Einrichtungstipps
Trend vegane Möbel: Wie tierfrei ist Ihr Sofa?
Immer mehr Konsumenten wollen vegane und tierversuchsfreie Produkte im Zuhause. Wie die Industrie darauf reagiert
Wer vegan lebt, versucht sämtliche Formen der Ausbeutung von Tieren und Grausamkeit an ihnen auszuschließen. Das gilt nicht nur für die Ernährung, sondern auch für andere Lebensbereiche wie das eigene Zuhause. Sich vegan einzurichten, ist also eine logische Konsequenz. Aber: Während der Veganismus in den vergangenen Jahren in der Lebensmittelindustrie einen wahren Boom erlebt hat, hinkt die Interior-Design-Branche noch hinterher, wie Emily Turnbull des britischen Interior-Design-Studios Can-Can in einem Interview mit dem internationalen Design- und Architekturmagazin „Dezeen“ erzählt. Doch das könnte sich schon bald ändern.
Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich ethisch verträgliche Produkte. „In der Modewelt zum Beispiel verzichten Firmen wie Michael Kors und Gucci inzwischen komplett auf Pelz“, erzählt DiMare, hier mit ihrem Hund zu sehen. Für Unternehmen lohnt es sich, veganes Interieur in ihr Businessportfoli aufzunehmen. „Manche Kunden leiden unter Allergien, dann sind vegane Alternativen oft die perfekte Lösung. Dabei muss nicht das ganze Projekt zu 100 Prozent vegan sein. Es genügt, wenn es in den Punkten vegan ist, die dem Kunden wichtig sind“, so DiMare. DiMares Schulungen zum Thema veganes Interior Design richten sich an traditionelle Design-Profis, die ihr Geschäft um einen neuen Service erweitern wollen.
Das könnte Sie auch interessieren:
► Weg vom Wegwerfen: 7 Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Möbeldesign
► Ein preisgekröntes Ökohaus mitten in Sydney
► Kälter, schneller, nachhaltiger: Alternativen zum normalen Kühlschrank
Das könnte Sie auch interessieren:
► Weg vom Wegwerfen: 7 Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Möbeldesign
► Ein preisgekröntes Ökohaus mitten in Sydney
► Kälter, schneller, nachhaltiger: Alternativen zum normalen Kühlschrank
Im Bild: Eine vegane Kochwerkstatt mitten in Paris, gestaltet von Interior Designerin Patricia Francois
Warum sind vegane Möbel auf dem Vormarsch?
Bei veganem Interior Design geht es vor allem um den Respekt vor tierischem Leben, gesundheitliche Überlegungen und Nachhaltigkeit. Im Oktober 2018 mahnten die Vereinten Nationen, dass uns nur noch zwölf Jahre bleiben, um die Folgen des Klimawandels zu reduzieren. Diese Botschaft scheint auch bei den Unternehmen anzukommen. Wir fühlen uns besser, wenn wir Produkte wählen, die die Umwelt schonen. Andererseits gehört zu einem veganen, tierversuchsfreien Haushalt auch ein spezielles Interieur, das dafür sorgt, dass sich die Tiere des Hauses genauso wohlfühlen wie ihre Besitzer. Eine von Houzz durchgeführte User-Umfrage zum Thema Haustiere ergab, dass in 46 Prozent der Haushalte ein Tier lebt.
Warum sind vegane Möbel auf dem Vormarsch?
Bei veganem Interior Design geht es vor allem um den Respekt vor tierischem Leben, gesundheitliche Überlegungen und Nachhaltigkeit. Im Oktober 2018 mahnten die Vereinten Nationen, dass uns nur noch zwölf Jahre bleiben, um die Folgen des Klimawandels zu reduzieren. Diese Botschaft scheint auch bei den Unternehmen anzukommen. Wir fühlen uns besser, wenn wir Produkte wählen, die die Umwelt schonen. Andererseits gehört zu einem veganen, tierversuchsfreien Haushalt auch ein spezielles Interieur, das dafür sorgt, dass sich die Tiere des Hauses genauso wohlfühlen wie ihre Besitzer. Eine von Houzz durchgeführte User-Umfrage zum Thema Haustiere ergab, dass in 46 Prozent der Haushalte ein Tier lebt.
„Veganismus ist nicht nur irgendeine Diät oder spezielle Ernährungsweise. Es geht darum, so zu leben, dass man mit seinem Handeln keinem Tier Schaden zufügt. Das schließt alle Tiere ein, nicht nur jene, die wir ins Herz geschlossen haben, wie unsere Haustiere“, erzählt die britische Interior Designerin und Influencerin Suszi Saunders. Ihr 100 Prozent veganes Londoner Zuhause wurde bereits in der britischen Boulevardzeitung „Daily Mail“ präsentiert. „Als ich beschlossen hatte, vegan zu leben, war es, als würde ein enormes Gewicht von meinen Schultern abfallen. Endlich lebe ich so, dass ich es moralisch vertreten kann. Ich umgebe mich gern mit hübschen, tierproduktfreien Dingen. Mein nächstes Ziel ist es, nur noch Produkte zu kaufen, die nicht nur vegan, sondern auch fair gehandelt und biologisch hergestellt sind.“
Noch interessieren sich vor allem Leute für ein veganes Zuhause, die ohnehin ein Bewusstsein für das Thema haben. Höchste Zeit, das zu ändern. Kann die Erfahrung, auf einem veganen Sofa zu sitzen, einen Menschen dazu motivieren, sein Zuhause tierproduktfrei umzugestalten? „Das ist unser Wunsch und unser Ziel“, erzählt Víctor Portavella von der spanischen Firma Atemporal Home Interiors, die vegane Sofas herstellt (siehe Foto oben). Ein solcher Dreisitzer ist zum Beispiel ab 1800 Euro zu haben.
+++ Im Dezember vergangenen Jahr rief der „Economist“ 2019 als Jahr des Veganismus aus. Laut der britischen Wochenzeitung bezeichnet sich ein Viertel der US-Bürgerinnen und -Bürger im Alter von 25 bis 34 Jahren bereits als vegan oder vegetarisch. Ähnliches ergab eine Studie des spanischen Beratungsunternehmens Lantern, das sich auf den Lebensmittelmarkt spezialisiert hat. Demnach sagen mehr als 3,6 Millionen Spanier von sich selbst, Flexitarier, Vegetarier oder Veganer zu sein. Fast 800 Unternehmen in Spanien vertreiben vegetarische oder vegane Produkte. Damit hat sich ihre Anzahl in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Der Markt boomt und wird bis 2020 auf über 4,4 Milliarden Euro wachsen, so die Studie.+++
+++ Im Dezember vergangenen Jahr rief der „Economist“ 2019 als Jahr des Veganismus aus. Laut der britischen Wochenzeitung bezeichnet sich ein Viertel der US-Bürgerinnen und -Bürger im Alter von 25 bis 34 Jahren bereits als vegan oder vegetarisch. Ähnliches ergab eine Studie des spanischen Beratungsunternehmens Lantern, das sich auf den Lebensmittelmarkt spezialisiert hat. Demnach sagen mehr als 3,6 Millionen Spanier von sich selbst, Flexitarier, Vegetarier oder Veganer zu sein. Fast 800 Unternehmen in Spanien vertreiben vegetarische oder vegane Produkte. Damit hat sich ihre Anzahl in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt. Der Markt boomt und wird bis 2020 auf über 4,4 Milliarden Euro wachsen, so die Studie.+++
Was bedeutet „vegan“ und „tierversuchsfrei“?
Veganes Design heißt, dass die verwendeten Materialien, Produkte und Stoffe keinerlei Inhaltsstoffe enthalten, für die ein Tier in irgendeiner Weise zu Schaden gekommen ist, gequält wurde oder die unserem Planeten Schaden zufügen. Das fängt bei Wolle für Teppiche und Polsterbezügen an, geht über Kissenbezügen aus Seide und reicht bis zu Holzlacken, die Bienenwachs enthalten können. Tierversuchsfrei heißt, dass die verwendeten Produkte keinerlei Inhaltsstoffe enthalten, die an einem Tier getestet wurden. Diese Definition stammt von der Vegan Society, der ältesten Veganer-Vereinigung der Welt, die 1944 in Großbritannien gegründet wurde. Konsumenten können auf Label achten, die Möbel und Wohntextilien als vegan auszeichnen. Zum Beispiel das grün-gelbe V-Label des Vegetarierbunds oder das PAV-Label von Peta.
Anhänger tierversuchsfreier Projekte weisen zudem darauf hin, dass Tierleder und Pelze für Möbel oft mit giftigen chemischen Substanzen behandelt werden. Dabei gibt es Alternativen. „Auf Federfüllungen zum Beispiel kann man inzwischen sehr gut verzichten. Denselben Komfort können wir heute mit künstlichen Fasern erreichen, die im Übrigen auch Atemwegserkrankungen und Allergien vorbeugen”, so Portavella.
Veganes Design heißt, dass die verwendeten Materialien, Produkte und Stoffe keinerlei Inhaltsstoffe enthalten, für die ein Tier in irgendeiner Weise zu Schaden gekommen ist, gequält wurde oder die unserem Planeten Schaden zufügen. Das fängt bei Wolle für Teppiche und Polsterbezügen an, geht über Kissenbezügen aus Seide und reicht bis zu Holzlacken, die Bienenwachs enthalten können. Tierversuchsfrei heißt, dass die verwendeten Produkte keinerlei Inhaltsstoffe enthalten, die an einem Tier getestet wurden. Diese Definition stammt von der Vegan Society, der ältesten Veganer-Vereinigung der Welt, die 1944 in Großbritannien gegründet wurde. Konsumenten können auf Label achten, die Möbel und Wohntextilien als vegan auszeichnen. Zum Beispiel das grün-gelbe V-Label des Vegetarierbunds oder das PAV-Label von Peta.
Anhänger tierversuchsfreier Projekte weisen zudem darauf hin, dass Tierleder und Pelze für Möbel oft mit giftigen chemischen Substanzen behandelt werden. Dabei gibt es Alternativen. „Auf Federfüllungen zum Beispiel kann man inzwischen sehr gut verzichten. Denselben Komfort können wir heute mit künstlichen Fasern erreichen, die im Übrigen auch Atemwegserkrankungen und Allergien vorbeugen”, so Portavella.
Im Bild: Krankenpfleger und Veganer Henrik verzichtete bei der Einrichtung seiner Wohnung bewusst auf Leder, Felle, Daunen, Seide. „Naja, bis auf den großen Teppich unter dem Esstisch, den habe ich von meinem Opa geerbt“, so Henrik. Den ganzen Houzzbesuch sehen Sie hier
Wer vegane Möbel kaufen will, muss oft viel recherchieren. Es kann schon in echte Detektivarbeit ausarten, die Label zu prüfen und die richtigen Fragen zu stellen. „Es geht darum, den Kundinnen und Kunden die Augen zu öffnen. Wir müssen diejenigen schützen, die sich nicht selbst schützen können: Tiere und Menschen, die dazu gezwungen sind, unter furchtbaren Bedingungen zu arbeiten. Ethisch produzierte Möbel zu kaufen, heißt, gesunde Produkte zu kaufen und Leben zu retten, Menschen- und Tierleben. Das ist nicht nur gut für unseren Planeten, sondern auch gut für uns selbst“, so DiMare. Vergangenes Jahr hat DiMare ihr Buch „Vegan Interiors“ veröffentlicht. Seitdem hat sie viel positives Feedback von Menschen bekommen, die beschlossen haben, ihr Haus vegan zu gestalten, nachdem sie ihr Buch gelesen haben.
Wer vegane Möbel kaufen will, muss oft viel recherchieren. Es kann schon in echte Detektivarbeit ausarten, die Label zu prüfen und die richtigen Fragen zu stellen. „Es geht darum, den Kundinnen und Kunden die Augen zu öffnen. Wir müssen diejenigen schützen, die sich nicht selbst schützen können: Tiere und Menschen, die dazu gezwungen sind, unter furchtbaren Bedingungen zu arbeiten. Ethisch produzierte Möbel zu kaufen, heißt, gesunde Produkte zu kaufen und Leben zu retten, Menschen- und Tierleben. Das ist nicht nur gut für unseren Planeten, sondern auch gut für uns selbst“, so DiMare. Vergangenes Jahr hat DiMare ihr Buch „Vegan Interiors“ veröffentlicht. Seitdem hat sie viel positives Feedback von Menschen bekommen, die beschlossen haben, ihr Haus vegan zu gestalten, nachdem sie ihr Buch gelesen haben.
Im Bild: Ein Sofa mit einem Bezug aus Pflanzenfasern, das ohne tierische Klebstoffe auskommt
Komplett auf Tierprodukte zu verzichten, halten viele Produktdesignerinnen und Interior Designer bislang noch für unmöglich. Dass die Umstellung auf vegane Produkte definitiv keine Entwicklung ist, die über Nacht stattfindet, bestätigt auch Saunders: „Ich bin seit drei Jahren Veganerin. Den Entschluss habe ich gefasst, kurz bevor wir in unser neues Haus gezogen sind, das renoviert werden musste. Für mich war das die perfekte Gelegenheit, auf eine vegane Einrichtung umzusteigen. Natürlich konnte ich nicht gleich alles einfach wegwerfen, was nicht vegan war, wie Wollteppiche und Ledersessel, aber im Laufe der Jahre haben wir das meiste ausgetauscht und ersetzt“, erzählt sie.
Für ihr Engagement wurde Saunders, die auf Instagram mehr als 40.000 Follower hat, mit dem Vegan Home Award 2018 von PETA ausgezeichnet, der vegane Wohndekoration prämiert. PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) ist eine gemeinnützige Organisation aus Großbritannien, die sich für die Rechte von Tieren einsetzt. Zum Glück gibt es inzwischen immer mehr nachhaltige Alternativen.
Komplett auf Tierprodukte zu verzichten, halten viele Produktdesignerinnen und Interior Designer bislang noch für unmöglich. Dass die Umstellung auf vegane Produkte definitiv keine Entwicklung ist, die über Nacht stattfindet, bestätigt auch Saunders: „Ich bin seit drei Jahren Veganerin. Den Entschluss habe ich gefasst, kurz bevor wir in unser neues Haus gezogen sind, das renoviert werden musste. Für mich war das die perfekte Gelegenheit, auf eine vegane Einrichtung umzusteigen. Natürlich konnte ich nicht gleich alles einfach wegwerfen, was nicht vegan war, wie Wollteppiche und Ledersessel, aber im Laufe der Jahre haben wir das meiste ausgetauscht und ersetzt“, erzählt sie.
Für ihr Engagement wurde Saunders, die auf Instagram mehr als 40.000 Follower hat, mit dem Vegan Home Award 2018 von PETA ausgezeichnet, der vegane Wohndekoration prämiert. PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) ist eine gemeinnützige Organisation aus Großbritannien, die sich für die Rechte von Tieren einsetzt. Zum Glück gibt es inzwischen immer mehr nachhaltige Alternativen.
Einige Möbelhersteller wie Allnatura oder Möbel Höffner haben mittlerweile zertifizierte vegane Möbel im Sortiment. Ikea zum Beispiel, dessen Teppich „Tejn“ (im Bild auf den Stühlen zu sehen) von PETA mit dem Vegan Homeware Award 2017 als bestes Lammfellimitat ausgezeichnet wurde. Inzwischen wird „Tejn“ allerdings nicht mehr produziert. Er wurde von „Toftlund“ abgelöst, der zu 100 Prozent aus recyceltem Polyester aus PET-Flaschen besteht.
Wie achten Sie beim Einrichten auf tierfreie Produkte? Denken Sie, vegane Möbel werden immer mehr Liebhaber finden?
Wie achten Sie beim Einrichten auf tierfreie Produkte? Denken Sie, vegane Möbel werden immer mehr Liebhaber finden?
„Ich beschloss, mein Geschäft umzuwandeln, nachdem ich ein Video gesehen hatte, in dem Hunde gequält wurden, um mit ihrem Fell zu handeln. Ich kenne keinen anderen Designer, der zu 100 Prozent vegan arbeitet“, erzählt Deborah DiMare. Sie ist Gründerin des in Miami ansässigen Interior-Design-Studios DiMare Design und der Online-Plattform VeganDesign.org, die unter dem Motto „gesundes und humanes Interieur“ Experten und Unternehmen aus über 60 Ländern zusammenbringt und unter anderem Online-Schulungen für Akteure im ethischen Interior Design bietet.