Architektur
Bauwissen: Ungebaut und doch so wirkungsvoll
Der virtuelle Rundgang durch ein Hausprojekt in der Colorado-Wüste Kaliforniens zeigt: Es lohnt sich, radikal auf die Umgebung einzugehen
Grundsätzlich betrachtet sind unsere Wohnungen nichts anderes als praktische Behälter für den täglichen Gebrauch. Sie enthalten eine Ansammlung von Gegenständen, die definieren, wer wir sind und auf welche Weise wir mit der Umwelt in Kontakt treten. Das liegt an den Prioritäten im Hausbau; meistens stehen funktionale Aspekte im Vordergrund.
Aber was wäre, wenn es bei der Gestaltung einer Behausung nicht darum ginge, immer nur rationale Lösungen für funktionale Bedürfnisse zu finden? Stattdessen könnte sich das Konzept eines Hauses ja auch nach dem speziellen Charakter des Standortes richten. Wie wäre es, wenn alle Rückzugsorte, die Wohnräume und sogar das Badezimmer so angelegt wären, dass sie einer höheren Ordnung folgen?
Das Ergebnis solcher Überlegungen finden Sie im folgenden Entwurf.
Aber was wäre, wenn es bei der Gestaltung einer Behausung nicht darum ginge, immer nur rationale Lösungen für funktionale Bedürfnisse zu finden? Stattdessen könnte sich das Konzept eines Hauses ja auch nach dem speziellen Charakter des Standortes richten. Wie wäre es, wenn alle Rückzugsorte, die Wohnräume und sogar das Badezimmer so angelegt wären, dass sie einer höheren Ordnung folgen?
Das Ergebnis solcher Überlegungen finden Sie im folgenden Entwurf.
Aber die äußere Erscheinung kann täuschen: Hinter den einfachen Formen verbergen sich vielschichtige räumliche Erfahrungen. Vier geheimnisvolle Türme mit unterschiedlichen Ausrichtungen bilden die Eckpunkte der Anlage. Im Parterre sind sie durch die Hauptwohnfläche locker miteinander verbunden.
Die vier Wachtposten ragen aus der flachen, schattenlosen Landschaft und setzen in der natürlichen Umgebung ein deutliches Zeichen. In jedem der Türme befindet sich ein Schlafzimmer, dessen Lage einerseits einen Ausblick ermöglicht und andererseits für Schatten im Erdgeschoss sorgt. Auf diese Weise entsteht eine Art Oase.
Die vier Wachtposten ragen aus der flachen, schattenlosen Landschaft und setzen in der natürlichen Umgebung ein deutliches Zeichen. In jedem der Türme befindet sich ein Schlafzimmer, dessen Lage einerseits einen Ausblick ermöglicht und andererseits für Schatten im Erdgeschoss sorgt. Auf diese Weise entsteht eine Art Oase.
Indem er zwischen Massivität und Leere, zwischen Offenheit und Geschlossenheit vermittelt, gestaltet der Architekt mit den einfachsten Gebäudeteilen – Fußboden, Dach, Wand und Fenster – urwüchsige Formen. Mit ihnen setzt er die Erfahrung der Bewohner machtvollen Einflüssen aus. Das Wohnzimmer, das hier zu sehen ist, wird von zwei angewinkelten Wänden begrenzt und ist nach Südwesten ausgerichtet. Der Bildausschnitt, der sich durch die Winkel der Wände ergibt, entspricht dem menschlichen Sichtfeld (ungefähr 60 Grad). Der Innenraum verbindet sich auf diese Weise mit der Außenwelt, die in einem breiten Panoramablick erfahrbar wird.
Indem er die Wände anwinkelt, verlängert der Architekt die Zeit, in der direktes Tageslicht ins Zimmer fällt. Außerdem deutet er auf diese Weise an, dass bei der Gestaltung größere Kräfte das Sagen hatten. Mit dem üblichen rechtwinkligen Grundriss hätte er diese Beziehung zwischen Innen und Außen nicht herstellen können. Der Winkel zusammen mit dem starken Kontrast zwischen den fensterlosen Wänden und der von hellem Sonnenlicht gebleichten Landschaft lenken den Blick nach außen.
Indem er die Wände anwinkelt, verlängert der Architekt die Zeit, in der direktes Tageslicht ins Zimmer fällt. Außerdem deutet er auf diese Weise an, dass bei der Gestaltung größere Kräfte das Sagen hatten. Mit dem üblichen rechtwinkligen Grundriss hätte er diese Beziehung zwischen Innen und Außen nicht herstellen können. Der Winkel zusammen mit dem starken Kontrast zwischen den fensterlosen Wänden und der von hellem Sonnenlicht gebleichten Landschaft lenken den Blick nach außen.
Zwischen den Türmen befinden sich die öffentlicheren Räume: Küche, Ess- und Wohnzimmer, Veranda und Eingangsbereich. Dieses Areal, das knapp über dem Bodenniveau liegt, ist der durchlässigste Gebäudeteil. Zwischen dem schwebenden Dach und dem ebenen Fußboden entsteht ein Raum, der etwas Vorläufiges hat – fast so, als hätte man sein Lager unter einer Zeltplane aufgeschlagen. Dieser Aufbau soll es den Bewohnern möglich machen, das Auf und Ab der Wüstenwinde mitzuerleben, Stürme und die Nachtluft auf sich wirken zu lassen.
Die herkömmlichen Konzepte von Abgrenzung, Privatheit und Schutz werden vermieden, die Verbindung zur Landschaft intensiviert. Es entsteht Reibung zwischen der baulichen Struktur, ihren Benutzern und der Umwelt. Alle sind auf ihre Weise verwundbar.
Die herkömmlichen Konzepte von Abgrenzung, Privatheit und Schutz werden vermieden, die Verbindung zur Landschaft intensiviert. Es entsteht Reibung zwischen der baulichen Struktur, ihren Benutzern und der Umwelt. Alle sind auf ihre Weise verwundbar.
Die Wohnräume im Erdgeschoss sind hauptsächlich von Glasfassaden begrenzt. Die massiven Turmfronten und die Dachflächen gestalten den Einfall des Sonnenlichts. Scharfe Schatten markieren die Tageszeiten im Innenraum, ihre Bewegung durch den Raum, gemeinsam mit den verschiedenen Farben des Tageslichts, verändert kontinuierlich die Atmosphäre im Inneren.
Indem die verstreichende Zeit auf diese Weise buchstäblich durch den Raum schreitet, haben die Bewohner an den zyklischen Rhythmen der Umgebung teil. In dieser ausdrucksstarken Geste kommen tiefere Gedanken über den Ort zum Ausdruck. Mich spricht der ehrerbietige Umgang mit der Landschaft sehr an. Das Projekt reagiert auf seine Umgebung, statt sie sich zu unterwerfen.
Indem die verstreichende Zeit auf diese Weise buchstäblich durch den Raum schreitet, haben die Bewohner an den zyklischen Rhythmen der Umgebung teil. In dieser ausdrucksstarken Geste kommen tiefere Gedanken über den Ort zum Ausdruck. Mich spricht der ehrerbietige Umgang mit der Landschaft sehr an. Das Projekt reagiert auf seine Umgebung, statt sie sich zu unterwerfen.
Jeder der Türme trägt einen Namen – nicht den des Bewohners, der hier sein Schlafzimmer hat, sondern einen Namen, der seine Lage und Ausrichtung bezeichnet. Hier sehen wir das Schlafzimmer im Sonnenaufgangsturm, dessen horizontales Schlitzfenster nach Osten ausgerichtet ist. Daneben gibt es den Bergturm, aus dessen Schlafzimmer eine Bergkette im Süden zu sehen ist; den Stadtlandschafts-Turm, der auf die Lichter der westlich gelegenen Stadt blickt ist, und den Himmelsturm – in ihm ist das Dach durch eine Glasplatte ersetzt, die den Blick auf den Kosmos freigibt.
Die Türme sind ungefähr gleich groß und beherbergen jeweils nicht mehr als ein Bett. Den Sinnen fehlt die übliche Fülle der Wahrnehmungen, und diese Reduktion führt zu einer meditativen, mönchischen Erfahrung. Sie fordert stille Besinnung ein. Tiefere Verbindungen zu bestimmten Orten sind nur möglich, wenn wir uns bewusst von der routinierten Alltagserfahrung abwenden.
Auf Reisen fühlen wir uns manchmal ähnlich. Wenn wir die bekannte Umwelt hinter uns lassen, werden wir sensibler und offener für neue Erfahrungen. Daraus entstehen eindrucksvolle, bleibende Erinnerungen.
Auf Reisen fühlen wir uns manchmal ähnlich. Wenn wir die bekannte Umwelt hinter uns lassen, werden wir sensibler und offener für neue Erfahrungen. Daraus entstehen eindrucksvolle, bleibende Erinnerungen.
Das Betreten jedes Turmes ist ein eindrückliches, vom Architekten sorgfältig geplantes Erlebnis. In den Himmelsturm und den Bergturm gelangt man über zweiläufige Treppen in verschiedenen Ausführungen, die den dazwischenliegenden Raum überbrücken. Der Stadtlandschafts-Turm ist durch eine Wendeltreppe erschlossen, und der Sonnenaufgangsturm über die Leiter, die auf diesem Bild zu sehen ist.
Die Bewegung nach Oben wird auf diese Weise zu etwas Feierlichem. So verstärkt sich die gefühlte Distanz der Schlafzimmer von den anderen Räumen und der Erde. Für jedes Schlafzimmer entstehen eigene Morgen- und Abendrituale. Ins Bett zu gehen und aufzustehen wird zu einem besonderen, zeremoniellen Erlebnis. Wir haben es hier nicht mit Räumen zu tun, die einfach zusammengestellt wurden und zur Verfügung stehen. Vielmehr bergen sie überraschende Erfahrungen.
Die vier Schlafzimmer wurden so gestaltet, dass es keinen hierarchischen Unterschied zwischen Hauptschlafzimmer und Gästezimmer oder Kinderzimmer gibt. Jeder soll sie einfach nach Lust und Laune benutzen können.
Die Bewegung nach Oben wird auf diese Weise zu etwas Feierlichem. So verstärkt sich die gefühlte Distanz der Schlafzimmer von den anderen Räumen und der Erde. Für jedes Schlafzimmer entstehen eigene Morgen- und Abendrituale. Ins Bett zu gehen und aufzustehen wird zu einem besonderen, zeremoniellen Erlebnis. Wir haben es hier nicht mit Räumen zu tun, die einfach zusammengestellt wurden und zur Verfügung stehen. Vielmehr bergen sie überraschende Erfahrungen.
Die vier Schlafzimmer wurden so gestaltet, dass es keinen hierarchischen Unterschied zwischen Hauptschlafzimmer und Gästezimmer oder Kinderzimmer gibt. Jeder soll sie einfach nach Lust und Laune benutzen können.
Die Fassaden des Gebäudes sind in strahlendem Weiß gerendert. Sie bilden die Leinwand, auf der die unzähligen Facetten des Sonnenlichts sichtbar werden, vom warmen, einladenden Morgenlicht über die grelle, erbarmungslose Mittagssonne bis zum entspannenden, besinnlichen Licht des frühen Abends.
Die Blicke aus den Innenräumen nach außen sind klar eingefasst, wie man hier in den behutsam platzierten Öffnungen der Außenfassaden sehen kann.
Die Blicke aus den Innenräumen nach außen sind klar eingefasst, wie man hier in den behutsam platzierten Öffnungen der Außenfassaden sehen kann.
Für mich machen gelungene Architekturprojekte immer verborgene und vernachlässigte Aspekte unserer Welt sichtbar: das Verstreichen der Zeit, den Wandel der Jahreszeiten, das Wetter. Sie fangen den Wind ein, erzeugen Dunkelheit und nutzen das natürliche Licht. Jeder dieser Aspekte schwingt in Edward Ogostas Projekt mit.
Sicher, es ist ein Entwurf.
Vielleicht wird es auch einer bleiben. Eine Sammlung von Ideen im digitalen Raum, auf dem Papier und in der Vorstellung. Ein Traum.
Aber vielleicht passiert mit den Überlegungen und Ideen, die hier über den Ort und seine tieferen Zusammenhänge entwickelt wurden, auch etwas anderes. Vielleicht erwachen sie in Ihren Projekten und in Ihrem Handeln zum Leben.
Architekturvisionen und gebaute Preziosen: Weitere Artikel über Architekturtrends, Hintergrundwissen und realisierte Bauprojekte auf Houzz >>>
Sicher, es ist ein Entwurf.
Vielleicht wird es auch einer bleiben. Eine Sammlung von Ideen im digitalen Raum, auf dem Papier und in der Vorstellung. Ein Traum.
Aber vielleicht passiert mit den Überlegungen und Ideen, die hier über den Ort und seine tieferen Zusammenhänge entwickelt wurden, auch etwas anderes. Vielleicht erwachen sie in Ihren Projekten und in Ihrem Handeln zum Leben.
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Auf dieser Abbildung sieht man, sich das Haus als einfache, minimalistische Komposition geradlinig in eine karge Landschaft fügt.