Alles über vorgehängte Fassaden: Außenhaut mit Schutzfunktion
Die vorgehängte, hinterlüftete Fassade wird immer beliebter. Wir nennen die Vorteile und zeigen gelungene Beispiele
Nachhaltig, langlebig und wartungsarm – vorgehängte hinterlüftete Fassaden bringen eine Reihe überzeugender Vorteile mit sich. Wir verraten, was im Einzelnen für sie spricht, und zeigen Beispiele der Fassade mit vielen Gesichtern.
Vorteile der vorgehängten hinterlüfteten Fassade:
- Diffusionsoffen: Luftzirkulation verhindert Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung
- Der Hohlraum verbessert zudem die Schallschutz-Werte
- Die Bausubstanz ist vor Witterung geschützt
- Variable Dämmstoffdicken sind möglich (auch nachträglich oder bei energetischer Gebäudesanierung)
- Gestalterische Vielfalt durch eine große Anzahl möglicher Werkstoffe
- Sortenreiner Rückbau und Recycling sind möglich
- Sommerlicher Wärmeschutz
- hohe Kosten, aber unter Umständen ist die Installation förderfähig im Rahmen einer energetischen Sanierung
1. Holzfassade: natürlich und wohngesund. Noch jung ist die Holzfassade dieses Hauses, ein Entwurf von KU Architekten, die ganz bewusst auf das Naturmaterial setzen und ihren Entwurf damit von den traditionell verputzten Fassaden der Umgebung absetzen. Die Fassade wird mit der Zeit vergrauen und sich farblich an die zumeist mit Holz verkleideten Giebel anpassen.
2. Fassade aus Industrieglas. Neben einer Jugendstilvilla steht dieses Holzhaus am Bodensee, dessen grau lackierte Holzfassade das Team von Architekten Geckeler mit einer vorgehängten zweiten Fassade aus Industrieglas verkleidete. Formal erinnert das Haus an einen Schiffscontainer, durch das transparente Fassadenmaterial wirkt es zugleich leicht und modern.
3. HPL-Fassadenplatten. HPL versus Weißtanne: Dieses puristische Holzhaus in Hanglage, ein Entwurf von HI Architektur, lebt äußerlich von einem spannenden Materialkontrast. So ist die Querseite des Hauses mit längs verlaufenden, vorgegraut lasierten Schalungsbrettern aus Weißtanne verkleidet, während die Stirnseiten von großformatigen, diagonal montierten HPL-Fassadenplatten bedeckt sind. Sie betonen die Hanglage des Hauses und bringen Dynamik in die Fassadengestaltung.
4. Ziegelfassade. An Fischschuppen erinnert die grüne, vorgehängte Fassade dieses Berliner Wohnhauses, die mit Ziegeln von Dunkel- bis Hellgrün Naturverbundenheit zeigt.
5. Aluminium. Die 60er-Jahre-Fassade dieses Einfamilienhauses haben Bachmann Van Aaken Architekten mit anthrazitfarbenem Aluminiumblech modernisiert. Darunter befindet sich eine neue Dämmung mit Mineralwolle. Davor ist eine Holzkonstruktion errichtet, auf der das Blech befestigt wurde. „Die Luft zirkuliert durch nicht sichtbare Luftabgänge. So ist das Haus optimal gedämmt und heizt sich trotz seiner dunklen Farbe auch im Sommer nicht auf“, sagt Bachmann. Eine Trennlage aus Vlies dämmt zudem die Geräusche, sodass Regen oder Hagel im Inneren des Hauses nicht zu hören sind. Eine vorgehängte Aluminiumfassade gilt als besonders langlebig, pflegeleicht, solide und komplett recycelbar.
6. Schiefer. Schieferplatten überlappend auf einer Holzkonstruktion – dieses monolithische Bauwerk sticht dank des dunklen Naturmaterials in Kombination mit rohem Beton fast schon brutal aus der Umgebung heraus. Der Schiefer selbst überzeugt mit bauphysikalischen Vorzügen: Er ist robust, langlebig, pflegeleicht und äußerst witterungsbeständig. So amortisieren sich die etwas höheren Kosten im Vergleich zu dem Naturmaterial Holz schnell.
7. Faserzement. Was aus der Entfernung wie eine traditionelle Holzlattung aussieht, wie sie häufig im angloamerikanischen Raum zu finden ist, entpuppt sich erst bei sehr genauer Betrachtung als pflegeleichte Fassadenpaneele aus Faserzement. Damit entfällt zum einen das lästige Überstreichen. Zum anderen sind die Paneele von Cedral, die es wahlweise auch mit Holzstruktur in verschiedenen Farbtönen gibt, auch langlebiger und robuster als natürliches Holz.
8. Cortenstahl. Als Wohn- und Atelierhaus konzipierten Fabi Architekten dieses Haus im Bayerischen Wald, das mit seiner vorgehängten Fassade aus Cortenstahl aus der Landschaft heraussticht und auch in seinem Inneren auf pure Materialität setzt. Eine Fassade, an dem sich sicherlich die Geister scheiden: Dem einen wunderschöne Patina, dem anderen ein rostiger Dorn im Auge.
Was halten Sie von vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden? Welche Umsetzung gefällt Ihnen am besten?
Was halten Sie von vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden? Welche Umsetzung gefällt Ihnen am besten?
Im Gegensatz zu einer massiven Außenwand wird die vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) auf einer Unterkonstruktion befestigt, sodass die Außenhaut vom gedämmten Gebäude durch einen etwa 2 bis 4 Zentimeter breiten Hohlraum getrennt ist. Dadurch bleibt die vorgelagerte Außenhaut kalt, während die wärmedämmende Funktion von der inneren Wand übernommen wird. Bei mehrschaligen Außenwandkonstruktionen spricht man von Kaltfassaden. Sind sie einschalig, werden sie als Warmfassaden bezeichnet.
Aufbau einer vorgehängten Fassade
Als Außenhaut eignen sich etwa HPL-Platten, Faserzement, Metallbleche, Kunststoffe, Sandwichplatten, Naturstein oder Ziegel. Montiert ist diese Wetterschutzschicht sichtbar oder verdeckt auf einer Unterkonstruktion aus Metallprofilen oder Holzbauteilen, die linien- oder rasterförmig angeordnet ist und mithilfe von Konsolen auf der Tragstruktur (Holzständerbau oder Mauerwerk) befestigt wird. Konstruktion und Anbringung erfolgt von Fachpersonal für Fassadengestaltung.