Alte Berliner Kiezkneipe wird zum coolen Loft
Wohnen in einer ehemaligen Kneipe? Ein Berliner Architekt zeigt, wie mit starken Materialien und guter Lichtplanung ein Zuhause entsteht
Zwanzig Jahre wurden in der Kneipe „Schluckspecht“ in Berlin-Friedenau Cocktails geschlürft, Billardkugeln geschoben und Kiezgespräche geführt – quasi eine echte Berliner Institution. Dann, irgendwann stand sie plötzlich zum Verkauf, mit einem Bild der denkmalgeschützten Fassade auf Immobilienscout. „Ich habe die Kneipe gleich erkannt“, erzählt Architekt Swen Burgheim. „Freunde von mir haben da früher gekellnert.“ Burgheim war da gerade auf der Suche nach einer passenden Immobilie für ein Paar aus München. „Eigentlich wollten sie eine Dachgeschosswohnung, preislich aber sind Wohnungen im Erdgeschoss oft deutlich günstiger. Und in den Räumlichkeiten sahen wir Potenzial“, so der Architekt. Also hieß es: unten statt oben. Nach der Entkernung der ehemaligen Kneipe wurde die Fläche in neue Zonen aufgeteilt, eine Zwischenetage eingezogen und ein interessantes Lichtkonzept entworfen. Statt Kneipencharme herrscht hier nun cooler Loft-Flair im Altbau.
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Paar Mitte 40
In: einer ehemaligen Kneipe in Berlin-Friedenau
Auf: 200 Quadratmetern, verteilt auf zwei Ebenen
Experte: Studio Swen Burgheim
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Paar Mitte 40
In: einer ehemaligen Kneipe in Berlin-Friedenau
Auf: 200 Quadratmetern, verteilt auf zwei Ebenen
Experte: Studio Swen Burgheim
VORHER: Die Kneipe „Schluckspecht“ war zwanzig Jahre lang eine typische Berliner Kneipe: urig, familiär, kiezig. Als sie vor zwei Jahren plötzlich zum Verkauf stand, entdeckte sie wohl genau der Richtige: „Ich habe ein paar Freunde, die dort früher gekellnert haben. Ich wusste um den Charme der großzügigen Fläche und schlug sie meinen Kunden direkt vor“, erzählt Architekt Swen Burgheim. Schon einen Tag nach der Besichtigung unterschrieb das Münchner Paar den Kaufvertrag – und Burgheim gab den Startschuss für die Entkernung. Umbaudauer: Sechs Monate.
NACHHER: „Eigentlich wollten die Bauherren eine Wohnung unterm Dach. Aber für die Kosten ist natürlich im Erdgeschoss viel mehr möglich. Als ich ihnen die Immobilie zeigte, waren sie gleich begeistert“, sagt Burgheim. Und dann hieß es: unten statt oben.
Die abgehängte Decke wurde entfernt, so dass der Raum heute 1,50 Meter mehr Luft nach oben hat und jetzt insgesamt 5,20 Meter hoch ist. Damit Licht auch tief in die Räume eindringen kann, wurden in das Mauerwerk zwischen Küche und Wohnzimmer alte Industriefenster eingesetzt. Wenn es beim Kochen dampft und spritzt, kann man die Küche dennoch durch neu eingesetzte Flügeltüren schließen. „Ich achte immer darauf, dass ich bei Renovierungen in der jeweiligen Zeit des Baus bleibe. Die Türen sind zwar neu eingesetzt, aber historische Originale“, so Burgheim.
Finden Sie hier einen Experten für Umbau und Sanierung
Die abgehängte Decke wurde entfernt, so dass der Raum heute 1,50 Meter mehr Luft nach oben hat und jetzt insgesamt 5,20 Meter hoch ist. Damit Licht auch tief in die Räume eindringen kann, wurden in das Mauerwerk zwischen Küche und Wohnzimmer alte Industriefenster eingesetzt. Wenn es beim Kochen dampft und spritzt, kann man die Küche dennoch durch neu eingesetzte Flügeltüren schließen. „Ich achte immer darauf, dass ich bei Renovierungen in der jeweiligen Zeit des Baus bleibe. Die Türen sind zwar neu eingesetzt, aber historische Originale“, so Burgheim.
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„Durch die vier Meter hohen Fenster kommt viel Licht hinein. Und wenn man am Esstisch sitzt, kann man abends sogar den Mond sehen.“
Die historischen Schaufensterrahmen aus Stahl ließ Burgheim freilegen und sandstrahlen. Davor setzte er neue Fenster und ließ die alten Rahmen passend zu den neuen Fenstern mit einer Pulverbeschichtung in Anthrazit färben. So harmonieren sie außerdem mit den alten Industriefenstern, die Burgheim zwischen Küche und Wohnzimmer eingesetzt hat.
Die historischen Schaufensterrahmen aus Stahl ließ Burgheim freilegen und sandstrahlen. Davor setzte er neue Fenster und ließ die alten Rahmen passend zu den neuen Fenstern mit einer Pulverbeschichtung in Anthrazit färben. So harmonieren sie außerdem mit den alten Industriefenstern, die Burgheim zwischen Küche und Wohnzimmer eingesetzt hat.
VORHER: „Die meisten Architekten gehen von außen nach innen – ich von innen nach außen. Ich möchte die Immobilie für die Leute gestalten, dabei überlegen, wie sie leben wollen. Kochen sie etwa gern, rücke ich die Küche in den Mittelpunkt, so wie in diesem Fall“, sagt Burgheim.
NACHHER: „Da das Paar keine Kinder hat, konnten wir bei der Gestaltung freier vorgehen und die Räume möglichst offen gestalten“, so Burgheim. Der vordere Bereich, also die Wohnküche, in die man auch gleich durch die Eingangstür gelangt, hat einen recht öffentlichen Charakter. Zwar grenzt er sich von der Straße durch einen für Friedenau typischen kleinen Vorgarten ab – wenn sie wollen, können Spaziergänger von außen aber Einblicke erhaschen.
Die Küche ist von Häcker, die Arbeitsplatte aus Beton ließ der Architekt anfertigen. Die Industrie-Regale stammen aus einer alten Schlosserei aus Brandenburg.
„Um die Kücheninsel herum haben wir uns für beschichteten Estrich entschieden. „Es ist verrückt, wie irre teuer das in Deutschland ist. Für einen Quadratmeter zahlt man hier 150 Euro, in Kapstadt zum Beispiel, wo beschichteter Estrichboden gang und gäbe ist, nur 15. Es ist wie Gold gießen“, lacht Burgheim.
Durch eine originale Bunkertür neben dem Regal, weiß lackiert, gelangt man in eine kleine Speisekammer.
„Um die Kücheninsel herum haben wir uns für beschichteten Estrich entschieden. „Es ist verrückt, wie irre teuer das in Deutschland ist. Für einen Quadratmeter zahlt man hier 150 Euro, in Kapstadt zum Beispiel, wo beschichteter Estrichboden gang und gäbe ist, nur 15. Es ist wie Gold gießen“, lacht Burgheim.
Durch eine originale Bunkertür neben dem Regal, weiß lackiert, gelangt man in eine kleine Speisekammer.
Im Essbereich und dem Rest des Erdgeschosses wurden weiß geölte Eichendielen verlegt.
Der Esstisch ist ein Entwurf von Burgheim aus alten Industrieböcken und einer Eichenplatte. „Früher habe ich die meisten Sachen auch noch selbst geschreinert. Mittlerweile arbeite ich aber da mit einem sehr guten Schreinermeister zusammen.“ Die Stühle sind ein Sammelsurium aus alten Industriestühlen und Designklassikern der Moderne, wie dem „Eames Plastic Armchair“ oder „Panton Chair“ (beides Vitra).
Der Esstisch ist ein Entwurf von Burgheim aus alten Industrieböcken und einer Eichenplatte. „Früher habe ich die meisten Sachen auch noch selbst geschreinert. Mittlerweile arbeite ich aber da mit einem sehr guten Schreinermeister zusammen.“ Die Stühle sind ein Sammelsurium aus alten Industriestühlen und Designklassikern der Moderne, wie dem „Eames Plastic Armchair“ oder „Panton Chair“ (beides Vitra).
Wichtig war Burgheim und dem Bauherrenpaar ein gutes Lichtkonzept, auch am Abend. Über der Kücheninsel hängt an Ketten eine Leuchtenkonstruktion aus Ilu-Stahl und Röhren mit klarer Abdeckung, die der Architekt selbst entworfen hat. „Da haben wir geschwitzt, als der Elektriker zur Aufhängung die wackelige Leiter auf den Küchentresen gestellt hat“, lacht Burgheim. Den Esstisch rücken zwei originale Industrieleuchten aus DDR-Zeiten ins rechte Licht.
Im Hintergrund sieht man die Glasbausteine des Badezimmers (dazu gleich mehr), die warmes, indirektes Badezimmerlicht zum Wohnzimmer hin abgeben.
Im Hintergrund sieht man die Glasbausteine des Badezimmers (dazu gleich mehr), die warmes, indirektes Badezimmerlicht zum Wohnzimmer hin abgeben.
VORHER: Um das offen an die Küche angrenzende Wohnzimmer luftiger zu gestalten, ließ Burgheim auch hier die abgehängte Decke entfernen.
NACHHER: Die zweite Ebene schenkte dem Loft noch ein paar Quadratmeter und einen abgesonderten Arbeitsplatz. „Insgesamt wohnt das Paar nun auf 200 Quadratmetern“, sagt Burgheim. Die Glasbrüstung der Galerie lässt das Obergeschoss leicht erscheinen und bringt weiterhin genügend Licht ins Wohnzimmer.
Die Treppe zur Galerie mit integrierter Staufläche besteht aus MDF-Platten, die Trittflächen aus Eiche. Die Schränke darunter lassen sich per Tip-on öffnen. Neben Kleinigkeiten wird hier auch die Gas-Warmwassertherme geschickt versteckt.
Die neu eingezogene Galerie wird von unten durch Deckenspots in Szene gesetzt. Die gestapelten Holzscheite dienen nicht nur dekorativen Zwecken: Um den hohen Raum an kalten Tagen warm zu bekommen, ergänzt der Ofen eines Schweizer Herstellers die Heizung. „Ein Must-have für die Bewohner“, sagt der Architekt.
Die beiden Türen unter der Treppe führen in die Gästetoilette und den Hauswirtschaftsraum. Die Türen sind noch die alten aus der Kneipe und wurden in einem warmen Grau lackiert. Dass bei einer Renovierung nicht immer alles glatt läuft, beweist auch dieser Umbau: „Der Boden in diesem hinteren Bereich ist uns einfach runtergebrochen. Der Boden in den Kneipentoiletten war nicht richtig abgedichtet, und durch jahrelange Feuchtigkeit sind mehrere Stahlträger durchgerostet“, so Burgheim. „Glücklicherweise ist das nicht passiert, als noch Kneipengäste die Toilette benutzt haben.“
Die Treppenschlucht rechts führt ins Schlafzimmer mit En-Suite-Bad. Von außen führt noch eine Treppe in den Keller hinab, in dem sich ein Werkraum befindet.
Die Treppenschlucht rechts führt ins Schlafzimmer mit En-Suite-Bad. Von außen führt noch eine Treppe in den Keller hinab, in dem sich ein Werkraum befindet.
Oben wünschten es sich die Eigentümer gemütlicher. „Die stilistisch andere Gestaltung des Schlafzimmers und Bades verdeutlicht die Zonierung des Lofts in private und öffentlichere Räume“, so Burgheim. Die Eichendielen erhielten einen warm-weißen Anstrich, und auch die Möbel besitzen einen ländlich-lieblichen Charakter.
Neben dem Vorgarten verfügt das Loft über einen kleinen Balkon mit Blick in den begrünten Innenhof. Außerdem gehören 80 Quadratmeter dieses Hinterhofgartens zur Wohnung.
Ihre Kleidung können die beiden in der alten Bauernkommode oder einem großen Schrank (nicht im Bild) aufbewahren.
Ihre Kleidung können die beiden in der alten Bauernkommode oder einem großen Schrank (nicht im Bild) aufbewahren.
VORHER: Der Bereich, in dem sich jetzt das Badezimmer befindet, wurde im Zuge des Umbaus um 1,30 Meter vorgesetzt und schließt nun wandbündig ab.
NACHHER: „Wir wollten jedoch keine Mauer hochziehen, da sonst ins Bad und in den Wohnraum weniger Licht gekommen wäre“, sagt Burgheim. Stattdessen wurden Glasbausteine eingesetzt, die Licht durchlassen und gleichzeitig Sichtschutz bieten. „Und nachts, wenn das Bad beleuchtet ist, dienen sie als indirekte Beleuchtung“, so der Architekt.
Am Boden wurden ebenfalls Eichendielen verlegt, die hier zusätzlich mit wasserfestem weißen Lack versiegelt wurden. Der von Burgheim entworfene Waschtisch wurde maßgeschreinert und mit einem Aufsatzwaschbecken ausgestattet; die Wände und die bodengleiche Dusche mit fugenlosem Betonputz versehen.
Licht statt dicht: 11 Projekte mit Glasbausteinen >>>
Am Boden wurden ebenfalls Eichendielen verlegt, die hier zusätzlich mit wasserfestem weißen Lack versiegelt wurden. Der von Burgheim entworfene Waschtisch wurde maßgeschreinert und mit einem Aufsatzwaschbecken ausgestattet; die Wände und die bodengleiche Dusche mit fugenlosem Betonputz versehen.
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Der Zauber der Verwandlung: Vorher/Nachher-Geschichten im Magazin von Houzz >>>
Wie finden Sie diesen Umbau? Haben Sie selbst ein spannendes Vorher/Nachher-Beispiel? Zeigen Sie es uns in den Kommentaren!
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