Houzzbesuch: Helle Neubauwohnung mit Sichtbeton und Charme
Beton, Holz und Stil – mit diesen Zutaten verwirklichten eine Bloggerin und ihre Familie den urbanen Wohntraum in Berlin
Der Besuch bei Bloggerin Berit Müller beginnt überraschend: Am Ende einer langen Straße mit alternativen Bars, in die Jahre gekommenen Altbauten und verwucherten Brachen öffnet sich ein Karree aus modernen Neubauten. Hinter den rot, grün und beigefarben gestrichenen Fassaden verbirgt sich ein Familienidyll mit Hinterhof-Spielplatz, Trampolin, Sitzplätzen – und großzügigen, hellen Wohnungen wie dem Zuhause der Müllers.
Auf einen Blick
Hier wohnen: Berit und Lars Müller mit ihren Kindern Mads und Pina
In: einer Vierzimmer-Neubauwohnung in Berlin-Friedrichshain
Auf: 136 Quadratmetern
Fotos: Claudia Georgi
Auf einen Blick
Hier wohnen: Berit und Lars Müller mit ihren Kindern Mads und Pina
In: einer Vierzimmer-Neubauwohnung in Berlin-Friedrichshain
Auf: 136 Quadratmetern
Fotos: Claudia Georgi
Designerin und Bloggerin Berit Müller wohnt seit einem Jahr mit ihrem Mann Lars, Sohn Mads und Babytochter Pina in der neuen Wohnung in einem Baugruppenprojekt, das insgesamt sechs Häuser und hundert Wohnungen umfasst. Die Familie konnte den Grundriss mitgestalten und so die Wohnung an ihre Bedürfnisse anpassen. Die 136 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich heute auf vier Zimmer, einen großen Wohnbereich und zwei Bäder – ergänzt von zwei Balkons und einer weitläufigen, gemeinschaftlich genutzten Dachterrasse.
Beeindruckend ist vor allem, wie perfekt die Wohnung nach nur einem Jahr eingerichtet ist. Und das, obwohl Müller kurz nach dem Einzug ihr zweites Kind bekam. „Als letztes Jahr die Küche eingebaut war, sind wir kurzentschlossen mit einem Rollkoffer und unserem Sohn eingezogen. Wir haben ein Matratzenlager und eine Spielecke im neuen Wohnzimmer eingerichtet und eine total chaotische 55-Quadratmeter-Wohnung am Boxhagener Platz hinterlassen“, erzählt Müller. „So konnte ich in Ruhe in der alten Wohnung alles zusammenpacken, ohne dass wir dort noch lebten.“
Die meisten Möbel hat die Familie aus der alten Wohnung mitgebracht und war ziemlich erstaunt, wie voll das neue Zuhause mit ihnen aussah, obwohl hier dreimal so viel Platz ist. Sie passen gut in die neue Umgebung mit Wänden, die teils in nacktem Sichtbeton gehalten, teils verputzt sind.
Das Herz der Wohnung ist der großzügige Wohn-, Ess- und auch Arbeitsbereich. Im Zentrum steht ein Ecksofa von BoConcept, zu dem Müller ihren Mann überreden musste. „Er wollte eigentlich nie eine beigefarbene Couch, weil er sie zu empfindlich fand“. Schön ist sie trotzdem.
Durch ein Bücherregal vom Rest des großen Raumes abgetrennt, befindet sich Müllers Arbeitsplatz an einem Panoramafenster mit Stadtblick. Hier schreibt sie für ihren Blog The Shopazine und recherchiert Themen rund um Mode, Einrichtung, Leben und Familie. Eine Tür braucht sie dafür nicht, Sohn Mads klopft auch so an und fragt, ob er ins „Büro“ darf, bevor er an den Schreibtisch kommt.
Offen und wie mit der Wand verschmolzen erscheint die weiße, minimalistische Küche von Next. Der Hingucker hier aber die Tapete, ein schwarzweißer Birkenwald. „Das ist ein Klassiker aus den Fünfzigerjahren“, sagt Müller. „Die Firma druckt auch tatsächlich noch per Hand. Diese Tapete habe ich vor vielen Jahren gesehen und wollte sie schon lange haben.“
Tapete: „Woods“, Cole & Son
Tapete: „Woods“, Cole & Son
Direkt gegenüber der tiefen Kücheninsel befindet sich der Essbereich mit angrenzender Loggia. „Die ist eigentlich wie ein Teil vom Raum, und ich finde, der muss auch gestaltet sein.“ In der Adventszeit wird es hier gemütlich, sodass man auch mal draußen kuschelig sitzen kann.
Überhaupt ist Müllers Faible die Dekoration. Ihr Stil, so sagt sie selbst, sei eher das Gegenteil von minimalistisch. Das ist auch ganz gut so – die klaren Linien der Neubauwohnung in Kombination mit der rohen Betonwand könnten sonst schnell kühl und nüchtern wirken.
„Mein Mann findet ja meine Deko manchmal ein bisschen zu viel, das nehme ich ihm aber gar nicht übel“, sagt Müller lachend. „Ehrlich gesagt bewundere ich es, wenn Leute sich reduziert einrichten können. Ich kann das einfach nicht.“ Zum Glück kommen die beiden immer auf einen Nenner, auch wenn es, wie Müller verrät, manchmal einen Moment dauern kann.
Zwischen Esstisch, Sofa und Arbeitsplatz gibt es überall Ecken, in denen die zwei Kinder spielen können. Das selbstgenähte Tipi, der Wohnzimmertisch oder das Schaukelpferd von Tede Family bieten genug Abwechslung. Müller legt viel Wert darauf, dass die Kinder auch im Wohnzimmer Spielbereiche haben, wo die ganze Familie zusammenkommt. „So bin ich schließlich auch aufgewachsen“, sagt sie.
Weil der kleine Mads aber auch ausgesprochen gerne in seinem eigenen Zimmer spielt, haben sich seine Eltern bei dessen Einrichtung besonders viel Mühe gegeben. Auch hier kam eine Motivtapete zum Einsatz – mit Dschungelprint. Dazu passt die Affenlampe wunderbar.
Ein alter Schrank wurde kurzerhand umfunktioniert, mit Magnet- und Kreidetafellack gestrichen und zur Herberge für Mads’ Kuscheltiere gemacht. Die bunten Kissen auf dem Bett hat Müller selbst genäht. „Obwohl ich eigentlich gar nicht gerne nähe“, gesteht sie. „Aber Kissen sind ja einfach und immer eine ganz dankbare Aufgabe. Man ist schnell fertig, und es sieht schön aus.“.
Nebenan befindet sich das Schlafzimmer der Eltern, mit zahlreichen Prints und Bildern an der Wand. Die Liebe zum Detail und der Wunsch nach Farben prägt auch hier den Raum. Die orangefarbenen Vorhänge könnte man als gewagt empfinden, sie sorgen aber für angenehm warmes Licht und setzen einen Kontrast zu den zarten Pastelltönen der Grafiktapete.
Ein Schmuckstück ist die Vintage-Lampe in Schneckenform. Müller fand sie auf Ebay.
Im Gegensatz zur restlichen Wohnung herrscht im Bad Minimalismus. Die Kakteen brauchen keinen Topf – sie sind nämlich aus Keramik.
Eine Herzensangelegenheit in Sachen Einrichtung ist für Müller das Gästezimmer. „Das ist mir wirklich wichtig. Zu oft ist es nur eine Abstellkammer, ein Wäschezimmer, ein Depot für Altlasten und überhaupt verwaist“, sagt sie. „Ich wollte, dass es ein Raum wird, der schön ist und in dem wir auch mal sitzen können. Ich lasse gerne die Tür offen, damit ich immer mal wieder reingucken und mich freuen kann, dass es eben keine Abstellkammer ist.“
Und weil es einfach so schön hier ist, setzt sich Müller selbst manchmal gerne abends zum Lesen auf das kleine Schlafsofa vor der Ananas-Tapete. Sie genießt es, so lange sie noch „darf“, denn irgendwann wird die kleine Pina hier einziehen und der Raum zum Kinderzimmer umgestaltet werden.
Das Outdoor-Highlight der Wohnung liegt ein paar Stockwerke höher, wo sich über alle sechs Häuser der Baugruppe ein großer Dachgarten erstreckt. Der phänomenale Ausblick wird mit Hochbeeten und Sandkästen noch verfeinert.
„Wir machen hier oben sogar manchmal Yoga“, sagt Müller. „Wenn dann der Sonnengruß im wahrsten Sinne des Wortes bei Sonnenuntergang stattfindet, lindert das das schlechte Gewissen, mit den Kindern nicht auf dem Land, sondern in der Großstadt zu leben.“ Trotz des Trubels haben sich Müller und ihre Familie ein wunderbares Kleinod geschaffen, mit viel Raum, Grün und einer netten Nachbarschaft.
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