Was ist eigentlich … Altholz?
Re- und Upcycling deluxe: Altholz erfreut sich bei Möbel- ebenso wie bei Hausbauern großer Beliebtheit. Was steckt dahinter?
Eva Bodenmüller
15. Januar 2016
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik, Garten und Kulinarik
Houzz Deutschland Contributor. Freie Autorin mit Faible für Architektur und Technik,... Mehr
Bretter alter Scheunen, die Wind und Wetter ausgesetzt waren, oder Hölzer, die im Gebälk, als Türen oder Tore ihren Dienst geleistet haben, sind Geschichtenerzähler, haben einen besonderen Charakter. Und der ist gefragt – bei Bauherren wie bei Architekten und Möbeldesignern. Sie verwenden Altholz für Fassaden, Möbel, Innenausbau. Altholz liegt im Trend. Doch was ist Altholz eigentlich?
Der Altholzverband definiert Altholz als ehemals verbautes Holz, das entweder als Brennstoff oder Biomasse verwendet, oder so aufbereitet wird, dass es erneut für Möbel und im Hausbau eingesetzt werden kann. Bei der Holzwerkstoffindustrie sind Latten und Bretter alter Scheunen und Bauernhäuser besonders begehrt. Aber auch Türen, Balken oder Holzmöbelteile sind in der Upcyclinggemeinde beliebte Rohstoffe.
Das Material stammt häufig von alten Bauernhäusern und Hütten aus dem Alpenraum, die nicht mehr genutzt werden. Die Bretter, Latten und Balken werden rückgebaut. Selbstverständlich immer unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. Nicht jeder alte Heuschober, der windschief in der Landschaft steht, darf als Quelle für das begehrte Altholz verwendet werden.
Bevor das Holz neu verbaut werden kann, muss es für den neuen Einsatzbereich aufbereitet werden. Dazu gehört, dass es auf Schädlingsbefall ebenso wie auf Schadstoffe untersucht wird. Die Chemikalienverbotsverordnung regelt klar, was im Innenraum, was an der Fassade und was überhaupt nicht benutzt werden darf.
Bevor das Holz neu verbaut werden kann, muss es für den neuen Einsatzbereich aufbereitet werden. Dazu gehört, dass es auf Schädlingsbefall ebenso wie auf Schadstoffe untersucht wird. Die Chemikalienverbotsverordnung regelt klar, was im Innenraum, was an der Fassade und was überhaupt nicht benutzt werden darf.
Alte Bahnschwellen beispielsweise, die bis in die neunziger Jahre als Garteneinfassung beliebt waren, sind heute Tabu. Denn sie sind mit Carbolineum behandelt, das Holz vor Pilz- und Schädlingsbefall schützen soll. Das Teeröl ist als krebserregend eingestuft; es reizt zudem Haut und Atemwege.
Auch alte Dachbalken wurden häufig mit giftigen Chemikalien haltbarer gegen Witterungseinflüsse und Schädlinge gemacht. Wer sie heute für Möbel verwenden möchte, sollte sie vorher gut auf Giftstoffe prüfen lassen. Die Balken für das Bett von Liebwerk haben diese Prüfung sicher bestanden und sind unbedenklich für die Gesundheit.
Auch alte Dachbalken wurden häufig mit giftigen Chemikalien haltbarer gegen Witterungseinflüsse und Schädlinge gemacht. Wer sie heute für Möbel verwenden möchte, sollte sie vorher gut auf Giftstoffe prüfen lassen. Die Balken für das Bett von Liebwerk haben diese Prüfung sicher bestanden und sind unbedenklich für die Gesundheit.
Im Innenausbau sind die Hölzer als Verkleidungen ebenso interessant wie als dekorative Elemente. Diesem Fitnessbereich eines Hauses in Regensburg haben Be Planen durch die Altholzvertäfelung einen modernen rustikalen Look verliehen.
Holzpaneele – 13 Ideen für stilvolle Wandverkleidung >>>
Holzpaneele – 13 Ideen für stilvolle Wandverkleidung >>>
Auch kleinere Reststücke finden Verwendung, beispielsweise bei Wandverkleidungen oder wie an diesem Tresen von Jen Chu Design.
Einige Holzverarbeiter und Holzhändler haben sich mittlerweile auf die Aufbereitung von Altholz und den Handel damit spezialisiert. Das Angebot umfasst sowohl massive Bretter, als auch mit Altholz furnierte Platten. Die Furniere werden beispielsweise auf Dreischichtplatten aufgezogen und für Fußböden, Wandverkleidungen oder Sichtholz von Möbeln verwendet.
Altholz besticht vor allem durch seine Optik. Nicht immer ist es dafür wichtig, wirklich altes Holz zu verwenden. Gerade wenn Holz konstruktiv eingesetzt wird, muss es auch den Anforderungen an die Statik genügen. Daher greifen Bauherren häufig auf Holz in Altholzoptik zurück. Wie bei echtem Altholz kann es sich dabei um Massivholz oder Furnier handeln. Das Holz erhält durch Techniken wie Hacken, Schlagen und Bürsten Gebrauchsspuren. Der neue Dielenboden im Chalet Grand Flüh hat so eben schon diverse Dellen und fühlt sich an, als wären darüber schon zig Generationen gegangen.
Zum Houzzbesuch im urigen Chalet Grand Flüh >>>
Zum Houzzbesuch im urigen Chalet Grand Flüh >>>
Es mag ein wenig geschummelt sein, neues Holz auf alt zu trimmen. Doch letztlich ist nahezu jedes Holz irgendwie vorbehandelt, selbst wenn für ein Blockhaus ganze Baumstämme verwendet werden. Wie weit die optische Täuschung gehen darf, entscheidet letztlich jeder Bauherr selbst, wenn er ein Material auswählt. Auch mit Holzoptik bedruckte Platten sehen wie Holz aus und sind als Wandverkleidung gut geeignet.
Weiterlesen: Rustikaler Altholz-Chic für ein modernes Bad >>>
Weiterlesen: Rustikaler Altholz-Chic für ein modernes Bad >>>
Ähnliche Artikel
Küche planen
Im Dschungel der Küchenoberflächen – ein Überblick
Von Eva Bodenmüller
HPL, MDF, Hi-Macs? Ein Glossar der wichtigsten Materialien zur Vorbereitung auf Ihr Gespräch mit dem Küchenprofi
Zum Artikel
Haushaltstipps
Holz im Badezimmer – Experten-Tipps zu Einbau und Pflege
Von Marie Striewe
Holz in Nassräumen muss fachmännisch verbaut und angemessen gereinigt werden. Worauf genau sollte man dabei achten?
Zum Artikel
Bodenbelag
Pflegeleicht & modern: Sichtestrich als Bodenbelag in Wohnräumen
Von Eva Zimmermann
Früher verborgen, heute stolz präsentiert: Sichtestrich ist zum Herzeigen da. Zwei Expertinnen erklären den Bodenbelag
Zum Artikel
Bodenbelag
Was sind eigentlich … Tomette-Fliesen?
Von Nicola Enderle
Typisch provenzalisch: Die sechseckigen Terrakottafliesen aus Frankreich ziehen in die Welt und verleihen Räumen rustikalen Charme
Zum Artikel
Küche planen
Pflegeleichte Küche planen – Experten-Tipps für die Materialwahl
Von Alexandra Oertel
Wie bleiben Arbeitsplatte, Spritzschutz und Küchenboden ohne viel Aufwand sauber? Zwei Experten geben Tipps für die Wahl der Oberflächen
Zum Artikel
Einrichtungstipps
Holztöne kombinieren: So entsteht ein stimmiges Gesamtbild
Von Julia Schoppe
Wenn ein Holzton auf einen anderen trifft, geht das nicht immer gut aus. Wir geben Tipps zur friedlichen Koexistenz
Zum Artikel
Sanierung
9 natürliche Dämmstoffe und ihre Eigenschaften
Von Eva Bodenmüller
Ein Überblick über nachwachsende und regionale Alternativen zu Styropor und Mineralwolle fürs ökologische Dämmen
Zum Artikel
Küche planen
Arbeitsplatten aus Fenix: Günstig mit sanftem Touch
Von Catherine Hug
Sie suchen eine neue Küchenarbeitsplatte? Vielleicht ist Fenix Ihr Material. Infos zu Material, Einsatz, Kosten & Pflege
Zum Artikel
Terrassengestaltung
Haltbare Terrassen – durch technisch modifizierte heimische Hölzer
Von Eva Zimmermann
Eine echte Alternative zu Tropenholz: Durch diese thermischen und chemischen Verfahren werden heimische Hölzer haltbarer gemacht
Zum Artikel
Terrassengestaltung
Wie aufm Sonnendeck – mit einem Holzboden für die Terrasse
Von Thomas Helbing
Alles über das richtige Material, Konstruktion, Schutz & Pflege von Holzterrassen – mit Tipps von Profis
Zum Artikel
Hallo , ich finde Altholz ist eine optisch sehr ansprechende Art des Recyclings .
Sowohl im Innen- wie auch im Aussenbereich gibt es zahlreiche Anwendungen .
Ein schöner Beitrag zur Nachhaltigkeit , aber nicht alles was Alt ist ist auch ökologisch unbedenklich .
Fachwerkbalken aus der Aussenfassade und auch Aussenverkleidungen von Scheunen sind , gerade in Deutschland , bis in die 1980er Jahre entweder mit Altöl oder besser noch Carbolineum gestrichen worden .
Balken und Bretter aus dem Innenbereich , die noch die Originalfarbe des Holzes haben oder unter Putz gelegen haben , sind meist unbedenklich .
Eine Probe an ein Labor für Baubiologie schafft hier Klarheit .
Tisch aus Fachwerkbalken und Eichendielen 18. und 19.Jh.
Fachwerkwand aus geborgenen Eichenbalken , 18. Jh.
Fußboden aus Eichendielen , Anfang 19.Jh.
Grüsse vom Ommertalhof