Houzzbesuch: Ein Penthouse im Neubau, individualisiert für zwei
Wenn Bauherren und Innenarchitekten ein gutes Team bilden, überzeugen sie auch Bauträger von ihren Ideen – und verwirklichen ihren Wohntraum
Wer nicht selbst baut, muss mit den Gegebenheiten umgehen. Grundrisse lassen sich nur bedingt ändern, wenn die Sanitäranschlüsse schon gelegt und tragende Wände definiert sind. Das gilt im Prinzip auch für Neubauten, die von einem Bauträger geplant sind. Wer allerdings frühzeitig einsteigt, hat noch einige Gestaltungsmöglichkeiten. So war es auch bei diesem Penthouse in Wiesbaden. Die Eigentümer hatten das Innenarchitektenduo Honey and Spice engagiert, um aus der ursprünglich für eine vierköpfige Familie geplanten Wohnung ein gemütliches und großzügiges Penthouse für Zwei zu gestalten.
Wo bauliche Veränderungen nicht möglich waren, zeigte sich der Einfallsreichtum der Innenarchitekten. Die mit Gipskartonplatten abgehängte Decke über der Kücheninsel von Bulthaup versteckt nicht nur Einbaustrahler, sondern verbessert auch die Akustik des großen Wohnbereichs. In großen Räumen können Schalleffekte entstehen, die für eine ungemütliche Atmosphäre sorgen. Dem haben Honey and Spice hier entgegengewirkt. Zudem konnten sie am Rand der Platte ein LED-Band unterbringen und so eine indirekte Lichtquelle einbringen, die den Raum höher wirken lässt.
Der Raum über den Küchenschränken ist bis zur Decke mit Gipskartonplatten verkleidet. Für die benötigte Lüftung wurde eine Öffnung gelassen, in die ebenfalls ein LED-Band eingebaut ist. Den Weinschrank hat der Bauherr ausgesucht.
Ansonsten ist die Küche eher eine Spielwiese für seine Frau. Er sitzt dann lieber am Tresen, trinkt vielleicht einen Espresso und schaut zu, wie leckere Köstlichkeiten entstehen. Für ein schnelles Frühstück oder eine kleine Mahlzeit zu zweit steht entweder der Tresen am einen Ende der Kücheninsel bereit oder ein angebauter Tisch. Beide Essplätze werden von den Leuchten „Drop“ von Anta erhellt.
Zu Familienfeiern und gemütlichen Tafelrunden mit Freunden lädt der große, maßgefertigte Esstisch ein. Die Kombination aus Stahlbeinen und Altholzeiche hat ein wenig Industriecharme, den die Hängeleuchten „Nur“ von Artemide verstärken. „Die Kunden wünschten sich ein Penthouse, das ein wenig den Charakter eines Lofts hat“, sagt Krausmann. „In einem Neubau lässt sich diese Atmosphäre allerdings nicht verwirklichen, das passt einfach nicht.“
Vom Esstisch kann der Blick über die Stadt schweifen. Noch besser geht dies von der großen Dachterrasse, die vom Wohnzimmer aus zugänglich ist und sich über die ganze Breite des Penthouses zieht. So haben auch Bibliothek und Badezimmer Türen nach draußen.
„Bei der Lichtplanung haben uns die Experten von Occhio unterstützt. Das Beleuchtungskonzept sieht vor, einzelne Zonen unabhängig voneinander schalten zu können“, erklärt Krausmann. Mit verschiedenen Lichtszenarien können die Bewohner zusätzlich Atmosphäre schaffen. Beispielsweise zum Lesen auf dem Sofa von Rolf Benz mit der Stehleuchte „Balance“ von Vibia, kombiniert mit dem Hintergrundlicht des LED-Bandes der Kücheninsel, oder ganz gemütlich nur durch die Leuchten, die die Bilder anstrahlen.
„Bei der Lichtplanung haben uns die Experten von Occhio unterstützt. Das Beleuchtungskonzept sieht vor, einzelne Zonen unabhängig voneinander schalten zu können“, erklärt Krausmann. Mit verschiedenen Lichtszenarien können die Bewohner zusätzlich Atmosphäre schaffen. Beispielsweise zum Lesen auf dem Sofa von Rolf Benz mit der Stehleuchte „Balance“ von Vibia, kombiniert mit dem Hintergrundlicht des LED-Bandes der Kücheninsel, oder ganz gemütlich nur durch die Leuchten, die die Bilder anstrahlen.
Apropos Atmosphäre: die schafft der frei hängende Kamin Gyrofocus. Dominique Imbert, Gründer der Firma Focus, hat dieses erste Modell eines frei hängenden und um 360 Grad drehbaren Kamins bereits 1968 entwickelt. Auch in diesem Fall hatten die Innenarchitekten den Bauträger überzeugen können – die Dachöffnung für das Kaminrohr war so nicht vorgesehen gewesen. Der Kamin verbreitet seine wohlige Wärme im gesamten Wohn-Koch-Essbereich. Geheizt wird allerdings über eine Fußbodenheizung, die unter den Eichendielen „Avorio“ von Bauwerk verlegt ist.
Der gesamte Wohnbereich ist durch die großen Fenster an drei Seiten lichtdurchflutet. Die Möbel treten dezent zurück, der gesamte Raum lässt sich auf einen Blick erfassen. „Ein Raum muss leicht zu verstehen sein. Klare Linien unterstützen diesen Eindruck“, erläutert Christoph Schlegel, männlicher Part von Honey and Spice. „Die Einbaumöbel in diesem Penthouse verschmelzen geradezu mit der Architektur.“
Der gesamte Wohnbereich ist durch die großen Fenster an drei Seiten lichtdurchflutet. Die Möbel treten dezent zurück, der gesamte Raum lässt sich auf einen Blick erfassen. „Ein Raum muss leicht zu verstehen sein. Klare Linien unterstützen diesen Eindruck“, erläutert Christoph Schlegel, männlicher Part von Honey and Spice. „Die Einbaumöbel in diesem Penthouse verschmelzen geradezu mit der Architektur.“
Besonders deutlich wird dieser Ansatz bei der Fernsehwand. Die Multimediamöbel, die den großen Bildschirm umrahmen, wirken eher wie ein Bestandteil des Mauerwerks. Sie stehlen dem Fernseher nicht die Show, wie Krausmann feststellt. Der Einbauschrank ist eine Maßanfertigung der Schreinerei Christ & Holtmann.
Von ihnen ist auch die maßgefertigte Ausstattung der Bibliothek. Hier haben Honey and Spice den Wunsch der Kunden nach Loftatmosphäre über die Materialwahl verwirklicht. Die Kombination aus Altholz, Stahl und MDF-Platten gibt dem Raum etwas Industrielles, Rohes. Der Bauherr hat hier Platz für seine Bücher und einen großen Schreibtisch zum Arbeiten.
Zum gelegentlichen Ausruhen lädt das Ledersofa ein, das sich in die Bücherwand einfügt. Mit wenigen Handgriffen wird das Sofa zum Bett und die Bibliothek zum Gästezimmer für die erwachsenen Kinder der Bauherren.
Auch von der Bibliothek aus ist die große Dachterrasse zugänglich.
Auch von der Bibliothek aus ist die große Dachterrasse zugänglich.
Für gelegentlichen Übernachtungsbesuch ist auch das Gästebad ausgestattet. Die bodengleiche Dusche ist durch eine Glaswand vom übrigen Raum abgetrennt.
Unter dem großen, hinterleuchteten Spiegel befindet sich ein Hängeschrank; das Standwaschbecken ist von Boffi. Die Wände sind mit Designestrich in einem eleganten warmen Grauton verputzt.
„Unsere Kundin ist sehr stilsicher und weiß genau, was sie mag“, beschreibt Krausmann. „Das hat die Zusammenarbeit extrem angenehm gemacht.“ Großen Wert legte sie auf das Hauptbad. Es ist eine Wellnessoase mit kleinen Raffinessen und einem grandiosen Ausblick, beispielsweise direkt von der frei stehenden Badewanne. Sie ist, wie auch die Waschbecken, ein Modell von Victoria + Albert. Die bodentiefen Fenster führen auf die Dachterrasse. Eine kleine Mauer zwischen Badewanne und WC bietet Sichtschutz und Stauraum für Klopapier.
Der graue Designestrich verleiht dem Bad einen rauen Charme im industriellen Chic. Er ist mit PU-Lack versiegelt.
9 fugenlose Bäder und Ihre Techniken >>>
Der graue Designestrich verleiht dem Bad einen rauen Charme im industriellen Chic. Er ist mit PU-Lack versiegelt.
9 fugenlose Bäder und Ihre Techniken >>>
Auch im Bad sorgen Leuchten von Anta für Atmosphäre.
Die gemauerte Nische in der Duschwand hatte der Bauträger nicht vorgesehen, sie war aber problemlos realisierbar. Schwamm und Duschgel sind hier gut untergebracht.
Die Umsetzung der bodengleichen Dusche gestaltete sich dagegen etwas schwieriger. Die Duschablaufschiene ist nun mittig in der 1,4 mal 2 Meter großen Duschfläche verlegt. So konnte die Bauhöhe für das nötige Gefälle des Wasserablaufs auf ein Minimum reduziert werden.
Die Duschwand reicht nicht bis zur Decke. So kann die Luft besser zirkulieren. Zudem entsteht so nicht der Eindruck, in der Dusche eingesperrt zu sein.
Die Duschwand reicht nicht bis zur Decke. So kann die Luft besser zirkulieren. Zudem entsteht so nicht der Eindruck, in der Dusche eingesperrt zu sein.
Der Waschtisch, ebenfalls eine Maßanfertigung von Christ & Holtmann aus Altholz, ist an der Trennwand zur Dusche montiert. Darüber hängt ein großer Spiegel, der ein trickreiches Geheimnis birgt: Er lässt sich nach oben hin öffnen und bietet in der Fläche dahinter Stauraum für allerlei Badutensilien, einem guten alten Allibert gleich.
Vom Bad führt eine Glastür in das Ankleidezimmer. Auch hier hat der Schreinermeister die Einbauten gefertigt. Sie wirken wie eine paneelverkleidete Wand, was auch gewollt ist. Denn das Ankleidezimmer geht direkt ins Schlafzimmer über. Ein Kompromiss, den die Innenarchitekten in Abstimmung mit den Bauherren eingegangen sind. An dieser Stelle konnte der Grundriss nicht zugunsten einer separaten Ankleide verändert werden. „Die Zusammenarbeit mit den Kunden hat eher einer Koproduktion geglichen, es war supernett. Die Herausforderung lag eher darin, den Bauträger von unseren Ideen zu überzeugen und vor allem davon, Änderungen in seinen Planungen vorzunehmen“, erzählt Schlegel.
Der Tisch vor den Schränken ist Ablagefläche und dient vor allem dazu, Kleidung zusammenzulegen.
Der Tisch vor den Schränken ist Ablagefläche und dient vor allem dazu, Kleidung zusammenzulegen.
Gegenüber der Ankleide befindet sich das Schlafzimmer. Auch die Nachttische zu beiden Seiten des Bettes sind Schreinerarbeiten von Christ & Holtmann.
Schlafzimmer und Ankleide in einem Raum unterzubringen, ist dem ursprünglichen Grundriss geschuldet. Doch durch die glatten Schrankfronten und den schlicht eingerichteten Raum entsteht kein Gefühl der Enge. Im Gegenteil. Durch die geöffnete Glastür zum Badezimmer kann der Blick sogar vom Bett aus über die Dächer der Stadt schweifen. Der Vorteil eines Penthouses mit tollem Blick reicht damit bis in den hintersten Winkel des Wohnraums.
Mehr Ideen und Projekte rund um Penthouse und Dachgeschoss >>>
Schlafzimmer und Ankleide in einem Raum unterzubringen, ist dem ursprünglichen Grundriss geschuldet. Doch durch die glatten Schrankfronten und den schlicht eingerichteten Raum entsteht kein Gefühl der Enge. Im Gegenteil. Durch die geöffnete Glastür zum Badezimmer kann der Blick sogar vom Bett aus über die Dächer der Stadt schweifen. Der Vorteil eines Penthouses mit tollem Blick reicht damit bis in den hintersten Winkel des Wohnraums.
Mehr Ideen und Projekte rund um Penthouse und Dachgeschoss >>>
Hier wohnt: ein Ehepaar
Auf: rund 240 Quadratmetern, inklusive Terrasse im 5. Obergeschoss
In: Wiesbaden
Projektjahr: 2015
Experten: Honey and Spice
Das Penthouse hatte der Bauträger für eine vierköpfige Familie konzipiert. „Wir haben zuerst den Grundriss geändert“, erzählt Andrea Krausmann, der weibliche Part des Innenarchitektenduos Honey and Spice. „Wir haben den Wohnbereich geöffnet und einige Wände herausgerissen. Das war aber nur möglich, weil wir das Projekt frühzeitig übernommen hatten und so noch mit dem Bauträger über einzelne Details sprechen konnten.“ Dazu gehört auch, dass für die Fensterrahmen innen Anthrazit statt Weiß als Farbe gewählt wurde. Einige Fenster konnten sogar verlegt werden.