Platz für die Familie: Erlesener Anbau für ein australisches Weingut
Für all die Enkel und Urenkel musste ein Anbau her – der ist energieeffizient und macht mit technischen Spielereien ganz schön Spaß
2006 erfüllten sich Ruth und George, ein Ehepaar in Altersteilzeit, ihren großen Traum vom Haus auf dem Lande. Sie zogen auf ein Weingut auf der Halbinsel Mornington, südlich von Melbourne – und bauten das Hill House; als einen Treffpunkt für die ganze Familie. Aber mit den Jahren wurde es für drei Generationen etwas eng. Also beschlossen die beiden 2014, einen freistehenden Anbau zu errichten, um endlich genug Platz alle Kinder und Enkel – und künftigen Urenkelkinder zu haben. Dafür engagierten sie das Architekten-Team von Mihaly Slocombe Architects, das bereits das Haupthaus entworfen hatte. Das Ergebnis ist ein wahres Kinderparadies, das über einen Glasgang mit dem Haupthaus verbunden ist. Und der Bau steckt voller verspielter Details, an denen sicher auch die Erwachsenen ihre Freude haben…
Das ist der Glasgang, der den Anbau mit dem Haupthaus verbindet. Von hier aus gelangt man außerdem in den neuen Gemüsegarten, nachdem der alte etwas nach Norden verrückt werden musste, um Platz für den Gang zu schaffen.
Eigentlich hatten die Eigentümer den Anbau nur als Nachbau des bereits existierenden Hauses geplant; aber da es bereits die zweite Zusammenarbeit war, fassten sie genug Vertrauen in das Architektenteam – und ließen einen ausgefalleneren Entwurf zu. „Das wurde also ein neues Projekt mit ganz eigenen Herausforderungen. Ganz zu schweigen davon, dass auch wir Architekten 10 Jahre älter und erfahrener waren“, so Mihaly.
Eigentlich hatten die Eigentümer den Anbau nur als Nachbau des bereits existierenden Hauses geplant; aber da es bereits die zweite Zusammenarbeit war, fassten sie genug Vertrauen in das Architektenteam – und ließen einen ausgefalleneren Entwurf zu. „Das wurde also ein neues Projekt mit ganz eigenen Herausforderungen. Ganz zu schweigen davon, dass auch wir Architekten 10 Jahre älter und erfahrener waren“, so Mihaly.
Die zwei Räume im Anbau sind multifunktional und dank einer Schiebewand flexibel nutzbar. Derzeit werden beide Zimmer als Schlafzimmer genutzt, die Bewohner können die Aufteilung aber jederzeit verändern – zum Beispiel in ein Schlafzimmer plus Spielbereich, wenn die Enkelkinder älter sind.
Der Fußboden ist aus poliertem Beton, den die Architekten vor allem wegen seiner hohen Widerstandsfähigkeit wählten. „Aus demselben Grund haben wir auch die Wände und die Decke mit Sperrholz verkleidet und das Gebäude von außen mit Holz vertäfelt“, so Mihaly. „Die Materialien sind sehr langlebig und wurden mit einem pflegeleichten Finish behandelt. Sie altern ‚in Würde‘ und können einiges wegstecken.“
Mehr: Die derbe Schönheit von Verbundhölzern im Innenraum >>>
Der Fußboden ist aus poliertem Beton, den die Architekten vor allem wegen seiner hohen Widerstandsfähigkeit wählten. „Aus demselben Grund haben wir auch die Wände und die Decke mit Sperrholz verkleidet und das Gebäude von außen mit Holz vertäfelt“, so Mihaly. „Die Materialien sind sehr langlebig und wurden mit einem pflegeleichten Finish behandelt. Sie altern ‚in Würde‘ und können einiges wegstecken.“
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Hier blickt man aus dem zweiten Zimmer in den Glasgang, der zum Haupthaus führt.
Der kleine Anbau ist mit einigen Gimmicks ausgestattet – elektrische Fensterläden, verschiebbare Wände, Automatikvorhänge. Sie sind nicht nur praktisch, sondern verleihen dem Gebäude auch eine spielerische Dimension. „Der Anbau ist so, wie sich ein Kind sein Traumhaus vorstellt – kombiniert mit dem Wissen aus sechs Jahren Architekturstudium“, so Mihaly.
Deckenventilator: Revolution,Hunter Pacific
Der kleine Anbau ist mit einigen Gimmicks ausgestattet – elektrische Fensterläden, verschiebbare Wände, Automatikvorhänge. Sie sind nicht nur praktisch, sondern verleihen dem Gebäude auch eine spielerische Dimension. „Der Anbau ist so, wie sich ein Kind sein Traumhaus vorstellt – kombiniert mit dem Wissen aus sechs Jahren Architekturstudium“, so Mihaly.
Deckenventilator: Revolution,Hunter Pacific
Bei Bedarf wird der Flur durch einen knallroten Vorhang von den Zimmern abgetrennt. Er sei „ein ganz besonderer Raum“, erklärt Mihaly. Er ist Spielzimmer für die kleineren Kinder, Leseecke für die Teenager, ein Ort zum Verstecken-Spielen und Bühne in einem! „Das Rot haben wir nicht zufällig gewählt – es ist eine Reverenz an das Theater.“ Ist der Vorhang offen, kann das Licht, das durch die nordseitig ausgerichteten Fenster einfällt, beide Zimmer durchfluten.
Vorhangstoff: Zepel Fabrics
Vorhangstoff: Zepel Fabrics
Auch das Bad im Anbau ist komplett mit Holz verkleidet. Dank des Finishs kann die Raumfeuchtigkeit dem Holz nichts anhaben und kann auch hier „in Würde“ altern, wie der Architekt es beschreibt.
Waschbecken, Armaturen: Roggerseller; WC: Tonic, Ideal Standard
Gewusst wie: Holz im Bad >>>
Waschbecken, Armaturen: Roggerseller; WC: Tonic, Ideal Standard
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Die automatischen Fensterläden hat das Team von Mihaly Slocombe selbst entworfen – weil keines der bezahlbaren handelsüblichen Systeme ihren Ansprüchen genügte. Vom Entwurf bis zur Umsetzung war es ein langer Weg: „Wir haben sie zunächst millimetergenau am Computer geplant, um sie anschließend in enger Zusammenarbeit mit der Baufirma, Stahlbaufirma, Elektriker und Fräserei zu perfektionieren. Das war echtes Neuland für uns. Noch nie zuvor waren wir so eng in die Umsetzung unserer Ideen eingebunden.“ Auch die Elektronik hat das Architekten-Team selbst geplant und ausführlich getestet – bis schließlich alles passte.
Von außen wirken die Fensterläden wie Augenlider. Sind sie geöffnet, lassen sie Licht und Luft ins Haus…
Von außen wirken die Fensterläden wie Augenlider. Sind sie geöffnet, lassen sie Licht und Luft ins Haus…
… im geschlossenen Zustand verwandeln sie den Anbau in einen geheimen Rückzugsort für die Kinder: Zutritt für Eltern strengstens verboten!
Nachts, wenn es dunkel ist, funkelt das Haus durch die Lochfassade wie ein Lampion – und ist damit von außen mindestens genauso spannend wie im Inneren.
Wie gefällt Ihnen der kinderfreundliche Anbau?
MEHR
Bauwissen: Anbauten mit Charakter
Houzzbesuch: Edler Tropfen an der Mosel – die Villa Huesgen
Kleiner Anbau ganz groß: Wintergarten mit Industriecharme
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Hier übernachten: Die Kinder & Enkel von Ruth und George
In: Merricks, auf der Halbinsel Mornington bei Melbourne, Australien
Auf: 59 Quadratmetern
Architekt: Mihaly Slocombe Architects
Fotos: Emma Cross
Neben dem Wunsch nach mehr Platz drehte sich beim Bau alles um die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. So wurde im Zuge des Anbaus die bestehende Solaranlage aufgestockt – heute können mit ihr 90 Prozent des Strombedarfs für Wohnen und Weinanbau abgedeckt werden. Neben Passivhaus-Maßnahmen (große thermische Masse, optimale Wärmedämmung in Wänden und Dach, gut durchdachtes Lüftungssystem) suchte das Architektenteam nach weiteren Möglichkeiten, um dem Wunsch ihrer Kunden nach nachhaltigem Wohnen gerecht zu werden. „Wir verwendeten zum Beispiel größtenteils lokal produzierte, nachwachsende Materialien, die wir entsprechend behandelt haben, um ihre natürliche Widerstandsfähigkeit und Schönheit zu betonen“, so Mihaly.
Die Holzverkleidung des Anbaus wurde von den Hochbeeten des Gemüsegartens inspiriert; das Lochmuster von Trauben abgeleitet – der Anbau sollte ganz und gar mit der Umgebung verschmelzen.