Architektur
Alles nur Fassade? Was die Gebäudehülle verrät
Wie viel sagt die Fassade tatsächlich über ein Haus aus? Und lässt sich vom Äußeren auf das Innere schließen?
Die Fassade ist das Erste, was wir von einem Haus sehen. Wie bei der Begegnung mit einem Menschen ist der erste Eindruck entscheidend. Doch wie viel verrät die Gebäudehülle tatsächlich darüber, wie die Innenräume aussehen? Zwei Profis geben Hinweise.
Damit wird die Fassade tatsächlich zu einem Statement für das gesamte Haus. Sie beantwortet die Frage, ob sich hier jemand abschirmen möchte oder extrovertiert präsentiert, ob das Gebäude herausstechen oder sich in seine Umgebung einfügen soll. Die Fassade vermittelt, mit welcher Einstellung gebaut wurde. „Es ist von außen sichtbar, wie offen ein Haus ist“, bestätigt Architektin Anja Redeker vom Büro Hamburger Hütten.
Fassade als Spiegel der Umgebung
Eine Fassade steht für sich und ist Teil der Umgebung. Ob sie heraussticht, sich einfügt oder anpasst, hängt von den örtlichen Vorgaben ab, aber auch vom Gestaltungswillen der Architekt:innen oder Eigentümer:innen, sind sich beide Profis einig.
Eine Fassade steht für sich und ist Teil der Umgebung. Ob sie heraussticht, sich einfügt oder anpasst, hängt von den örtlichen Vorgaben ab, aber auch vom Gestaltungswillen der Architekt:innen oder Eigentümer:innen, sind sich beide Profis einig.
„Man muss in einer hässlichen Straße nicht hässlich bauen. Ein Neubau kann sich von seiner Umgebung abheben, so wie sich moderne Architektur zwischen historische Gebäude einfügen kann“, so Walther. Redeker verweist auf Anbauten, deren Fassaden sich entweder an den Bestand anpassen oder sich bewusst davon abgrenzen.
Fassade als Hülle des Grundrisses
Obwohl die Fassade den ersten Eindruck eines Gebäude bestimmt, bei der Entstehung steht sie erst an zweiter oder gar dritter Stelle. Während in der Gründerzeit noch die Stuckfassade zuerst geplant wurde, fast schon in mathematischer Manier, steht seit der Moderne der Grundriss an erster Stelle.
Obwohl die Fassade den ersten Eindruck eines Gebäude bestimmt, bei der Entstehung steht sie erst an zweiter oder gar dritter Stelle. Während in der Gründerzeit noch die Stuckfassade zuerst geplant wurde, fast schon in mathematischer Manier, steht seit der Moderne der Grundriss an erster Stelle.
„Erst wird der Grundriss geplant, danach die ideale Position und Größe der Fenster festgelegt und erst dann überlegt, wie das Haus von außen aussehen würde“, verrät Redeker den Entwurfsprozess, der an das Gespräch mit den Bauwilligen anschließt.
„Die Fassade sieht nach dem ersten Grundrissentwurf oft noch nicht gut aus und muss angepasst werden, woraufhin der Grundriss dann auf das Fassadenbild abgestimmt werden muss. Am Ende muss es gut aussehen“, bestätigt Walther. Dieses „gut aussehen“ ist gar nicht so einfach, da es ein Gespür für Proportionen voraussetzt.
„Die Fassade sieht nach dem ersten Grundrissentwurf oft noch nicht gut aus und muss angepasst werden, woraufhin der Grundriss dann auf das Fassadenbild abgestimmt werden muss. Am Ende muss es gut aussehen“, bestätigt Walther. Dieses „gut aussehen“ ist gar nicht so einfach, da es ein Gespür für Proportionen voraussetzt.
Auch wer bei einem Umbau den Grundriss verändert, wird eventuell in die Fassade eingreifen müssen. Gerade, wenn kleine Räume zu einem offenen Wohnraum zusammengelegt werden, hat dies Einfluss auf die Fenster. „Die Fenstergröße muss zum Raum passen“, betont Redeker.
Finden Sie hier Architekt:innen für Neu- oder Umbau eines Hauses
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Fassade als Schutz und Grenze
Die Fassade ist die Begrenzung zwischen Innen- und Außenraum. Sie schützt das Gebäude vor der Witterung, egal ob mit Putz, Holz, Klinker oder einem anderen Material gearbeitet wird.
„Bei Holzfassaden sollte die unterschiedliche Bewitterung von Balkonen oder Fenstern bedacht werden“, rät Walther.
Und Redeker ergänzt: „Regionaltypisches Material wird oft aus gutem Grund gewählt. In Norddeutschland gibt es viele Klinkerfassaden. Nicht jede Holzkonstruktion und Holzart ist bei unserem Klima als Fassadenmaterial geeignet.“
Die Fassade ist die Begrenzung zwischen Innen- und Außenraum. Sie schützt das Gebäude vor der Witterung, egal ob mit Putz, Holz, Klinker oder einem anderen Material gearbeitet wird.
„Bei Holzfassaden sollte die unterschiedliche Bewitterung von Balkonen oder Fenstern bedacht werden“, rät Walther.
Und Redeker ergänzt: „Regionaltypisches Material wird oft aus gutem Grund gewählt. In Norddeutschland gibt es viele Klinkerfassaden. Nicht jede Holzkonstruktion und Holzart ist bei unserem Klima als Fassadenmaterial geeignet.“
Die Schutzfunktion der Fassade bezieht sich auch auf die Privatsphäre. Der Wohnraum soll nicht einsehbar sein, was über straßenseitig geschlossene Fassaden erreicht wird. Zum Garten hin öffnen sich die meisten Häuser großzügig. Für die Fassadengestaltung wird Sonnenschutz damit zum Thema.
„Steuerbarer Sonnenschutz findet sich vor allem bei Bürogebäuden. Im Wohnbau wird er wichtig, wenn für den Ausblick und einen größeren Lichteinfall große Fenster gewählt wurden“, so Walther.
„Steuerbarer Sonnenschutz findet sich vor allem bei Bürogebäuden. Im Wohnbau wird er wichtig, wenn für den Ausblick und einen größeren Lichteinfall große Fenster gewählt wurden“, so Walther.
Fassade als Einblick in den Innenraum
Bei vielen Häusern lässt sich von außen erahnen, welche Räume hinter welchen Fenstern liegen. Ein kleines Fenster neben der Haustür deutet meist auf die Gästetoilette hin, ein Flaschenfenster mit der typischen Festverglasung im unteren Bereich auf die Küche und hinter hohen Fenstern über dem Eingang verbirgt sich häufig der Treppenaufgang. „Es gibt eben Grundrisse, die sich bewährt haben und die man an der Fassade ablesen kann. Überraschungen gibt es eher bei Umnutzungen“, erklärt Redeker.
Bei vielen Häusern lässt sich von außen erahnen, welche Räume hinter welchen Fenstern liegen. Ein kleines Fenster neben der Haustür deutet meist auf die Gästetoilette hin, ein Flaschenfenster mit der typischen Festverglasung im unteren Bereich auf die Küche und hinter hohen Fenstern über dem Eingang verbirgt sich häufig der Treppenaufgang. „Es gibt eben Grundrisse, die sich bewährt haben und die man an der Fassade ablesen kann. Überraschungen gibt es eher bei Umnutzungen“, erklärt Redeker.
Überhaupt prägen die Öffnungen in der Fassade den Eindruck eines Gebäudes stark, lassen Rückschlüsse auf seine Nutzung zu. Klassische Ein- oder Mehrfamilienhäuser unterscheiden sich mit ihren Lochfassaden stark von Bürogebäuden, wofür es eigentlich keinen Grund gibt, wie Walther betont. „Nachhaltig sind Häuser, die verschiedene Funktionen aufnehmen können und damit in ihrer Nutzung flexibel sind“, so der Architekt.
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Lässt sich eine unschöne Fassade verbessern?
Keine Frage, Baumängel an der Fassade wie bröckelnder Putz oder fehlende Dämmung können, ja müssen ausgebessert werden. Doch wie sieht es mit dem Fassadenbild selbst aus? Kann eine unproportionierte, als unschön empfundene Fassade verbessert werden? „Schlechte Architektur wird immer sichtbar schlechte Architektur bleiben“, stellt Walther klar.
Keine Frage, Baumängel an der Fassade wie bröckelnder Putz oder fehlende Dämmung können, ja müssen ausgebessert werden. Doch wie sieht es mit dem Fassadenbild selbst aus? Kann eine unproportionierte, als unschön empfundene Fassade verbessert werden? „Schlechte Architektur wird immer sichtbar schlechte Architektur bleiben“, stellt Walther klar.
„Bei der Sanierung der Fassade stellt sich die Frage: Was ist so schön und prägend, dass es erhalten werden soll? Dann kann ein Fenster von innen durchaus auch mal lustig aussehen“, so Redeker. Gerade Veränderungen an Fenstern und Türen sind mit hohem Aufwand und daraus folgenden Mehrkosten verbunden.
„Änderungen an der Fassade sind meist aufwendig, da etwa bei Fenstern in die Statik eingegriffen wird. Die neuen Fenstergrößen müssen dann wirklich einen Mehrwert bieten“, so der Architekt.
„Bei einer Sanierung sollte mit dem gearbeitet werden, was da ist“, rät auch Redeker. Ein Blumenfenster, wie es in den 1960er-Jahren beliebt war, lässt sich vergleichsweise einfach in ein Sitzfenster umwandeln.
„Bei einer Sanierung sollte mit dem gearbeitet werden, was da ist“, rät auch Redeker. Ein Blumenfenster, wie es in den 1960er-Jahren beliebt war, lässt sich vergleichsweise einfach in ein Sitzfenster umwandeln.
„Am einfachsten lässt sich mit Farbe ein neuer Eindruck erreichen. Schon in der Antike, in Kirchen und im Bauhaus wurde viel mit Farbe gearbeitet. Das ändert aber nichts daran, dass die Grundlage, die Architektur auch ohne Farbe gut sein muss“, betont Walther.
„Fassaden wirken adressbildend. Durch sie entsteht ein Wiedererkennungseffekt“, erläutert Johannes Walther von Sieckmann Walther Architekten. „Da Fassaden das Erste sind, was wir von einem Gebäude wahrnehmen, sind sie das prägendste Gestaltungselement. Durch sie bringen Architekt:in und Eigentümer:in ihre Haltung zum Ausdruck.“