Houzzbesuch: Eine Berliner Familienwohnung spielt Käsekästchen
Wohnen mit Kindern ist chaotisch? Nicht unbedingt! Diese junge Familie wohnt sogar in offenen Räumen – die sich nach Bedarf in Kästen teilen
„Käsekästchen (auch Kästchenziehen) ist ein Strategiespiel mit einfachen Regeln, das mit Papier und Stift gespielt wird“, erklärt Wikipedia. Strich, Strich, Kasten gewonnen – ein Spiel auf Karopapier das wohl jedes Kind kennt. Käsekästchen wurde augenscheinlich auch in dieser Wohnung in Berlin-Mitte gespielt, allerdings mit Schiebetüren und Farbe statt mit Papier und Stift. Denn der Grundriss ist offen, überall aber entstehen durch das Schieben von Türen oder durch den gekonnten Einsatz von Farben eigene Bereiche. Die Idee dazu hatte Anna Cor, Juristin, Fotografin und Stylistin, die dort mit ihrem Mann und den drei gemeinsamen Kindern lebt. Pudrige Töne treffen in dem 180 Quadratmeter großen Familienzuhause auf Hölzernes und Maßgefertigtes. Schick, modern, elegant – ohne dass bei der Gestaltung die tobenden Kinder vergessen worden wären. „Wir lieben es, ein schönes Zuhause zu haben. Aber am wichtigsten ist es uns, nicht in einer hochglänzenden Designhölle zu wohnen, sondern dass Dinge auch Macken und Flecken bekommen dürfen“, sagt Cor.
Auf einen Blick
Hier wohnt: Juristin, Fotografin und Stylistin Anna Cor mit ihrem Mann Florian und den drei Kindern (2, 7 und 9 Jahre alt)
Auf: 180 Quadratmetern
In: Berlin Mitte
Fotos: Philipp Langenheim/ Hejm
Auf einen Blick
Hier wohnt: Juristin, Fotografin und Stylistin Anna Cor mit ihrem Mann Florian und den drei Kindern (2, 7 und 9 Jahre alt)
Auf: 180 Quadratmetern
In: Berlin Mitte
Fotos: Philipp Langenheim/ Hejm
Die Idee, die Wohnung in verschiedene Boxen aufzuteilen, hatte die 36-jährige selbst. „Irgendwie mag ich es, in Kästen zu stecken“, lacht sie. „Da ist es immer so gemütlich.“ Als das Paar vor einigen Jahren die Wohnung in Berlin Mitte kaufte, war der Grundriss noch ein anderer. Wände wurden zugunsten eines zentralen Familienbereichs eingerissen, neue Bereiche durch Cors Kästen-im-Kasten-Prinzip geschaffen.
Das Wohnen schön zu gestalten liegt Cor wohl im Blut, denn gelernt hat sie es nicht. Eigentlich ist sie Juristin. „Irgendwann – und mit dem dritten Kind – dachte ich, ich möchte selbstständig sein. Mehr Zeit für die Kinder haben. Da habe ich meine Hobbys Fotografie und Styling einfach zum Beruf gemacht“, erzählt sie. Auf ihrem Instagram-Account kann man einen Eindruck ihrer ästhetischen Vorlieben gewinnen.
Kinderschaukel im Hintergrund: Done by deer
Das Wohnen schön zu gestalten liegt Cor wohl im Blut, denn gelernt hat sie es nicht. Eigentlich ist sie Juristin. „Irgendwann – und mit dem dritten Kind – dachte ich, ich möchte selbstständig sein. Mehr Zeit für die Kinder haben. Da habe ich meine Hobbys Fotografie und Styling einfach zum Beruf gemacht“, erzählt sie. Auf ihrem Instagram-Account kann man einen Eindruck ihrer ästhetischen Vorlieben gewinnen.
Kinderschaukel im Hintergrund: Done by deer
Nachdem die Wohnung eine neue Aufteilung erhalten hatte, ließen Anna und ihr Mann Florian die Eichenböden weiß ölen, um ihnen einen schlichteren und moderneren Look zu geben. „Erst hatte ich grauen Lack im Visier, aber da wären durch die darunterliegende Fußbodenheizung ungesunde Dämpfe aufgestiegen.“
Ihre Möbel und Wohnaccessoires hat Cor aus Vintage-Läden (wie etwa die Leuchte überm Esstisch) und ihrem Berliner Lieblingsstore Parkhaus zusammengetragen. Die grau umlackierte Kommode stammt aus einem alten Seifenladen. Und einiges hat das Paar auch aus Annas und Florians Elternhaus abgestaubt.
Stühle: Bertoia Wire Chair, Knoll; Ameise, Fritz Hansen; Kinderstuhl: Tripp Trapp; Leuchte: Vintage, J.J.M Hoogervorst für Anvia; Beistelltisch: Teti, Zanotta
Ihre Möbel und Wohnaccessoires hat Cor aus Vintage-Läden (wie etwa die Leuchte überm Esstisch) und ihrem Berliner Lieblingsstore Parkhaus zusammengetragen. Die grau umlackierte Kommode stammt aus einem alten Seifenladen. Und einiges hat das Paar auch aus Annas und Florians Elternhaus abgestaubt.
Stühle: Bertoia Wire Chair, Knoll; Ameise, Fritz Hansen; Kinderstuhl: Tripp Trapp; Leuchte: Vintage, J.J.M Hoogervorst für Anvia; Beistelltisch: Teti, Zanotta
Vor allem findet man in der Wohnung sanfte Farben. Pastellig, pudrig, zurückhaltend. Ein bisschen so, als hätte man die Sättigung runtergedreht. Die offene Küche, die komplett aus Seekiefer geschreinert wurde, ist da ein warmer Blickfang. „Ich wollte schon immer was aus Seekiefer. Es ist so ein spannendes Holz, und auch nach Jahren haben wir uns nicht daran satt gesehen.“ In offenen Regalen werden Gläser, Müslischalen und Kochbücher dekorativ aufbewahrt, alles andere verschwindet hinter bis unter die Decke gezogenen Fronten.
Statt Griffen wählte Anna Lederschlingen und Grifffugen. „Ich hab irgendwie ein Problem mit herkömmlichen Griffen“, lacht sie. Die Arbeitsplatte besteht aus Edelstahl.
Ledergriffe selber machen
Ledergriffe selber machen
Annas Mann Florian ist Arzt im Krankenhaus. Kann er da überhaupt noch Edelstahl sehen? „Ach, er ist da total entspannt. Meinem Mann gefällt es sehr, wie wir wohnen und wie ich die Wohnung gestaltet habe. Selbst aber hat er überhaupt kein Interesse daran. Und clean sieht die Küche durch die warme Seekiefer ja auch nicht aus.“
Dafür bringt Florian die schönen Blumenarrangements ins Haus. „Da hat er echt ein Händchen dafür. Er kann diese große Blumenshow“, lacht sie, und blickt auf die großen Gladiolen auf der Kommode im Wohnzimmer.
Dafür bringt Florian die schönen Blumenarrangements ins Haus. „Da hat er echt ein Händchen dafür. Er kann diese große Blumenshow“, lacht sie, und blickt auf die großen Gladiolen auf der Kommode im Wohnzimmer.
Schiebt man die Tür hinter der Küche aus Seekiefer zu, entsteht ein neuer Kasten – ähnlich wie beim Käsekästchen-Spiel durch einen Strich ein neues Quadrat entstehen kann.
Dahinter versteckt sich ein kleiner quadratischer Spielraum für die Kinder, bestückt unter anderem mit alten Möbeln aus Cors Elternhaus. „An dem Tisch habe ich tatsächlich schon als Kind gesessen und auch auf einem der Stühle, den mein Onkel gebaut hat“, erinnert sie sich. Die Vitrine ist aus dem gleichen Seifenladen, aus dem auch die Kommode im Wohnbereich stammt.
An das versteckte Spielzimmer schließt der kleine Balkon an, auf dem Cor morgens am liebsten in Ruhe ihren Kaffee genießt. „Er ist nicht groß, aber hat alles was man für eine kleine Oase in der Stadt braucht.“
Zurück durch die Küche in den Wohnbereich, geht es links herum in die gemütliche Couch- und Leseecke. Geradeaus fällt der Blick auf einen französischen Balkon, auf dem Cor ein paar Topfpflanzen hegt und pflegt. „Da wir ja leider keinen Garten haben, brauche ich diesen kleinen Ausgleich. Wenn man selbst mit einem aufgewachsen ist, fehlt das einfach in der Großstadt“, sagt Cor, die gebürtig aus Gütersloh stammt.
Das Bücherregal ist eine Maßanfertigung und passend zum Lichtgrau der Wände und Decke gestrichen. Auf der Couch kuschelt die Familie schon lange zusammen. „Manchmal wünsche ich mir eine andere. Aber die hat jetzt schon ein paar Flecken abbekommen, und ich muss mir nicht ständig Gedanken darüber machen, ob die Kinder sie dreckig machen“, sagt Cor.
Wie verändert sich der persönliche Stil, wenn man Kinder hat? „Eigentlich gar nicht. Ich achte nur jetzt darauf, dass ich nicht Dinge kaufe, die schnell kaputt gehen. Gut verarbeite Möbel und Accessoires aus Holz zum Beispiel gehen immer. Unempfindlicheres. Bei uns dürfen Dinge aber auch gelebt aussehen. Der Esstisch zum Beispiel hat Macken, genauso wie die Ledergriffe an der Küche mittlerweile eine schöne Patina haben. Wir leben ja schließlich hier.“
Und wie hält man sein Zuhause so schön sauber, wenn da täglich drei kleine Kids toben? „Aufräumen, aufräumen, aufräumen“, lacht sie. „Naja, die Kinder wissen, dass sie in ihren eigenen Zimmern Chaos anstiften dürfen. Im Gemeinschaftsbereich räumen wir aber abends auch immer zusammen auf und versuchen es uns da als Familie einfach schön zu halten.“
Gespielt aber wird natürlich auch im Wohnzimmer – etwa am kleinen Spieltisch von By Spielplatz aus unbehandeltem Holz. Aus demselben Laden stammen auch die Spielklötze.
Gespielt aber wird natürlich auch im Wohnzimmer – etwa am kleinen Spieltisch von By Spielplatz aus unbehandeltem Holz. Aus demselben Laden stammen auch die Spielklötze.
Durch die mattblaue Schiebetür geht es ins Bad und den Spiel- und Wohnbereich der beiden Jungs (die zweijährige Tochter hat das Zimmer neben den Eltern bezogen). „Dieser Teil hat früher gar nicht zur Wohnung gehört. Aber als die Wohnung zum Verkauf stand, haben wir sie dazugekauft und durch einen Wanddurchbruch beide Apartments miteinander verbunden“, sagt Cor. „Oft machen wir die Tür aber zu.“ Kasten im Kasten.
Im Durchgangsflur hat sich Cor auch eine kleine Schreibtischecke eingerichtet.
Sessel: Ekerö, Ikea; Hocker: 60, Artek
Im Durchgangsflur hat sich Cor auch eine kleine Schreibtischecke eingerichtet.
Sessel: Ekerö, Ikea; Hocker: 60, Artek
Schreibtischstuhl: Tripp Trapp; Tisch: Erbstück; Leuchte: Ikea
Die beiden Jungs, sieben und neun Jahre alt, teilen sich noch ein Kinderzimmer. „Tagsüber trennen sie sich, vor allem, wenn sie Besuch von Freunden haben. Aber nachts schlafen sie schon noch gerne gemeinsam in ihrem Hochbett“, sagt Anna.
Hochbett: Bopita
Hochbett: Bopita
Und wenn der Größere irgendwann sein eigenes Reich braucht, zieht einer der beiden einfach in das Zimmer nebenan, das momentan noch zum Spielen und Hausaufgabenmachen genutzt wird.
An der kleinen Werkbank aus unbehandeltem Massivholz können die Kinder ihre Kreativität ausleben.
An der kleinen Werkbank aus unbehandeltem Massivholz können die Kinder ihre Kreativität ausleben.
„Wenn wir Gäste haben, können wir auch die Couch im Spielzimmer ausziehen“, sagt Cor. Die Leuchte „PH 50“ von Louis Poulsen ist ein Scandi-Klassiker – passt einfach gut zum Stil der Wohnung.
Auf der anderen Seite der Wohnung führt der an die Küche grenzende Flur in das Kinderzimmer der zweijährigen Tochter, ein weiteres Bad und das Schlafzimmer der Eltern. Das Babyzimmer ist mädchenhaft in Rosatönen gehalten, aber keinswegs kitschig.
„Manchmal denke ich mir, ich will ganz anders wohnen. Coolere Farben, schlichtere Möbel. Aber das ist eben mein Stil, unser Stil. Und so fühlen sich alle am wohlsten. Es ist keine weiße Designhölle, sondern unser Zuhause“, sagt Cor.
„Manchmal denke ich mir, ich will ganz anders wohnen. Coolere Farben, schlichtere Möbel. Aber das ist eben mein Stil, unser Stil. Und so fühlen sich alle am wohlsten. Es ist keine weiße Designhölle, sondern unser Zuhause“, sagt Cor.
Grau, Weiß und ein paar warme Holzelemente prägen auch das Schlafzimmer des jungen Paars. „Der Weichholzschrank ist ein Erbstück“, sagt Cor. Locker am Boden angelehnt stehen ein paar Leinwände mit Portraits der Kinder. Hier wohnt eine Familie – und das darf man in jeder Ecke sehen. Eine Familie, bei der die perfekte Wohnung schon im Kasten ist!
Leuchte: Ranarp, Ikea; Bett: Car Möbel; Poster: Debbie Carlos
Mehr schöne, ungewönliche, inspirirende Houzzbesuche in der Stadt
Leuchte: Ranarp, Ikea; Bett: Car Möbel; Poster: Debbie Carlos
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Die locker angelehnten Birkenäste tun ihr übriges zum natürlichen Flair im Eingangsbereich, der offen in den großzügigen Wohnraum übergeht.