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Innenausbau
Interview: Wie findet man die richtige Wandfarbe?
Wie traut man sich an dunkle Töne? Was ist gerade Trend? Farrow&Ball-Kreativchefin Charlotte Cosby und Farbberaterin Anne Schütz geben Tipps
Wer ans Einrichten denkt, denkt oft erst an Möbel und Accessoires – und irgendwann dann an die passende Wandfarbe. Dabei gehen Profis oft genau andersherum vor. Wandfarben können einen Raum öffnen, wärmer gestalten oder ihm eine coole Note verleihen. Wie aber findet man zwischen all den Farben bloß die richtige? Im Gespräch mit der Farrow & Ball-Kreativchefin Charlotte Cosby und Farbberaterin und Interior Designerin Anne Schütz aus Berlin haben wir erfahren, wie viel Wandfarbe ein Raum verträgt, warum man keine Angst vor dunklen Farben haben muss – und wie man sich langsam an neue Wandfarben herantasten kann.
Farben machen glücklich. Das weiß wohl keine besser als die Kreativchefin des britischen Farbenherstellers Farrow & Ball, Charlotte Cosby (oben). Seit neun Jahren trifft sie mit ihrem Farbinstinkt den Nerv der Zeit, recherchiert wie Menschen leben und wohnen (wollen) und was Wandfarben dabei für eine Rolle spielen. Und auch Farbberaterin Anne Schütz von Anneli|West|Berlin (links) steckt tief im Thema: Die Berlinerin gibt Kunden Tipps zur Erstellung eines Farbkonzepts, rät manchmal zu starken Farben – und manchmal auch davon ab. Wir haben beide gefragt, wie man das richtig hinbekommt, mit den farbigen Wänden im eigenen Zuhause.
Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der mehr Farbe in sein Zuhause bringen will – aber nicht weiß, wie?
Charlotte Cosby (CC): Ein guter Anfang ist, erst einmal die Lichtsituation der Wohnung zu erfassen. Denn von der Intensität des Lichteinfalls hängt auch die Wirkung der Farbe ab. Ist das Zimmer nach Norden oder Süden ausgerichtet, lichtdurchflutet oder dunkler? Wie sieht es bei Nachmittagssonne und wie bei Dämmerung aus? Und erst dann überlegen Sie, welche Stimmung Sie mit der Farbe erzielen möchten. Soll es romantisch sein, fröhlich oder dramatisch?
Anne Schütz (AS): Wenn Kunden noch keine Vorstellung haben, mit welchen Farbtönen sie wohnen wollen, erstelle ich ein Moodboard oder gemeinsame Ideenbücher auf Houzz. Ich trage Stimmungsbilder zusammen und auch die Kunden können welche hinzufügen. Ein Farbkonzept entsteht nämlich immer mit den Kunden, denn sie wissen, was gefällt und in welche Richtung die Farbreise gehen soll.
Charlotte Cosby (CC): Ein guter Anfang ist, erst einmal die Lichtsituation der Wohnung zu erfassen. Denn von der Intensität des Lichteinfalls hängt auch die Wirkung der Farbe ab. Ist das Zimmer nach Norden oder Süden ausgerichtet, lichtdurchflutet oder dunkler? Wie sieht es bei Nachmittagssonne und wie bei Dämmerung aus? Und erst dann überlegen Sie, welche Stimmung Sie mit der Farbe erzielen möchten. Soll es romantisch sein, fröhlich oder dramatisch?
Anne Schütz (AS): Wenn Kunden noch keine Vorstellung haben, mit welchen Farbtönen sie wohnen wollen, erstelle ich ein Moodboard oder gemeinsame Ideenbücher auf Houzz. Ich trage Stimmungsbilder zusammen und auch die Kunden können welche hinzufügen. Ein Farbkonzept entsteht nämlich immer mit den Kunden, denn sie wissen, was gefällt und in welche Richtung die Farbreise gehen soll.
Welche Farben haben Sie selbst daheim an Ihren Wänden?
CC: Ich verbringe ja sehr viel Zeit mit Farben (lacht). Daher habe ich mein Zuhause in einer simplen, aber entspannenden Palette gestrichen. Wohnzimmer und Bad sind in dem beruhigenden „Dix Blue“ gestrichen, mein Schlafzimmer in „Wimborne White“. Aber ein paar mutige Farben und Muster gibt es bei mir auch: Mein Flur (im Bild) ist zum Beispiel mit der Tapete „Lotus 2051“ ausgestattet.
CC: Ich verbringe ja sehr viel Zeit mit Farben (lacht). Daher habe ich mein Zuhause in einer simplen, aber entspannenden Palette gestrichen. Wohnzimmer und Bad sind in dem beruhigenden „Dix Blue“ gestrichen, mein Schlafzimmer in „Wimborne White“. Aber ein paar mutige Farben und Muster gibt es bei mir auch: Mein Flur (im Bild) ist zum Beispiel mit der Tapete „Lotus 2051“ ausgestattet.
AS: Unserem Wohnzimmer haben wir gerade erst einen neuen Anstrich verpasst. Es erstrahlt jetzt in „Inchyra Blue“, einem dramatischen und magischen Grünton (siehe oben). Wundervoll. Ich muss aber gestehen, dass meine Vorliebe für dunkle Farben erst über die Jahre gewachsen ist.
Wenn wir schon beim Thema sind: Wie wird man mutig und traut sich an dunkle Wandfarben heran?
CC: Es hilft, wenn man dunkle, intensive Farben erstmal in kleinen Räumen ausprobiert. Im Gäste-WC vielleicht oder in der Speisekammer. Auch an einem alten Schrank oder einer Kommode kann man die Farbe testen. Vielleicht traut man sich auch an die Sockelleiste. Und wenn man mit der Zeit etwas mutiger wird, kann man sich an ganze Wandflächen heranwagen. Ich finde zum Beispiel, dass sehr starke Farben gut ins Esszimmer passen – sie sind sinnlich und bei Kerzenlicht verwandeln die dunklen Wände den Raum in eine kuschelige Höhle.
CC: Es hilft, wenn man dunkle, intensive Farben erstmal in kleinen Räumen ausprobiert. Im Gäste-WC vielleicht oder in der Speisekammer. Auch an einem alten Schrank oder einer Kommode kann man die Farbe testen. Vielleicht traut man sich auch an die Sockelleiste. Und wenn man mit der Zeit etwas mutiger wird, kann man sich an ganze Wandflächen heranwagen. Ich finde zum Beispiel, dass sehr starke Farben gut ins Esszimmer passen – sie sind sinnlich und bei Kerzenlicht verwandeln die dunklen Wände den Raum in eine kuschelige Höhle.
AS: Gewöhnlich beginnt man mit helleren, unauffälligeren Tönen und tastet sich mit jeder Renovierung an die kräftigeren Farben heran – und irgendwann schrickt man plötzlich nicht einmal vor dunklen Deckenfarben zurück. Es ist ein Prozess. Mein Tipp: Stimmungsbilder, die dunkel gestrichene Räume zeigen, können die Angst nehmen. Und wissen Sie was? Gerade kleine Räume wirken größer, wenn sie dunkel gestrichen sind.
Haben Sie Tipps, wie man sich überhaupt erst einmal an Farbe traut, anstatt Räume all-in-white zu lassen?
AS: Vor einigen Jahren betrat ich eine gerade frisch renovierte Altbauwohnung mit prunkvollem Stunk, die ganz in Weiß erstrahlte. Es sah edel und fein aus – und war das einzige Mal, dass ich am liebsten von Farbe abgeraten hätte. Normalerweise aber heben Farben die Stimmung, tauchen Räume in eine andere Welt. Wenn ich die Farbkarte zücke, sind meistens auch meine Kunden gleich Feuer und Flamme.
CC: Mit Pastelltönen kann man sich an Farbe wagen, ohne dabei dem Raum mit dem Ton zu erschlagen. Ein gedämpftes Pastell wie etwa „Peignoir“ (ein graues romantisches Rosa) oder „Cromarty“ (ein Grau, inspiriert vom Meeresdunst) lassen Sie wie auf Wolke Sieben wohnen. Gleichzeitig bekommt der Raum aber doch ein wenig mehr Charakter durch die Farbe.
AS: Vor einigen Jahren betrat ich eine gerade frisch renovierte Altbauwohnung mit prunkvollem Stunk, die ganz in Weiß erstrahlte. Es sah edel und fein aus – und war das einzige Mal, dass ich am liebsten von Farbe abgeraten hätte. Normalerweise aber heben Farben die Stimmung, tauchen Räume in eine andere Welt. Wenn ich die Farbkarte zücke, sind meistens auch meine Kunden gleich Feuer und Flamme.
CC: Mit Pastelltönen kann man sich an Farbe wagen, ohne dabei dem Raum mit dem Ton zu erschlagen. Ein gedämpftes Pastell wie etwa „Peignoir“ (ein graues romantisches Rosa) oder „Cromarty“ (ein Grau, inspiriert vom Meeresdunst) lassen Sie wie auf Wolke Sieben wohnen. Gleichzeitig bekommt der Raum aber doch ein wenig mehr Charakter durch die Farbe.
Und wie geht man vor, wenn man gleich mehrere Wandfarben in einem Raum einsetzen möchte?
CC: Farben aus einer Familie auszuwählen ist eine gute und sichere Möglichkeit mehrere Töne in einem Raum unterzubringen. Es können aber auch Töne gleicher Intensität sein, die aus verschiedenen Farbschemata stammen: „Book Room Red“ und „Sudbury Yellow“ kombiniert verleiht Räumen zum Beispiel ein harmonisches Gefühl, weil beide Farben gleich intensiv sind. Wenn man doch zu Farben greift, die stärker und schwächer in ihrer Wirkung sind, kann man damit seine humorvolle Seite zeigen. Ich empfehle aber, solch bunte Vielfalt eher in kleinen Räumen unterzubringen.
AS: Ich rate dagegen meist davon ab, Räume in unterschiedlichen Tönen zu streichen. Wenn Wände denselben Farbton haben, wirken Räume stimmiger und ruhiger. Falls doch Details wie ein Kamin oder eine Wand hinter dem Sofa, Regal oder Bett farblich abgesetzt werden sollen, kann man entweder in einer Farbfamilie bleiben oder dann ganz konträr und mutig einen Farbton wählen, der ein Statement setzt.
Im Bild: Wände in Salon Drab; Holzarbeiten in Yeabridge Green;
Boden in Plummett, alles F&B
CC: Farben aus einer Familie auszuwählen ist eine gute und sichere Möglichkeit mehrere Töne in einem Raum unterzubringen. Es können aber auch Töne gleicher Intensität sein, die aus verschiedenen Farbschemata stammen: „Book Room Red“ und „Sudbury Yellow“ kombiniert verleiht Räumen zum Beispiel ein harmonisches Gefühl, weil beide Farben gleich intensiv sind. Wenn man doch zu Farben greift, die stärker und schwächer in ihrer Wirkung sind, kann man damit seine humorvolle Seite zeigen. Ich empfehle aber, solch bunte Vielfalt eher in kleinen Räumen unterzubringen.
AS: Ich rate dagegen meist davon ab, Räume in unterschiedlichen Tönen zu streichen. Wenn Wände denselben Farbton haben, wirken Räume stimmiger und ruhiger. Falls doch Details wie ein Kamin oder eine Wand hinter dem Sofa, Regal oder Bett farblich abgesetzt werden sollen, kann man entweder in einer Farbfamilie bleiben oder dann ganz konträr und mutig einen Farbton wählen, der ein Statement setzt.
Im Bild: Wände in Salon Drab; Holzarbeiten in Yeabridge Green;
Boden in Plummett, alles F&B
Wie findet man eigentlich die neuesten Farbtrends?
CC: Um die neuesten Trendfarben zu bestimmen, schauen wir uns aktuelle Mode- und Designkollektionen an. Wir betrachten aber auch feinsinnig das soziale und wirtschaftliche Klima, das uns und damit auch unseren Wohnstil beeinflusst. Menschen wünschen sich ein warmes Zuhause, einen Rückzugsort – und diesen Platz versuchen wir mit unseren trendigen aber gleichzeitig zeitlosen Farben zu kreieren. Bei unserer Firma wird immer in Farbfamilien unterschieden. Wenn man wollen würde, könnte man aber einfach loslegen, getrost alle Farbtöne kombinieren und doch sicher sein, dass das Farbschema aufgeht.
CC: Um die neuesten Trendfarben zu bestimmen, schauen wir uns aktuelle Mode- und Designkollektionen an. Wir betrachten aber auch feinsinnig das soziale und wirtschaftliche Klima, das uns und damit auch unseren Wohnstil beeinflusst. Menschen wünschen sich ein warmes Zuhause, einen Rückzugsort – und diesen Platz versuchen wir mit unseren trendigen aber gleichzeitig zeitlosen Farben zu kreieren. Bei unserer Firma wird immer in Farbfamilien unterschieden. Wenn man wollen würde, könnte man aber einfach loslegen, getrost alle Farbtöne kombinieren und doch sicher sein, dass das Farbschema aufgeht.
Und wie sehen die aktuellen Farbtrends aus – wohin wird die (bunte) Reise gehen?
CC: Da gibt es zwei Richtungen. Zum einen gibt es Farben, die ruhig und weich sind, fast schon traditionell, so dass wir uns mit ihnen entspannt und gelassen fühlen. Ich spreche da von sanftem Beige oder pudrigem Rosa. Dann wiederum sind gerade sattere Farben im Trend, die sich aber auch alle in natürlichen Farbschemen bewegen. Sie geben unserem Zuhause Kraft und sollen den Sinn für unsere Umwelt schärfen.
Alle diese Farben repräsentieren verschiedene Aspekte, Wünsche und Verlangen unseres Lebens.
Wenn es um Finishes geht, sehen wir wieder einen Hang zu glänzenden Oberflächen. Die Farben sind hauptsächlich zart, naturnah und dann, ganz gegensätzlich, wollen die Leute einen Hauch von Glamour durch strahlende Wände. Und natürlich wird auch Licht durch Hochglanzfarben stärker reflektiert.
CC: Da gibt es zwei Richtungen. Zum einen gibt es Farben, die ruhig und weich sind, fast schon traditionell, so dass wir uns mit ihnen entspannt und gelassen fühlen. Ich spreche da von sanftem Beige oder pudrigem Rosa. Dann wiederum sind gerade sattere Farben im Trend, die sich aber auch alle in natürlichen Farbschemen bewegen. Sie geben unserem Zuhause Kraft und sollen den Sinn für unsere Umwelt schärfen.
Alle diese Farben repräsentieren verschiedene Aspekte, Wünsche und Verlangen unseres Lebens.
Wenn es um Finishes geht, sehen wir wieder einen Hang zu glänzenden Oberflächen. Die Farben sind hauptsächlich zart, naturnah und dann, ganz gegensätzlich, wollen die Leute einen Hauch von Glamour durch strahlende Wände. Und natürlich wird auch Licht durch Hochglanzfarben stärker reflektiert.
AS: Ich würde sagen alle Grautöne bis zum tiefen Schwarz und Pastelle sind zur Zeit angesagt – aber nicht jedermanns Sache. Neutrale Töne wie „Skimming Stone“ oder „Slipper Satin“ legen sich nicht auf einen Wohnstil fest und sind deshalb ein Dauerbrenner.
Was ich aktuell oft sehe: Heizkörper, Holzeinbauten oder frei schwebende Regale werden im gleichen Farbton wie die Wand gleich mit gestrichen. Mutig und besonders.
Was wird kommen? Hoffentlich nicht der Trend zu weißen Räumen! Ein warmes sattes Gelb einer frühsommerlichen Ranunkelblüte, das mit einem warmen Grau oder Beige kombiniert wird, stelle ich mir gerade schön vor. Die richtige Farbe hat eben ganz viel mit Stimmung und Gefühlen zu tun.
Was ich aktuell oft sehe: Heizkörper, Holzeinbauten oder frei schwebende Regale werden im gleichen Farbton wie die Wand gleich mit gestrichen. Mutig und besonders.
Was wird kommen? Hoffentlich nicht der Trend zu weißen Räumen! Ein warmes sattes Gelb einer frühsommerlichen Ranunkelblüte, das mit einem warmen Grau oder Beige kombiniert wird, stelle ich mir gerade schön vor. Die richtige Farbe hat eben ganz viel mit Stimmung und Gefühlen zu tun.
Verlosung: Zusammen mit Farrow & Ball verlosen wir 2 x 5 Liter Farbe des britischen Farbherstellers (Wert rund 130 Euro). Wählen können Sie zwischen den neun Farben, die anlässlich des 70. Firmenjubiläums neu eingeführt wurden. Erzählen Sie uns bis zum 13. Juni in den Kommentaren von Ihrer Lieblings-Wandfarbe oder zeigen Sie uns Ihr Wand-Dilemma, um an der Verlosung teilzunehmen (Teilnahmebedingungen)
UPDATE 14.6.: Die Verlosung ist beendet – herzlichen Glückwunsch den Gewinnern!
UPDATE 14.6.: Die Verlosung ist beendet – herzlichen Glückwunsch den Gewinnern!