Houzzbesuch
Vorher-Nachher: Feine Stadtwohnung in Berlin-Charlottenburg
Umbauten passen eine herrschaftliche Gründerzeitwohnung an heutigen Wohnkomfort an
Eigentlich wollte die Familie ein Wochenendhaus in Brandenburg bauen. Die Planungen waren schon weit fortgeschritten, doch dann entschieden sie sich für eine Eigentumswohnung in Berlin. So hat das Büro Cama A kein Holzhaus auf dem Land gebaut, sondern die Familie beim Finden einer Gründerzeitwohnung am Lietzensee in Berlin-Charlottenburg unterstützt und auch gleich den Umbau geplant.
Verwohnte Westberliner Gründerzeitwohnung. „Es war eine typische, herrschaftliche Gründerzeitwohnung, sehr verwohnt und mit nicht mehr zeitgemäßer Aufteilung“, beschreibt Architekt Marc Hensel den Zustand. Er begleitete die Familie dabei, eine Eigentumswohnung in Berlin zu finden. Er hatte bereits von etlichen Objekten, darunter auch Dachgeschosswohnungen, abgeraten. Nicht so bei dieser rund zweihundert Quadratmeter großen Wohnung. „Diese Wohnung war beeindruckend, auch wegen des Blicks auf den Lietzensee, direkt ins Grüne“, schwärmt Hensel.
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Angepasste Raumaufteilung. Über Eck gelegen, mit zusätzlichen Fenstern zum Hinterhof, hatte die Wohnung den typischen Grundriss einer herrschaftlichen Gründerzeitwohnung: Nach vorn die repräsentativen Räume, über einen Dienstbotenflur war das Zimmer des Hausmädchens und die Küche zu erreichen. Tatsächlich gab es sogar einmal ein separates Treppenhaus für das Personal.
Küche und Esszimmer sollten beim Umbau in einem gemeinsamen Raum unterkommen. „Für die Baufamilie stellt der Küchentisch den Lebensmittelpunkt dar, hier kommt die Familie zusammen“, erklärt Hensel. Die Küche wurde deshalb von der Hofseite nach vorn verlegt. Über eine bereits vorhandene Schiebetür ist der Koch- und Essbereich mit dem Wohnzimmer verbunden und lässt eine große, offene Einheit entstehen.
Küche und Esszimmer sollten beim Umbau in einem gemeinsamen Raum unterkommen. „Für die Baufamilie stellt der Küchentisch den Lebensmittelpunkt dar, hier kommt die Familie zusammen“, erklärt Hensel. Die Küche wurde deshalb von der Hofseite nach vorn verlegt. Über eine bereits vorhandene Schiebetür ist der Koch- und Essbereich mit dem Wohnzimmer verbunden und lässt eine große, offene Einheit entstehen.
Der Eingangsbereich: Links befinden sich Gästebad und eine Garderobe, rechts geht es ins Kinder- sowie Gäste-Arbeitszimmer, geradeaus ins großzügige Wohnzimmer sowie in den hinteren Teil der Wohnung mit Bad und Schlafzimmer
VORHER: Abrissarbeiten für das neue Bad. Mit der Verlegung der Küche nach vorne wurde hinten Raum frei für eine neue Aufteilung. Dazu wurden die nichttragenden Wände abgerissen. Die ehemalige Küche wurde zum neuen Bad, erweitert um den Fensterbereich des alten Bades. Aus der restlichen Fläche des ehemaligen Bades wurde ein neues Ankleidezimmer.
Blick ins neue Ankleidezimmer. Im Flur wurden Schränke und eine Sitznische eingebaut.
Neues Bad mal zwei. Das Elternbad erhielt mit dem Umbau mehr Platz und neben einer Wanne auch eine Dusche. „Auch bei einer Eigentumswohnung darf nicht überall in die Bausubstanz eingegriffen werden. Nichttragende Wände und der Bodenbelag sind kein Problem. Wer tragende Wände oder die Unterkonstruktion des Bodens verändern möchte, muss sich mit der Eigentümergemeinschaft abstimmen. Das kann zeitraubend sein“, erklärt Hensel. Dies zu umgehen, hat er die Dusche und Badewanne einfach auf einen Sockel gestellt, um in der Dusche einen bodengleichen Ablauf installieren zu können. Zusätzlich wurde aus dem Gäste-WC ein voll funktionsfähiges Gästebad mit Dusche.
Verlegung von Wänden und Technik. An der neuen Position der Küche gab es keinen Leitungsstrang für Frischwasser und Abwasser. Beides wird über die Rückwand nach oben geführt und unter der dazu abgehängten Decke entlang bis zu den Ver- und Entsorgungssträngen im Bad. Das Abwasser wird über eine in der Küchenzeile versteckte Hebeanlage, ein Zwei-Kammer-System, gepumpt.
„Diese Arbeiten sind mittlerweile Standard. Sie verursachen kein großes Kopfzerbrechen, nur Kosten“, erläutert der Architekt. Einzig die Kernbohrung durch eine tragende Wand war etwas fordernder. Ein positiver Nebeneffekt: Für die Installation wurde die Wand zwischen Küche und Schlafzimmer aufgedoppelt, was zugleich den Schallschutz verbesserte.
„Diese Arbeiten sind mittlerweile Standard. Sie verursachen kein großes Kopfzerbrechen, nur Kosten“, erläutert der Architekt. Einzig die Kernbohrung durch eine tragende Wand war etwas fordernder. Ein positiver Nebeneffekt: Für die Installation wurde die Wand zwischen Küche und Schlafzimmer aufgedoppelt, was zugleich den Schallschutz verbesserte.
VORHER: Alte Böden raus, neues Parkett rein. Der Boden war verwohnt, wie die gesamte Wohnung, und hätte aufgearbeitet werden müssen. Leider ging das hier nicht, was Hensel bedauert: „Es ist immer schön, möglichst viel zu erhalten. Der Parkettleger hat hier aber davon abgeraten. Die einzelnen Stäbe waren lose und hätten das Abschleifen nicht überstanden.“ Zudem waren die Decken durch Kriegsschäden in den Nachbargebäuden in Mitleidenschaft gezogen worden und hingen durch. Dies hätte die Aufarbeitung der Böden zusätzlich erschwert.
Charakteristische Oberflächen. Ein wichtiger Aspekt des Umbaus war, den Charakter der Wohnung herauszuschälen und deutlich zu zeigen. Eichenparkett und neuer Lack für die alten Türen tragen dazu bei. Ebenso die Aufarbeitung des Stucks im Wohnzimmer. „Wir haben den Stuck freigelegt und gesäubert und die vorhandenen Downlights entfernt“, erzählt Hensel.
Helles Farbkonzept. Den herrschaftlichen Charakter erhält die Wohnung auch durch das Farbkonzept. Die Baufamilie wünschte sich dezente Grautöne. Etwas farbiger wird es nur im Schlafzimmer mit dunklem Blau (nicht fotografiert) sowie mit einem Lindgrün im Gästezimmer (nächstes Foto) und zartem Flieder im Kinderzimmer (übernächstes Foto). „Tatsächlich hätte ich den einen oder anderen kräftigeren Farbton bevorzugt“, räumt Hensel ein, „vor allem in der Küche hätte zu der Arbeitsfläche aus grünem Alpenmarmor ein stärkerer Kontrast gepasst.“
Der Profi erfüllte mit den zarteren Tönen die Wünsche der Baufamilie nach einer stilvollen Stadtwohnung mit zurückhaltenden Einbaumöbeln, in der vor allem die Kunst an den Wänden zur Geltung kommen sollte. „Der Umbau einer Wohnung ist immer wie das Herrichten einer Bühne, des Hintergrunds. Das Leben bringen die Bewohner rein“, so der Architekt.
Hier wohnt: eine Familie mit einem Kind
Auf: 200 m²
In: Berlin-Charlottenburg
Baukosten: rund 200.000 Euro für den Umbau (ohne Möblierung und Beleuchtung), davon Roh- und Ausbauarbeiten 80.000 Euro, Parkettarbeiten 30.000 Euro, Tischlerküche 30.000 Euro, Natursteinarbeitsplatte 6.000 Euro, weitere Tischlerarbeiten 24.000 Euro, sonstiges 30.000 Euro
Experten: CAMA A
Fotos: hiepler, brunier,