Architektur
Total verkorkst: Ein Haus mit Korkfassade und Stampfbeton-Wänden
Trotz strenger Auflagen: Dieser Bau maximiert die Wohnfläche, punktet mit Naturmaterialien und ist fast energieautark
Kork kennen wir im Interior als warmes, natürliches Material für Bodenbeläge oder Wandverkleidungen. Dass es sich auch für Außenfassaden eignet, zeigt das Architektenduo Andreas Reeg und Marc Dufour-Feronce mit diesem Wohnhaus in Berlin. Mit einer cleveren Split-Level-Bauweise konnten die Experten außerdem den Baubehörden ein Schnippchen schlagen.
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine dreiköpfige Familie
Auf: ungefähr 250 Quadratmetern
In: Berlin-Staaken
Experten: Andreas Reeg und Marc Dufour-Feronce von rundzwei Architekten
Fotos: Gui Rebelo, rundzwei Architekten
Auf einen Blick
Hier wohnt: eine dreiköpfige Familie
Auf: ungefähr 250 Quadratmetern
In: Berlin-Staaken
Experten: Andreas Reeg und Marc Dufour-Feronce von rundzwei Architekten
Fotos: Gui Rebelo, rundzwei Architekten
Herausforderung und Planung
Durch eine geschickte Anordnung der Teilflächen gelang es ihnen, die baulichen Vorgaben einzuhalten und trotzdem insgesamt 250 Quadratmeter Wohnfläche entstehen zu lassen. Die Lösung lag in der Staffelung der Räume. Sie verteilen sich um ein zentrales, atriumartiges Treppenhaus auf jeweils eigenen Ebenen.
Durch eine geschickte Anordnung der Teilflächen gelang es ihnen, die baulichen Vorgaben einzuhalten und trotzdem insgesamt 250 Quadratmeter Wohnfläche entstehen zu lassen. Die Lösung lag in der Staffelung der Räume. Sie verteilen sich um ein zentrales, atriumartiges Treppenhaus auf jeweils eigenen Ebenen.
Bis hin zur Geländeoberkante gelten die unteren Ebenen per Definition nicht als Vollgeschoss, sondern als Keller. Das ist auch in diesem Fall so, obwohl die Wände bis zu 2,60 Meter aus dem Boden herausragen. Oberhalb der Geländeoberkante umschließt ein Glasfassadenband fast das gesamte Gebäude und versorgt das Erdgeschoss mit viel Licht und Transparenz. Außerdem sorgt es optisch für zusätzliche Fläche.
Beim Blick durch das Treppenhaus fallen die weißen Geländerstangen ins Auge. Sie verbinden die massiven Treppenstufen aus Brettschichtholz.
Materialkonzept
Ihr Gebäude mit seinem modernen Antlitz bezeichnen Reeg und Dufour-Feronce liebevoll als „Korkenzieherhaus“, wie sie berichten: „Der Name entstand natürlich aus der spiralförmigen Anordnung der Räume und der Fassadenverkleidung mit Kork. „Wir bieten Nachhaltigkeit mit hohem Designanspruch und wollen weg vom klassischen Lehmbauernhof oder der Holz-Almhütte. Die Korkfassade hat uns sehr viel Spaß gemacht, weil die Korkplatten mit jedem gängigen Holzwerkzeug bearbeitet werden können. So konnten wir sogar sehr genaue Ausschnitte und Anpassungen an Traufkanten und Fenstern realisieren“, erklärt Reeg. Auf das Material wurden die Architekten aufmerksam, weil die Bauherrin den Wunsch nach Geräuschdämmung hatte. Kork hat unter anderem die Eigenschaft, Tropfgeräusche bei Regen zu absorbieren.
Ihr Gebäude mit seinem modernen Antlitz bezeichnen Reeg und Dufour-Feronce liebevoll als „Korkenzieherhaus“, wie sie berichten: „Der Name entstand natürlich aus der spiralförmigen Anordnung der Räume und der Fassadenverkleidung mit Kork. „Wir bieten Nachhaltigkeit mit hohem Designanspruch und wollen weg vom klassischen Lehmbauernhof oder der Holz-Almhütte. Die Korkfassade hat uns sehr viel Spaß gemacht, weil die Korkplatten mit jedem gängigen Holzwerkzeug bearbeitet werden können. So konnten wir sogar sehr genaue Ausschnitte und Anpassungen an Traufkanten und Fenstern realisieren“, erklärt Reeg. Auf das Material wurden die Architekten aufmerksam, weil die Bauherrin den Wunsch nach Geräuschdämmung hatte. Kork hat unter anderem die Eigenschaft, Tropfgeräusche bei Regen zu absorbieren.
Fündig wurden die Experten schließlich in Portugal, wo Korkgranulat als Abfallprodukt der dortigen Flaschenkorken-Produktion zu Fassadenplatten verarbeitet wird. „Die Platten werden aus der Rinde der Korkeiche gewonnen. Unter Druck und Hitze tritt das korkeigene Harz aus, das die Verbindung der Korkgranulate untereinander herstellt. Kork ist von Natur aus schimmel- und schädlingsresistent und hat zudem hohe Dämmwerte. Es eignete sich also hervorragend für unser nachhaltiges Projekt“, so Reeg.
Und wer auf natürliche Baumaterialien setzt, setzt auch auf natürliche Belüftung. So wurde beim Bau des Korkenzieher-Hauses auf Kleber und Bauschaum verzichtet. „Neben den dämmenden Korkplatten haben wir Holzfaser- und Zellulose-Dämmstoffe verwendet“, ergänzt der Architekt.
Und wer auf natürliche Baumaterialien setzt, setzt auch auf natürliche Belüftung. So wurde beim Bau des Korkenzieher-Hauses auf Kleber und Bauschaum verzichtet. „Neben den dämmenden Korkplatten haben wir Holzfaser- und Zellulose-Dämmstoffe verwendet“, ergänzt der Architekt.
Klingelschild und Türbeschlag sind in die Korkfassade eingearbeitet. Die gesamten Fassaden des Hauses, wie auch die Dachflächen (mit Ausnahme der Bereiche mit Solarpaneelen) wurden mit den Korkplatten verkleidet.
Gestaltung
Die Architekten entschieden sich für sehr einfache Geometrien und Oberflächen, um die komplexe räumliche Anordnung optisch auszugleichen. „Daher sind hier sehr einfache und homogene Materialien und Flächen zum Einsatz gekommen“, so Reeg.
Im Sockelbereich unterhalb der Geländeoberfläche des Grundstücks bestehen die Wände aus Stampfbeton. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Betonart, die lange in Vergessenheit geraten war und seit einiger Zeit eine Renaissance erlebt. Der Beton wird dabei schichtweise mit Druckstößen verstärkt – ein Verfahren, das sich ursprünglich vom Lehmstampfen ableitete und dem Material eine raue, körnige Oberfläche verleiht: „Der Sockel sollte wie ausgegraben wirken“, erläutert der Architekt. Das offene Badezimmer im unteren Wohnbereich profitiert ebenfalls von den roh belassenen Wänden, die hier mit einem Estrichboden und weißen Einbauschränken ergänzt wurden.
Die Architekten entschieden sich für sehr einfache Geometrien und Oberflächen, um die komplexe räumliche Anordnung optisch auszugleichen. „Daher sind hier sehr einfache und homogene Materialien und Flächen zum Einsatz gekommen“, so Reeg.
Im Sockelbereich unterhalb der Geländeoberfläche des Grundstücks bestehen die Wände aus Stampfbeton. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Betonart, die lange in Vergessenheit geraten war und seit einiger Zeit eine Renaissance erlebt. Der Beton wird dabei schichtweise mit Druckstößen verstärkt – ein Verfahren, das sich ursprünglich vom Lehmstampfen ableitete und dem Material eine raue, körnige Oberfläche verleiht: „Der Sockel sollte wie ausgegraben wirken“, erläutert der Architekt. Das offene Badezimmer im unteren Wohnbereich profitiert ebenfalls von den roh belassenen Wänden, die hier mit einem Estrichboden und weißen Einbauschränken ergänzt wurden.
Im Gebäudesockel verbinden sich zwei großzügige Ebenen für Wohnzimmer und Küche miteinander. An sie schließt sich der Schlafbereich an, der einen Zugang zum außenliegenden Pool bietet. Von Betonwänden eingefasst, ist er vor unerwünschten Einblicken aus der Nachbarschaft geschützt. Das Becken ist mit einer Gegenstromanlage ausgestattet, die eine kräftige Wasserströmung erzeugt und damit eine sportliche Herausforderungen bietet.
Innenräume
Die in den Wohnräumen eingesetzten Oberflächen absorbieren Feuchtigkeit und sorgen für ein natürliches Raumklima. Das Haus kommt außerdem ohne Lüftungsanlage aus. „Von der Geländeoberkante aufwärts sind die Böden aus einem Holzpflaster, während Wände und Decken mit Gipsfaserplatten aus recycelten Papierfasern, Wasser und Gips verkleidet sind. Alle Oberflächen sind mit diffusionsoffenen Ölen oder Anstrichen versehen“, erklärt Reeg.
Die in den Wohnräumen eingesetzten Oberflächen absorbieren Feuchtigkeit und sorgen für ein natürliches Raumklima. Das Haus kommt außerdem ohne Lüftungsanlage aus. „Von der Geländeoberkante aufwärts sind die Böden aus einem Holzpflaster, während Wände und Decken mit Gipsfaserplatten aus recycelten Papierfasern, Wasser und Gips verkleidet sind. Alle Oberflächen sind mit diffusionsoffenen Ölen oder Anstrichen versehen“, erklärt Reeg.
Oberhalb des Gebäudesockels verteilen sich die kleineren Räume auf verschiedene Ebenen. Auch sie sind teilweise miteinander verbunden und können doch separat genutzt werden. „Die vielen Geschossversprünge haben allerdings nicht nur uns selbst, sondern auch die Handwerker zeitweise zur Verzweiflung gebracht“, erinnert sich der Architekt.
„Die Innenräume sind ein Resultat aus der spiralförmigen Anordnung zur Flächenmaximierung. Wir haben unser besonderes Augenmerk darauf gelegt, die Kommunikation im Haus zu fördern: Es gibt immer wieder Innenfenster oder offene Räume, die direkt mit der Wohnfläche im Unter- und Erdgeschoss verbunden sind“, erläutert er.
„Die Innenräume sind ein Resultat aus der spiralförmigen Anordnung zur Flächenmaximierung. Wir haben unser besonderes Augenmerk darauf gelegt, die Kommunikation im Haus zu fördern: Es gibt immer wieder Innenfenster oder offene Räume, die direkt mit der Wohnfläche im Unter- und Erdgeschoss verbunden sind“, erläutert er.
Energiekonzept
„Das Gebäude ist hoch gedämmt. Ein Heiz- und Schichtenspeichersystem kombiniert Solarthermie, Gasbrennwerttherme und Kaminabwärme. Es gibt Wand- und Bodenheizflächen, und auch die Gebäudemasse wird zur Erwärmung genutzt – man spricht hier von thermischer Bauteilaktivierung. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage mit Speicher, die das Haus mit Strom versorgt. Diese Maßnahmen summieren sich und machen den Bau fast komplett energieautark“, so Reeg.
„Das Gebäude ist hoch gedämmt. Ein Heiz- und Schichtenspeichersystem kombiniert Solarthermie, Gasbrennwerttherme und Kaminabwärme. Es gibt Wand- und Bodenheizflächen, und auch die Gebäudemasse wird zur Erwärmung genutzt – man spricht hier von thermischer Bauteilaktivierung. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage mit Speicher, die das Haus mit Strom versorgt. Diese Maßnahmen summieren sich und machen den Bau fast komplett energieautark“, so Reeg.
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Was halten Sie von den ungewöhnlichen Baumaterialien? Haben Sie auch schon Erfahrungen mit Korkfassaden oder Stampfbeton gemacht?
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Der Auftrag für dieses Einfamilienhauses begann schon sehr konkret mit den Vorstellungen der Bauherrin. „Sie hatte klare Ideen zum Raumprogramm und auch eine ziemlich genaue Vorstellung von der Verbindung der Räume untereinander. In der Gestaltung hatten wir dann trotzdem freie Hand, und tatsächlich haben wir zu Beginn ganz unterschiedliche Ansätze vorgestellt. Unsere einzige Bedingung passte auch mit der Vorstellung der Bauherrin zusammen: Wir wollten ein nachhaltiges Projekt aus Holz“, erzählt Architekt Andreas Reeg.
Grundstück
Hinter einer schmalen Zufahrt verbreitert sich das insgesamt rund 574 Quadratmeter große Gelände – es handelt sich also um ein sogenanntes Hammergrundstück, das nur in zweiter Reihe bebaut werden kann. „Hier durfte baurechtlich allerdings nur ein Vollgeschoss mit einer Grundfläche von 115 Quadratmetern realisiert werden“, so Reeg. Die beiden Architekten mussten sich etwas einfallen lassen.