Houzzbesuch
Terrassengestaltung
Gartenbesuch: Diese Idylle! Ein Berliner Bauerngarten auf dem Dach
Urban Gardening mit Landhaus-Charme? Geht! Auf einer Dachterrasse in Hermsdorf blüht ein Meisterbeispiel – dank quasi elterlicher Fürsorge
Ihr ur-eigenes Naherholungsgebiet, das haben Tobias Mandelartz und sein Partner: quasi direkt über ihren Köpfen, von der Wohnung über eine Wendeltreppe erreichbar, erstreckt sich auf 80 Quadratmetern der üppige Dachgarten der beiden. Das Penthouse war ein schicksalshafter Zufallsfund am Rande Berlins. Genauer gesagt, im idyllischen Hermsdorf, direkt an ein Naturschutzgebiet grenzend. Es war einer dieser seltenen Fälle, bei denen Finden, Sichten und Kaufen in weniger als 24 Stunden vonstattengingen.
Heute, zwei Jahre nach Einzug, sind die Pflanzen auf der Dachterrasse mindestens ebenso zuhause wie ihre stolzen Ziehväter. Wie dieses Gartenparadies entstand und was Marie Antoinette damit zu tun hat, erfahren Sie gleich.
Heute, zwei Jahre nach Einzug, sind die Pflanzen auf der Dachterrasse mindestens ebenso zuhause wie ihre stolzen Ziehväter. Wie dieses Gartenparadies entstand und was Marie Antoinette damit zu tun hat, erfahren Sie gleich.
Aus dem Herzen Prenzlauer Bergs ging es ins gutbürgerliche Hermsdorf. Wenn man Tobias Mandelratz so beim Begutachten seiner Pflanzen beobachtet, ahnt man bereits, dass dieser Umgebungswechsel die richtige Entscheidung war.
„Direkt hinter dem Haus beginnt der Tegeler Forst mit seiner einheimischen Tierwelt. Wildschweine, Hirsche und Rehe sind hier zuhause. Und direkt vor dem Haus befindet sich das Tegeler Fließ: Ein Naturschutzgebiet mit Bibern, Eisvögeln, Kranichen … und im Sommer grast dort eine Herde Wasserbüffel!“, so der freiberufliche Journalist.
Mandelartz wuchs in einer kinderbuchmäßigen Idylle auf; einem Reetdachhaus in Nordfriesland, direkt am Meer und der Grenze zu Dänemark. Der nächste Nachbar war einen Kilometer entfernt und in dem riesigen Familiengarten gediehen Äpfel, Birnen, Erd- und Himbeeren, verschiedenste Gemüsesorten und natürlich Blumen in Hülle und Fülle.
Mandelartz wuchs in einer kinderbuchmäßigen Idylle auf; einem Reetdachhaus in Nordfriesland, direkt am Meer und der Grenze zu Dänemark. Der nächste Nachbar war einen Kilometer entfernt und in dem riesigen Familiengarten gediehen Äpfel, Birnen, Erd- und Himbeeren, verschiedenste Gemüsesorten und natürlich Blumen in Hülle und Fülle.
VORHER: Malt man sich diese Landhaus-Idylle seiner Kindheit aus, wird klar, wie bei Mandelartz der Traum vom eigenen Bauerngarten entstand. Auch wenn auf der Dachterrasse zunächst nichts darauf hindeutete … – begrenzt durch eine gemauerte Brüstung, in der Mitte der Dachaustritt, der kaum an ein idyllisches Cottage erinnerte.
Mandelartz’ erste Idee war die eines Senkgartens: „Zugegebenermaßen war dieser Einfall denkbar doof, da eine Dachterrasse nicht in die Tiefe gebaut werden kann. Daher bauten wir ihn einfach umgekehrt, nach dem Prinzip der Aufstockung. Alle Pflanzen befinden sich in hölzernen Pflanzkästen und Kübeln“, erklärt Mandelartz. „Bei uns wird durchgeblüht! Frei nach dem Motto: Irgendwas blüht immer. Den Anfang machen zuverlässig die Schneeglöckchen im Januar.”
Mandelartz’ erste Idee war die eines Senkgartens: „Zugegebenermaßen war dieser Einfall denkbar doof, da eine Dachterrasse nicht in die Tiefe gebaut werden kann. Daher bauten wir ihn einfach umgekehrt, nach dem Prinzip der Aufstockung. Alle Pflanzen befinden sich in hölzernen Pflanzkästen und Kübeln“, erklärt Mandelartz. „Bei uns wird durchgeblüht! Frei nach dem Motto: Irgendwas blüht immer. Den Anfang machen zuverlässig die Schneeglöckchen im Januar.”
NACHHER: Die vielen Kübel lassen vermuten, dass es sich bei Mandelartz und seinem Partner um echte Pflanzenliebhaber handelt.
„Ja, in uns schlummert gewissermaßen das ‘Stolze Eltern’-Gen: In Ermangelung eines Kindes haben wir den Dachgarten adoptiert. Er wird gehegt, gepflegt und mit viel Liebe und Zuneigung verwöhnt. Genau wie alle Eltern, freuen wir uns über properes Wachsen und Gedeihen. Andersherum verzweifeln wir bei jedem zaghaften Kränkeln. Und mit dem gleichen Übermut wie Kindeseltern posten wir ständig jede kleine Blüte, jede Knospe und sind glücklich, wenn andere diese Freude mit uns teilen.“
„Ja, in uns schlummert gewissermaßen das ‘Stolze Eltern’-Gen: In Ermangelung eines Kindes haben wir den Dachgarten adoptiert. Er wird gehegt, gepflegt und mit viel Liebe und Zuneigung verwöhnt. Genau wie alle Eltern, freuen wir uns über properes Wachsen und Gedeihen. Andersherum verzweifeln wir bei jedem zaghaften Kränkeln. Und mit dem gleichen Übermut wie Kindeseltern posten wir ständig jede kleine Blüte, jede Knospe und sind glücklich, wenn andere diese Freude mit uns teilen.“
VORHER: Diese beim Einzug vorhandene Rasenfläche wurde durch Rollrasen erneuert. Darunter verläuft eine Drainage, so dass Regenwasser zur Regenrinne abgeleitet wird.
6 Argumente für ein begrüntes Dach >>>
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NACHHER: Mandelartz beachtet bei der Pflege des neuen Rasens, so wie in allen anderen Bereichen des Gartens, stets das Prinzip der natürlichen Unordnung – eines der Erfolgsgeheimnisse eines Cottage-Gartens. Er wirkt nie perfekt, sondern natürlich nachlässig. Mandelartz zitiert in dem Zusammenhang gerne Stefan Zweig, der diese Art der Gestaltung in seiner Biographie Marie Antoinettes als einen „auf allerkünstlichste Weise allernatürlichsten Stil!“ beschrieb.
Im klassischen Bauerngarten werden verschiedene Bereiche formal getrennt und beschränkt. In diesem konkreten Fall geschieht dies auch durch die umlaufenden Balkonmauern sowie den Wechsel von Holzbelag und Rasen. Pflanzkübel bringen Abwechslung ins Gesamtbild; mehrere Sitzplätze und lauschige Ecken bieten Gelegenheit zum Verweilen.
„Wir nutzen den Dachgarten als Wohnzimmer und Lese-Arbeits-Koch-Relax-Refugium. Die sogenannte Knospenkontrolle gehört zu unseren täglichen Ritualen. Zu vielen Pflanzen haben wir eine persönliche Beziehung, oftmals sind sie aus dem Urlaub mitgebracht worden und wurden sorgsam hochgepäppelt“, so Mandelartz. „Zudem wird im Sommer auch geerntet: Pflaumen, Stachel-. Him-, Brom-, Heidel- und Johannisbeeren, dazu Tomaten, Gurken und Rhabarber“, erzählt er stolz.
Allerdings gibt es für verantwortungsbewusste Pflanzen-Eltern einiges zu beachten. „Ein Dachgarten ist speziell, erst recht, wenn man nur in Kästen und Kübeln pflanzen kann. Nicht jede Pflanze ist damit grundsätzlich einverstanden. Generell benötigt solch ein Garten mehr Hege und Pflege; man sollte für die Aufzucht ein bisschen mehr Geduld aufbringen“, betont Mandelartz. „Da im Frühjahr die Pflanzbehälter nachts noch deutlich mehr durchkühlen, als der Erdboden, ist die Vegetation stets ein paar Wochen hinterher. Im Hochsommer trocknen die Kübel allerdings sehr schnell aus. Da heißt es: Gießen! Oft zweimal am Tag muss jedem Kübel die benötigte Wasserration verabreicht werden. Im Winter muss alles, aber auch wirklich alles schön warm eingepackt werden. Zum Beispiel mit Jute-Säcken, Reet-Wänden, Noppenplastikplanen.“
Das tägliche Gießen übernimmt bei Abwesenheit der Hausherren der Hausmeisterdienst von Gegenüber.
Das tägliche Gießen übernimmt bei Abwesenheit der Hausherren der Hausmeisterdienst von Gegenüber.
Auch ein Kräutergarten ist ein Muss. Salbei, Schnittlauch, Oregano, Basilikum und Thymian sind für einen leidenschaftlichen Koch wie Mandelartz unerlässlich. Der Garten soll schließlich nicht nur schön, sondern auch nützlich sein. Übrigens auch eine der goldenen Regeln des Bauerngartens.
Diese Dahlien und viele andere Blüten schmücken als kleine Farbtupfer das Gesamtbild.
Aber auch herumstehende leere Flaschen und Holzkisten sind nicht etwa Zufallsprodukte, sondern vielmehr Gestaltungselement und absichtsvolle Gartendeko.
Aber auch herumstehende leere Flaschen und Holzkisten sind nicht etwa Zufallsprodukte, sondern vielmehr Gestaltungselement und absichtsvolle Gartendeko.
Bezüglich des Stylings und der Dekoration verfolgt der 48-Jährige Mandelartz eine ganz klare Linie. Wo man hinschaut entdeckt man dekorative Sidekicks im Shabby-Chic: „Alles muss schon ein wenig abgenutzt erscheinen.“
Natürlich darf ein Wasserspiel nicht fehlen, wie in diesem halbierten alten Weinfass. Für besinnliches Geplätscher wurde es mit einer Springbrunnenpumpe versehen, die eigentlich in tiefen Teichen für Fontänen sorgen soll.
Natürlich darf ein Wasserspiel nicht fehlen, wie in diesem halbierten alten Weinfass. Für besinnliches Geplätscher wurde es mit einer Springbrunnenpumpe versehen, die eigentlich in tiefen Teichen für Fontänen sorgen soll.
„Wir haben das Wasserrohr unter Wasser gekürzt und den Einsatz für Fontänen entfernt, so entsteht ein gemütlicher Blubbereffekt. Dadurch gelangt Sauerstoff ins Wasser und es wird nicht ‘faul’”, erklärt Mandelartz.
Die Kübel sind gleichzeitig Sichtschutz für die unromantische Kabellage des dahinter liegenden Wasseranschlusses.
Die Kübel sind gleichzeitig Sichtschutz für die unromantische Kabellage des dahinter liegenden Wasseranschlusses.
Eine kleine Ziermandarine bringt etwas südliches Flair und Abwechslung ins Pflanzen-Ensemble – sie steht bis zum späten Frühjahr in der Wohnung und darf erst auf die Terrasse, wenn es nachts nicht mehr kalt wird.
Neben kleinen Topfpflanzen stehen bei Mandelartz auch Kletterer wie Wein und weiter links die Glyzine hoch im Kurs. Vielfalt und die damit einhergehende Abwechslung ist in Gärten eben nicht weniger wichtig als in der Innenraumgestaltung. Die richtige Mischung machts.
VORHER: Noch vor zwei Jahren war von Pflanzenvielfalt keine Spur. Das Anlegen eines Dachgartens birgt natürlich ganz andere Schwierigkeiten, als das eines normalen Gartens. Man kann nichts tief in die Erde graben. Beete werden durch Pflanzkästen und Kübel ersetzt. Durch den Mangel an Erde müssen die Pflanzen auch öfter gedüngt werden.
Die andere große Herausforderung zum Start: das schweißtreibende Hochtragen aller grünen Lieblinge. Beim Transport größerer Pflanzen und der 14 hölzernen Pflanzkästen halfen einige starke Jungs. Die 5.000 Liter Pflanzenerde aber wurden von den Bewohnern eigenhändig in den dritten Stock getragen – das wird auf ewig als rekordverdächtiger Kraftakt in Erinnerung bleiben.
Die andere große Herausforderung zum Start: das schweißtreibende Hochtragen aller grünen Lieblinge. Beim Transport größerer Pflanzen und der 14 hölzernen Pflanzkästen halfen einige starke Jungs. Die 5.000 Liter Pflanzenerde aber wurden von den Bewohnern eigenhändig in den dritten Stock getragen – das wird auf ewig als rekordverdächtiger Kraftakt in Erinnerung bleiben.
NACHHER: Der Rhododendron am Übergangsbereich begrüßt heute seinen Landlord schon im Frühling mit lilafarbener Blütenfülle.
„Auch auf der anderen Seite des Dachaustritts finden sich Ruhe-Oasen zum Sonne tanken. Bei den Pflanzen war uns außerdem wichtig, den Insekten möglichst viel Nahrung zu bieten, seit diesem Frühjahr haben wir auch einige Gehörnte Mauerbienen als Mitbewohner“, berichtet Mandelartz stolz.
Das Paar mit dem grünen Daumen hat seine Kenntnisse übrigens aus verschiedensten Quellen erarbeitet, wie Gartenbücher, Fachzeitschriften, Internet, TV-Sendungen und dem Austausch mit anderen Gartenbesitzern. Das gewachsene Ergebnis beruht allerdings auf dem berühmten Trial-and-Error-Prinzip.
Das Paar mit dem grünen Daumen hat seine Kenntnisse übrigens aus verschiedensten Quellen erarbeitet, wie Gartenbücher, Fachzeitschriften, Internet, TV-Sendungen und dem Austausch mit anderen Gartenbesitzern. Das gewachsene Ergebnis beruht allerdings auf dem berühmten Trial-and-Error-Prinzip.
Ein weiteres botanisches Highlight ist der violette Zierlauch. Die farbprächtigen Kugeln schmücken besonders den äußeren Rand der Terrasse und runden das Bild im wahrsten Sinne des Wortes ab.
Mehr grüne und bezaubernde Gartenbesuche aus aller Welt im Magazin von Houzz >>>
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Hier entspannt: Houzzer Tobias Mandelartz, 48, mit seinem Partner
In: Hermsdorf, Berlin
Auf: 80 Quadratmetern Dachterrasse
Fotos: Julia Schoppe