Mit gutem Gewissen kaufen: Vier soziale Designprojekte im Kurzportrait
Konsum kann auch soziales Engagement bedeuten – Modellprojekte in aller Welt machen vor, wie Klasse statt Masse Menschen helfen kann
Schnelllebiger Konsum und billige Massenanfertigungen bedeuten allzu oft untragbare Arbeitsbedingungen. Doch der Wunsch und die Sehnsucht nach ehrlichen, nachhaltig und unter fairen Bedingungen gefertigten Produkten ist groß. Wird ihre Herstellung dann noch mit sozialem Engagement vereint, ist es umso besser.
Wir zeigen Ihnen vier beispielhafte Projekte, die sich allesamt durch Wertschätzung des Produktes, sozialen Bezug und einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen auszeichnen – darunter ein Möbel-Start-up, das von Flüchtlingen aus Afrika gegründet wurde und ein indonesischer Designer, der mit seiner ehrlichen Handwerkskunst Menschen Arbeit gibt.
Wir zeigen Ihnen vier beispielhafte Projekte, die sich allesamt durch Wertschätzung des Produktes, sozialen Bezug und einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen auszeichnen – darunter ein Möbel-Start-up, das von Flüchtlingen aus Afrika gegründet wurde und ein indonesischer Designer, der mit seiner ehrlichen Handwerkskunst Menschen Arbeit gibt.
Die Möbel basieren auf den Entwürfen der Serie „Autoprogettazione?“ des italienischen Designers Enzo Mari, der Mitte der Siebziger in seinem gleichnamigen Buch Möbelentwürfe zum Selberbauen zeigte. Die Bauanleitungen sind so gestaltet, dass Sprachbarrieren keine Rolle spielen und die Möbel auch mit geringen Fachkenntnissen entstehen können.
So sind dann auch 40 Jahre später in der Berliner Werkstatt zeitlose, einfache und langlebige Möbel entstanden, die mit den Geschichten der Flüchtlinge kombiniert werden: Neben hochwertigem Kiefernholz wurden teils auch Originalstücke des gestrandeten Wracks eines Flüchtlingsschiffes vor Lampedusa verwendet. Jedes Stück ist handsigniert, wie etwa der Tisch „Tavolo Quadrato“. Gezeigt wurden die Stücke bereits in den Off Spaces auf Möbelmessen von Mailand bis Köln. Auf Anfrage werden auch individuelle Produkte gefertigt.
So sind dann auch 40 Jahre später in der Berliner Werkstatt zeitlose, einfache und langlebige Möbel entstanden, die mit den Geschichten der Flüchtlinge kombiniert werden: Neben hochwertigem Kiefernholz wurden teils auch Originalstücke des gestrandeten Wracks eines Flüchtlingsschiffes vor Lampedusa verwendet. Jedes Stück ist handsigniert, wie etwa der Tisch „Tavolo Quadrato“. Gezeigt wurden die Stücke bereits in den Off Spaces auf Möbelmessen von Mailand bis Köln. Auf Anfrage werden auch individuelle Produkte gefertigt.
Das Wooden Radio aus Indonesien
Der Soziologe Dr. Oliver Errichiello aus Hamburg entdeckte während eines Aufenthaltes in Indonesien 2006 ein hölzernes Radio. Er verliebte sich und wollte es am liebsten gleich mitnehmen. Doch der indonesische Designer dieses Radios Singgih Kartono verkaufte sein Radio nicht einfach so: Er wollte den Käufer und seine Einstellung zu Ökologie und Nachhaltigkeit erst prüfen. So entstand erst eine Freundschaft und später eine Geschäftsbeziehung zwischen den beiden; Dr. Errichiello übernahm den Europavertrieb für das Wooden Radio. Lautsprecher, Büromaterial und ein Wecker aus hochwertigem Holz aus der Umgebung folgten.
Der Erlös wird in den Aufbau einer übergreifenden Werkstatt auf Java investiert, in der junge Indonesier zum Umgang mit Holz ausgebildet werden. In dem Kreativhaus finden regelmäßig Workshops und Seminare statt. Außerdem wird durch den Erlös ein Aufforstungsprogramm durch eine eigene Baumschule und weitere Bepflanzungsaktionen finanziert. „Unser Ziel ist es, langfristig einen Ort der Begegnung und des Austausches für ökologische und soziale Projekte zu schaffen – und zwar dort, wo man es nicht vermutet. Neben dem Erlernen eines Berufes sichert die Werkstatt langfristig den Lebensunterhalt vieler Familien in Temanggung,“ so Dr. Oliver Errichiello.
Der Soziologe Dr. Oliver Errichiello aus Hamburg entdeckte während eines Aufenthaltes in Indonesien 2006 ein hölzernes Radio. Er verliebte sich und wollte es am liebsten gleich mitnehmen. Doch der indonesische Designer dieses Radios Singgih Kartono verkaufte sein Radio nicht einfach so: Er wollte den Käufer und seine Einstellung zu Ökologie und Nachhaltigkeit erst prüfen. So entstand erst eine Freundschaft und später eine Geschäftsbeziehung zwischen den beiden; Dr. Errichiello übernahm den Europavertrieb für das Wooden Radio. Lautsprecher, Büromaterial und ein Wecker aus hochwertigem Holz aus der Umgebung folgten.
Der Erlös wird in den Aufbau einer übergreifenden Werkstatt auf Java investiert, in der junge Indonesier zum Umgang mit Holz ausgebildet werden. In dem Kreativhaus finden regelmäßig Workshops und Seminare statt. Außerdem wird durch den Erlös ein Aufforstungsprogramm durch eine eigene Baumschule und weitere Bepflanzungsaktionen finanziert. „Unser Ziel ist es, langfristig einen Ort der Begegnung und des Austausches für ökologische und soziale Projekte zu schaffen – und zwar dort, wo man es nicht vermutet. Neben dem Erlernen eines Berufes sichert die Werkstatt langfristig den Lebensunterhalt vieler Familien in Temanggung,“ so Dr. Oliver Errichiello.
Die „Magno-Serie“, die aus verschiedenen Radios und Lautsprechern besteht, wird aus hochwertigem, regionalen Holz, wie ostindischer Palisander und Pinie, gefertigt. Dabei benötigt das Holz zum Teil über 50 Jahre um seine Reife zu erreichen. Jedes Produkt ist ein Einzelstück – bis zu 16 Stunden wird an jedem Teil sorgfältig und in Handarbeit gewerkelt. Gute Dinge brauchen eben Zeit. Und mit seinen Designs setzt Singgih Kartono genau da an, denn Handwerkskunst war ursprünglich daran orientiert, mit Rohstoffen sinnvoll und sparsam umzugehen.
Das engagiertes Projekt wurde bereits zahlreich ausgezeichnet – unter anderem mit dem deutschen „Design Plus Award“.
Das engagiertes Projekt wurde bereits zahlreich ausgezeichnet – unter anderem mit dem deutschen „Design Plus Award“.
Hartz IV-Möbel – konstruieren statt konsumieren
„Du hast kein Geld für Möbel? Dann bau’ Dir selber welche!“ Der Berliner Architekt und Rapper Van Bo Le-Mentzel, bekannt als Le Van Bo, veröffentlicht Bauanleitungen für Möbel, für die man nicht tief in die Tasche greifen muss. Jeder kann sich diese kostenlos auf seinem Blog herunterladen und loslegen. Selbst verdient er bei diesem Projekt kein Geld – stattdessen sammelt er Geschichten. Viele dieser Geschichten und Weisheiten rund ums Möbelbauen samt Bauplänen und Materiallisten findet man auch in seinem Buch „Hartz IV Möbel.com“ (erschienen bei Hatje Cantz).
Diese Modellinstallation zeigt, wie individuell und geschmackvoll auch nur ein paar Quadratmeter mit den Möbeln von Le Van Bo aussehen können.
„Du hast kein Geld für Möbel? Dann bau’ Dir selber welche!“ Der Berliner Architekt und Rapper Van Bo Le-Mentzel, bekannt als Le Van Bo, veröffentlicht Bauanleitungen für Möbel, für die man nicht tief in die Tasche greifen muss. Jeder kann sich diese kostenlos auf seinem Blog herunterladen und loslegen. Selbst verdient er bei diesem Projekt kein Geld – stattdessen sammelt er Geschichten. Viele dieser Geschichten und Weisheiten rund ums Möbelbauen samt Bauplänen und Materiallisten findet man auch in seinem Buch „Hartz IV Möbel.com“ (erschienen bei Hatje Cantz).
Diese Modellinstallation zeigt, wie individuell und geschmackvoll auch nur ein paar Quadratmeter mit den Möbeln von Le Van Bo aussehen können.
Dieser Sessel ist übrigens der Prototyp, der Le Van Bo zu seiner Idee inspirierte: Der „24 Euro Sessel“ – ein DIY-Quickie. In einem Tischler-Kurs der Volkshochschule baute er das Modell für gerade einmal 24 Euro, in nur 24 Stunden. Er stellte die Bauanleitung online, kurz darauf entstand beinahe schon ein Hype um den Sessel. Die Volkshochschule bietet mittlerweile übrigens eigene „24 Euro Stuhl“-Kurse an.
Gutes Design für wenig Geld bietet auch der „Berliner Hocker“ von Le Van Bo. Wohl ein wenig inspiriert vom legendären Ulmer Hocker von Max Bill, ist er flexibel, wendig und wunderbar vielseitig. Denn dieser Hocker kann je nachdem wie man ihn aufrichtet zum Stuhl, Tisch oder Regalfach umfunktioniert werden.
Untersetzer
Side by Side – Design aus Werkstätten für Behinderte
Die Caritas Wendelstein Werkstätten fertigen mit ihrem Projekt Side-by-Side hochwertige Produkte an, die von Menschen mit Behinderung in Werkstätten und Schreinereien gebaut werden; sie sei hier beispielhaft für viele Marken, Designer und Unternehmen genannt, die in Deutschland mit Behindertenwerkstätten zusammenarbeiten. Das Design ist einfach, zeitlos und klar – und kann ohne viel Vorwissen gefertigt werden. Obendrein wird ausschließlich regionales, geöltes Holz gewählt.
Dieser Untersetzer aus Nussbaum, designt 2001 von der Side-by-Side-Projektleiterin Sabine Meyer überzeugte sogar die Jury des „Form Designpreises“ vom Bundesverband Kunsthandwerk, mit dem er 2008 ausgezeichnete wurde.
Die Caritas Wendelstein Werkstätten fertigen mit ihrem Projekt Side-by-Side hochwertige Produkte an, die von Menschen mit Behinderung in Werkstätten und Schreinereien gebaut werden; sie sei hier beispielhaft für viele Marken, Designer und Unternehmen genannt, die in Deutschland mit Behindertenwerkstätten zusammenarbeiten. Das Design ist einfach, zeitlos und klar – und kann ohne viel Vorwissen gefertigt werden. Obendrein wird ausschließlich regionales, geöltes Holz gewählt.
Dieser Untersetzer aus Nussbaum, designt 2001 von der Side-by-Side-Projektleiterin Sabine Meyer überzeugte sogar die Jury des „Form Designpreises“ vom Bundesverband Kunsthandwerk, mit dem er 2008 ausgezeichnete wurde.
Wäscheständer New Papa
Der Wäscheständer „New Papa“ aus Esche von Side by Side ist leicht, stabil und unkompliziert – und auch hier wird jedes einzelne Stück von Menschen mit Behinderung gebaut. Statt in die Breite wächst er beim Aufstellen platzsparend in die Höhe (die klassische breite Ausklappvariante wird übrigens als „Mama“ verkauft).
Haben Sie sich schon mit „sozialem Design“ auseinandergesetzt? Beeinflussen Art und Ort der Fertigung eines Produktes Ihre Kaufentscheidung? Erzählen Sie’s uns in den Kommentaren!
Mehr rund um nachhaltiges Design
Haben Sie sich schon mit „sozialem Design“ auseinandergesetzt? Beeinflussen Art und Ort der Fertigung eines Produktes Ihre Kaufentscheidung? Erzählen Sie’s uns in den Kommentaren!
Mehr rund um nachhaltiges Design
Was dahinter steckt, verrät bereits der Name: in der westafrikanischen Hausa-Sprache bedeutet Cucula „etwas gemeinsam machen, sich gegenseitig helfen“. Die Designer des Modellprojektes Cucula entwerfen Möbel, mit deren Erlösen Ausbildungen für Flüchtlinge finanziert werden sollen – die Designer sind ebenfalls Flüchtlinge, denen die Abschiebung droht.
Cucula versteht sich als Verein, Werkstatt und Schulprogramm; will gemeinsam mit statt für Flüchtlinge aktiv werden. Von Anfang an lautete die Strategie: Fakten schaffen, statt nur theoretisch zu diskutieren.