Schön berankt: Tipps zur Fassadenbegrünung
Eine grüne Fassade sieht gut aus und hat viel zu bieten. Zwei Profis verraten, worauf es dabei ankommt
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Eva Bodenmüller
28. März 2022
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
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Stimmt es, dass Kletterpflanzen die Fassade und mithin die Bausubstanz schädigen? Wird ein grün umwachsenes Haus tatsächlich verstärkt von Ungeziefer heimgesucht? Und verdunkeln sich die Innenräume durch die Fassadenbegrünung? Wir haben bei zwei Fachleuten nachgefragt.
Schäden vermeiden. Gleich vorweg sei gesagt: Schäden durch Kletterpflanzen entstehen nur, wenn die Fassade bereits Mängel aufweist. Landschaftsgestalterin Pia Konrad, Inhaberin von Gärten gestalten!: „Eine intakte Fassade wird von den Pflanzen sogar geschützt.“
„Kletterpflanzen sollten tunlichst vom Dach ferngehalten werden“, rät Gärtnermeister Frank Egger von Eggergärten. Denn sie können sich unter Abdeckbleche oder Dachpfannen schieben und hier tatsächlich zu Beschädigungen führen. Auch Dachrinnen können durch manche Pflanzen gefährdet sein, wie etwa durch die Glyzinie, die durch ihren Wuchs das Rohr erdrücken kann.
Von Selbsthaftern und Selbstklimmern. Grundsätzlich muss zwischen zwei Arten von Kletterpflanzen unterschieden werden: den Selbsthaftenden, wie Efeu und Wilder Wein, und den Rank- oder Schlingpflanzen, die wie Rosen oder Clematis ein Gerüst benötigen. „Vor allem Selbstklimmer sind ideal, um große Flächen zu begrünen“, erläutert Konrad. „Allerdings hinterlassen sie Spuren auf der Fassade, die nur schwer zu entfernen sind. Sie eignen sich daher eher für eine dauerhafte Begrünung, zumal die Pflanzen sehr alt werden können“,
Für jede Fassade die passende Pflanze. Wie bei allen Pflanzen sind bei der Wahl der Kletterpflanzen Standort und Bodenbeschaffenheit wichtig. Aber selbst für ungünstigere Standorte gibt es den passenden Ranker. „Für schattige Seiten, etwa im Norden, eignen sich Akebia, Kiwi und Pfeifenwinde. Efeu wächst ohnehin überall“, erklärt Egger. Der Gärtnermeister würde an seine Hausfassade allerdings kein Efeu lassen und lieber Wein oder Clematis wählen. Angesichts der großen Auswahl ist eine Beratung durch Gartenprofis empfehlenswert.
Gute Planung. Gartenfachleute sollten auch die Planung übernehmen. Voraussetzung ist immer, dass die Pflanzen in der Erde wurzeln können. „Fünfzig auf fünfzig Zentimeter Platz wäre schon gut für jede Pflanze. Bei weniger Platz müssen mehr Nährstoffe zugeführt werden“, betont Konrad. Auch hier optimal: Mit Profis sprechen.
Ohne Arbeit geht es nicht. „Wer Garten sagt, muss immer auch Arbeit hinzufügen“, so Egger. Das gilt auch für die Fassadenkletterer. „Am Anfang ist mehr Pflege nötig, bis die Pflanzen angewachsen sind. Danach wird es etwas weniger“, erklärt Konrad.
Bei Efeu etwa ist ein Pflegeschnitt pro Jahr meist ausreichend. Dabei kann auch gleich kontrolliert werden, ob noch alles intakt ist. Schnell rankende Pflanzen wie Glyzinien müssen häufiger geschnitten werden, etwa dreimal im Jahr. Beim Rückschnitt können auch Ranken zurückgedrängt werden, die sich zu sehr über die Fenster gelegt haben. Dann bleibt es in den Innenräumen trotz Fassadenbegrünung hell.
Bei Efeu etwa ist ein Pflegeschnitt pro Jahr meist ausreichend. Dabei kann auch gleich kontrolliert werden, ob noch alles intakt ist. Schnell rankende Pflanzen wie Glyzinien müssen häufiger geschnitten werden, etwa dreimal im Jahr. Beim Rückschnitt können auch Ranken zurückgedrängt werden, die sich zu sehr über die Fenster gelegt haben. Dann bleibt es in den Innenräumen trotz Fassadenbegrünung hell.
Ungeziefer fernhalten. „Dass eine Maus über das Fassadengrün auf den Fenstersims klettern, kommt schon vor“, räumt Egger ein. Allerdings bietet das Fassadengrün auch Insekten und Vögeln einen natürlichen Lebensraum. Dass sie vermehrt ins Haus kommen, ist eher unwahrscheinlich. Finden sie doch im Freien alles, was sie brauchen. Wer es dennoch nicht ganz so belebt mag, sollte auf Pflanzen setzen, die im Herbst ihre Blätter abwerfen, wie Wein oder Clematis.
Kosten. Wie teuer die Fassadenbegrünung wird, hängt von den Pflanzen und ihrer Größe ab. Als Richtwert nennt Landschaftsgestalterin Pia Konrad zehn bis fünfzehn Euro für eine sechzig Zentimeter hohe Pflanze. Größere Exemplare kosten mehr, bei einem Meter fünfundsiebzig muss mit etwa vierzig Euro gerechnet werden. „Es gibt in vielen Städten Förderprojekte für Grünfassaden“, verrät Egger. Einfach mal in der eigenen Gemeinde nachfragen.
Die Vorteile im Überblick. Der Nutzen von Grünfassaden ist vielfältig, ob auf dem Land oder in der Stadt, denn Fassadenbegrünungen:
- kühlen durch Verschattung und Verdunstung das Haus im Sommer,
- schützen die Fassade vor Witterungseinflüssen,
- bieten Vögeln und Insekten einen Lebensraum,
- dienen als CO₂-Filter,
- wirken schall- und wärmedämmend,
- sind dekorativ.
Fazit. Wer zunächst ausprobieren möchte, wie es sich mit einer grün berankten Fassade lebt, für diejenigen hat Pia Konrad einen Tipp: „Einjährige Selbstklimmer sind eine Möglichkeit, sich nicht auf eine dauerhafte Grünfassade festzulegen. Sie brauchen aber mehr Pflege und viele Nährstoffe.“ Und allen, die immer noch Bedenken haben, Kletterer an ihre Fassade zu lassen, empfiehlt Frank Egger Spalierobst. Da belohnen süße Früchte alle Mühen.
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ich habe vor 30 Jahren sehr einfache , günstige Holzsichtschutzwände mit Efeu beranken lassen. Es sollte erstmal eine vorübergehende Lösung sein. Diese Wände halten immer noch, sind wunderschön dicht bewachsen ( da geht kein Tropfen Regen durch) und sind ein Biotop für Vögel und Insekten. Das Nebengebäude ( Scheune) ist ebenfalls berankt, zum Nordwesten mit Efeu, der Süden mit wildem Wein. Schön ist das Immergrün vom Efeu, spektakulär das Farbenspiel vom Wilden Wein. Am Haus rankt eine Glyzinie und Clematis. Besucher schreiten durch einen Efeubogen. Vögel zanken sich um beliebte Nistplätze. Keine Frage, Pflege und regelmäßiges Schneiden sind ein Muss. Aber Haus und Nebengebäude sind in die Natur eingebettet.