmungen, monotone Farbpaletten und Stücke aus einzelnen, durchgehenden Materialien weichen zugunsten der klaren Formensprache des Bauhausinterieurs. Was ebenfalls an den Bauhaus-Stil erinnert: Die Grundfarben Gelb, Rot und Blau werden mutig gemischt und kombiniert.