Houzzbesuch
Houzzbesuch: Hamburger Illustratorin, in einer alten Fabrik zu Hause
Wo eine reiselustige Illustratorin mit ihrem kreativen Freund wohnt? In einem ehemaligen coolen Industrie-Loft am Hafen zur Welt
London, Paris, Hamburg. Illustratorin Laura Lünenbürger führt mit ihrem Freund, dem Designer Alexandre Rabehi, ein kosmopolitisches Leben. Hamburg aber ist und bleibt für die 29-Jährige der Hafen, in den sie immer wieder zurückkehrt. Wie wohnt nun eine Illustratorin, die gerne in in der Weltgeschichte unterwegs ist? Ohne richtige Türen, ganz offen und großzügig in einer ehemaligen Fabrik in Hamburg-Uhlenhorst. Das Loft ist gefüllt mit Dingen, die Geschichten von Nah und Fern erzählen – vom japanischen Jagdtisch über das kapitonierte Ledersofa aus Ungarn bis hin zu vielen Mitbringseln aus der Normandie. Und Lünenbürgers Illustrationen und Malereien voller Tiere, Fabelwesen und Gefühlswelten sind allgegenwärtig.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Illustratorin und Künstlerin Laura Lünenbürger und ihr Freund Alexandre Rabehi, Designer
In: einer alten Fabrik in Hamburg-Uhlenhorst
Auf: 112 Quadratmetern
Fotos: Maischa Souaga
Auf einen Blick
Hier wohnen: Illustratorin und Künstlerin Laura Lünenbürger und ihr Freund Alexandre Rabehi, Designer
In: einer alten Fabrik in Hamburg-Uhlenhorst
Auf: 112 Quadratmetern
Fotos: Maischa Souaga
Gezeichnet hat Laura Lünenbürger schon als Kind gerne, und zwar all das, was sie bewegt, inspiriert und entspannt hat. Ihre Leidenschaft bestimmte auch den Studienwunsch: 2015 machte sie ihren Master in Illustration an der HAW in Hamburg. Zwischenzeitlich hat das 29-jährige Nordlicht für das Designstudio Human Empire gearbeitet, das Hamburger Künsterkollektiv Tapir & Klotz mitgegründet und in Italien, Paris und London gelebt. Lünenbürger ist vielbeschäftigt und eine Weltenbummlerin – aber mit dem Herzen bleibt sie immer in Hamburg. Daher haben sie und ihr französischer Freund, Designer Alexandre Rabehi, der selbstständig für Firmen in England, Frankreich und Deutschland arbeitet, in der Hansestadt ihren Anker geworfen.
Der Esstisch, das zentrale Möbelstück im 102 Quadratmeter großen Loft, ist so kosmopolitisch wie das kreative Paar. Denn das Holz des alten, französischen Jagdtischs stammt ursprünglich aus Japan. Lünenbürger hat den Tisch selbst restauriert. „Besonders schwierig war der lange Transport aus der Normandie und das Schleppen in die Wohnung. Da bleibt er jetzt aber auch erstmal stehen“, sagt sie lachend.
Die bunt gemixten Stühle, die unverputzte Wand und die Leuchte im Industrial-Stil aus Kupfer runden die spannungsvolle und doch simpel gehaltene Einrichtung ab.
Leuchte: via Rothaus Möbel
Die bunt gemixten Stühle, die unverputzte Wand und die Leuchte im Industrial-Stil aus Kupfer runden die spannungsvolle und doch simpel gehaltene Einrichtung ab.
Leuchte: via Rothaus Möbel
Die kleine Kommode neben dem Esstisch ist ein Geschenk von Alexandres Mutter. „Bei einem Besuch in Frankreich schwärmte Laura in einer Tour von dem mit einer Marmorplatte versehenen Stück. Kurze Zeit später zog die Kommode dann auch schon bei uns ein“, erzählt Rabehi.
Mitten im Raum steht der zweite Star der Wohnung: ein kapitoniertes Ledersofa aus Ungarn mit charmanter Patina – übrigens auch eines der wenigen wirklich wichtigen Möbelstücke für Rabehi und Lünenbürger.
Darüber hängt eine kupferne Drahtleuchte, die die beiden im benachbarten Laden Schön & Ehrlich fanden.
Sofa: Flamant, Paris
Darüber hängt eine kupferne Drahtleuchte, die die beiden im benachbarten Laden Schön & Ehrlich fanden.
Sofa: Flamant, Paris
Gemütlich wird es in der Sitzrunde vor allem durch den gusseisernen Ofen mitsamt flackerndem Feuer. Er sieht nicht nur gut aus, sondern wärmt auch das Loft, das sonst recht schwer aufzuheizen ist.
„Das weiße Sofa daneben kommt recht unscheinbar daher, dabei stammt es aus der Zeit Ludwigs XIV. und ist sehr wertvoll“, erzählt Lünenbürger.
„Das weiße Sofa daneben kommt recht unscheinbar daher, dabei stammt es aus der Zeit Ludwigs XIV. und ist sehr wertvoll“, erzählt Lünenbürger.
„Am liebsten aber sitzen unsere Gäste auf diesem Sessel von Maisons du Monde aus Paris“, sagt Lünenbürger. „Er ist heiß begehrt. Nicht selten wollen sie uns den Sessel abschwatzen. Ein echter Schatz, obwohl er mit unter einhundert Euro relativ günstig war“, sagt sie.
Sessel: Maisons du Monde
Sessel: Maisons du Monde
Die Küche ist gleich neben der Sofaecke in den offenen Wohnraum integriert, nimmt dabei aber recht wenig Platz weg. Ein Kühlschrank und eine von Lünenbürger restaurierte Anrichte bestimmen das Bild auf dieser Seite.
Anrichte: via M&S Antiquitäten, Ahrensburg
Anrichte: via M&S Antiquitäten, Ahrensburg
Der Herd steht zusammen mit einem schmalen Fleischerblock an der mit Tafelfarbe gestrichenen Wand daneben. Ungewöhnlich unkompliziert. „Wir mögen das Entspannte und Kommunikative dieser Wohnung. Wenn wir Gäste haben, sitzen manche auf der Couch, andere am Esstisch, wieder andere helfen in der Küche. Es ist schön, wenn alle zusammenkommen“, sagt Lünenbürger.
Neben der Couch steht ein altes Piano aus Frankreich, das die beiden im Schweiße ihres Angesichts selbst nach Hamburg transportierten. Eine farbbekleckerte Leiter, locker angelehnt, zeugt wieder vom entspannten Stil des kreativen Paares. Auf dem Piano steht auch eine Radierung ihrer Freundin Galja Panchenko.
Lünenbürgers Arbeitsplatz ist schlicht gehalten. Die Wände im Ess- und Arbeitsbereich sind bewusst von vielen Renovierungsschichten befreit. „Ich habe einen Hang zu Wohnungen, die unfertig sind. Das Erste, was ich immer mache, ist, die Tapete abzuziehen!“
Aktenschrank: Bisley
Aktenschrank: Bisley
Am liebsten arbeitet Lünenbürger mit Bleistift und Pinseln. Ihre Werke haben kindliche und erwachsene Anteile. Mal malt sie bunt wie für ein Kinderbuch, mal zeichnet sie nur feine, zarte Strichzeichnungen. Mal sind ihre Bilder blumig, mal hart. Mal setzt sie Eisbären aufs Fahrrad, und verpasst sie jungen Mädchen Flügel. All ihre Werke sind handgezeichnete Unikate.
Wenn mal ein Strich daneben geht, wird er eben wegradiert. Dinge dürfen Macken haben – das ist die charmante Einstellung, mit der Lünenbürger nicht nur an ihre Einrichtung, sondern auch ihre Arbeit geht.
Die Illustratorin arbeitet aber nicht nur nach Auftrag. Freie Arbeiten halten sich mit Auftragswerken die Waage und lassen genug Luft zum kreativen Durchatmen.
Klemmspot: Ranarp, Ikea
Die Illustratorin arbeitet aber nicht nur nach Auftrag. Freie Arbeiten halten sich mit Auftragswerken die Waage und lassen genug Luft zum kreativen Durchatmen.
Klemmspot: Ranarp, Ikea
Mitten im offenen Wohn-, Ess- und Atelierbereich befindet sich auch das Bad. Richtig – das Bad steht mitten im Raum und ist nur durch einen weißen Vorhang vom Rest abgetrennt. „Und wenn es nach mir und meiner Freigeistigkeit ginge, könnten wir auch auf diesen verzichten – wenn da nicht die Nachbarn wären…“, sagt Lünenbürger lachend. Herrlich unkompliziert.
Optisch wird das Bad durch den Anstrich mit schwarzer Tafelfarbe abgetrennt, der gleichzeitig auch wasserfest ist. Offen sichtbare Leitungen, eine unprätentiöse Duschwanne und ein goldfarbener Spiegel komplettieren den coolen Stil des Raumes.
Worauf Lünenbürger nie verzichten könnte? Ihre Bücher, die sie vor allem in Italien und Frankreich zusammengetragen hat. Darunter auch viele Kinderbücher, die sie inspirieren. Ihre Sammlung hat einen ganz besonderen Platz in der Wohnung gefunden: Geschickt wurden die Bände um den Türbogen des Schlafzimmers platziert – platzsparend und wohnlich. Darüber thront eine Büste von Alexander dem Großen. „Ein Geschenk von Alexandres Eltern und angemessener Bewacher dieser Sammlung“, sagt Lünenbürger.
Die Couch daneben, im Mid-Century-Stil, lädt dann direkt zum Schmökern ein.
Das Schlafzimmer im hintersten Teil des Lofts ist der private Rückzugsort des Paares und sogar mit einer Schiebetür abtrennbar. Macken am Boden und Spuren der früheren Lackierung lassen das Zimmer so charmant wirken, wie die beiden es am liebsten mögen.
Ins Schlafzimmer strömt das meiste Licht, die weißen Möbel und Wände reflektieren es gut – auch in den Rest des Lofts.
Ins Schlafzimmer strömt das meiste Licht, die weißen Möbel und Wände reflektieren es gut – auch in den Rest des Lofts.
„Gerade denken wir darüber nach, dieses Licht für unser Atelier zu nutzen und das Schlafzimmer in das kleinere Arbeitszimmer von Alexandre zu verlegen“, so Lünenbürger. Bis dahin aber bewacht noch ein metallenes Nashorn von Maisons du Monde den Schlaf des kreativen Pärchens.
Rabehis Arbeitszimmer befindet sich im kleinsten der drei Räume. Klein und fein – so fühlt sich der Designer pudelwohl. „Hier kann ich ganz ungestört sein. Laura arbeitet dann an ihrem Platz und ich in meinem kleinen Zimmerchen. Man ist zusammen und doch für sich“, sagt er.
Der Schreibtisch, très chic, ist ein antikes Fundstück aus der Normandie. Der Stuhl mit abgeplatztem Lack bildet ein cooles Pendant dazu. Ein entspannter Mix, der ausdrückt, wie die beiden leben und arbeiten wollen – in ihrer heimeligen Hamburger Perle.
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In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
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