Houzzbesuch: Minimalismus extrem – weißer geht’s nicht!
Bloggerin Maiken Winther hat beruflich viel mit Farben zu tun. Ihr Zuhause in Kopenhagen hat sie optisch stark reduziert
Kasper Iversen
19. April 2018
Als Fashion-Stylistin, Bloggerin und ehemalige Mode-Redakteurin beschäftigt sich Maiken Winther seit vielen Jahren ausführlich mit den neusten Trend, was Farben und Dekorationen betrifft. Ständig macht sie die bunten Kollektionen verschiedener Designer zu ihrem Thema. Doch in ihrer Wohnung in Nørrebro, einem zentralen Stadtviertel von Kopenhagen, sieht es ganz anders aus …
Denn dort finden sich so gut wie gar keine Farben. „Wenn man sich viele Stunden am Tag intensiv mit Mode beschäftigt, ständig auf Achse ist, eine Show nach der anderen sieht und dann sogar noch selber Entwürfe macht und Dinge herstellt – dann wird der Kopf ständig mit einer riesigen Menge an Eindrücken bombardiert“, sagt Winther. „Wenn ich anschließend nach Hause komme, kann ich einfach keine Farben mehr ertragen. Je weißer, industrieller und sauberer es ist, umso besser. Und so ist alles in meiner Wohnung.“
Auf einen Blick
Hier wohnt: Maiken Winther (38), Stylistin und Autorin des Mode- und Beauty-Blogs Nouvelle.dk
Auf: 70 Quadratmetern
In: Nørrebro, Kopenhagen, Dänemark
Hier wohnt: Maiken Winther (38), Stylistin und Autorin des Mode- und Beauty-Blogs Nouvelle.dk
Auf: 70 Quadratmetern
In: Nørrebro, Kopenhagen, Dänemark
Winthers Wohnung ist ausgesprochen minimalistisch. Man könnte auf die Idee kommen, dass sie leer ist und noch viel Platz für Möbel übrig bleibt. Doch genau diese Leere ist es, die Winther mit voller Absicht gestaltet hat, damit die Räume nicht eng oder überladen wirken.
„Gegenstände sollten nützlich sein, aber am wichtigsten ist: Sie müssen dem Auge schmeicheln. Sie sollen schön sein, einfach nett anzusehen. Für mich ist das entscheidend, wenn ich mir etwas kaufe. Es ist nicht so wichtig, ob es gerade angesagt ist oder einem bestimmten Trend entspricht. Ich möchte einfach nur Dinge zusammenstellen, die ich toll finde.“
„Gegenstände sollten nützlich sein, aber am wichtigsten ist: Sie müssen dem Auge schmeicheln. Sie sollen schön sein, einfach nett anzusehen. Für mich ist das entscheidend, wenn ich mir etwas kaufe. Es ist nicht so wichtig, ob es gerade angesagt ist oder einem bestimmten Trend entspricht. Ich möchte einfach nur Dinge zusammenstellen, die ich toll finde.“
Weiß, weiß, weiß – das ist ohne Zweifel Winthers Lieblingsfarbe in dieser Wohnung. Doch mitten in dem sehr hellen Wohnzimmer steht ein einziges dunkelblaues Möbelstück: das Sofa.
„Der einzige Grund, warum ich – leider Gottes! – nicht die weiße Version davon besitze, ist: Ich kenne mich doch“, sagt Winther. „Ich sitze oft stundenlang auf meinem Sofa, weil ich viel von zuhause aus arbeite – und ich liebe Schokolade. Aber ein weißes Sofa und Schokolade, das ist keine gute Kombination. Auch wenn es mir wichtig ist, dass Dinge gut aussehen: Genauso wichtig ist es, dass die Dinge in der Wohnung, die ich für mich geschaffen habe, auch tatsächlich existieren können.“
„Und der Couchtisch ist tatsächlich eines der Elemente, mit denen ich mehr machen möchte. Er ist noch nicht mal als Couchtisch gedacht.“
Sofa: Modern Line (Design: Greta Grossman), jetzt hergestellt von Gubi; Couchtisch: Prism (das Design stammt von dem schwedischen Künstler Fredrik Paulsen)
„Der einzige Grund, warum ich – leider Gottes! – nicht die weiße Version davon besitze, ist: Ich kenne mich doch“, sagt Winther. „Ich sitze oft stundenlang auf meinem Sofa, weil ich viel von zuhause aus arbeite – und ich liebe Schokolade. Aber ein weißes Sofa und Schokolade, das ist keine gute Kombination. Auch wenn es mir wichtig ist, dass Dinge gut aussehen: Genauso wichtig ist es, dass die Dinge in der Wohnung, die ich für mich geschaffen habe, auch tatsächlich existieren können.“
„Und der Couchtisch ist tatsächlich eines der Elemente, mit denen ich mehr machen möchte. Er ist noch nicht mal als Couchtisch gedacht.“
Sofa: Modern Line (Design: Greta Grossman), jetzt hergestellt von Gubi; Couchtisch: Prism (das Design stammt von dem schwedischen Künstler Fredrik Paulsen)
Die wenigen Möbel und Dekorationsobjekte, die ihren Weg in die Wohnräume gefunden haben, hat sie sorgfältig ausgewählt.
„Ich gehe nie zu Illums Bolighus [einem dänischen Designladen] und denke: ‚Jetzt sollte ich mir etwas kaufen.‘ Umgekehrt: Erst begegnet mir etwas Interessantes, und dann beginnt die Jagd“, sagt Winther.
Sie lässt sich gerne von Interior-Zeitschriften inspirieren, auch wenn sie es frustrierend findet, dass viele der dort abgebildeten Gegenstände entweder noch nicht auf dem Markt sind oder sich nur unter größten Schwierigkeiten beschaffen lassen.“
Leuchte: Moustache von Inga Sempé
„Ich gehe nie zu Illums Bolighus [einem dänischen Designladen] und denke: ‚Jetzt sollte ich mir etwas kaufen.‘ Umgekehrt: Erst begegnet mir etwas Interessantes, und dann beginnt die Jagd“, sagt Winther.
Sie lässt sich gerne von Interior-Zeitschriften inspirieren, auch wenn sie es frustrierend findet, dass viele der dort abgebildeten Gegenstände entweder noch nicht auf dem Markt sind oder sich nur unter größten Schwierigkeiten beschaffen lassen.“
Leuchte: Moustache von Inga Sempé
„Ein paar meiner Sachen sind auch von Ikea“, sagt sie. „Das lässt sich gar nicht vermeiden. Aber am liebsten wäre es mir, ich besäße keinen einzigen Mainstream-Gegenstand, den jeder andere hat. Wenn ich reich und berühmt wäre, würde ich nur abwegige Sachen besitzen. Das wären keineswegs nur Vintage-Sachen, es könnten auch neue sein – Hauptsache, sie wären nicht überall zu bekommen.“
Winther muss beruflich viel reisen, und so sieht sie öfter seltsame oder wunderschöne Dinge, mit denen sie gerne ihre Wohnung schmücken würde. „Aber man kann nicht einfach ein Sofa aus Paris oder eine alte Leuchte aus San Francisco mit nach Hause nehmen. Schließlich ist der Koffer ja schon voll mit Schuhen“, sagt sie lachend.
Sessel: PK4 by Poul Kjærholm
Winther muss beruflich viel reisen, und so sieht sie öfter seltsame oder wunderschöne Dinge, mit denen sie gerne ihre Wohnung schmücken würde. „Aber man kann nicht einfach ein Sofa aus Paris oder eine alte Leuchte aus San Francisco mit nach Hause nehmen. Schließlich ist der Koffer ja schon voll mit Schuhen“, sagt sie lachend.
Sessel: PK4 by Poul Kjærholm
Das vielleicht spektakulärste Objekt in ihrer Wohnung ist diese dreidimensionale Arbeit der Künstlerin Zenia Kirkegaard von Artéleri. „Mein Popcorn“ nennt Winther das Kunstwerk.
„Ich bin völlig vernarrt in das Objekt! Jahrelang hatte ich gar nichts an der Wand hängen, weil das dann oft so aussieht, als wollte man sagen: ‚Hier wohnt ein erwachsener Mensch in einer echten Wohnung.‘
Aber als ich dieses Werk im Internet gesehen habe, war ich ganz begeistert und schrieb der Künstlerin noch an demselben Abend, dass ich es einfach haben müsste“, berichtet sie.
Das Werk besteht aus Schaumstoff, der auf einem schweren Holzbrett befestigt ist. „Es ist nicht nur groß, sondern auch laut, aber andererseits passt es sich auch komplett in den Raum ein“, urteilt die Bewohnerin.
Die niedrige Kommode unter dem Kunstwerk ist von Ikea.
„Ich bin völlig vernarrt in das Objekt! Jahrelang hatte ich gar nichts an der Wand hängen, weil das dann oft so aussieht, als wollte man sagen: ‚Hier wohnt ein erwachsener Mensch in einer echten Wohnung.‘
Aber als ich dieses Werk im Internet gesehen habe, war ich ganz begeistert und schrieb der Künstlerin noch an demselben Abend, dass ich es einfach haben müsste“, berichtet sie.
Das Werk besteht aus Schaumstoff, der auf einem schweren Holzbrett befestigt ist. „Es ist nicht nur groß, sondern auch laut, aber andererseits passt es sich auch komplett in den Raum ein“, urteilt die Bewohnerin.
Die niedrige Kommode unter dem Kunstwerk ist von Ikea.
Der Fernseher Serif von Samsung ist ein Entwurf der Brüder Ronan und Erwan Bouroullec. Seinen Namen trägt das Gerät, weil es von der Seite so aussieht wie der Großbuchstabe „I“ in einer Schrift mit Serifen.
„Es sieht auch dann noch gut aus, wenn es ausgeschaltet ist, und das ist mir sehr wichtig“, sagt Winther.
Noch mehr Fotos von weißen Wohnzimmern
„Es sieht auch dann noch gut aus, wenn es ausgeschaltet ist, und das ist mir sehr wichtig“, sagt Winther.
Noch mehr Fotos von weißen Wohnzimmern
Auch wenn Winther bei der Wohnungseinrichtung an Weiß festhält: Wenn es um ihre Kleidung geht, ist sie auch ein großer Fan von dunklen Farben, vor allem von Schwarz. Beide Vorlieben gehen auf dieselbe Philosophie zurück.
„Ich habe einen sehr strengen, praktischen – manche würden sagen: langweiligen – und männlichen Stil. Ungefähr 80 Prozent meiner Garderobe ist Schwarz oder Dunkelblau. Denn ebenso wie ich möchte, dass meine Wohnung einfach und ruhig gestaltet ist, möchte ich mich nicht ständig damit beschäftigen müssen, welche Farbe ich als nächstes tragen soll.“
„Ich habe einen sehr strengen, praktischen – manche würden sagen: langweiligen – und männlichen Stil. Ungefähr 80 Prozent meiner Garderobe ist Schwarz oder Dunkelblau. Denn ebenso wie ich möchte, dass meine Wohnung einfach und ruhig gestaltet ist, möchte ich mich nicht ständig damit beschäftigen müssen, welche Farbe ich als nächstes tragen soll.“
Aus Winthers Perspektive ist die Wohnung übrigens immer noch ziemlich unordentlich. „Ich bin im Herzen Minimalistin und habe auch das Gefühl, minimalistisch zu leben. Aber das stimmt eigentlich nicht. Die Räume sind voll mit Dingen, mit Müll und irgendwelchem Kram“, sagt sie.
Stuhl: DSW von Charles & Ray Eames für Vitra
Stuhl: DSW von Charles & Ray Eames für Vitra
Diese Ecke findet sie zum Beispiel unaufgeräumt. „Für mein Gefühl passiert hier ziemlich viel, auch wenn da nicht viel mehr als eine Flasche Lotion und ein Buch liegt“, sagt sie mit Blick auf den kleinen Tisch neben dem Bett. „Aber andererseits sieht es auch wieder minimalistisch aus, weil es so hell ist und gut zu meinem Farbschema passt.“
Ähnlich ist es in der Küche: Zu sehen sind nur ein paar Kochutensilien und Zutaten. „Aber wenn ich genug Schränke hätte, würde ich darin alles verstecken – wobei ich dann wahrscheinlich auch irgendwann die Nase voll davon hätte, ständig in den Schubladen herumwühlen zu müssen“, sagt sie.
Küchenexperten in Ihrer Nähe
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Die Stylistin hat schnell genug von einem Gegenstand, wenn er ihr zu auffälllig erscheint. „Blumen zu kaufen, finde ich sehr schwierig, weil sie schnell zu mädchenhaft wirken. Viele Jahre lang hatte ich einige Lyngby-Vasen, aber die sind mittlerweile so populär geworden, dass ich sie kaum noch sehen kann. Weiße Kerzen sind viel besser.“
Blumenvasen in großer Auswahl
Blumenvasen in großer Auswahl
Die dreibeinigen Ant-Stühle kaufte sie vor einigen Jahren auf einer Auktion. „Das mache ich nicht oft. Es ist einfach zu nervenaufreibend – bekommt man jetzt den Zuschlag oder nicht?“, erklärt sie.
Stühle: Ant von Arne Jacobsen für Fritz Hansen
Stühle: Ant von Arne Jacobsen für Fritz Hansen
„Ich träume davon, mein ganzes Bad von oben bis unten mit weißen Fliesen zu kacheln. Ich neige auch dazu, weiße Pflegeprodukte zu kaufen.“
Die 70-Quadratmeter-Wohnung wurde aus zwei kleineren Wohnungen zusammengelegt. Winther hätte zwar gerne ein bisschen mehr Platz, aber sie lebt gerne in ihrem Viertel, und ihre ruhige weiße Oase gefällt ihr so gut, dass sie in nächster Zeit nicht ans Umziehen denkt.
„Irgendwann wäre ich auch bereit, umzuziehen. Aber dann müssten sie mir etwas bauen, das genauso ist wie das hier“, sagt sie lachend.
Noch mehr Houzzbesuche in der Stadt
„Irgendwann wäre ich auch bereit, umzuziehen. Aber dann müssten sie mir etwas bauen, das genauso ist wie das hier“, sagt sie lachend.
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Ein schöner Artikel und eine sehr persönliche Beschreibung ihres Wohnstils von Maiken Winther :-)