Back to the Futuro! Wie ein Ufo-Haus in London landete
Kommen Sie mit auf eine Zeitreise in die Sixties – und entdecken Sie eines der wenigen Exemplare des berühmtesten Zukunftshauses in Ufo-Form
„Zum ersten Mal habe ich das Futuro gesehen, als ich drei Jahre alt war“, erzählt der Künstler Craig Barnes. Als Kind war Barnes oft in Südafrika, und genau dort befand sich eines dieser raumschiffartigen Fertigteilhäuser aus den Sechzigerjahren. Danach wollte er es immer wieder sehen, wenn er mit seiner Familie dort war. Und viele Jahre später machte der in London ansässige Künstler seinen Traum wahr: Er kaufte das kleine Space-Age-Haus, um es anschließend liebevoll zu restaurieren.
Ursprünglich wurde das Futuro als Mobilhaus oder Ski-Hütte verkauft. Es war so konzipiert, dass man es auf einer unebenen Fläche oder sogar auf einem leichten Abhang schnell und einfach auseinander- und wieder zusammenbauen konnte. „Es spiegelt den optimistischen und experimentellen Geist jener Zeit perfekt wider“, so Albert Hill, Gründer von The Modern House, einer Immobilienfirma, die sich ausschließlich auf den Erwerb und Verkauf von Architektur aus Zeiten der Moderne spezialisiert hat. Außerdem sollte es günstig und vor allem leicht sein: Dafür war das damals neuartige Baumaterial Polyester wie gemacht.
Seine Markteinführung hatte das Futuro 1969 – dem Jahr, in dem Neil Armstrong auf dem Mond landete, dem Auftakt des Space Age. „Es traf absolut den Nerv der Zeit, in der alles, was mit Weltraum zu tun hatte, einen Sturm der Begeisterung auslöste“, erzählt David Walker, Betreiber der Webseite Wowhaus, auf der man allerlei interessante Architektur zu sehen bekommt. „Das Futuro war quasi ein privates Raumschiff, und auch heute noch entspricht dieses Haus der allgemeinen Vorstellung von Ufos.“
Seine Markteinführung hatte das Futuro 1969 – dem Jahr, in dem Neil Armstrong auf dem Mond landete, dem Auftakt des Space Age. „Es traf absolut den Nerv der Zeit, in der alles, was mit Weltraum zu tun hatte, einen Sturm der Begeisterung auslöste“, erzählt David Walker, Betreiber der Webseite Wowhaus, auf der man allerlei interessante Architektur zu sehen bekommt. „Das Futuro war quasi ein privates Raumschiff, und auch heute noch entspricht dieses Haus der allgemeinen Vorstellung von Ufos.“
Doch nachdem der erste Hype vorbei war, erwies sich das Futuro als kommerzieller Flop.
Nicht einmal 100 Stück wurden produziert, und obwohl es unter Sammlern schnell Kultstatus erlangte, wurden viele der Häuser mit fortschreitender Zeit und Mode dem Verfall preisgegeben. Über die Gründe kann man spekulieren: Während einige die Ölkrise der Siebzigerjahre und die damit verbundenen steigenden Kunststoffpreise dafür verantwortlich machten, sahen andere das Problem in der runden Form, mit der viele nichts anfangen konnten. „Wenn man sich vorstellt, seine Möbel und Habseligkeiten darin unterzubringen, sieht man schnell, wo das Problem liegt“, so Walker. „Das Futuro ist ein tolle Idee, aber für den Alltag taugt es leider überhaupt nicht.“
Auch Barnes’ Futuro war bei der Übernahme in schlechtem Zustand. „Bevor ich es kaufte, hatte es schon mehrere Eigentümerwechsel hinter sich“, erzählt er. „Es wurde zwar bewohnt, war aber ziemlich baufällig. Die Eingangstür war abgefallen und wurde einfach weggeschmissen, und auch innen war alles stark heruntergekommen.“
Irgendwie schaffte es Barnes, den vorherigen Eigentümer zu überreden, ihm das gute Stück zu verkaufen. Jetzt hieß es „nur“ noch, es per Schiff von Südafrika nach London zu bringen.
Nicht einmal 100 Stück wurden produziert, und obwohl es unter Sammlern schnell Kultstatus erlangte, wurden viele der Häuser mit fortschreitender Zeit und Mode dem Verfall preisgegeben. Über die Gründe kann man spekulieren: Während einige die Ölkrise der Siebzigerjahre und die damit verbundenen steigenden Kunststoffpreise dafür verantwortlich machten, sahen andere das Problem in der runden Form, mit der viele nichts anfangen konnten. „Wenn man sich vorstellt, seine Möbel und Habseligkeiten darin unterzubringen, sieht man schnell, wo das Problem liegt“, so Walker. „Das Futuro ist ein tolle Idee, aber für den Alltag taugt es leider überhaupt nicht.“
Auch Barnes’ Futuro war bei der Übernahme in schlechtem Zustand. „Bevor ich es kaufte, hatte es schon mehrere Eigentümerwechsel hinter sich“, erzählt er. „Es wurde zwar bewohnt, war aber ziemlich baufällig. Die Eingangstür war abgefallen und wurde einfach weggeschmissen, und auch innen war alles stark heruntergekommen.“
Irgendwie schaffte es Barnes, den vorherigen Eigentümer zu überreden, ihm das gute Stück zu verkaufen. Jetzt hieß es „nur“ noch, es per Schiff von Südafrika nach London zu bringen.
Um den Transport vorzubereiten, musste Barnes zunächst alle Einzelteile nummerieren, erst dann konnte er das Haus vorsichtig auseinanderbauen und die Teile verpacken. „Wir dachten, es würde in einen Container passen, aber leider war es ein bisschen zu groß. Also mussten wir die Einzelteile ordentlich zusammenquetschen und mit jeder Menge Kabeln befestigen. Wir haben alle in der Stadt verfügbaren Kabel aufgekauft!“
Nach zwei Monaten bangen Wartens, in denen das Futuro auf dem Schiff unterwegs war, kam es schließlich unversehrt in Großbritannien an. Dort musste es für weitere sechs Monate eingelagert werden, bis Barnes es Ende 2013 in eine Scheune nach Herefordshire bringen und endlich mit der langwierigen Restaurierung beginnen konnte. Damals pendelte er ständig zwischen London und Herefordshire, um kontinuierlich an dem Projekt zu arbeiten.
Nach zwei Monaten bangen Wartens, in denen das Futuro auf dem Schiff unterwegs war, kam es schließlich unversehrt in Großbritannien an. Dort musste es für weitere sechs Monate eingelagert werden, bis Barnes es Ende 2013 in eine Scheune nach Herefordshire bringen und endlich mit der langwierigen Restaurierung beginnen konnte. Damals pendelte er ständig zwischen London und Herefordshire, um kontinuierlich an dem Projekt zu arbeiten.
Um wirklich alles über das Futuro zu erfahren, reiste Barnes sogar nach Finnland zu Marko Home, dem Autor des einzigen Buches über den Haustyps mit dem Titel „Futuro: Tomorrow’s House From Yesterday“.
Marko Home gilt als der Experte für Futuros schlechthin. Sein Interesse wurde im Jahr 1995 geweckt. „Damals waren Futuros fast völlig in Vergessenheit geraten und tauchten weder in Architektur- noch in Designbüchern auf“, erzählt er. Und so machte er sich gemeinsam mit dem Regisseur Mika Taanila daran, die Anfänge des Hauses zu ergründen. „Wir interviewten den Architekten Matti Suuronen, aber auch andere Personen, die damals, zu seiner Blütezeit, etwas mit dem Futuro zu tun hatten. Wir durchforsteten Archivmaterial und sammelten jede auch noch so kleine Information, die wir erhalten konnten“, so Home.
„Obwohl das Futuro damals ein finanzieller Flop war, ist es von einer großen Zeitlosigkeit und hat deshalb vollkommen zu Recht als Kultobjekt der Sechzigerjahre seinen festen Platz in der Architektur-, Design-, ja sogar in der Kunstgeschichte gefunden. Das finde ich faszinierend.“
Marko Home gilt als der Experte für Futuros schlechthin. Sein Interesse wurde im Jahr 1995 geweckt. „Damals waren Futuros fast völlig in Vergessenheit geraten und tauchten weder in Architektur- noch in Designbüchern auf“, erzählt er. Und so machte er sich gemeinsam mit dem Regisseur Mika Taanila daran, die Anfänge des Hauses zu ergründen. „Wir interviewten den Architekten Matti Suuronen, aber auch andere Personen, die damals, zu seiner Blütezeit, etwas mit dem Futuro zu tun hatten. Wir durchforsteten Archivmaterial und sammelten jede auch noch so kleine Information, die wir erhalten konnten“, so Home.
„Obwohl das Futuro damals ein finanzieller Flop war, ist es von einer großen Zeitlosigkeit und hat deshalb vollkommen zu Recht als Kultobjekt der Sechzigerjahre seinen festen Platz in der Architektur-, Design-, ja sogar in der Kunstgeschichte gefunden. Das finde ich faszinierend.“
Zurück in Großbritannien, begann Barnes mit dem aufwändigen Abschleifen der Außenpaneele. Anschließend reparierte er jede einzelne beschädigte Stelle, um die Paneele mit türkisfarbenem Glanzlack wieder in ihrer Originalfarbe leuchten zu lassen.
„Ich wollte unbedingt das ursprüngliche finnische Design nachempfinden“, erzählt er. „Ich finde es wichtig, Respekt vor dem Gesamtwerk zu haben. Upcycling ist nicht immer die beste Lösung, finde ich. Das heißt nicht, dass ich mich nicht auch von modernem Design inspirieren lasse, aber hier wollte ich zum Urzustand zurück, statt das Ganze zu sehr zu verändern.“
„Ich wollte unbedingt das ursprüngliche finnische Design nachempfinden“, erzählt er. „Ich finde es wichtig, Respekt vor dem Gesamtwerk zu haben. Upcycling ist nicht immer die beste Lösung, finde ich. Das heißt nicht, dass ich mich nicht auch von modernem Design inspirieren lasse, aber hier wollte ich zum Urzustand zurück, statt das Ganze zu sehr zu verändern.“
Auch die Inneneinrichtung war ziemlich heruntergekommen. Zum Glück war jedoch ein Teil der Sitze noch intakt, so dass Barnes sie als Vorlage verwenden und die fehlenden Sitze nachbauen lassen konnte.
Auch eines der ellipsenförmigen Fenster konnte Barnes noch retten und davon ausgehend neue anfertigen lassen.
Da die Eingangstür fehlte, musste der Künstler wohl oder übel eine neue bauen – diesmal leider ohne eigene Vorlage. „So eine Tür kann man nicht eben mal schnell zusammenbauen“, erzählt er. Aber er hatte Glück: Ein anderer Futuro-Eigentümer ließ zu diesem Zweck eigens ein Muster für ihn anfertigen. Die Stufen wurden ebenfalls neu angefertigt.
Auch ein (ziemlich gemütliches) Doppelbett ließ Barnes in eine der „Ecken“ bauen. In vielen Original-Futuros war der Schlafbereich abgetrennt, um ein Stück Privatsphäre zu schaffen.
Als Barnes das Futuro kaufte, gab es eine kleine Küchenzeile, die bisher erst zum Teil erneuert wurde. Noch ist sie nicht komplett, sie kann aber bei Bedarf jederzeit weiter ausgebaut werden.
Den Rest der Einrichtung hat Barnes bewusst minimalistisch gehalten. „Die Architektur sollte für sich sprechen“, erzählt er. „Zu viele Accessoires würden das einzigartige Raumgefühl zerstören.“
Durch diese Tür gelangt man vom Wohn- und Schlafbereich in das Badezimmer.
Durch diese Tür gelangt man vom Wohn- und Schlafbereich in das Badezimmer.
Das kleine Badezimmer hat Barnes ebenfalls dem Original-Stil nachempfunden. Viele Futuros waren mit Dusche, Toilette und einem kleinen Waschbecken ausgestattet.
Nachdem Barnes stetig, aber relativ entspannt, an seinem Futuro gearbeitet hat, gab es irgendwann doch eine Deadline: Er hatte nämlich die Möglichkeit, das restaurierte Futuro in einer Londoner Galerie auszustellen – nun musste es also schnell gehen, was sich natürlich auch auf das Arbeitstempo auswirkte.
Im Oktober 2014, nach zehn Monaten harter Arbeit, war es endlich so weit: Das fertige Futuro wurde nach London transportiert, um in der Matt’s Gallery im Osten der Stadt dem Publikum präsentiert zu werden. Klar, dass das Interesse an dem auf Hochglanz gebrachten, eigenwilligen Stück Architektur riesig war.
Dass Dinge wie das Futuro heute noch existieren, verdanken wir leidenschaftlichen Menschen wie Barnes. „Es hätte auch ein für alle Mal der Vergangenheit angehören oder lediglich ein paar auserwählten Liebhabern zugänglich bleiben können“, so David Walker.
Dass Dinge wie das Futuro heute noch existieren, verdanken wir leidenschaftlichen Menschen wie Barnes. „Es hätte auch ein für alle Mal der Vergangenheit angehören oder lediglich ein paar auserwählten Liebhabern zugänglich bleiben können“, so David Walker.
Einige Monate später wurde das Futuro auf das Dach der Kunsthochschule Central St Martins gebracht, wo es heute noch steht. Einmal im Monat öffnet es seine Gangway-Tür der Öffentlichkeit, und Gruppen können sich für eine Besichtigung anmelden.
Und was hält die Zukunft für das Futuro bereit? Irgendwann möchte Barnes es an einen Ort bringen, wo er es ausschließlich privat nutzen will, aber im Moment findet er es wichtig, es noch eine Weile lang öffentlich zugänglich zu halten. „Wie jedes Kunstwerk sollte es von allen bewundert werden können“, so Barnes. „In meiner Idealvorstellung ist es wie ein großes Schiff, das unterschiedliche Funktionen erfüllt. Das Futuro ist ein wichtiges Stück Design- und Architekturgeschichte, und davon sollen möglichst viele Menschen etwas haben.“
Marko Home ist da ähnlicher Meinung: „Mit seiner utopischen Architektur, die die vorherrschenden Normen in Frage stellte, verkörpert das Futuro perfekt die Lebenseinstellung der Sechzigerjahre. Dieses Stück Architektur muss bewahrt bleiben, damit wir den experimentellen Geist von damals nicht vergessen.“
Marko Home ist da ähnlicher Meinung: „Mit seiner utopischen Architektur, die die vorherrschenden Normen in Frage stellte, verkörpert das Futuro perfekt die Lebenseinstellung der Sechzigerjahre. Dieses Stück Architektur muss bewahrt bleiben, damit wir den experimentellen Geist von damals nicht vergessen.“
Und was wünscht sich Barnes persönlich? „Einmal alle Futuros dieser Welt zu besichtigen – das wäre toll“, so der Künstler lachend.
Mehr Besuche in richtig ausgefallenen Häusern >>>
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Eigentümer: der britische Künstler Craig Barnes
Größe: ein Schlafzimmer, ein Badezimmer, sechs integrierte Liegesitze
Aktueller Standort: das Dach der Kunsthochschule Central Saint Martins, London, Großbritannien
Fotos: Chris Snook, Vorher-Fotos: Craig Barnes
Das in den Swinging Sixties von dem finnischen Architekten Matti Suuronen entworfene Futuro war ursprünglich als leicht aufbaubares Ferienhaus konzipiert worden. Mit seiner modernen Form und seinem frischen Look spiegelte es den Optimismus und die Experimentierfreudigkeit der Sechzigerjahre wider. In der Folge wurden die Futuros überall auf der Welt gebaut, bis sie irgendwann nicht mehr angesagt waren, verlassen und vergessen wurden. Auch Barnes’ Exemplar war ziemlich heruntergekommen und musste dringend restauriert werden. Eine Herausforderung, der sich der Künstler gerne annahm, bis das kultige Architektur-Juwel in neuem Glanz erstrahlte.
„Ich bin ein Sammler, und ich liebe es, Dinge von meinen Reisen mitzubringen“, so Barnes, wobei er schon zugeben muss, dass der Transport eines ganzen Hauses das bisher größte Projekt dieser Art für ihn gewesen ist. „Dieses Fundstück passte nicht ganz in einen Koffer!“